Japan: Fuji, Hiroshima und Kyoto

Die letzte Woche unserer 3-wöchigen Reise in Japan verbringen wir im Süden der Hauptinsel, wo wir die Städte Hiroshima und Kyoto besuchen.

Zwischenhalt beim Fuji

Wir fahren mit dem Shinkansen vom wunderschönen Norden wieder in die Mitte Japans und machen einen Kurzstop beim Fuji.
Die Zugfahrt nutzt Melanie dafür, das ganze Finanzmanagemet auf den neusten Stand zu bringen. (Jonas: Unglaublich was die alles kann! Melanie: Endlich wieder mal eine anständige Exceltabelle!)
In Tokio müssen wir umsteigen. Dabei kommen wir in den Genuss einer Zugputzaktion. Die Putzcrew steht schon bereit, als der Zug einfährt. Bei jeder Tür eine Person. Kaum sind alle Passagiere ausgestiegen, steigt die Putzcrew ein und dann gehts los. Innert 5 Minuten werden alle Sitze um 180° gedreht, die Kopfschütze gewechselt und alles einmal durchgeputzt. Dann können wir einsteigen und der Zug fährt wieder in die entgegengesetzte Richtung los.

In Fuji-Shin angekommen, laufen wir zu unserem Hotel, welches wir möglichst nahe am Bahnhof gewählt haben. Gebucht haben wir das günstigste Zimmer. Doch anscheinend sind sie nicht ausgebucht, denn wir bekommen ein Zimmer im 8. Stock und das noch auf der Fuji-Seite. Das heisst, wir haben Sicht auf den Fuji! Nur spielt das Wetter leider nicht mit und eine Nebeldecke verdeckt den berühmten Berg. Daher sehen wir den Fuji nur auf der Wasserflasche.

Unsere Sicht aus dem Zimmer auf den Fuji.

Spuren des 2. Weltkriegs in Hiroshima

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Hiroshima. Zusammen mit tausenden anderen Reisenden quetschen wir uns in den Zug.
Am nächsten Morgen stehen wir extra früh auf, um das Atombombenmuseum zu besuchen. Das Museum war echt eindrücklich. Es gibt viele Relikte vom Bombenabwurf vom 6. August 1945 und noch mehr Geschichten von Überlebenden. Man könnte Stunden in diesem Museum verbringen und sich in die Zeit zurückversetzen lassen. Es strömen jedoch mehr und mehr Leute in das Museum, bis man schlussendlich anstehen muss, um eine Tafel lesen zu können. Unser Kopf schwirrt sowieso schon vor all diesen vielen Eindrücken und so sind wir dann kurz vor Mittag wieder draussen und laufen noch durch den Friedenspark. Der Friedenspark liegt auf einer Flussinsel, auf der früher das Bankenviertel war. Das Viertel wurde von der Bombe komplett zerstört und seither ist diese Insel ein Mahnmal für die zerstörerische Kraft von Atombomben.

  • Atombomben-Mahnmal

Am nächsten Tag haben wir wieder mal die Wanderschuhe umgeschnallt und sind auf der Insel Miyajima wandern gegangen. Mit einer uralten Bahn ging es hoch auf den Berg, von dort aus auf den Gipfel und dann stetig runter bis an die Küste. Wir geniessen die Ruhe und die wunderbaren Ausblicke. Die Ruhe ist aber vorbei, sobald wir zurück im Dorf sind, wo die Fähren aus Hiroshima ankommen. Der Ort ist regelrecht vollgestopft mit Menschen. Wir erhaschen noch kurz einen Blick auf das berühmte Torii, das momentan leider eingerüstet ist, und suchen dann schnell den Weg zurück zu den Fähren, um die Insel schnellstmöglich zu verlassen.Mitten in den Menschenmassen stehen noch Rehe, die von allen Seiten betätschelt werden. Melanie hat natürlich kein Interesse an diesen Tieren. Das Tier aber an ihr. Denn sie hält noch einen angebissenen Apfel in der Hand und das Reh hat anscheinend Hunger. Da es nicht zum Apfel kommt, fängt es halt an, an Melanies T-Shirt zu knabbern. Irgendwann gibt sie dann nach und das Reh kommt doch noch in den Genuss des Apfels.
Wenigstens erübrigt sich so die Frage, wo man den Apfel mitten im Dorf hätte entsorgen können. In Japan ist es nämlich äusserst mühsam, einen Abfalleimer zu finden!

Touristengedränge in Kyoto

Von Hiroshima geht es weiter nach Kyoto, die ehemalige Hauptstadt bietet vorallem Geschichte und Kultur. Und ist anscheinend sehr beliebt bei Touristen. Auch wir besuchen die obligatorischen Sehenswürdigkeiten.
Bei grosser Hitze laufen wir durch über 5000 rote Tore auf den Mt. Inari. Unten bei den ersten Toren bleiben natürlich alle stehen und müssen Fotos schiessen. Die Menschenmassen auf diesem Weg sind unvorstellbar!

Leute, Leute, Leute

Zum Glück haben wir den Tipp erhalten, unbedingt bis zum Gipfel zu laufen. Denn je höher man kommt und desto anstrengender es wird, desto weniger Leute sind unterwegs. So kommen sogar wir noch zu einem Foto mit den roten Toren, ohne dass andere Leute ins Bild stolpern.

Ok, da ist doch jemand im Hintergrund…

Wir besuchen auch noch den Bambuswald und den Affenberg.
Der Bambuswald ist sehr eindrücklich mit den bis zu 15-20 cm dicken Bambusrohren. Es windet ziemlich fest, als wir durch den Wald spazieren, die Rohre biegen sich stark, knacken und der Wind rauscht geräuschvoll durch die Blätter.

Taifun Krosa in Kobe

Die Fahrt nach Kobe haben wir zum Glück mit dem Regionalzug geplant. Da sich ein Taifun langsam aber sicher nähert, fährt der Shinkansen und diverse andere Züge nicht mehr.Als wir in Kobe die Gegend etwas erkunden, haben wir das Gefühl, dass Kobe eine Geisterstadt ist. Weil der 10. Taifun dieser Sainson angekündigt ist, hat es keine Leute auf der Strasse und alle Läden und Restaurants sind geschlossen. Wir haben Glück, dass wir noch eine U-Bahn finden, die uns zurück zum Hotel bringt, bevor der Sturm aufzieht und so verbringen wir den Abend im Hotel, während es draussen regnet und stürmt.

Am nächsten Tag gehts weiter zum Flughafen. Während dem Sturm wurden alle Flüge gestrichen, weshalb wir mit grossem Chaos rechneten. Am Flughafen ist aber glücklicherweise nicht viel los und wir haben nach 5 Minuten eingecheckt, das Gepäck abgegeben und die Sicherheitskontrolle passiert. Nun geht es los Richtung Okinawa!

Japan: Tokio und Hokkaido

Mit dem Flieger lassen wir das Nebelmeer von Wladiwostok hinter uns. In der Woche vor unserer Abreise haben wir noch diverse andere Optionen geprüft, gerne wären wir mit einem Containerschiff weitergereist. Aber leider kommt man in Russland als Mitreisender nicht auf ein Containerschiff.
Also landen wir nach einem kurzen Flug in Tokio. Die erste Woche unserer Backpacker-Reise werden wir in dieser Millionenmetropole verbringen. Dann reisen wir für 5 Tage nach Hokkaido, auf die Nordinsel.

Städtetrip Tokio

Mit Müh und Not und der Hilfe eines netten Japaners lösen wir die Tickets, finden die richtigen Züge und schleppen uns vom Flughafen Tokio zum Hostel. Notiz an uns: Wichtiges Kriterium für die Wahl der Unterkunft ist die Distanz zum Bahnhof!

Wenigstens haben wir die U-Bahn in der Nähe. Täglich fahren wir ins Stadtzentrum und besichtigen bei durchwegs schönem und vor allem heissem Wetter immer wieder andere Stadtteile. Das heisst, wir laufen vom einen klimatisierten Cafe zum nächsten klimatisierten Cafe. Unser Konsum von kaltem Kaffee war in den letzten Wochen wirklich besorgniserregend! Dabei ist der meistens nicht mal so gut…
Die Zeit verbringen wir mit Besichtigen von Sehenswürdigkeiten, Planen unserer Weiterreise und Shoppen 😉
Unsere Begeisterung fürs Shoppen hält sich ja sonst schon sehr in Grenzen. Wenn man sich aber in Japan auf die Suche nach Flipflops und Bikini in unseren Grössen macht, ist die Restbegeisterung relativ schnell aufgebraucht, die Japaner sind ja bekanntlich etwas kleiner und schmaler als wir. Entsprechend schwierig war es, etwas passendes zu finden.

Zurück zu den Sehenswürdigkeiten. Eindrücklich war die Aussichtsplattform auf dem Shinjuku-Hochhaus . Im 45. Stock in 202 Meter Höhe kann man hier eine 360°-Rundumsicht geniessen. Anscheinend soll man sogar den Fuji sehen können, dafür war aber bei uns die Luftfeuchtigkeit definitiv zu hoch.
Wir konnten aber prima das Geschehen in der Stadt beobachten. Pünktlich zum Feierabend stehen wir oben und sehen die Japaner zu Tausenden aus den umliegenden Bürogebäuden strömen: Schwarze Haare, weisses Hemd/Bluse, schwarze Hose/Rock.

Im 45. Stock des Shinjuku-Hochhauses.
Es scheint in Tokio eine Einheitskleidung zu geben.

Unser Highlight in Tokio war aber ein traditionelles japanisches Fest (und das am 1. August).
Als wir am Morgen auf dem Weg zum Fischmarkt an einem Tempel vorbeilaufen, stoppt uns ein Japaner und meint, wir sollten unbedingt am Abend nochmals vorbeischauen, da dann ein Fest stattfindet. Also machen wir das und kehren am Abend zurück zum Tempel. Und sind überwältigt!
Der Innenhof ist geschmückt mit japanischen Lampions, in der Mitte steht ein hohes Podest und rund herum gibt es einige Essens- und Getränkestände mit leckeren Spezialitäten. Auf und um das Podest stehen Paukenspieler und geben ihr Können zum Besten.
Unter rhythmischen Klängen decken wir uns also mit Leckereien ein und sitzen auf den Rasenplatz, um das Geschehen zu beobachten. Der Innenhof füllt sich immer mehr mit Leuten, bis schliesslich kaum mehr ein Plätzchen frei ist.
Nachdem die Paukenspieler ihre Darbietung beendet haben, gibt es das nächste Spektakel: einen Volkstanz. Alle Japaner in ihren Kimonos strömen zum Podest und machen einen Tanz rund um das Podest.
Zum Glück haben wir von diesem Fest erfahren!

Unsere weiteren Highlights von Tokio könnt ihr euch in der Bildstrecke anschauen:

Fahrt nach Sapporo

Nach nicht ganz einer Woche verlassen wir die Hauptstadt. Wir haben nun genug Leute und Stadt gesehen, haben uns wieder an die Zivilisation gewöhnt und sehnen uns etwas Natur zurück. Deshalb fahren wir nach Hokkaido, die nördliche und ländliche Insel von Japan.
Mit dem Shinkansen und teilweise über 300 km/h rasen wir in 8 Stunden nach Sapporo. Dabei durchqueren wir auch den zweitlängsten Eisenbahntunnel der Welt, welcher unter dem Meer hindurch führt, und legen über 1’200 km zurück. Da haben wir ja sogar mit dem Flieger von Wladiwostok nach Tokio weniger Kilometer an einem Tag zurückgelegt.

Der Shinkansen fährt nur bis nach dem Tunnel. Das heisst, man muss für die übrigen Kilometer auf der Insel Hokkaido auf einen anderen Zug umsteigen.
Der Shinkansen hat sozusagen Flugzeugbestuhlung, aber mit sehr viel Beinfreiheit, und rauscht wahnsinnig ruhig über die Gleise. Mit was wir also im modernen Japan gar nicht gerechnet haben, ist der lokale Zug auf Hokkaido: Ein lauter, wackliger, langsamer Zug mit Diesellok! Der Lokführer muss sogar noch die Gänge selber reinhauen, was wir mit dem Aufheulen des Motors und einem gewaltigen Ruck beim Gangwechsel regelmässig zu spüren bekommen. Um diese Fahrt bis Sapporo zu überstehen, gönnen wir uns schliesslich es Apporo 😉

Die Olympia-Stadt Sapporo

Sapporo ist im Vergleich zu den anderen besuchten Japan-Städten klein, nicht so überlaufen und härzig. Es gibt eine typisch japanische Einkaufsstrasse, ein Biermuseum und einen Hausberg.
Mit Erläuterungen zu den Menschenmassen auf dem Hausberg und ähnlichen Phänomenen verschonen wir euch, hier könnt ihr stattdessen einige Fotos anschauen:

Nach drei Tagen Sapporo zieht es uns noch weiter in die Natur raus. Wir fahren mit dem Dieselzug ein Stück zurück Richtung Süden nach Noboribetsu.

Zu Besuch beim Teufel in Noboribetsu

In Noboribetsu übernachten wir in einem Hostel. Das zählt schon fast als Kapselhotel:

Unsere “Zellen” im Hostel.

Nach der Ankunft am Morgen gehen wir direkt mit dem Bus ins Hell-Valley. Das ist eine Vulkanlandschaft, wo es überall aus dem Boden dampft, also fast wie in gewissen Regionen in Island. Der Unterschied besteht einfach darin, dass wir hier in Japan Aussentemperaturen von über 35° haben. Solche Aussentemperaturen sind nicht unbedingt notwendig, wenn man nach einer Wanderung die Füsse badet im über 60° warmen Bachwasser, das vom Hell-Valley kommt.

Nach der Besichtigung des Hell-Valley gönnen wir uns den obligaten Onsenbesuch. Onsen sind Badehäuser mit Thermalwasser (also heisses Wasser, wir erinnern an dieser Stelle gerne an die Aussentemperaturen).
Es gibt sie überall im Land, ganz kleine Onsen in Dörfern und auch grössere Onsen in den Touristenregionen. Die Bäder sind geschlechtergetrennt und man darf nur nackt hinein. Das einzige, was mit ins Bad darf, ist ein kleines Tuch, mit dem man sich ein bisschen bedecken kann und das man beim Sitzen im Wasser auf den Kopf legt.
Zuerst geht man sich waschen. Dazu gibt es Waschstellen mit kleinen Hockern, einer Duschbrause und jedes erdenkliche Shampoozeugs. Nachdem man sich gründlich gewaschen hat, geht es los mit „in die verschiedenen Bäder sitzen“. Wer lesen kann, ist besser dran: Jonas hüpft ins erst beste Bad und landet direkt im heissesten Bad. Nach einer Stunde wechselnden heissen und noch heisseren Bädern hats Jonas gesehen und geniesst während der nächste Stunde das kühle Bier bis Melanie auch genug hat.

Symbolbild: Jonas demonstriert, wie man das Tüechli auf dem Kopf trägt.

Mit dem Tandem um den Donut-See

Am nächsten Tag fahren wir mit der Bahn und dem Bus zum Donut-See. Ein runder See mit einer Insel in der Mitte.
Wir leihen direkt bei der Bushaltestelle ein japanisches Tandem aus und machen uns auf die 36 km lange Strecke rund um den See. Nach 10 km verpassen wir eine Abzweigung und geniessen nichtsahnend die Abfahrt ins nächste Dorf. Unten angekommen bemerken wir den Fauxpas. Doch alles wieder hinaufradeln kommt nicht in Frage, weil unser Tandem ein Eingänger ist. Also nehmen wir die Verlängerung durchs Dorf.
Ganz ohne Hinauffahren geht es dann doch nicht und wir trampeln mit Müh und Not den Hügel hinauf und treffen halb oben auf einen Tunnel.
Okey. Es ist kein Verbotsschild zu sehen, also treten wir mächtig in die Pedalen und machen mit der Handylampe ein bisschen Licht im lichtlosen Tunnel. Zum Glück geht es ein bisschen bergab, so sind wir schnell am anderen Ende und somit auch wieder am See.
Das glasklare Wasser lädt zum Baden ein, deshalb halten wir einfach mal an und gehen an einem kleinen Strand baden. Eine wunderbare Abkühlung an diesem heissen Tag.
Diese Idylle geniessen wir richtig und finden es schade, dass wir hier nicht mit unserem Auto unterwegs sein dürfen. Es gibt hier so viele tolle Übernachtungsplätze!
Doch das Tandemfahren macht auch mächtig Spass und wir drehen unsere Runde weiter. Dass wir um den ganzen See gefahren sind, lässt dann auch den uralten Vermieter erstaunen. Die meisten Touristen würden einfach ein bisschen im Dorf herum fahren. Das mit unserem Umweg durchs Dorf und durchs Tunnel haben wir dann nicht erwähnt…