Kasachstan: Die Nationalpärke im Südosten und ab nach Norden

Habt ihr gewusst, dass sich der zweitgrösste Canyon der Welt in Kasachstan befindet? Der Sharyn Canyon ist nach dem Grand Canyon in Amerika der zweitgrösste Canyon. Für Jonas ist er ganz schön eindrücklich gross. Melanie war schon beim Grand Canyon und ist daher nicht ganz so überwältigt. Wir fahren dem Canyon entlang und nehmen immer wieder die Bauernwege, die zum Rand des Canyons führen. Wir sind meistens ganz alleine und können die Ausblicke in den Canyon ungestört geniessen. Es gibt einen Parkplatz auf der anderen Canyonseite, dieser hingegen ist rappelvoll mit Autos. Die Leute wandern oder fahren sogar mit den Autos zu Hunderten in den Canyon hinein.

Beim Sharyn Canyon.

Uns führt es noch zum Kaindysee. Dieser See entstand vor über 100 Jahren durch einen Erdrutsch, der nun einen Damm bildet und das Wasser des Bächleins zurückstaut. Im See hat es heute noch stehende Baumstämme. Unter Wasser kann man sogar noch die Äste der Bäume sehen. Dies ist natürlich ein Foto wert! Darum sind wir auch nicht die Einzigen am See. Doch da die Kasachen nicht gerne wandern, können wir nach einer kurzen Wanderung den See von der anderen Seite fast alleine geniessen.

Der Kaindysee mit den Bäumen, die immer noch im Wasser stehen.

Nun geht es seit langer Zeit wiedermal Richtung Norden. Wir besuchen den Altyn-Emel Nationalpark etwas nordöstlich von Almaty. Die singende Düne ist da die Hauptattraktion. Als wir sie besuchen, hat sie wohl gerade Mittagspause. Gesungen hat da gar nichts, aber wir trampelten bis ganz nach oben, um dann nach unten zu rutschen. Beim Runterrutschen hat die Düne dann doch noch Töne von sich gegeben. Durch das Verdichten des Sandes hat es lustige Quietschtöne gegeben.
Die Wege, die durch den Park führen, sind sehr mühsam für Nanuk. Es sind vom Wind gemachte Wellen auf dem Weg, was uns und vorallem Nanuk mächtig durchrüttelt. Wir haben das Gefühl, dass nächstens alles auseinanderfliegt und es zerrt an unseren Nerven. Wir probieren es mit 80 km/h (Kasachentempo) und mit 20 km/h. Mit 80 km/h wird es einem aber unwohl auf diesen Wegen, also halten wir uns wieder an Tempo 20 km/h.
Weiter östlich im Park gibt es eine 700-jährige Weide. Nicht nur das Alter des Baumes ist beeindruckend, sondern auch seine Grösse. Ein Baum, der so gross war, dass er seine Äste auf den Boden hängen lässt, um sich abzustützen.
Eine rote Lawalandschaft und die farbenfrohe Gesteinslandschaft im Osten des Nationalparks können wir auch noch besichtigen. Diese Landschaften bestehen aus farbigen Stein- und Sandhügel: rot, gelb, weiss, grün, blau, orange, … Man hat das Gefühl, man stehe auf einem fremden Planeten.
Dies ist der erste Nationalpark, welcher ein bisschen geregelt war. Es gibt Checkpoints, wo man sein Ticket vorweisen muss, und Verbotstafeln an Strassen, die man nicht befahren darf. In den bisherigen Nationalparks durfte man machen, was man wollte, und überall lag entsprechend Abfall.
In diesem Nationalpark darf man laut Anweisung des Ticketverkäufers auch nicht wild campieren, sondern muss die Zelte bei einer Rangerstation/Ticketkontrolle aufschlagen. Wir mussten sogar angeben, bei welcher Rangerstation wir übernachten werden. Nach dem Motto “Sagt Mami ‘nein’, dann frag noch Papi” haben wir dann den Ranger an der von uns angegebenen Rangerstation gefragt, ob wir nicht im Park campieren dürfen, statt hier bei seiner Rangerstation. Der Ranger meint, das sei kein Problem und gab uns noch Tipps für die schönsten Plätze.

Weiter auf dem Weg Richtung Norden meinen wir, von Weitem einen Unfall mit LKW’s zu sehen. Als wir näher kommen, stellt sich heraus, dass sie die Strasse gerade für einen Filmdreh brauchen. Wir müssen auf die Wiese ausweichen und fahren zwischen Filmdreh, dem Equipment und einem dreckigen Ford Mustang, wohl das Filmauto, durch. Die Landschaft hier taugt wirklich gut als Filmkulisse.

In Taldykorghan finden wir wieder einmal alles, was uns so fehlt. Unsere beiden Schrauben oberhalb der Frontscheibe sind inzwischen wieder gebrochen (man erinnere sich an das Prozedere der ersten zwei Schraubenbrüche). In einer Werkstatt können uns die Jungs die gebrochenen Schrauben ersetzen. Diesmal müssen sie nicht mal schweissen. Die Schrauben bekommen sie durch das Anheben des Daches mit einer Zange herausgeschraubt. Wir bedanken uns wieder mit Sackmesser.
Zurück im Stadtzentrum suchen wir ein Kabel für Melanies Laptop und das Spiel “Rummykub”, welches wir leider Zuhause vergessen haben. Beim Durchforsten der Kinderläden nach einem Rummykub verliert Melanie noch die Speicherkarte von Jonas Kamera, da die Karte aus ihrem Hosensack fällt. Keine Angst, die Fotos sind gesichert und eine neue Karte konnten wir noch gleichentags besorgen.

Diese Woche dürfen wir wieder die Gastfreundschaft der Kasachen geniessen. Eigentlich wollten wir nur unseren Wassertank auffüllen. Als wir am Strassenrand den Wasserhahnen entdecken, parkieren wir wie gewohnt rückwärts am Hahnen, um mit dem Schlauch den Tank zu füllen. Leider funktioniert dieser Wasseranschluss aber nicht mehr. Zeitgleich kommt der Herr aus dem Haus direkt nebenan, stellt sich bei Jonas als Ulan vor und gibt uns zu erklären, dass die Wasserhahnen nicht mehr in Betrieb seien, weil sie jetzt Wasseranschlüsse im Haus haben. Wir sollen doch bei ihm parkieren und er füllt uns den Tank.
Während dem Befüllen des Tanks stösst Ulans Frau, eine Englisch-Lehrerin, zu uns. Endlich können wir uns wieder mal ohne Google-Translate unterhalten! Nach dem Befüllen des Tanks laden sie uns ein, ins Haus zu kommen und mit ihnen und den zwei anderen Familien, die im Haus wohnen, Zmittag zu essen. Wir waren nicht die einzigen Gäste, später kamen auch noch Kollegen von Ulan zum Essen vorbei. Es sei normal, dass die Küche am Mittag voll sei und man nicht wisse, wer alles zum Essen kommt, meint Ulans Frau.
Dank ihr können wir uns gut verständigen und Konversationen führen. Die Kasachen sind sehr offen und sprechen die Themen, die sie interessieren, direkt an: Lohn, Beruf, Ersparnisse, Alter, Zivilstand, Kinder, …?
Die hohen Löhne überraschen sie, wir können ihnen aber anhand des Brotpreises (ein Pfünderli kostet in Kasachstan umgerechnet nicht mal 30 Rappen) gut aufzeigen, dass bei uns das Leben dafür etwas mehr kostet.
Da zeigen sie bei anderen Themen etwas weniger Verständnis. Nachdem sie erfahren haben, dass Jonas jünger ist als Melanie wird in seiner Abwesenheit nochmals nachgehakt, ob wir wirklich ein Paar seien. Und dass wir noch nicht verheiratet sind und keine Kinder haben, können sie sowieso nicht verstehen. Nun ja, zum Abschied gab es von der Mama des Hauses einen Schal geschenkt, der für viele Kinder sorgen soll 😉
Wir bedanken uns mit Schnaps, Plüschtieren und Sackmessern und verabschieden uns in den Regen.  Es regnet zum ersten Mal seit Litauen!

Zu Besuch bei einer kasachischen Familie.

Am Alakölsee machen wir einen Tag Pause und planen unsere Weiterreise durch das Altai-Gebirge in die Mongolei. Im Planungsfieber planen wir dann auch gleich unsere Weiterreise während das Auto im Container nach Australien schippert und dann auch noch gleich, wo wir in etwa in Australien durchfahren. Vielen Dank an dieser Stelle für all die persönlichen Reisetipps, die wir einholen durften 😉

Pause am Alakölsee.

Vor der russischen Grenze besuchen wir noch einen Ort mit Petroglyphen, Wandmalereien aus der Steinzeit. Einen Teil wurde leider gerade von russischen Archäologen untersucht, darum können wir nicht alles besichtigen. Trotzdem bekommen wir von unserem eher mässig motivierten Begleiter einige Zeichnungen von Rösser, Rentieren und Menschen zu sehen.
Leider ist unsere Zeit in Kasachstan schon abgelaufen und wir fahren deshalb weiter zur russischen Grenze. Da ja die letzte Einreise nach Russland etwas länger dauerte, haben wir diesmal genug Zeit eingerechnet. Nicht dass noch unsere visumsfreie Zeit in Kasachstan abläuft, während wir an der Grenze auf Einlass nach Russland warten. Der Grenzübergang geht aber sehr rasch. Ein bisschen Kontrolle, die Formalitäten und dann heisst es auch bereits: Welcome to Russia!

Petroglyphen: Pferde und Rentiere von Steinzeitmenschen gemalt.

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