Unsere treuen Wegbegleiter in Kasachstan

Sie begleiten uns jetzt schon durch ganz Kasachstan. Und ich muss sagen, treu sind sie. Sie sind bei uns, wenn wir auf schmalen Wegen durch die Landschaft cruisen oder von Dorf zu Dorf auf den Hauptstrassen fahren. Aber auch auf der Autobahn begleiten sie uns. Manchmal spüren wir sie fast nicht. Doch manchmal wecken sie uns aus den Tagträumen und lassen unsere Gesichter verzerren. Nanuk mag sie nicht so. Sie sind ihm meistens zu kantig. Er hat es gerne etwas liebevoller. Sie können bis zu 6 Meter breit werden. Dann sind sie richtige Stau-Verurasacher! Dann gibt es noch die ganz Fiesen. Sie reissen die Räder von den Autos, zerstechen Pneus und machen Federungen kaputt. Rytvina werden sie hier genannt. Ich glaube, dass ich sie ein wenig vermissen werde. Wobei ich denke, dass ihre Verwanten auch in Russland und der Mongolei angesiedelt sind. Zum Schluss möchte ich mich bei ihnen für die gute Zusammenarbeit bedanken und wünsche ihnen viel Spass mit den nächsten Touris. Tschüss Schlaglöcher, bis zum nächsten Mal!

Kasachstan: Die Nationalpärke im Südosten und ab nach Norden

Habt ihr gewusst, dass sich der zweitgrösste Canyon der Welt in Kasachstan befindet? Der Sharyn Canyon ist nach dem Grand Canyon in Amerika der zweitgrösste Canyon. Für Jonas ist er ganz schön eindrücklich gross. Melanie war schon beim Grand Canyon und ist daher nicht ganz so überwältigt. Wir fahren dem Canyon entlang und nehmen immer wieder die Bauernwege, die zum Rand des Canyons führen. Wir sind meistens ganz alleine und können die Ausblicke in den Canyon ungestört geniessen. Es gibt einen Parkplatz auf der anderen Canyonseite, dieser hingegen ist rappelvoll mit Autos. Die Leute wandern oder fahren sogar mit den Autos zu Hunderten in den Canyon hinein.

Beim Sharyn Canyon.

Uns führt es noch zum Kaindysee. Dieser See entstand vor über 100 Jahren durch einen Erdrutsch, der nun einen Damm bildet und das Wasser des Bächleins zurückstaut. Im See hat es heute noch stehende Baumstämme. Unter Wasser kann man sogar noch die Äste der Bäume sehen. Dies ist natürlich ein Foto wert! Darum sind wir auch nicht die Einzigen am See. Doch da die Kasachen nicht gerne wandern, können wir nach einer kurzen Wanderung den See von der anderen Seite fast alleine geniessen.

Der Kaindysee mit den Bäumen, die immer noch im Wasser stehen.

Nun geht es seit langer Zeit wiedermal Richtung Norden. Wir besuchen den Altyn-Emel Nationalpark etwas nordöstlich von Almaty. Die singende Düne ist da die Hauptattraktion. Als wir sie besuchen, hat sie wohl gerade Mittagspause. Gesungen hat da gar nichts, aber wir trampelten bis ganz nach oben, um dann nach unten zu rutschen. Beim Runterrutschen hat die Düne dann doch noch Töne von sich gegeben. Durch das Verdichten des Sandes hat es lustige Quietschtöne gegeben.
Die Wege, die durch den Park führen, sind sehr mühsam für Nanuk. Es sind vom Wind gemachte Wellen auf dem Weg, was uns und vorallem Nanuk mächtig durchrüttelt. Wir haben das Gefühl, dass nächstens alles auseinanderfliegt und es zerrt an unseren Nerven. Wir probieren es mit 80 km/h (Kasachentempo) und mit 20 km/h. Mit 80 km/h wird es einem aber unwohl auf diesen Wegen, also halten wir uns wieder an Tempo 20 km/h.
Weiter östlich im Park gibt es eine 700-jährige Weide. Nicht nur das Alter des Baumes ist beeindruckend, sondern auch seine Grösse. Ein Baum, der so gross war, dass er seine Äste auf den Boden hängen lässt, um sich abzustützen.
Eine rote Lawalandschaft und die farbenfrohe Gesteinslandschaft im Osten des Nationalparks können wir auch noch besichtigen. Diese Landschaften bestehen aus farbigen Stein- und Sandhügel: rot, gelb, weiss, grün, blau, orange, … Man hat das Gefühl, man stehe auf einem fremden Planeten.
Dies ist der erste Nationalpark, welcher ein bisschen geregelt war. Es gibt Checkpoints, wo man sein Ticket vorweisen muss, und Verbotstafeln an Strassen, die man nicht befahren darf. In den bisherigen Nationalparks durfte man machen, was man wollte, und überall lag entsprechend Abfall.
In diesem Nationalpark darf man laut Anweisung des Ticketverkäufers auch nicht wild campieren, sondern muss die Zelte bei einer Rangerstation/Ticketkontrolle aufschlagen. Wir mussten sogar angeben, bei welcher Rangerstation wir übernachten werden. Nach dem Motto “Sagt Mami ‘nein’, dann frag noch Papi” haben wir dann den Ranger an der von uns angegebenen Rangerstation gefragt, ob wir nicht im Park campieren dürfen, statt hier bei seiner Rangerstation. Der Ranger meint, das sei kein Problem und gab uns noch Tipps für die schönsten Plätze.

Weiter auf dem Weg Richtung Norden meinen wir, von Weitem einen Unfall mit LKW’s zu sehen. Als wir näher kommen, stellt sich heraus, dass sie die Strasse gerade für einen Filmdreh brauchen. Wir müssen auf die Wiese ausweichen und fahren zwischen Filmdreh, dem Equipment und einem dreckigen Ford Mustang, wohl das Filmauto, durch. Die Landschaft hier taugt wirklich gut als Filmkulisse.

In Taldykorghan finden wir wieder einmal alles, was uns so fehlt. Unsere beiden Schrauben oberhalb der Frontscheibe sind inzwischen wieder gebrochen (man erinnere sich an das Prozedere der ersten zwei Schraubenbrüche). In einer Werkstatt können uns die Jungs die gebrochenen Schrauben ersetzen. Diesmal müssen sie nicht mal schweissen. Die Schrauben bekommen sie durch das Anheben des Daches mit einer Zange herausgeschraubt. Wir bedanken uns wieder mit Sackmesser.
Zurück im Stadtzentrum suchen wir ein Kabel für Melanies Laptop und das Spiel “Rummykub”, welches wir leider Zuhause vergessen haben. Beim Durchforsten der Kinderläden nach einem Rummykub verliert Melanie noch die Speicherkarte von Jonas Kamera, da die Karte aus ihrem Hosensack fällt. Keine Angst, die Fotos sind gesichert und eine neue Karte konnten wir noch gleichentags besorgen.

Diese Woche dürfen wir wieder die Gastfreundschaft der Kasachen geniessen. Eigentlich wollten wir nur unseren Wassertank auffüllen. Als wir am Strassenrand den Wasserhahnen entdecken, parkieren wir wie gewohnt rückwärts am Hahnen, um mit dem Schlauch den Tank zu füllen. Leider funktioniert dieser Wasseranschluss aber nicht mehr. Zeitgleich kommt der Herr aus dem Haus direkt nebenan, stellt sich bei Jonas als Ulan vor und gibt uns zu erklären, dass die Wasserhahnen nicht mehr in Betrieb seien, weil sie jetzt Wasseranschlüsse im Haus haben. Wir sollen doch bei ihm parkieren und er füllt uns den Tank.
Während dem Befüllen des Tanks stösst Ulans Frau, eine Englisch-Lehrerin, zu uns. Endlich können wir uns wieder mal ohne Google-Translate unterhalten! Nach dem Befüllen des Tanks laden sie uns ein, ins Haus zu kommen und mit ihnen und den zwei anderen Familien, die im Haus wohnen, Zmittag zu essen. Wir waren nicht die einzigen Gäste, später kamen auch noch Kollegen von Ulan zum Essen vorbei. Es sei normal, dass die Küche am Mittag voll sei und man nicht wisse, wer alles zum Essen kommt, meint Ulans Frau.
Dank ihr können wir uns gut verständigen und Konversationen führen. Die Kasachen sind sehr offen und sprechen die Themen, die sie interessieren, direkt an: Lohn, Beruf, Ersparnisse, Alter, Zivilstand, Kinder, …?
Die hohen Löhne überraschen sie, wir können ihnen aber anhand des Brotpreises (ein Pfünderli kostet in Kasachstan umgerechnet nicht mal 30 Rappen) gut aufzeigen, dass bei uns das Leben dafür etwas mehr kostet.
Da zeigen sie bei anderen Themen etwas weniger Verständnis. Nachdem sie erfahren haben, dass Jonas jünger ist als Melanie wird in seiner Abwesenheit nochmals nachgehakt, ob wir wirklich ein Paar seien. Und dass wir noch nicht verheiratet sind und keine Kinder haben, können sie sowieso nicht verstehen. Nun ja, zum Abschied gab es von der Mama des Hauses einen Schal geschenkt, der für viele Kinder sorgen soll 😉
Wir bedanken uns mit Schnaps, Plüschtieren und Sackmessern und verabschieden uns in den Regen.  Es regnet zum ersten Mal seit Litauen!

Zu Besuch bei einer kasachischen Familie.

Am Alakölsee machen wir einen Tag Pause und planen unsere Weiterreise durch das Altai-Gebirge in die Mongolei. Im Planungsfieber planen wir dann auch gleich unsere Weiterreise während das Auto im Container nach Australien schippert und dann auch noch gleich, wo wir in etwa in Australien durchfahren. Vielen Dank an dieser Stelle für all die persönlichen Reisetipps, die wir einholen durften 😉

Pause am Alakölsee.

Vor der russischen Grenze besuchen wir noch einen Ort mit Petroglyphen, Wandmalereien aus der Steinzeit. Einen Teil wurde leider gerade von russischen Archäologen untersucht, darum können wir nicht alles besichtigen. Trotzdem bekommen wir von unserem eher mässig motivierten Begleiter einige Zeichnungen von Rösser, Rentieren und Menschen zu sehen.
Leider ist unsere Zeit in Kasachstan schon abgelaufen und wir fahren deshalb weiter zur russischen Grenze. Da ja die letzte Einreise nach Russland etwas länger dauerte, haben wir diesmal genug Zeit eingerechnet. Nicht dass noch unsere visumsfreie Zeit in Kasachstan abläuft, während wir an der Grenze auf Einlass nach Russland warten. Der Grenzübergang geht aber sehr rasch. Ein bisschen Kontrolle, die Formalitäten und dann heisst es auch bereits: Welcome to Russia!

Petroglyphen: Pferde und Rentiere von Steinzeitmenschen gemalt.

Kasachstan: Entlang der Seidenstrasse

Unser nächstes Ziel war Almaty. Die Stadt im Südosten ist mit 1.7 Millionen Einwohnern die grösste Stadt in Kasachstan. Astana, welche jetzt übrigens seit März Nur-Sultan heisst, ist zwar die Hauptstadt, hat aber weniger Einwohner. Die Kasachen wechseln offensichtlich gerne die Namen der Städte und Dörfer, wohl nicht zur Freude von Touristen und Reiseführer-Autoren.

Wir fahren der Seidenstrasse entlang und treffen als erstes schon wieder auf ein Stück Russland. Die Raumfahrtstation Baikonur in Kasachstan ist nämlich noch bis 2025 an Russland verpachtet. Wir sahen aber nicht viel. Wenn man Baikonur besichtigen will, braucht man eine Sonderbewilligung, die ca. 6 Wochen im Voraus bestellt werden muss. Für uns ging es also weiter Richtung Osten.

Die Raketenstartbasis Baikonur.

Von der Seidenstrasse ist, abgesehen von den Kamelen, nicht mehr viel zu sehen. Die Ausgrabungen, die wir besichtigt haben, waren interessant, aber leider gibt es keine Informationstafeln oder Broschüren, die einem die Hintergründe erläutern. Die Ausgrabungen werden in 10 Jahren auch wieder überwachsen sein, da nicht gross dazu geschaut wird, obwohl man Eintritt bezahlt.

Die alte Stadtmauer inmitten von Mohnfelder.

Die Landschaft verändert sich. Aus Steppe und Hügel werden langsam Berge, die sogar noch schneebedeckt sind. Wir fühlen uns fast wieder wie im Seetal.

Da wir nun endlich die Berge erreicht haben, machen wir im Nationalpark Aksu-Zhabagly eine Wanderung auf 2’800 m.ü.M. zu einem See und zu Höhlenmalereien. Die letzten paar Höhenmeter waten wir durch den Schnee und natürlich ist das Seeli auch noch gefroren. Die Höhlenmalereien haben wir nicht gefunden, der Wegbeschrieb und die verbleichten Karten waren zu ungenau. Es war trotzdem schön. Wir können diese Gegend den Bergfreunden empfehlen 😉

Auf 2’800 m.ü.M. im Nationalpark Aksu-Zhabagly.

Auch der nächste Nationalpark, in der Nähe von Almaty, konnte mit einem gefrorenen See überzeugen. Wenigstens zeigte er an wenigen aufgetauten Stellen etwas von seinem türkisblauen Wasser. Das Wetter war übrigens die ganze Zeit sehr schön und auch warm, wir haben uns nun einfach für die Jahreszeit mehrmals in etwas zu hohen Gegenden aufgehalten.

Am gefrorenen Almaty-See.

Wir waren übrigens nicht die Einzigen im Nationalpark. Die Kasachen zieht es an Wochenenden gerne in die Nationalpärke, wo sie direkt mit den Autos zufahren, darin laut Musik laufen lassen und grillieren. Zurück bleibt jeweils ein grosser Berg Abfall.

Nach ein paar weiteren schönen Täler merken wir, dass vor jedem Tal (ob Nationalpark oder nicht) ein Schlagbaum steht. Der Eintritt von bis zu 1’000 Tenge scheint im ersten Moment viel zu sein (wir haben uns immer noch nicht an diese Währung gewöhnt), diese 2.70 Fr. sind dann aber doch gut investiert.

Bis kurz vor Almaty haben wir gedacht, dass die Kasachen nur Steigungen von 12% kennen, da schon die kleinste Steigung mit einer 12%-Tafel gekennzeichnet war. Es ist jedoch anders. In der Region Almaty haben wir sogar eine 4.1%-Tafel gesichtet! Die Almatiner nehmen es genau!

In Almaty haben wir auf der mongolischen Botschaft das Visum für unsere Einreise in die Mongolei besorgt. Das Lösen des Express-Visum (wir wollen schliesslich noch am gleichen Tag weiterreisen und nicht erst in einer Woche) ging erstaunlich einfach und schnell. Von den Kontoauszügen und den Tickets für die Weiterreise, die man für das Visum vorweisen muss, wollte der Beamte nichts wissen.

Am nächsten Morgen erfahren wir durch Daheimgebliebene und durch Medien, dass es in der Mongolei einen Pest-Ausbruch gegeben hat und es schon zwei Todesfälle gab. Zudem stehen ein Dutzend Schweizer Touristen unter Quarantäne. Das wollen wir uns natürlich nicht antun und fragen uns, ob es überhaupt möglich ist, in die Mongolei einzureisen.
Ein Mail an die Helpline des EDA bringt uns nicht weiter. Als Antwort bekommen wir ein 0815-Standardmail von wegen „Sie sind für Ihre Reisen selber verantwortlich“ und „fragen sie bezüglich Fragen zur Gesundheit bei Ihrem Hausarzt nach“. Ein weiteres Dankeschön an Bern!
Wir fahren also nochmals ein Stück zurück auf die mongolische Botschaft in Almaty, um uns detailliertere Infos zu holen als das, was wir in der Presse gelesen haben. Der Herr wusste gar nichts direkt von unserem geschilderten Fall und meinte nur, das sei normal in der Mongolei, das komme alle paar Jahre beim Verzehr von rohem Murmeli-Fleisch vor. Wir könnten unbeschwert einreisen und sollten eine gewisse Region meiden, wenn wir auf Nummer sicher gehen wollen.

In Almaty probierten wir ein weiteres Mal von der kasachischen Küche. Neben Teigtaschen, Beschbarmak (Pferdefleisch) und leckeren Brötchen gibt es noch Kamelmilch. Der Magen dankt uns.

Es geht weiter in den nächsten Nationalpark, östlich von Almaty, wo es viele Wasserfälle gibt. Von dort fahren wir hoch auf einen Pass, wo ein riesiges, verlassenes Observatorium steht. Leider war das Areal abgesperrt und bewacht und wir konnten das Gebäude nur von Aussen bestaunen.

Ein verlassenes Observatorium.

Vom Observatorium aus fahren wir langsam über ein Hochplateau wieder Richtung Meereshöhe. Die Strecke führt entlang eines Flusses, den wir immer wieder durchqueren müssen, durch wunderschöne Landschaften. Da gibt es moosgrüne Hügel, farbige Steinfelder, rote Sandsteinsäulen und immer wieder rennt uns ein Murmeli über den Weg.
Zudem sieht man auch die Plätze der Halbnomaden, die hier oben den Sommer verbringen. Die Jurten stehen aber leider noch nicht.
Die Strasse passt sich der Landschaft an und führt uns durch fremde Welten. Da lassen wir besser die Bilder sprechen:

Abenteuer Kasachstan

Letzte Woche sind wir quer durch die Steppe von Kasachstan gefahren: vom Wolgadelta bis zum Aralsee. Und das haben wir dabei erlebt:

Wir übernachteten kurz vor der kasachischen Grenze an einem fast ausgetrockneten Fluss. Allerdings war er so belebt, wie noch kein anderer Fluss bis jetzt. Als wir das Tümpelchen, welches vom Fluss noch übrig war, besichtigten, schlich gleich mal eine kleine Schlange vor uns weg und die Schildkröten zogen alle die Köpfe ein. Eine Kuh entleerte sich auf der einen Seite des Tümpelchens, während auf der anderen Seite eine weitere Kuh neben einer toten Kuh aus dem Tümpel trank. Die letztere Kuh hatte wohl keine Untersetzung, weshalb sie beim Trinken versoffen ist.
Als Jonas die schöne Abendstimmung mit der Drohne festhalten will, wird ihm sehr schnell klar gemacht, dass er im Grenzgebiet ist. Die Drohne meldet nach 20 m Flughöhe eine Störung und dass sie jetzt selber wieder landet. 😄 Unbekannt ist, ob die Russen oder der Drohnenhersteller dies so wollte.

Am Morgen fuhren wir zur Grenze von Kasachstan, das Überqueren der Grenze ging diesmal etwas schneller. Nach 50 Minuten haben wir beide Grenzposten passiert. Das Ganze ging sehr freundlich. In Kasachstan können die Grenzbeamten sogar lachen und haben Freude, dass wiedermal Schwizaris kommen. Am meisten Zeit hat dann das Lösen der Versicherung gebraucht.

Kaum in Kasachstan, sehen wir auch schon die ersten Kamele. Und die Kühe sind hier mit Perwoll gewaschen, alle ganz flauschig. 
Während den ersten 100 km, die wir gefahren sind, betrug unser Durchschnittstempo 30 km/h! Die Strasse hat mehr Löcher als Asphalt! Entschädigt wird das Ganze durch den schönen, langen Strand am Kaspischen Meer, den wir als Übernachtungsplatz aussuchen.

Die ersten Kamele in der Steppe von Kasachstan

Am nächsten Tag gingen wir nach Atyrau. Das ist die erste Stadt nach der Grenze. In Atyrau wollten wir uns, wie auf der Homepage des Bundes vermerkt ist, in Kasachstan anmelden. Das Verwaltungsgebäude haben wir schnell gefunden, doch die Parkplätze sind nicht für uns gemacht, zu schmal. Wir haben kurzerhand die Wiese vor dem Gebäude beschlagnahmt, dort parkiert, und gehen zum Anmeldebüro. Glücklicherweise steht hinter uns eine Frau an, die English spricht und uns übersetzen kann. Man sagt uns, dass wir uns nicht anmelden müssen, wenn wir nicht mehr als 30 Tage bleiben. Super. Danke nach Bern. Gute Arbeit.

Nicht nur die ersten 100 Strassenkilometer nach der Grenze waren übel. Auch über die weitere Strecke bis zum Aralsee haben wir nicht viel Gutes gelesen. Und so war es dann auch. Die ersten 500 km dieses Abschnittes waren katastrophale Strassen! Entweder man zerstört sein Auto auf der Strasse oder man fährt neben der Strasse auf den Sand- und Dreckpisten, die teils 10-spurig bis zu 400 m neben der Strasse entlang führen. So vergehen die Tage…

Die Strassen in Kasachstan. Etwas weiter rechts die richtige Strasse, die aus Löcher besteht.

Einmal bocken wir unser Auto Nanuk im Schlamm auf und nach 3 Stunden schaufeln, winchen und Sandbleche verbiegen, haben wir die Hoffnung schon bald aufgegeben.
Im letzten Moment können wir dann dem Fahrer eines KAMAZ (russischer LKW) zuwinken und ihm klar machen, dass wir Hilfe brauchen. Zeitgleich fährt auch der vor zwei Stunden gerufene Rescue-Dienst zu. Diese kommen in einem UAZ-452 angefahren und neben dem Fahrer befinden sich auch noch ein Polizist und ein Mann im Anzug im altrussischen Wagen vor. Also sieht man von Weitem, dass uns der gerufenen Rescue-Dienst nichts nützt und wir sind froh, konnten wir den LKW anhalten. Aber logischerweise tut der Rescue-Dienst dann so, als ob sie jetzt den KAMAZ-Fahrer auch gerufen haben. Egal.
Jonas will ihnen erklären, dass es nur noch retour aus dem Schlamm geht. Sie wollen es besser wissen und wir versuchen nochmals (zum 3. Mal) vorwärts mit der Seilwinde aus dem Schlamm zu kommen. Geht nicht. Also fährt er dann mit dem KAMAZ vollgas durch den Schlamm und wir ziehen Nanuk mit dem Abschleppdrahtseil vom KAMAZ rückwärts aus seiner “Scheiss”-Lage (sorry, aber wortwörtlich “Scheiss”, denn der Schlamm bestand zu einem grossen Teil aus ebendiesem). Juppy.
Mit dem Wasser vom Bach konnten wir Nanuk noch ein bisschen waschen.

Die Schlammschlacht. Rechts der Polizist beim Löcher graben.

Mit den Ortschaftsnamen hier in Kasachstan ist es nicht immer so leicht. OpenStreetMaps, Google Maps und die Papier-Karte führen drei verschiedene Namen für einen Ort, den wir besuchen möchten. So fahren wir gemäss Google Maps zu den alten Markthallen der Seidenstrasse, die dann aber nicht aufzufinden sind, weil nun eben nicht Google Maps sondern unsere Karte Recht hatte.
Was solls, wir übernachten in der kasachischen Steppe auf einem Hügel und sind von Pferden, Adlern, Erdfrauchen und vielen Vögeln umgeben.

Die Weite der kasachischen Steppe ist sehr eindrücklich. Man befindet sich einfach im nirgendwo, rund herum nur vorbeiziehende Herden von Pferden, Kamelen oder Kühen, sanfte Hügel und der Horizont. Wenn man aus dem Auto steigt, nimmt man sofort den würzigen Geruch der Steppe wahr, da in der Steppe neben Gräser und Wildtulpen auch viele Kräuter wachsen. 

1’500 km Steppe haben wir schon hinter uns gelassen.

In jedem Dorf, wo wir anhalten, gibt es immer viele Leute, die sich für uns und vor allem für das Auto interessieren. Es ist auch keine Seltenheit, dass uns ein Auto langsam überholt, während wir aus diesem Auto mit mind. 3 Natels gefilmt werden.
Wenn wir etwas suchen, dann helfen uns die Kasachen immer sehr gerne und sie zeigen uns, wo wir durchfahren müssen, oder sie fahren gleich mit ihrem Auto voraus. Wir sind begeistert von der Freundlichkeit und Offenheit der Kasachen.

Nach einer Woche kommen wir in der Stadt Aralsk am Aralsee (oder eben nicht mehr am See) an. Wir fragen den Herrn, der beim Supermarkt herumsteht, wo es hier Wasser gibt, um unseren Wassertank zu füllen. Dieser nimmt uns gleich zu sich nach Hause mit und füllt unsere Wassersäcke in seinem Badezimmer. Danach werden wir von ihm auch noch zum Tee eingeladen und seine Frau tischt haufenweise selbstgemachte Leckereien auf. Kaschk, das sind salzige, getrocknete Yoghurtklumpen, sind uns aber doch ein bisschen zu salzig.
Auf die Frage was wir den hier alles ansehen müssen, können uns unsere Gastgeber keine Antwort geben. Es sei ja nicht gerade eine schöne Stadt.

Wir unterhalten uns übrigens mit Google Translate, da wir abgesehen von den drei wichtigsten Wörter (Hallo, Danke, Tschüss) weder Kasachisch noch Russisch sprechen. Google übersetzt direkt, was man gesagt hat und so sind doch einigermassen flüssige Gespräche möglich. Manchmal entwickeln sich allerdings ganz lustige Gespräche, weil Google Translate nicht immer so gut übersetzt.

Zu Besuch bei einer kasachischen Familie.

Am nächsten Tag erkunden wir die Gegend beim Aralsee. Der Aralsee war mal ein sehr grosser Salzsee, schon fast ein Binnenmeer, doch durch die intensive Nutzung ist er massiv geschrumpft. Früher hat der See das Klima in dieser Region reguliert. Heute kann er das nicht mehr und die Region wird immer trockener und verwüstet.
Wir sind etwas enttäuscht worden von der Stadt Aralsk. Das Museum am alten Hafen hat geschlossen. Die Schiffswracks, an die man denkt, wenn man Aralsee hört, haben sie als Alteisen den Chinesen verkauft. Und das, was früher See war, ist heute Steppe, wie wir sie jetzt schon seit 1000 km kennen. Schade, dass Kasachstan das Potential zum Tourismus nicht nutzt.

Der ehemalige Hafen von Aralsk.

Unser Fazit nach einer Woche Kasachstan ist allerdings durchaus positiv. Wir durften nicht nur freundliche Leute und Kamele kennen lernen, sondern konnten auch die Einsamkeit in der Steppe geniessen.

P.S.: Der Internet-Empfang beschränkt sich hier auf die Städte. Das erleichtert uns das Berichte-Veröffentlichen nicht gerade. Wir hoffen aber, dass ihr bald wieder von uns hört!