Australien: Von Alice Springs in den Nordwesten

Vor uns liegen 1000 km Asphalt-Strassen, die uns in den Norden katapultieren. Wir hatten in den letzten Wochen genug Gerüttel und Geschüttel auf den “Outback-Autobahnen”, sodass wir uns nun schon fast etwas auf diese asphaltierte Strecke freuen. Hörbuch an, Zielführung ein und los geht es!

Devils Marbles

Der Zwischenhalt bei den Devils Marbles, die uns wie eine andere Welt vorkommen, nachdem die letzten 500 km eigentlich ständig dasselbe Landschaftsbild an uns vorbei gerauscht ist, sind eine wunderbare Abwechslung. Die Sandsteinkugeln, welche aufeinander gestapelt sind, beeindruchen uns sehr. Wir s(tra)pazieren gemütlich durch die Hitze und bestaunen alle Gesteinshaufen. Irgendwann haben wir dann doch genug heiss und zelebrieren auf der Asphaltstrecke unsere tolle Klimaanlage.

  • Wie von Hand gestapelt.

Unser Nachtcamp wählen wir bei einer alten Goldmine, wo es heute noch Gold zu finden geben soll. Das weckt natürlich die Abenteuerlust bei Goldgräber Jonas. Mit Schaufel und Fotokamera gehts auf die Suche nach dem vergessenen Schatz. Der harte Boden und die Erkenntnis, dass es wohl doch einen Metalldetektor braucht, (viele Löcher, kein System) zwingen Jonas zum Aufgeben. Aber das ist egal, ich habe ja meinen Goldschatz (Melanie) eh schon dabei.

  • Ein Termitenhügel höher als das Auto.

Gregory Nationalpark

Endlich die Asphaltkilometer hinter uns, biegen wir in den Buchanan Highway ab. Dieser unbefestigte Highway bringt uns zum Humbert Track im Gregory Nationalpark, welcher später auf die Bullita Stock Route übergeht. Und diese Tracks sind nun endlich wieder schöne Offroad-Strecken ohne Wellblech! Der Weg, bestehend aus zwei Reifenspuren, führt durch felsige Flussbette mit ebenso felsigen Ein- und Ausfahrten. Steile Hänge hoch, über Stock, Stein und natürlich rote Erde. Und kein Mensch weit und breit. Ab und zu sehen wir wilde Pferde oder Brahman Bullen mit Kühen. Sogar auf wilde Esel treffen wir. Und ganz viele Boab Trees säumen den Weg. Das ist genau das, was wir suchen: Abenteuer und Ruhe.

In der Nacht regnet es endlich wieder mal. Dies kühlt einerseits ein bisschen ab, andererseits sind die Wege jetzt nicht mehr staubtrocken, sondern eher matschig. Die Folge: Nanuk ist wieder richtig dreckig! Optimal ist das nicht, weil am nächsten Tag die Überfahrt nach Western Australia ansteht. Bei diesem “Grenzübergang” darf man keine Früchte, keine Kartoffeln, kein Gemüse, kein Honig und eben auch keinen Dreck über die Grenze führen. Wir suchen in Timber Creek vergeblich nach einer Waschanlage und sagen uns dann, dass wir im ersten Dorf nach der Grenze das Auto waschen werden. Die werden uns ja schon rein lassen.

  • Unterwegs im Gregory Nationalpark.

Western Australia

An der Grenze vom Northern Territory nach Western Australia schaut uns der Grenzbeamte erst einmal ungläubig an und sagt: “Das ist aber nicht euer Ernst? Ihr könnt so nicht einreisen, da hängt sogar noch Gras am Auto! Wenn ihr rein wollt, müsst ihr in die Quarantänekontrolle. Kostet 500$ plus Aufwand fürs Autoputzen.”
Wir sagen ihm dann, dass wir das Auto in Timber Creek (inzwischen 200 km hinter uns) putzen wollten, aber keine Waschanlage gefunden haben. Die nächste Autowaschanlage nach Timber Creek ist in Kununurra (40 km nach der Grenze). Und dass wir dann in Kununurra das Auto waschen werden, Ehrenwort!
Davon ist er wenig beeindruckt. Er bittet uns aber auf die Seite und organisiert einen Wasserschlauch. Und dann wäscht er unser Auto höchstpersönlich. Er lässt sich dabei nicht helfen, denn er müsse ja am Ende des Tages aufschreiben, was er gemacht habe und welcher Fall wie viel Zeit kostete. Nach dieser Aktion ist das Auto nur noch halb so dreckig und wir dürfen nach Abgabe der Zwiebel und des Honigs die Grenze passieren.

In Kununurra gehen wir dann trotzdem noch in die Waschanlage, wirklich sauber wurde das Auto bei der Waschaktion an der Grenze nämlich nicht. Dann wird eingekauft und aufgefüllt und zum Schluss noch die Wäsche gewaschen.
Den Nationalparkpass, der 12 Monate gültig ist für ganz Western Australia, können wir online lösen. Praktischerweise kann man ihn für zwei Autos lösen. So schlau, wie wir sind, tragen wir die Autonummer vom Defender von Adi und Coce auch gleich ein, sie werden im 2020 auch durch Australien reisen. Danke für die Kiste Bier 😉 (wir sind uns jetzt an 30 Bier pro Kiste gewöhnt).

Bevor es auf die 600 km lange Gibb River Road geht, machen wir noch eine Extraschlaufe zum Ivanhoe Crossing. Eine etwa 30 m lange Flussdurchfahrt, die aber betoniert ist. Via Wyndham und King River Road (ebenfalls ein wunderbarer, empfehlenswerter Weg) fahren wir auf die Gibb River Road.

  • Ivanhoe-Flussdurchfahrt

Gibb River Road (GRR)

Die GRR ist eine unbefestigte Verbindungsstrasse zwischen Kununurra und Derby. Es ist eine der bekanntesten Outback-Strassen für Touristen. Die vielen Schluchten und Wasserlöcher, in denen man baden kann, und zahlreiche Flussdurchfahrten ziehen die Leute an. Die Australier brettern natürlich mit mind. 80 km/h über die Wellblechpiste, entsprechend schlecht ist der Zustand der Strecke jeweils während der Hochsaison.
Wir sind nun ganz zum Ende der Trockensaison unterwegs. Die Strasse ist phasenweise in einem ganz schlechten Zustand und phasenweise frisch in Stand gestellt.
Leider haben viele Abstecher zu den Schluchten geschlossen, weil vor kurzem Buschbrände wüteten und weil die Abstecher während der Regensaison gegschlossen sind. Zudem führen die Flüsse zum Ende der Trockenzeit kein Wasser. Der gefürchtete Pentecost River, bei dem man die Durchfahrt nicht ablaufen kann, da sich im Fluss Salzwasserkrokodile tümmeln, ist bei unserer Durchfahrt gerade mal ein kleiner Tümpel. So kommen wir schnell voran.

  • Diese Pfütze war die Pentecost-River-Flussdurchquerung.

Beim Imintji Roadhouse halten wir an, um etwas Reserve-Diesel zu tanken und eine Glace zu schnabulieren. Der Tankwart meint zu uns, wir hätten grosses Glück, dass wir einen Landrover haben. Da er auch ein Landrover hat, gibt er uns Diesel. Das letzte Auto, das tanken wollte, war ein Toyota und dem habe er gesagt, dass er keinen Diesel mehr habe.

Weiter geht es zum Tunnel Creek. In der 500 m langen Höhle, die wir bewandern können, leben Freshies. Das sind die 1.5 m langen Süsswasser-Krokodile, die man in Australien antrifft, und die relativ harmlos sind, solange man sie nicht provoziert. Etwas zurückhaltend und sehr aufmerksam betreten wir die Höhle. Wir wollen ja keinem Freshie auf den Schwanz treten. Im Dunkeln der Höhle entdecken wir mit Hilfe der Taschenlampe ein Freshie, das sich auf dem Stein ausruht. Es interessiert sich nicht gross für uns, was uns recht sein soll. Wir laufen weiter in die Höhle, einmal müssen wir etwas mulmig das Wasser auf herausragenden Steinen queren. Doch ausser zwei weiteren Augen, die aus dem Wasser schauen, und vielen Fledermäusen finden wir keine Tiere mehr und kehren zurück zum Eingang.

Freshie im Tunnel

Den nächsten Stop machen wir beim Windjana Gorge (Schlucht). Hier zwischen den Felswänden, wo der Fluss fliessen würde, wenn er denn Wasser hätte, sehen wir ganz viele Augen, die aus den verbleibenden Wassertümpel schauen. Mit der Hoffnung, dass die Freshies am Abend aus dem Wasser kommen, machen wir am Nachmittag Pause und warten auf den Sonnenuntergang. Aber auch am Abend wollen sie sich nicht so richtig unserem Fotoapparat stellen. Mit etwas Geduld und  leisem Verhalten kriegen wir dann aber doch noch zwei, drei gute Fotos.
Nach fünf Tagen haben wir die GRR schon hinter uns und kommen in Derby an, wo wir die übliche Auffülltour machen und uns auf den langen Great Northern Highway Richtung Südwesten begeben.

  • Wie viele Krokodile sind zu sehen?

Russland: Von der Mongolei bis nach Wladiwostok

Vor uns steht eine happige Etappe. Wir fahren in etwas mehr als zwei Wochen von Ulan Bator via Baikalsee, wo wir einige Tage Pause machen, bis nach Wladiwostok. Nach dem Baikalsee gibt es nicht mehr viel zu sehen abgesehen von unendlichen Wäldern und Sümpfen, weshalb wir für diesen Teil unserer Reise etwas weniger Zeit eingeplant haben.

Naadam-Vorfest im Norden der Mongolei

Von UB aus fahren wir in den Norden, um den internationalen Grenzposten von der Mongolei nach Russland zu überqueren. Auf den Weg dahin sehen wir bei einem Stop in einem Dorf einen etwa 10-jährigen Jungen auf einem Pferd, der eine Nummer auf dem Rücken trägt. Das muss bedeuten, dass hier ein Fest stattfindet!
Wir machen uns auf die Suche und finden etwas ausserhalb des Dorfs das Festgelände. Wir treffen auf Amerikaner, die bei einem Hilfswerk arbeiten. Sie erklären uns, dass es ein Vorfest des Naadam-Festes ist. Cool! Das Naadam-Fest findet in zwei Wochen an den Nationalfeiertagen der Mongolen statt. Dann werden die Nomaden-Wettkämpfe ausgetragen: Ringen, Bogenschiessen und Reiten.
Bei diesem Vorfest sei gerade die letzte Reit-Disziplin am laufen, erzählen uns die Amerikaner. Die Kinder sind vor 20 Minuten mit den Pferden in Richtung Berge gestartet und in 10 Minuten sollten sie zurück kommen. Der Erste, der zurück ist, gewinnt.
Wir schlendern durch das Chilbi-Gelände und machen Fotos von den Leuten, die fast alle auf Pferden unterwegs sind. Dann ist es soweit, alle stehen an den Zaun und schauen Richtung Berge. Weit entfernt sieht man eine Staubwolke, die immer näher kommt. Schliesslich kommen die ersten drei Reiter nebeneinander daher geritten und treiben die Pferde an, so fest sie können. Es gibt einen Fotofinish, was wir erstaunlich finden, da die Kids jetzt eine halbe Stunde unterwegs waren. Schlussendlich sind die 30 Jungs alle im Ziel und die Zuschauer rennen zu ihnen um zu feiern.

Die jungen Reiter beim Crosscountry-Wettkampf in der Mongolei.

Darüber könnten wir Bücher schreiben: Grenzübertritte

20 km vor der Grenze Mongolei-Russland übernachten wir, um am Morgen bei Zeiten beim Zoll zu stehen. Am Morgen schauen wir auf der Webcam, die wir im Netz gefunden haben, wie die Lage vor dem Zoll aussieht. Es scheint niemand anzustehen. Also machen wir uns auf den Weg. An der Tankstelle drücken wir dem Tankwart unsere restlichen Turglik in die Hand und lassen uns den Tank füllen. 
Niemand fährt vorbei, also müssten wir immer noch die Ersten sein. Am Zoll angekommen, stehen da aber schon drei Reisebusse und fünf Autos. Hmm… Nach kurzem Herumschauen merken wir, dass die Webcam wohl auf der russischen Seite steht. Tja, dann müssen wir halt anstehen. 
Dabei kommen wir in den Genuss des mongolischen Anstehverhaltens. Reissverschluss kennen die Mongolen nicht. Es wird gedrängelt und gedrückt, was nur möglich ist. Es können acht Fahrzeuge miteinander ins Gelände einfahren. Drinnen angekommen, rennen alle aus den Autos zur Passkontrolle, um dann eventuell jemanden zu überholen. So kommt es, dass wir als viertes Auto rein fahren und als wir die Passkontrolle hinter uns hatten, unser Auto ganz alleine da steht, weil alle schon weiter sind und uns auf dem Zollgelände überholt haben. 😂
Beim russischen Zoll können drei Autos pro Spur ins Gelände fahren. Auch hier gilt dann “de Schneller esch de Gschwender”. Wir fahren zwar als erstes in das russische Zollgelände, sind dann aber die Letzten, die ins Kontrollhäuschen zur Passkontrolle kommen, da die Mongolen parkieren und sofort ins Häuschen rennen.
Drinnen merkt man aber gleich, dass die Mongolen den Russen so richtig auf den Sack gehen. Auf dem Pult der Grenzbeamtin haben alle schon ihre Papiere deponiert, so dass es voll mit Pässen und Autoausfuhr-Zetteln ist. Zum Glück sehen unsere Pässe anders aus, so kann Jonas sie im Auge behalten. Sehr amüsiert verfolgt er das Geschehen. Und unsere Pässe, die als letztes auf dem Pult gelandet sind, werden als erstes kontrolliert und abgestempelt. 
Nachdem unsere Papiere kontrolliert sind, ist das Auto an der Reihe. Die Autokontrolle wird mit einer Bodykamera festgehalten. Eigentlich wollen sie einfach wissen, was für Medikamente wir dabei haben. Wir zeigen unsere Liste (auf Deutsch), zeigen auf Kopf und Bauch und dann ist die Kontrolle bereits beendet und wir sind wieder in Russland. Später erfahren wir, dass der Medikamentenschmuggel sehr floriert und sie darum die Mongolen sehr streng kontrollieren. 

So läuft das an der Grenze (Symbolbild, Schwarzl).

Pause am Baikalsee

In Ulan Ude auf dem Taiga Pitch, ein kleiner Camping, treffen wir wieder auf Kerstin und Torben, welche wir im russischen Altai kennengelernt haben. Gerade als wir Kaffee trinken wollen, kommt ein Gewitter und wir verschieben die Kaffeerunde in den schützenden LKW der beiden. Es regnet wie aus Kübeln! Als dann noch die Sonnenstore einknickt, müssen wir doch nochmals nach draussen ins inzwischen knöcheltiefe Wasser.

Am nächsten Tag wollen wir uns mit Lukas treffen, der gerade mit Gästen am Baikalsee unterwegs ist. Lukas ist ursprünglich aus Malters und ist nach Ulan Ude ausgewandert. Nun bietet er Touren in Sibirien und um den Baikalsee an. Dabei ist er mit einem LKW unterwegs, der vier Personen Platz bietet. Falls ihr damit liebäugelt, mal nach Sibirien in die Ferien zu gehen, auf www.pajechali-reisen.ch findet ihr mehr Infos zu den Touren von Lukas.
Pajechali – auf geht’s – Richtung Baikalsee nachdem uns Lukas seine Koordinaten für die nächste Übernachtung durchgegeben hat. Die Strassen hier am Baikalsee sind gut und dank den dichten Wäldern links und rechts der Strassen kommt Sibirien-Stimmung auf. Ein schöner Kontrast zu den kargen Landschaften in der Mongolei, die wir im letzten Monat durchquert haben.
Am vereinbarten Ort angekommen, können wir es fast nicht glauben: Schönster Sandstrand mit dem Blick auf den Baikalsee, der so gross ist, dass man sich am Meer wähnen kann. Wir springen natürlich direkt in das kühle Nass, das sibirische Wetter ist nämlich richtig heiss. 
Etwas später kommen auch Kerstin und Torben an. Es gibt dann einen wunderschönen Abend mit tollen Leuten und guten, lustigen Gesprächen.

Unser “Campingplatz” direkt am Strand des Baikalsees.
Eine wunderbare Abendstimmung am Baikalsee.

Am nächsten Morgen können wir eine Baikalrobbe beobachten, wie sie in der Morgensonne versucht, etwas Wärme zu tanken. Es ist sehr selten, dass man die Süsswasserrobbe so nahe am Ufer beobachten kann.
Währenddem wir mit Kerstin und Torben ausgiebig brunchen, inklusive leckerem Omelett und Rösti, verabschieden wir uns noch von Lukas und seinen Gästen, die weiter Richtung Süden fahren. Gegen Mittag verabschieden wir uns dann auch von Kerstin und Torben, weil sich unsere Wege jetzt trennen. Sie werden nach dem Aufenthalt am Baikalsee zurück Richtung Westen fahren, während es uns ja Richtung Osten weiter treibt.
Wir verbringen noch zwei weitere Nächte am Baikalsee, um noch ein bisschen Energie zu tanken für die Fahrt nach Wladiwostok.

Die Baikalrobbe machts uns vor: Sie entspannt am Baikalsee.
Und hier entspannen wir am Baikalsee.

Ab durch Sibirien

Von Ulan Ude nach Wladiwostok sind es etwa 3500 km auf dem Sibirischen Highway. Die Strasse ist in erstaunlich gutem Zustand, nicht wenig fahren wir auf neu asphaltierter Strasse. Eine richtige Wohltat nach Kasachstan und dem zweiten Teil der Mongolei.
Die Landschaft ist immer etwa gleich: Hügelig, Birken- und Fichtenwälder, durchzogen von Flüssen und Seen. Also Grau, Grün und Blau. Sehr schöne Landschaften, aber uns zieht es Richtung Wladiwostok, weshalb wir während 10 Tagen täglich viele Kilometer abspulen.

Ein Wahrzeichen an der Strasse zwischen Moskau und Wladiwostok.

Wir haben beide lieber etwas kühlere Temperaturen, weshalb unsere bisherige Route immer eher nördlich verlief. Wir haben nicht viele Reisende getroffen, die ebenfalls über das Baltikum nach Russland bzw. in die Mongolei gereist sind, viele sind via Türkei gereist.
So freuten wir uns nach den heissen Tagen in der Mongolei und am Baikalsee auf kühle Temperaturen in Sibirien. Denn das weiss doch jedermann: Sibirien = kalt! Aber nein, das ist falsch! Was haben wir geschwitzt bei den durchgehend mindestens 33° im Schatten! Nachdem wir das Auto mit Klimaanlage an unserem jeweiligen Übernachtungsplatz abgestellt haben, liegen wir wie tote Fliegen im Schatten.
Apropos Fliegen: Was das Ganze auch nicht besser macht, sind all die fliegenden Viecher, die bei jedem Halt um uns fliegen und uns zwingen, die Abende im Auto zu verbringen: Fliegen, Eintagsfliegen, Bremsen, Bienen, Bienen-Fliegen, Schmetterlinge, und Mücken, Mücken, Mücken, … Den Jonas haben sie besonders gerne. Er hat innert vier Tagen bestimmt 50 Stiche am ganzen Körper verteilt.

So sehen wir die Mücken am liebsten…
… und so die Schmetterlinge.

Abgesehen davon haben wir die Zeit in Sibirien sehr genossen. Schaut euch nur diese Landschaften an!

  • Ein schöner Übernachtungsplatz in Sibirien.

Doch nicht nur die Natur wird uns in guter Erinnerung bleiben, sondern auch die Freundlichkeit der Russen.
Als wir mal an einem kleinen See einen schönen Übernachtungsplatz gefunden haben, war da auch noch eine Familie, die am See fischte und picknickte. Wir haben etwas mit ihnen gesprochen und zwei Sackmesser verschenkt. Sie hatten sehr Freude und bedankten sich und fuhren dann nach Hause.
Eine Stunde nachdem sie gegangen sind, kommen sie allerdings wieder zurück, diesmal haben sie den Opa noch dabei. Der Herr ist Fotograf und schenkte uns zwei gerahmte Bilder, die er selbst geschossen hat.

Unsere neue Wohnzimmer-Dekoration.

Mongolei: Der Westen

Unsere erste Etappe in der Mongolei führt uns durch den Westen: vom russischen Grenzübergang bis ins Kloster-Dorf Karakorum. Im folgenden Artikel schildern wir unsere ersten Eindrücke und Erlebnisse in diesem äusserst faszinierenden Land.

Grenzübergang

Tagwache 04.45 Uhr, wir wollen die Ersten sein, wenn der Zoll um 09.00 Uhr die Tore öffnet. 45 Minuten Fahrt bis zum Zoll warten auf uns. Die 50 km vor dem Zoll sind Grenzgebiet, in dem wir die Strasse nicht verlassen dürfen und daher in dieser Zone auch nicht übernachten durften. Ein 50-km-Puffer um die Grenze wäre ja in der Schweiz unvorstellbar!
Bei Sonnenaufgang fahren wir also die Asphaltstrasse Richtung Zoll. Niemand ist unterwegs, wir freuen uns, dass wir sicherlich die Ersten sind. Bei der Einfahrt ins Grenz-Dorf, in dem sich einer der drei internationalen mongolischen Grenzübergänge befindet, sehen wir von weitem, dass wir nicht die Ersten sind. Die LKW-Linie ist bereits 150 Meter lang und in der Auto-Linie warten vier Autos und ein Reisecar. Ein Car! Das kann ja heiter werden. Jäno: Dach hochklappen, Kaffee machen und warten ist angesagt. Wir sind natürlich die interessantesten Teilnehmer dieser Warterunde. Nanuk wird von allen Seiten genau begutachtet. Und die Warteschlange vor dem Zoll verlängert sich von Minute zu Minute.

Da hat jemand Kaffee nötig.

Um 08.59 Uhr öffnet sich das Tor zum russischen Zoll. Zuerst wird der Car herein gelassen. Das zieht sich in die Länge, weil sie an diesem Zoll sogar ein Gepäckröntgengerät haben. Jedes einzelne Gepäckstück muss ins Gebäude gebracht werden und vom Gerät gescannt werden. Das dauert natürlich seine Zeit bei einem 50-Personen-Bus.
Um 10.30 Uhr können wir ins russische Zollgelände fahren. Der freundliche Zöllner erklärt uns, wie der Ablauf ist und wir erklären ihm, dass wir kein Gepäck haben. 😁 Er wirft einen Blick ins Auto und sagt, das sei in Ordnung, wir müssen nicht das ganze Auto entladen und unsere Unterhosen einzeln zum Scanner tragen. Also können wir ohne Gepäck zur Kontrolle, wobei wir noch zwei Mal von anderen Zollbeamten kritisch gefragt werden, ob wir wirklich kein Gepäck dabei hätten.
Das Ganze geht rasch voran. Die Kontrolle vom Auto ist auch schnell erledigt und so fahren wir schon bald die 25 km weiter durchs russische Niemandsland bis zum mongolischen Zollbereich.
Noch vor dem mongolischen Zoll müssen wir zur Desinfektion. Das läuft folgendermassen ab: Wir fahren mit dem Auto durch eine Grube, in der ein bisschen Dreckwasser liegt und bezahlen dann 50 Rubel. Desinfektion beendet. Später beobachten wir, wie der Desinfektions-Beamte mit dem Kanister zum nahe gelegenen Bach läuft und Wasser holt, mit welchem er die Grube wieder etwas auffüllt.
Als wir dann an der Reihe wären, um in den mongolischen Zoll zu fahren, haben sie leider gerade Mittagspause. Die Tore werden vor unserer Nase geschlossen. Nach einer Stunde Mittagspause dürfen wir dann endlich ins mongolische Zollgelände fahren.
Wir wissen, dass wir einfach drei Stempel brauchen. Wir schauen mal, was die anderen so machen und laufen ihnen nach. In einem Gebäude ist die Passkontrolle. Wir stehen an, bis eine Frau kommt, uns aus der Reihe nimmt und Jonas mit ihr wieder nach draussen muss für die Autokontrolle. Das Einzige, was sie genauer anschaut, ist das Glas mit der Barilla-Pesto. Weil es grün ist, meint sie, es sei Marihuana. Zum Glück müssen wir das Glas nicht abgeben, denn diese Pesto war ein absoluter Glückskauf, Pesto kriegt man in dieser Gegend kaum. 
Inzwischen sind unsere Pässe vom Migrationsamt kopiert und wir stehen wieder an der Personenkontrolle an. Die Leute hinter uns wechseln alle die Reihe, als sie merken, dass es bei uns etwas länger dauert, da die Zollbeamtin all unsere Daten eintippen muss und mit den englischen Bezeichnungen auf dem mongolischen Visum überfordert ist.
Anschliessend muss Jonas bei der Quarantäne-Kontrolle und bei der Grenzkontrolle einen Stempel holen und das Auto wird nochmals kontrolliert. Wieder muss Jonas die Pesto erklären und die Visitenkarten sind ihm auch nicht geheuer. Warum auch immer. Er gibt uns dann trotzdem grünes Licht und wir dürfen einreisen.
Welcome to Mongolia!

Nordroute

In der Mongolei gibt es drei West-Ost-Hauptverkehrsachsen: Die Nordroute, die Mittelroute und die Südroute. Wir entscheiden uns aufgrund von Empfehlungen, zuerst auf die Nordroute einzubiegen, dann auf die Mittelroute und dann irgendwann auf die Südroute zu wechseln. Von der Südroute aus würden wir dann via Ulaan Baator Richtung Norden zurück nach Russland an den Baikalsee fahren.
Die Nordroute führt uns auf Schotterpisten durch ein enges Tal hinab, bis wir auf eine Ebene kommen. Uns verschlägt es die Stimme. Das ist jetzt die Weite, von der man immer hört. Es geht über 50 km flach hinüber über eine riesige Schotterfläche bis der nächste Hügelzug kommt. Damit ihr euch das vorstellen könnt: man sieht von Hochdorf aus flach bis auf den Brünig! 
Auf unserer Karte geht die Strasse mehr oder weniger gerade durch die Ebene. Wir merken aber schnell, dass die Pisten sich von Jahr zu Jahr verändern. Einmal gibt es die Einfahrt für die Flussdurchfahrt nicht mehr und ein paar Mal verpassen wir die Abzweigung, die es nicht mehr gibt. Schlussendlich fahren wir im Zickzack etwa 80 km bis wir auf der anderen Seite ankommen. Immerhin hat jetzt der Beifahrer beim Navigieren ordentlich zu tun und muss sich neue Techniken aneignen, nachdem wir nun schon über 10’000 km auf meist gut kartierten Strassen gefahren sind.

  • Ein seltener Wegweiser auf der Nordroute.

Nomaden

In der Mongolei leben etwa 3.2 Mio Menschen. Davon rund 1.5 Mio Menschen in der Hauptstadt Ulaanbaator. Daher sieht man in der restlichen Mongolei nicht so viele Menschen und erst recht nicht viele Dörfer.
Die Nordroute führt uns über einige Hochebenen. Immer wieder kommt uns ein Lieferwagen entgegen, der vollgepackt ist. Die Nomaden ziehen mit diesen Lieferwagen weiter und zügeln damit ihre Jurte auf die Hochebene. In den Dörfern können wir immer wieder eingezäunte Grundstücke ausmachen, die momentan leer stehen. Das sind wohl die Winterquartiere der Nomaden, die jetzt unterwegs sind.

Hier wird gezügelt!

Strassenzustand

Die ersten ca. 100 km in der Mongolei sind wir also auf der Nordroute auf Schotterpisten gefahren, so wie man sich die Strassen der Mongolei vorstellt: holprig, mehrspurig, verzweigt, unendlich, … Sobald wir aber die Nordroute verlassen und auf die Mittelroute wechseln, ändert sich unser Eindruck: Wir fahren auf Asphaltstrassen in sehr gutem Zustand. Die Strassen sind in einem deutlich besseren Zustand als die Strassen von Kasachstan. Entsprechend kommen wir auch schnell vorwärts!

Wir fahren über neue Asphaltstrassen. Neben dieser Strasse sind noch die alten Wege zu sehen.

Der Strassenbau in der Mongolei wird von den Chinesen gemacht. Ca. 100 km der Mittelroute sind noch nicht asphaltiert. Doch die Chinesen arbeiten mit Hochdruck daran und es macht einen ziemlich professionellen Eindruck. Wir erinnern uns an den Strassenbau in in Kasachstan zurück (welcher übrigens von den Italiener gemacht wird), wo immer in 1km-Abschnitten gearbeitet wird: Ein Kilometer ist fertig, beim nächsten Kilometer werden erst die Bachunterführungen verlegt, beim nächsten Kilometer wird der Deckbelag eingebaut, beim nächsten Kilometer wird geschottert, usw. Und das über 100 km. Und als Autofahrer muss man natürlich die ganze Strecke auf Holperpisten umfahren.
Im Gegensatz zu den Kasachen geben sich die Mongolen also richtig Mühe mit dem Strassenbau, wie man auch am folgenden Foto erkennen kann:

Von Hand werden die Mittelstriche nachgemalt.

Sehenswürdigkeiten entlang der Mittelroute

Vorneweg: Die Mongolei muss man einfach durchfahren und erleben, es gibt hier nicht die Touristen-Hotspots wie in anderen Ländern. Die Landschaft und die Tiere entlang unserer Route sind die Sehenswürdigkeiten. Neben unzähligen Geier, Pferde, Kamele und Yaks sehen wir auch einen Adler, zwei Wüstenfüchse, Hasen und Mongoleigazellen. In den trockenen Gebieten dominieren die Rennmäuse und Ziesel (welche wir in einem vorhergehenden Bericht fälschlicherweise Erdmännchen genannt haben).

  • Yak

Trotzdem bietet die Geschichte und die Natur einige Highlights, die wir uns nicht entgehen lassen wollten:

VULKAN KHORGO UND WEISSER SEE
Der Khorgo Vulkan und der Weisse See liegen in einem Naturschutzgebiet. Beim Eingang hat es tatsächlich sogar einen Drehbaum (das ist ein Schlagbaum, der weggedreht wird 😉) und wir dürfen Eintritt bezahlen. Über Offroadpisten geht es am Vulkan vorbei bis zum See, denn da gibt es sicherlich die schönsten Plätze zum Übernachten. Am See bemerken wir aber noch vor dem Aussteigen, dass es von Fliegen nur so wimmelt und alles von den Kühen vollgeschissen ist. Wir steigen also nur schnell für ein Foto aus dem Auto und beschliessen dann, dass wir wieder zurück fahren und in der Nähe vom Vulkan unser Nachtlager aufschlagen.
Am nächsten Morgen wandern wir zuerst etwas auf den Lavafeldern. Hier gibt es viele Höhlen zu erkunden. Anschliessend fahren wir zum Vulkankegel und wandern nach oben, um den Krater einmal zu umwandern. Die Aussicht ist wunderschön und man sieht bis zum See, wo die Lavaströme auf das Wasser treffen.

Es führt sogar eine Treppe auf den Vulkan hoch.
Der Vulkankegel in seiner vollen Pracht.

HIRSCHSTEINE UND MINEN
Um wieder mal etwas Abwechslung in die eintönige Route entlang der Asphaltstrasse zu bringen, machen wir eine Offroad-Tagesrundtour. Auf dieser Strecke fahren wir etwas in die Steppe raus. Dort besichtigen wir zuerst eine stillgelegte Mine. Die Wagen, mit denen das Material heraustransportiert worden ist, stehen immer noch in der Wiese und die Zugänge zur Mine sind noch sichtbar. Sogar ein unendlich tiefes, senkrechtes Loch mit ca. einem Meter Durchmesser ist noch zu sehen. Abgesperrt ist natürlich nichts, wer weiss wie viele Schafe inzwischen dort unten liegen.

Eine verlassene Mine.

Auf unserer Rundtour treffen wir immer wieder auf sogenannte Hirschsteine, welche in der ganzen Mongolei vorkommen. Das sind mannshohe Steine mit eingravierten Mustern und markieren Grabstätten von Stammesoberhäuptern oder anderen wichtigen Personen.

Ein Hirschstein.

KLOSTER ERDENE ZUU
In Karakorum besuchen wir tatsächlich ein buddhistisches Kloster, es war das erste seiner Art in der Mongolei. Innerhalb der Mauer des Klosters befinden sich mehrere Klostergebäude, eines eindrücklicher als das andere. Ein solches Detailreichtum an einem Gebäude haben wir noch selten gesehen! Jedes einzelne Gebäudeteil ist bis auf den letzten Quadratzentimeter verziert und farbig angemalt, kein Wunder dauerte der Bau über 300 Jahre. Die Gebäude sind zudem aus Holz und es wurden keine Nägel oder Schrauben verwendet, die Holzteile sind alle ineinander verkeilt.

  • Ein Gebäude des Erdene Zuu Klosters.

Zurück in Russland: Altai

Kasachstan und unser nächstes Reiseziel Mongolei teilen keine Grenze. Dazwischen liegt noch ein kurzes Stück Russland. Beziehungsweise China, aber da wir in China mit unserem Führerausweis nicht Auto fahren dürfen, war China nie ein Thema für uns.
Dieses kurze Stück Russland war für uns anfänglich also eine Durchfahrt, der wir nicht viel Beachtung schenkten. Bei unseren Vorbereitungen realisierten wir dann aber, dass uns hier mehr erwartet: Das Gebirge Altai! 

Unser neuer Indoor-Tisch

In der ersten grossen Stadt, die wir angefahren haben, finden wir sozusagen den Hornbach der Russen. Hier nennt er sich Leroy Merlin. Das Regenwetter der letzten Tage zeigte uns auf, dass ein Tisch im Auto noch praktisch wäre. Bisher haben wir das hohe Regal im Auto als Tisch genutzt, wenn es das Wetter erforderte.
In diesem Hornbach finden wir alles, was wir brauchen: Schubladenschienen, Holz (auf unsere gewünschten Masse zugeschnitten), Schrauben, Schnallen. 
Am Abend müssen wir dann aber feststellen, dass unser Plan mit den gekauften Schubladenschienen nicht funktioniert. Also suchen wir am nächsten Tag einen weiteren Baumarkt auf, der das Material für unseren geänderten Plan bieten kann: Akkuschrauber und Winkel. Wobei der Akkuschrauber für dieses Projekt nicht notwendig gewesen wäre. Aber in weiser Voraussicht (vor der Verschiffung in Vladivostok müssen wir das Auto ganz sauber putzen und dazu unsere gesamte Einrichtung aus- und wieder einbauen) haben wir den Akkuschrauber jetzt schon besorgt.
Der neue Tisch lässt sich sehen! Die Platte ist normalerweise rüttelfest verstaut und kann bei Bedarf an das Regal gehängt werden und als Tisch genutzt werden.

Melanie mit Tisch und Akkuschrauber.

Registrierung

In Gorno-Altaisk wollen wir uns registrieren. In Russland ist es üblich, dass man sich registrieren muss, wenn man länger als 7 Tage an einem Ort ist. Doch “Ort” ist nicht so genau definiert. Die einen reden da von Städten und die anderen von Bezirken.
Die Beamtin weiss nicht so recht, was wir wollen und wir wissen nicht so recht, was sie will. Sie erklärt uns, wir müssten uns nur registrieren, wenn wir länger als eine Woche in dieser Stadt (Gorno-Altaisk) bleiben, was bei uns nicht der Fall ist.
Doch sie wurde gwundrig, weshalb wir ein Business-Visum haben, wenn wir doch offensichtlich umherreisen. Wir erklären, dass das Umherreisen zu unserem Business gehört und entscheiden uns, doch besser zu gehen und das mit der Registrierung zu lassen. Das hat auf jeden Fall beim Ausreisen keine Schwierigkeiten bereitet.

Chutsky Trakt

Der Chutsky Trakt ist eine 1’000 km lange Strasse von Novosibirsk bis an die Grenze zur Mongolei, die früher als Poststrasse diente. Heute ist die Strasse sehr gut ausgebaut, was eine schöne Abwechslung zu den Strassen des letzten Monats in Kasachstan ist.
Wir fahren ab Gorno-Altaisk dem Chutsky Trakt entlang durch abwechslungsreiche und sehr schöne Berg-, Wald- und Flusslandschaften. 
Entlang der Strecke hat es diverse Haltepunkte und Highlights: die Tremola des Altai, Passstrassen, Petroglyphen, Seen, Marslandschaften, …

Der Chutsky Trakt.

Diese Region, besonders im nördlichen Teil des Chutsky Traktes, ist sehr touristisch. Die Sehenswürdigkeiten sind wieder mit braunen Hinweistafeln markiert, die Strasse ist in einem tadellosen Zustand und entlang der Strecke findet man etwa all 200 Meter ein kleines Feriendorf vor. Diese Feriendörfer sind eher Campings mit kleinen Lodges, die ihre typische Bauweise haben. Viele dieser Lodges befinden sich im Aufbau oder werden gerade renoviert. Obwohl es also eine sehr touristische Region ist, sind wir fast die einzigen Touris, die Saison hat hier noch nicht begonnen.

Ein typisches Feriendorf in der Region Altai.

Entlang dieser Strecke gibt es auch wieder vermehrt Polizeikontrollen. Einmal werden auch wir an den Strassenrand gewunken und erstmal auf Russisch vollgequatscht. Wir haben keine Ahnung, was der Polizist von uns will. Die Papiere, die wir ihm hinhalten, will er jedoch nicht sehen. Als der Polizist realisiert, dass wir absolut kein Russisch verstehen, verwirft er nur die Hände und winkt uns wieder zurück auf die Strasse.
Da waren uns die Papp-Polizisten in der Wolga-Region schon sympathischer. 😉 

Melanie mit einem russischen Polizisten.

Erlebnisse russischer Art

Auf einem Pass schlendern wir durch die Marktstände auf der Suche nach Honig. Die Marktfrauen verkaufen alle die gleichen mongolischen Filzerzeugnisse: Socken, Handschuhe, Strümpfe,… Ein Mann bietet allerdings eine braune Masse in Gläsern an. Schon freuen wir uns, dass wir den Honig gefunden haben. Bei näherem Betrachten stellte sich aber heraus, dass es etwas Flüssiges ist. Wir verständigen uns wieder mal mit Handzeichen und kommen zum Schluss, dass es Schnaps sein muss. Schliesslich ist das Gebräu auch in einer Schnapsflasche abgefüllt. Auch gut, wir nehmen die grösste Flasche. Der Bär auf dem Etikett hat es Jonas angetan.
Am Abend stellt sich dann heraus, dass der Bär auf dem Etikett ein Biber ist und dass der Schnaps schrecklich nach Gülle stinkt. Als wir dann zwei Tage später wieder mal Internet haben, gehen wir dem Schnaps auf den Grund. Wir stellen fest, dass es sich gemäss Wikipedia nicht um Schnaps, sondern um Bibergeil handelt.

Am Wochenende pausieren wir an einem kleinen, abgelegenen See, da wir unser Glück beim Fischen versuchen wollen. Scheinbar flüchten alle russischen Männer am Wochenende vor ihren Frauen und gehen gemeinsam fischen und campen. Wir sind also nicht die einzigen Camper am See. Am See haben sich rund 6 Gruppen Männer eingerichtet, die den ganzen Tag auf dem See fischen und am Abend natürlich festen.
Wir probieren natürlich unsere neu gekaufte Fischerrute aus. Zu festen gibt es dann aber nichts, da wir keinen Fisch gefangen haben. 

Jonas beim Fischen.

Big Five von Russland

Nach dem Vorbild der Afrikaner haben wir uns die Big Five von Russland zusammengestellt. Das sind 5 wilde Tiere, die typisch für Sibirien sind: Bär, Elch, Schneeleopard, Wolf, Adler.
An einem Abend beobachten wir völlig überrascht, wie zwei Elche den Fluss, an dem wir übernachten, durchqueren.
Greifvögel sieht man viele in dieser Gegend. Wir können sehen, wie sie im steilen Gelände einen Fuchs jagen. Später staunen wir nicht schlecht, als ein Adler mit mindestens 2 Meter Spannweite vor uns auf dem Weg bei einem toten Fohlen steht und zum Abflug ansetzt. Wir beobachten ihn, wie er durch die Lüfte fliegt. Unglaublich schön!
Zwei von fünf, an den anderen bleiben wir dran. Und sorry, es gibt keine scharfen Fotos, da wir beide Tiere überraschenderweise angetroffen haben.

Katu-Yarik und Teleskopsee

Vom Chutsky-Trakt machen wir einen Abstecher zum 150 km entfernten Teleskopsee. Die Offroad-Strecke führt durch wunderschöne Landschaften und wieder vorbei an gefrorenen Seen.
Von den Katu-Yarik-Serpentinen haben wir gelesen, dass es eine sehr schlechte und gefährliche Strasse ist. Doch von all unseren Offroad-Serpentinenstrassen, die wir bisher gefahren sind, waren die Katu-Yarik-Serpentinen die ungefährlichsten. 
Allerdings kommt man ohne Allrad nicht weit. Vom Hörensagen wissen wir, dass die 2WD’s mit dem Traktor hochgezogen werden.

Der Katu-Yarik-Pass, welcher zum Südufer des Teleskopsees führt.

Im Tal führt die Offroadpiste 60 km immer dem Fluss entlang Richtung Teleskopsee. Wir geniessen die Fahrt durch das fast unbewohnte Tal bei schönstem Wetter. Die Strasse endet am See in einer Sackgasse. Weiter geht es nur mit der Fähre, welche man vorbestellen müsste. 
Weil es keine Leute hat, wählen wir als Übernachtungsplatz den Strand direkt am Teleskopsee.
Am Abend kommt noch eine russische Reisegruppe, die unser Auto bestaunen und es nicht verstehen, dass wir keinen Wodka haben. Doch es ging nicht lange und einer der Reisegruppe holte seinen selbstgebrannten Samogon (wahrscheinlich ein Grappa), den wir dann im grossen Becher probieren durften. 
Wir nehmen denselben Weg wieder zurück, den wir gekommen sind. Auf dem Rückweg treffen wir auf Kerstin und Torben aus Deutschland, die mit dem LKW unterwegs sind. Bei Kaffee tauschen wir uns aus und dürfen noch ihren LKW besichtigen. Das lässt Jonas gleich träumen. 

Weitere Highlights am Chutsky-Trakt

Zurück auf dem Chutsky-Trakt geht es weiter Richtung mongolische Grenze. Auf dieser Strecke halten wir bei einem Geysir-See an. Man sieht im See Gas aufsteigen, das dann aber unter dem Wasserdeckel hängen bleibt. Der Geysir ist also nicht vergleichbar mit den isländischen Geysiren, aber trotzdem sehr schön anzusehen. Die Umgebung ist sehr märchenhaft. Wohl darum haben die Betreiber auch Schnitzereien einer Hexe und von Rotkäppchen aufgestellt.

Der Geysir-See.
Ein Bächlein beim Teleskopsee.

Weiter östlich wandern wir noch in einer marsähnlichen Landschaft. Die Farben Rot, Orange und Gelb dominieren das Gestein.

Der sogenannte Mars 1.
Und der sogenannte Mars 2.

Ein weiteres Highlight sind auch die Treffen mit vielen anderen Reisenden, die ähnlich unterwegs sind wie wir. Im Altai müssen alle der gleichen Strasse entlangfahren. Und je näher wir an die Grenze zur Mongolei kommen, desto häufiger kommen uns Gleichgesinnte entgegen. Neben deutschen Pärchen haben wir auch Schweizer und eine französische Familie in einem Landrover angetroffen. Man hält kurz an der Strasse und tauscht Erfahrungen, Geheimtipps und Kontaktdaten, bevor es wieder weiter geht.

Grenzübergang Mongolei

Da am Sonntag die Grenze geschlossen hat, wollen wir am Samstag Morgen noch in die Mongolei einreisen. Am Freitag machen wir daher einen gemütlichen Tag im letzten Dorf vor der Grenzzone, in der man nicht campieren darf, um am Samstag fit zu sein. Man weiss ja nie, wie die Überfahrt ins nächste Land abläuft, vielleicht werden unsere Nerven wieder während unmenschlichen Wartezeiten strapaziert. 
Am Samstag Morgen treffen wir wiedermal auf Schweizer. Steffi und Christoph kommen gerade aus der Mongolei und wir tauschen uns noch aus. Sie sagen uns, dass an der Grenze nichts los ist. Wir freuen uns, dass wir nicht lange warten müssen. 
45 Minuten später stehen wir am russischen Grenzposten und niemand steht an. Doch warum ist das Tor zu? 🤔
Wir finden heraus, dass ein lokaler Feiertag (Kinder- und Muttertag) ist. Jetzt wissen wir auch, warum nichts los ist. 😁
Weil man hier nicht campieren darf, müssen wir wieder 50 km zurückfahren und bis Montag warten, bis wir endlich in die Mongolei einreisen können.

Der verschlossene Grenzübergang zur Mongolei.

Kasachstan: Die Nationalpärke im Südosten und ab nach Norden

Habt ihr gewusst, dass sich der zweitgrösste Canyon der Welt in Kasachstan befindet? Der Sharyn Canyon ist nach dem Grand Canyon in Amerika der zweitgrösste Canyon. Für Jonas ist er ganz schön eindrücklich gross. Melanie war schon beim Grand Canyon und ist daher nicht ganz so überwältigt. Wir fahren dem Canyon entlang und nehmen immer wieder die Bauernwege, die zum Rand des Canyons führen. Wir sind meistens ganz alleine und können die Ausblicke in den Canyon ungestört geniessen. Es gibt einen Parkplatz auf der anderen Canyonseite, dieser hingegen ist rappelvoll mit Autos. Die Leute wandern oder fahren sogar mit den Autos zu Hunderten in den Canyon hinein.

Beim Sharyn Canyon.

Uns führt es noch zum Kaindysee. Dieser See entstand vor über 100 Jahren durch einen Erdrutsch, der nun einen Damm bildet und das Wasser des Bächleins zurückstaut. Im See hat es heute noch stehende Baumstämme. Unter Wasser kann man sogar noch die Äste der Bäume sehen. Dies ist natürlich ein Foto wert! Darum sind wir auch nicht die Einzigen am See. Doch da die Kasachen nicht gerne wandern, können wir nach einer kurzen Wanderung den See von der anderen Seite fast alleine geniessen.

Der Kaindysee mit den Bäumen, die immer noch im Wasser stehen.

Nun geht es seit langer Zeit wiedermal Richtung Norden. Wir besuchen den Altyn-Emel Nationalpark etwas nordöstlich von Almaty. Die singende Düne ist da die Hauptattraktion. Als wir sie besuchen, hat sie wohl gerade Mittagspause. Gesungen hat da gar nichts, aber wir trampelten bis ganz nach oben, um dann nach unten zu rutschen. Beim Runterrutschen hat die Düne dann doch noch Töne von sich gegeben. Durch das Verdichten des Sandes hat es lustige Quietschtöne gegeben.
Die Wege, die durch den Park führen, sind sehr mühsam für Nanuk. Es sind vom Wind gemachte Wellen auf dem Weg, was uns und vorallem Nanuk mächtig durchrüttelt. Wir haben das Gefühl, dass nächstens alles auseinanderfliegt und es zerrt an unseren Nerven. Wir probieren es mit 80 km/h (Kasachentempo) und mit 20 km/h. Mit 80 km/h wird es einem aber unwohl auf diesen Wegen, also halten wir uns wieder an Tempo 20 km/h.
Weiter östlich im Park gibt es eine 700-jährige Weide. Nicht nur das Alter des Baumes ist beeindruckend, sondern auch seine Grösse. Ein Baum, der so gross war, dass er seine Äste auf den Boden hängen lässt, um sich abzustützen.
Eine rote Lawalandschaft und die farbenfrohe Gesteinslandschaft im Osten des Nationalparks können wir auch noch besichtigen. Diese Landschaften bestehen aus farbigen Stein- und Sandhügel: rot, gelb, weiss, grün, blau, orange, … Man hat das Gefühl, man stehe auf einem fremden Planeten.
Dies ist der erste Nationalpark, welcher ein bisschen geregelt war. Es gibt Checkpoints, wo man sein Ticket vorweisen muss, und Verbotstafeln an Strassen, die man nicht befahren darf. In den bisherigen Nationalparks durfte man machen, was man wollte, und überall lag entsprechend Abfall.
In diesem Nationalpark darf man laut Anweisung des Ticketverkäufers auch nicht wild campieren, sondern muss die Zelte bei einer Rangerstation/Ticketkontrolle aufschlagen. Wir mussten sogar angeben, bei welcher Rangerstation wir übernachten werden. Nach dem Motto “Sagt Mami ‘nein’, dann frag noch Papi” haben wir dann den Ranger an der von uns angegebenen Rangerstation gefragt, ob wir nicht im Park campieren dürfen, statt hier bei seiner Rangerstation. Der Ranger meint, das sei kein Problem und gab uns noch Tipps für die schönsten Plätze.

Weiter auf dem Weg Richtung Norden meinen wir, von Weitem einen Unfall mit LKW’s zu sehen. Als wir näher kommen, stellt sich heraus, dass sie die Strasse gerade für einen Filmdreh brauchen. Wir müssen auf die Wiese ausweichen und fahren zwischen Filmdreh, dem Equipment und einem dreckigen Ford Mustang, wohl das Filmauto, durch. Die Landschaft hier taugt wirklich gut als Filmkulisse.

In Taldykorghan finden wir wieder einmal alles, was uns so fehlt. Unsere beiden Schrauben oberhalb der Frontscheibe sind inzwischen wieder gebrochen (man erinnere sich an das Prozedere der ersten zwei Schraubenbrüche). In einer Werkstatt können uns die Jungs die gebrochenen Schrauben ersetzen. Diesmal müssen sie nicht mal schweissen. Die Schrauben bekommen sie durch das Anheben des Daches mit einer Zange herausgeschraubt. Wir bedanken uns wieder mit Sackmesser.
Zurück im Stadtzentrum suchen wir ein Kabel für Melanies Laptop und das Spiel “Rummykub”, welches wir leider Zuhause vergessen haben. Beim Durchforsten der Kinderläden nach einem Rummykub verliert Melanie noch die Speicherkarte von Jonas Kamera, da die Karte aus ihrem Hosensack fällt. Keine Angst, die Fotos sind gesichert und eine neue Karte konnten wir noch gleichentags besorgen.

Diese Woche dürfen wir wieder die Gastfreundschaft der Kasachen geniessen. Eigentlich wollten wir nur unseren Wassertank auffüllen. Als wir am Strassenrand den Wasserhahnen entdecken, parkieren wir wie gewohnt rückwärts am Hahnen, um mit dem Schlauch den Tank zu füllen. Leider funktioniert dieser Wasseranschluss aber nicht mehr. Zeitgleich kommt der Herr aus dem Haus direkt nebenan, stellt sich bei Jonas als Ulan vor und gibt uns zu erklären, dass die Wasserhahnen nicht mehr in Betrieb seien, weil sie jetzt Wasseranschlüsse im Haus haben. Wir sollen doch bei ihm parkieren und er füllt uns den Tank.
Während dem Befüllen des Tanks stösst Ulans Frau, eine Englisch-Lehrerin, zu uns. Endlich können wir uns wieder mal ohne Google-Translate unterhalten! Nach dem Befüllen des Tanks laden sie uns ein, ins Haus zu kommen und mit ihnen und den zwei anderen Familien, die im Haus wohnen, Zmittag zu essen. Wir waren nicht die einzigen Gäste, später kamen auch noch Kollegen von Ulan zum Essen vorbei. Es sei normal, dass die Küche am Mittag voll sei und man nicht wisse, wer alles zum Essen kommt, meint Ulans Frau.
Dank ihr können wir uns gut verständigen und Konversationen führen. Die Kasachen sind sehr offen und sprechen die Themen, die sie interessieren, direkt an: Lohn, Beruf, Ersparnisse, Alter, Zivilstand, Kinder, …?
Die hohen Löhne überraschen sie, wir können ihnen aber anhand des Brotpreises (ein Pfünderli kostet in Kasachstan umgerechnet nicht mal 30 Rappen) gut aufzeigen, dass bei uns das Leben dafür etwas mehr kostet.
Da zeigen sie bei anderen Themen etwas weniger Verständnis. Nachdem sie erfahren haben, dass Jonas jünger ist als Melanie wird in seiner Abwesenheit nochmals nachgehakt, ob wir wirklich ein Paar seien. Und dass wir noch nicht verheiratet sind und keine Kinder haben, können sie sowieso nicht verstehen. Nun ja, zum Abschied gab es von der Mama des Hauses einen Schal geschenkt, der für viele Kinder sorgen soll 😉
Wir bedanken uns mit Schnaps, Plüschtieren und Sackmessern und verabschieden uns in den Regen.  Es regnet zum ersten Mal seit Litauen!

Zu Besuch bei einer kasachischen Familie.

Am Alakölsee machen wir einen Tag Pause und planen unsere Weiterreise durch das Altai-Gebirge in die Mongolei. Im Planungsfieber planen wir dann auch gleich unsere Weiterreise während das Auto im Container nach Australien schippert und dann auch noch gleich, wo wir in etwa in Australien durchfahren. Vielen Dank an dieser Stelle für all die persönlichen Reisetipps, die wir einholen durften 😉

Pause am Alakölsee.

Vor der russischen Grenze besuchen wir noch einen Ort mit Petroglyphen, Wandmalereien aus der Steinzeit. Einen Teil wurde leider gerade von russischen Archäologen untersucht, darum können wir nicht alles besichtigen. Trotzdem bekommen wir von unserem eher mässig motivierten Begleiter einige Zeichnungen von Rösser, Rentieren und Menschen zu sehen.
Leider ist unsere Zeit in Kasachstan schon abgelaufen und wir fahren deshalb weiter zur russischen Grenze. Da ja die letzte Einreise nach Russland etwas länger dauerte, haben wir diesmal genug Zeit eingerechnet. Nicht dass noch unsere visumsfreie Zeit in Kasachstan abläuft, während wir an der Grenze auf Einlass nach Russland warten. Der Grenzübergang geht aber sehr rasch. Ein bisschen Kontrolle, die Formalitäten und dann heisst es auch bereits: Welcome to Russia!

Petroglyphen: Pferde und Rentiere von Steinzeitmenschen gemalt.

Abenteuer Kasachstan

Letzte Woche sind wir quer durch die Steppe von Kasachstan gefahren: vom Wolgadelta bis zum Aralsee. Und das haben wir dabei erlebt:

Wir übernachteten kurz vor der kasachischen Grenze an einem fast ausgetrockneten Fluss. Allerdings war er so belebt, wie noch kein anderer Fluss bis jetzt. Als wir das Tümpelchen, welches vom Fluss noch übrig war, besichtigten, schlich gleich mal eine kleine Schlange vor uns weg und die Schildkröten zogen alle die Köpfe ein. Eine Kuh entleerte sich auf der einen Seite des Tümpelchens, während auf der anderen Seite eine weitere Kuh neben einer toten Kuh aus dem Tümpel trank. Die letztere Kuh hatte wohl keine Untersetzung, weshalb sie beim Trinken versoffen ist.
Als Jonas die schöne Abendstimmung mit der Drohne festhalten will, wird ihm sehr schnell klar gemacht, dass er im Grenzgebiet ist. Die Drohne meldet nach 20 m Flughöhe eine Störung und dass sie jetzt selber wieder landet. 😄 Unbekannt ist, ob die Russen oder der Drohnenhersteller dies so wollte.

Am Morgen fuhren wir zur Grenze von Kasachstan, das Überqueren der Grenze ging diesmal etwas schneller. Nach 50 Minuten haben wir beide Grenzposten passiert. Das Ganze ging sehr freundlich. In Kasachstan können die Grenzbeamten sogar lachen und haben Freude, dass wiedermal Schwizaris kommen. Am meisten Zeit hat dann das Lösen der Versicherung gebraucht.

Kaum in Kasachstan, sehen wir auch schon die ersten Kamele. Und die Kühe sind hier mit Perwoll gewaschen, alle ganz flauschig. 
Während den ersten 100 km, die wir gefahren sind, betrug unser Durchschnittstempo 30 km/h! Die Strasse hat mehr Löcher als Asphalt! Entschädigt wird das Ganze durch den schönen, langen Strand am Kaspischen Meer, den wir als Übernachtungsplatz aussuchen.

Die ersten Kamele in der Steppe von Kasachstan

Am nächsten Tag gingen wir nach Atyrau. Das ist die erste Stadt nach der Grenze. In Atyrau wollten wir uns, wie auf der Homepage des Bundes vermerkt ist, in Kasachstan anmelden. Das Verwaltungsgebäude haben wir schnell gefunden, doch die Parkplätze sind nicht für uns gemacht, zu schmal. Wir haben kurzerhand die Wiese vor dem Gebäude beschlagnahmt, dort parkiert, und gehen zum Anmeldebüro. Glücklicherweise steht hinter uns eine Frau an, die English spricht und uns übersetzen kann. Man sagt uns, dass wir uns nicht anmelden müssen, wenn wir nicht mehr als 30 Tage bleiben. Super. Danke nach Bern. Gute Arbeit.

Nicht nur die ersten 100 Strassenkilometer nach der Grenze waren übel. Auch über die weitere Strecke bis zum Aralsee haben wir nicht viel Gutes gelesen. Und so war es dann auch. Die ersten 500 km dieses Abschnittes waren katastrophale Strassen! Entweder man zerstört sein Auto auf der Strasse oder man fährt neben der Strasse auf den Sand- und Dreckpisten, die teils 10-spurig bis zu 400 m neben der Strasse entlang führen. So vergehen die Tage…

Die Strassen in Kasachstan. Etwas weiter rechts die richtige Strasse, die aus Löcher besteht.

Einmal bocken wir unser Auto Nanuk im Schlamm auf und nach 3 Stunden schaufeln, winchen und Sandbleche verbiegen, haben wir die Hoffnung schon bald aufgegeben.
Im letzten Moment können wir dann dem Fahrer eines KAMAZ (russischer LKW) zuwinken und ihm klar machen, dass wir Hilfe brauchen. Zeitgleich fährt auch der vor zwei Stunden gerufene Rescue-Dienst zu. Diese kommen in einem UAZ-452 angefahren und neben dem Fahrer befinden sich auch noch ein Polizist und ein Mann im Anzug im altrussischen Wagen vor. Also sieht man von Weitem, dass uns der gerufenen Rescue-Dienst nichts nützt und wir sind froh, konnten wir den LKW anhalten. Aber logischerweise tut der Rescue-Dienst dann so, als ob sie jetzt den KAMAZ-Fahrer auch gerufen haben. Egal.
Jonas will ihnen erklären, dass es nur noch retour aus dem Schlamm geht. Sie wollen es besser wissen und wir versuchen nochmals (zum 3. Mal) vorwärts mit der Seilwinde aus dem Schlamm zu kommen. Geht nicht. Also fährt er dann mit dem KAMAZ vollgas durch den Schlamm und wir ziehen Nanuk mit dem Abschleppdrahtseil vom KAMAZ rückwärts aus seiner “Scheiss”-Lage (sorry, aber wortwörtlich “Scheiss”, denn der Schlamm bestand zu einem grossen Teil aus ebendiesem). Juppy.
Mit dem Wasser vom Bach konnten wir Nanuk noch ein bisschen waschen.

Die Schlammschlacht. Rechts der Polizist beim Löcher graben.

Mit den Ortschaftsnamen hier in Kasachstan ist es nicht immer so leicht. OpenStreetMaps, Google Maps und die Papier-Karte führen drei verschiedene Namen für einen Ort, den wir besuchen möchten. So fahren wir gemäss Google Maps zu den alten Markthallen der Seidenstrasse, die dann aber nicht aufzufinden sind, weil nun eben nicht Google Maps sondern unsere Karte Recht hatte.
Was solls, wir übernachten in der kasachischen Steppe auf einem Hügel und sind von Pferden, Adlern, Erdfrauchen und vielen Vögeln umgeben.

Die Weite der kasachischen Steppe ist sehr eindrücklich. Man befindet sich einfach im nirgendwo, rund herum nur vorbeiziehende Herden von Pferden, Kamelen oder Kühen, sanfte Hügel und der Horizont. Wenn man aus dem Auto steigt, nimmt man sofort den würzigen Geruch der Steppe wahr, da in der Steppe neben Gräser und Wildtulpen auch viele Kräuter wachsen. 

1’500 km Steppe haben wir schon hinter uns gelassen.

In jedem Dorf, wo wir anhalten, gibt es immer viele Leute, die sich für uns und vor allem für das Auto interessieren. Es ist auch keine Seltenheit, dass uns ein Auto langsam überholt, während wir aus diesem Auto mit mind. 3 Natels gefilmt werden.
Wenn wir etwas suchen, dann helfen uns die Kasachen immer sehr gerne und sie zeigen uns, wo wir durchfahren müssen, oder sie fahren gleich mit ihrem Auto voraus. Wir sind begeistert von der Freundlichkeit und Offenheit der Kasachen.

Nach einer Woche kommen wir in der Stadt Aralsk am Aralsee (oder eben nicht mehr am See) an. Wir fragen den Herrn, der beim Supermarkt herumsteht, wo es hier Wasser gibt, um unseren Wassertank zu füllen. Dieser nimmt uns gleich zu sich nach Hause mit und füllt unsere Wassersäcke in seinem Badezimmer. Danach werden wir von ihm auch noch zum Tee eingeladen und seine Frau tischt haufenweise selbstgemachte Leckereien auf. Kaschk, das sind salzige, getrocknete Yoghurtklumpen, sind uns aber doch ein bisschen zu salzig.
Auf die Frage was wir den hier alles ansehen müssen, können uns unsere Gastgeber keine Antwort geben. Es sei ja nicht gerade eine schöne Stadt.

Wir unterhalten uns übrigens mit Google Translate, da wir abgesehen von den drei wichtigsten Wörter (Hallo, Danke, Tschüss) weder Kasachisch noch Russisch sprechen. Google übersetzt direkt, was man gesagt hat und so sind doch einigermassen flüssige Gespräche möglich. Manchmal entwickeln sich allerdings ganz lustige Gespräche, weil Google Translate nicht immer so gut übersetzt.

Zu Besuch bei einer kasachischen Familie.

Am nächsten Tag erkunden wir die Gegend beim Aralsee. Der Aralsee war mal ein sehr grosser Salzsee, schon fast ein Binnenmeer, doch durch die intensive Nutzung ist er massiv geschrumpft. Früher hat der See das Klima in dieser Region reguliert. Heute kann er das nicht mehr und die Region wird immer trockener und verwüstet.
Wir sind etwas enttäuscht worden von der Stadt Aralsk. Das Museum am alten Hafen hat geschlossen. Die Schiffswracks, an die man denkt, wenn man Aralsee hört, haben sie als Alteisen den Chinesen verkauft. Und das, was früher See war, ist heute Steppe, wie wir sie jetzt schon seit 1000 km kennen. Schade, dass Kasachstan das Potential zum Tourismus nicht nutzt.

Der ehemalige Hafen von Aralsk.

Unser Fazit nach einer Woche Kasachstan ist allerdings durchaus positiv. Wir durften nicht nur freundliche Leute und Kamele kennen lernen, sondern konnten auch die Einsamkeit in der Steppe geniessen.

P.S.: Der Internet-Empfang beschränkt sich hier auf die Städte. Das erleichtert uns das Berichte-Veröffentlichen nicht gerade. Wir hoffen aber, dass ihr bald wieder von uns hört!