Mongolei: Der Westen

Unsere erste Etappe in der Mongolei führt uns durch den Westen: vom russischen Grenzübergang bis ins Kloster-Dorf Karakorum. Im folgenden Artikel schildern wir unsere ersten Eindrücke und Erlebnisse in diesem äusserst faszinierenden Land.

Grenzübergang

Tagwache 04.45 Uhr, wir wollen die Ersten sein, wenn der Zoll um 09.00 Uhr die Tore öffnet. 45 Minuten Fahrt bis zum Zoll warten auf uns. Die 50 km vor dem Zoll sind Grenzgebiet, in dem wir die Strasse nicht verlassen dürfen und daher in dieser Zone auch nicht übernachten durften. Ein 50-km-Puffer um die Grenze wäre ja in der Schweiz unvorstellbar!
Bei Sonnenaufgang fahren wir also die Asphaltstrasse Richtung Zoll. Niemand ist unterwegs, wir freuen uns, dass wir sicherlich die Ersten sind. Bei der Einfahrt ins Grenz-Dorf, in dem sich einer der drei internationalen mongolischen Grenzübergänge befindet, sehen wir von weitem, dass wir nicht die Ersten sind. Die LKW-Linie ist bereits 150 Meter lang und in der Auto-Linie warten vier Autos und ein Reisecar. Ein Car! Das kann ja heiter werden. Jäno: Dach hochklappen, Kaffee machen und warten ist angesagt. Wir sind natürlich die interessantesten Teilnehmer dieser Warterunde. Nanuk wird von allen Seiten genau begutachtet. Und die Warteschlange vor dem Zoll verlängert sich von Minute zu Minute.

Da hat jemand Kaffee nötig.

Um 08.59 Uhr öffnet sich das Tor zum russischen Zoll. Zuerst wird der Car herein gelassen. Das zieht sich in die Länge, weil sie an diesem Zoll sogar ein Gepäckröntgengerät haben. Jedes einzelne Gepäckstück muss ins Gebäude gebracht werden und vom Gerät gescannt werden. Das dauert natürlich seine Zeit bei einem 50-Personen-Bus.
Um 10.30 Uhr können wir ins russische Zollgelände fahren. Der freundliche Zöllner erklärt uns, wie der Ablauf ist und wir erklären ihm, dass wir kein Gepäck haben. 😁 Er wirft einen Blick ins Auto und sagt, das sei in Ordnung, wir müssen nicht das ganze Auto entladen und unsere Unterhosen einzeln zum Scanner tragen. Also können wir ohne Gepäck zur Kontrolle, wobei wir noch zwei Mal von anderen Zollbeamten kritisch gefragt werden, ob wir wirklich kein Gepäck dabei hätten.
Das Ganze geht rasch voran. Die Kontrolle vom Auto ist auch schnell erledigt und so fahren wir schon bald die 25 km weiter durchs russische Niemandsland bis zum mongolischen Zollbereich.
Noch vor dem mongolischen Zoll müssen wir zur Desinfektion. Das läuft folgendermassen ab: Wir fahren mit dem Auto durch eine Grube, in der ein bisschen Dreckwasser liegt und bezahlen dann 50 Rubel. Desinfektion beendet. Später beobachten wir, wie der Desinfektions-Beamte mit dem Kanister zum nahe gelegenen Bach läuft und Wasser holt, mit welchem er die Grube wieder etwas auffüllt.
Als wir dann an der Reihe wären, um in den mongolischen Zoll zu fahren, haben sie leider gerade Mittagspause. Die Tore werden vor unserer Nase geschlossen. Nach einer Stunde Mittagspause dürfen wir dann endlich ins mongolische Zollgelände fahren.
Wir wissen, dass wir einfach drei Stempel brauchen. Wir schauen mal, was die anderen so machen und laufen ihnen nach. In einem Gebäude ist die Passkontrolle. Wir stehen an, bis eine Frau kommt, uns aus der Reihe nimmt und Jonas mit ihr wieder nach draussen muss für die Autokontrolle. Das Einzige, was sie genauer anschaut, ist das Glas mit der Barilla-Pesto. Weil es grün ist, meint sie, es sei Marihuana. Zum Glück müssen wir das Glas nicht abgeben, denn diese Pesto war ein absoluter Glückskauf, Pesto kriegt man in dieser Gegend kaum. 
Inzwischen sind unsere Pässe vom Migrationsamt kopiert und wir stehen wieder an der Personenkontrolle an. Die Leute hinter uns wechseln alle die Reihe, als sie merken, dass es bei uns etwas länger dauert, da die Zollbeamtin all unsere Daten eintippen muss und mit den englischen Bezeichnungen auf dem mongolischen Visum überfordert ist.
Anschliessend muss Jonas bei der Quarantäne-Kontrolle und bei der Grenzkontrolle einen Stempel holen und das Auto wird nochmals kontrolliert. Wieder muss Jonas die Pesto erklären und die Visitenkarten sind ihm auch nicht geheuer. Warum auch immer. Er gibt uns dann trotzdem grünes Licht und wir dürfen einreisen.
Welcome to Mongolia!

Nordroute

In der Mongolei gibt es drei West-Ost-Hauptverkehrsachsen: Die Nordroute, die Mittelroute und die Südroute. Wir entscheiden uns aufgrund von Empfehlungen, zuerst auf die Nordroute einzubiegen, dann auf die Mittelroute und dann irgendwann auf die Südroute zu wechseln. Von der Südroute aus würden wir dann via Ulaan Baator Richtung Norden zurück nach Russland an den Baikalsee fahren.
Die Nordroute führt uns auf Schotterpisten durch ein enges Tal hinab, bis wir auf eine Ebene kommen. Uns verschlägt es die Stimme. Das ist jetzt die Weite, von der man immer hört. Es geht über 50 km flach hinüber über eine riesige Schotterfläche bis der nächste Hügelzug kommt. Damit ihr euch das vorstellen könnt: man sieht von Hochdorf aus flach bis auf den Brünig! 
Auf unserer Karte geht die Strasse mehr oder weniger gerade durch die Ebene. Wir merken aber schnell, dass die Pisten sich von Jahr zu Jahr verändern. Einmal gibt es die Einfahrt für die Flussdurchfahrt nicht mehr und ein paar Mal verpassen wir die Abzweigung, die es nicht mehr gibt. Schlussendlich fahren wir im Zickzack etwa 80 km bis wir auf der anderen Seite ankommen. Immerhin hat jetzt der Beifahrer beim Navigieren ordentlich zu tun und muss sich neue Techniken aneignen, nachdem wir nun schon über 10’000 km auf meist gut kartierten Strassen gefahren sind.

  • Ein seltener Wegweiser auf der Nordroute.

Nomaden

In der Mongolei leben etwa 3.2 Mio Menschen. Davon rund 1.5 Mio Menschen in der Hauptstadt Ulaanbaator. Daher sieht man in der restlichen Mongolei nicht so viele Menschen und erst recht nicht viele Dörfer.
Die Nordroute führt uns über einige Hochebenen. Immer wieder kommt uns ein Lieferwagen entgegen, der vollgepackt ist. Die Nomaden ziehen mit diesen Lieferwagen weiter und zügeln damit ihre Jurte auf die Hochebene. In den Dörfern können wir immer wieder eingezäunte Grundstücke ausmachen, die momentan leer stehen. Das sind wohl die Winterquartiere der Nomaden, die jetzt unterwegs sind.

Hier wird gezügelt!

Strassenzustand

Die ersten ca. 100 km in der Mongolei sind wir also auf der Nordroute auf Schotterpisten gefahren, so wie man sich die Strassen der Mongolei vorstellt: holprig, mehrspurig, verzweigt, unendlich, … Sobald wir aber die Nordroute verlassen und auf die Mittelroute wechseln, ändert sich unser Eindruck: Wir fahren auf Asphaltstrassen in sehr gutem Zustand. Die Strassen sind in einem deutlich besseren Zustand als die Strassen von Kasachstan. Entsprechend kommen wir auch schnell vorwärts!

Wir fahren über neue Asphaltstrassen. Neben dieser Strasse sind noch die alten Wege zu sehen.

Der Strassenbau in der Mongolei wird von den Chinesen gemacht. Ca. 100 km der Mittelroute sind noch nicht asphaltiert. Doch die Chinesen arbeiten mit Hochdruck daran und es macht einen ziemlich professionellen Eindruck. Wir erinnern uns an den Strassenbau in in Kasachstan zurück (welcher übrigens von den Italiener gemacht wird), wo immer in 1km-Abschnitten gearbeitet wird: Ein Kilometer ist fertig, beim nächsten Kilometer werden erst die Bachunterführungen verlegt, beim nächsten Kilometer wird der Deckbelag eingebaut, beim nächsten Kilometer wird geschottert, usw. Und das über 100 km. Und als Autofahrer muss man natürlich die ganze Strecke auf Holperpisten umfahren.
Im Gegensatz zu den Kasachen geben sich die Mongolen also richtig Mühe mit dem Strassenbau, wie man auch am folgenden Foto erkennen kann:

Von Hand werden die Mittelstriche nachgemalt.

Sehenswürdigkeiten entlang der Mittelroute

Vorneweg: Die Mongolei muss man einfach durchfahren und erleben, es gibt hier nicht die Touristen-Hotspots wie in anderen Ländern. Die Landschaft und die Tiere entlang unserer Route sind die Sehenswürdigkeiten. Neben unzähligen Geier, Pferde, Kamele und Yaks sehen wir auch einen Adler, zwei Wüstenfüchse, Hasen und Mongoleigazellen. In den trockenen Gebieten dominieren die Rennmäuse und Ziesel (welche wir in einem vorhergehenden Bericht fälschlicherweise Erdmännchen genannt haben).

  • Yak

Trotzdem bietet die Geschichte und die Natur einige Highlights, die wir uns nicht entgehen lassen wollten:

VULKAN KHORGO UND WEISSER SEE
Der Khorgo Vulkan und der Weisse See liegen in einem Naturschutzgebiet. Beim Eingang hat es tatsächlich sogar einen Drehbaum (das ist ein Schlagbaum, der weggedreht wird 😉) und wir dürfen Eintritt bezahlen. Über Offroadpisten geht es am Vulkan vorbei bis zum See, denn da gibt es sicherlich die schönsten Plätze zum Übernachten. Am See bemerken wir aber noch vor dem Aussteigen, dass es von Fliegen nur so wimmelt und alles von den Kühen vollgeschissen ist. Wir steigen also nur schnell für ein Foto aus dem Auto und beschliessen dann, dass wir wieder zurück fahren und in der Nähe vom Vulkan unser Nachtlager aufschlagen.
Am nächsten Morgen wandern wir zuerst etwas auf den Lavafeldern. Hier gibt es viele Höhlen zu erkunden. Anschliessend fahren wir zum Vulkankegel und wandern nach oben, um den Krater einmal zu umwandern. Die Aussicht ist wunderschön und man sieht bis zum See, wo die Lavaströme auf das Wasser treffen.

Es führt sogar eine Treppe auf den Vulkan hoch.
Der Vulkankegel in seiner vollen Pracht.

HIRSCHSTEINE UND MINEN
Um wieder mal etwas Abwechslung in die eintönige Route entlang der Asphaltstrasse zu bringen, machen wir eine Offroad-Tagesrundtour. Auf dieser Strecke fahren wir etwas in die Steppe raus. Dort besichtigen wir zuerst eine stillgelegte Mine. Die Wagen, mit denen das Material heraustransportiert worden ist, stehen immer noch in der Wiese und die Zugänge zur Mine sind noch sichtbar. Sogar ein unendlich tiefes, senkrechtes Loch mit ca. einem Meter Durchmesser ist noch zu sehen. Abgesperrt ist natürlich nichts, wer weiss wie viele Schafe inzwischen dort unten liegen.

Eine verlassene Mine.

Auf unserer Rundtour treffen wir immer wieder auf sogenannte Hirschsteine, welche in der ganzen Mongolei vorkommen. Das sind mannshohe Steine mit eingravierten Mustern und markieren Grabstätten von Stammesoberhäuptern oder anderen wichtigen Personen.

Ein Hirschstein.

KLOSTER ERDENE ZUU
In Karakorum besuchen wir tatsächlich ein buddhistisches Kloster, es war das erste seiner Art in der Mongolei. Innerhalb der Mauer des Klosters befinden sich mehrere Klostergebäude, eines eindrücklicher als das andere. Ein solches Detailreichtum an einem Gebäude haben wir noch selten gesehen! Jedes einzelne Gebäudeteil ist bis auf den letzten Quadratzentimeter verziert und farbig angemalt, kein Wunder dauerte der Bau über 300 Jahre. Die Gebäude sind zudem aus Holz und es wurden keine Nägel oder Schrauben verwendet, die Holzteile sind alle ineinander verkeilt.

  • Ein Gebäude des Erdene Zuu Klosters.

Abenteuer Kasachstan

Letzte Woche sind wir quer durch die Steppe von Kasachstan gefahren: vom Wolgadelta bis zum Aralsee. Und das haben wir dabei erlebt:

Wir übernachteten kurz vor der kasachischen Grenze an einem fast ausgetrockneten Fluss. Allerdings war er so belebt, wie noch kein anderer Fluss bis jetzt. Als wir das Tümpelchen, welches vom Fluss noch übrig war, besichtigten, schlich gleich mal eine kleine Schlange vor uns weg und die Schildkröten zogen alle die Köpfe ein. Eine Kuh entleerte sich auf der einen Seite des Tümpelchens, während auf der anderen Seite eine weitere Kuh neben einer toten Kuh aus dem Tümpel trank. Die letztere Kuh hatte wohl keine Untersetzung, weshalb sie beim Trinken versoffen ist.
Als Jonas die schöne Abendstimmung mit der Drohne festhalten will, wird ihm sehr schnell klar gemacht, dass er im Grenzgebiet ist. Die Drohne meldet nach 20 m Flughöhe eine Störung und dass sie jetzt selber wieder landet. 😄 Unbekannt ist, ob die Russen oder der Drohnenhersteller dies so wollte.

Am Morgen fuhren wir zur Grenze von Kasachstan, das Überqueren der Grenze ging diesmal etwas schneller. Nach 50 Minuten haben wir beide Grenzposten passiert. Das Ganze ging sehr freundlich. In Kasachstan können die Grenzbeamten sogar lachen und haben Freude, dass wiedermal Schwizaris kommen. Am meisten Zeit hat dann das Lösen der Versicherung gebraucht.

Kaum in Kasachstan, sehen wir auch schon die ersten Kamele. Und die Kühe sind hier mit Perwoll gewaschen, alle ganz flauschig. 
Während den ersten 100 km, die wir gefahren sind, betrug unser Durchschnittstempo 30 km/h! Die Strasse hat mehr Löcher als Asphalt! Entschädigt wird das Ganze durch den schönen, langen Strand am Kaspischen Meer, den wir als Übernachtungsplatz aussuchen.

Die ersten Kamele in der Steppe von Kasachstan

Am nächsten Tag gingen wir nach Atyrau. Das ist die erste Stadt nach der Grenze. In Atyrau wollten wir uns, wie auf der Homepage des Bundes vermerkt ist, in Kasachstan anmelden. Das Verwaltungsgebäude haben wir schnell gefunden, doch die Parkplätze sind nicht für uns gemacht, zu schmal. Wir haben kurzerhand die Wiese vor dem Gebäude beschlagnahmt, dort parkiert, und gehen zum Anmeldebüro. Glücklicherweise steht hinter uns eine Frau an, die English spricht und uns übersetzen kann. Man sagt uns, dass wir uns nicht anmelden müssen, wenn wir nicht mehr als 30 Tage bleiben. Super. Danke nach Bern. Gute Arbeit.

Nicht nur die ersten 100 Strassenkilometer nach der Grenze waren übel. Auch über die weitere Strecke bis zum Aralsee haben wir nicht viel Gutes gelesen. Und so war es dann auch. Die ersten 500 km dieses Abschnittes waren katastrophale Strassen! Entweder man zerstört sein Auto auf der Strasse oder man fährt neben der Strasse auf den Sand- und Dreckpisten, die teils 10-spurig bis zu 400 m neben der Strasse entlang führen. So vergehen die Tage…

Die Strassen in Kasachstan. Etwas weiter rechts die richtige Strasse, die aus Löcher besteht.

Einmal bocken wir unser Auto Nanuk im Schlamm auf und nach 3 Stunden schaufeln, winchen und Sandbleche verbiegen, haben wir die Hoffnung schon bald aufgegeben.
Im letzten Moment können wir dann dem Fahrer eines KAMAZ (russischer LKW) zuwinken und ihm klar machen, dass wir Hilfe brauchen. Zeitgleich fährt auch der vor zwei Stunden gerufene Rescue-Dienst zu. Diese kommen in einem UAZ-452 angefahren und neben dem Fahrer befinden sich auch noch ein Polizist und ein Mann im Anzug im altrussischen Wagen vor. Also sieht man von Weitem, dass uns der gerufenen Rescue-Dienst nichts nützt und wir sind froh, konnten wir den LKW anhalten. Aber logischerweise tut der Rescue-Dienst dann so, als ob sie jetzt den KAMAZ-Fahrer auch gerufen haben. Egal.
Jonas will ihnen erklären, dass es nur noch retour aus dem Schlamm geht. Sie wollen es besser wissen und wir versuchen nochmals (zum 3. Mal) vorwärts mit der Seilwinde aus dem Schlamm zu kommen. Geht nicht. Also fährt er dann mit dem KAMAZ vollgas durch den Schlamm und wir ziehen Nanuk mit dem Abschleppdrahtseil vom KAMAZ rückwärts aus seiner “Scheiss”-Lage (sorry, aber wortwörtlich “Scheiss”, denn der Schlamm bestand zu einem grossen Teil aus ebendiesem). Juppy.
Mit dem Wasser vom Bach konnten wir Nanuk noch ein bisschen waschen.

Die Schlammschlacht. Rechts der Polizist beim Löcher graben.

Mit den Ortschaftsnamen hier in Kasachstan ist es nicht immer so leicht. OpenStreetMaps, Google Maps und die Papier-Karte führen drei verschiedene Namen für einen Ort, den wir besuchen möchten. So fahren wir gemäss Google Maps zu den alten Markthallen der Seidenstrasse, die dann aber nicht aufzufinden sind, weil nun eben nicht Google Maps sondern unsere Karte Recht hatte.
Was solls, wir übernachten in der kasachischen Steppe auf einem Hügel und sind von Pferden, Adlern, Erdfrauchen und vielen Vögeln umgeben.

Die Weite der kasachischen Steppe ist sehr eindrücklich. Man befindet sich einfach im nirgendwo, rund herum nur vorbeiziehende Herden von Pferden, Kamelen oder Kühen, sanfte Hügel und der Horizont. Wenn man aus dem Auto steigt, nimmt man sofort den würzigen Geruch der Steppe wahr, da in der Steppe neben Gräser und Wildtulpen auch viele Kräuter wachsen. 

1’500 km Steppe haben wir schon hinter uns gelassen.

In jedem Dorf, wo wir anhalten, gibt es immer viele Leute, die sich für uns und vor allem für das Auto interessieren. Es ist auch keine Seltenheit, dass uns ein Auto langsam überholt, während wir aus diesem Auto mit mind. 3 Natels gefilmt werden.
Wenn wir etwas suchen, dann helfen uns die Kasachen immer sehr gerne und sie zeigen uns, wo wir durchfahren müssen, oder sie fahren gleich mit ihrem Auto voraus. Wir sind begeistert von der Freundlichkeit und Offenheit der Kasachen.

Nach einer Woche kommen wir in der Stadt Aralsk am Aralsee (oder eben nicht mehr am See) an. Wir fragen den Herrn, der beim Supermarkt herumsteht, wo es hier Wasser gibt, um unseren Wassertank zu füllen. Dieser nimmt uns gleich zu sich nach Hause mit und füllt unsere Wassersäcke in seinem Badezimmer. Danach werden wir von ihm auch noch zum Tee eingeladen und seine Frau tischt haufenweise selbstgemachte Leckereien auf. Kaschk, das sind salzige, getrocknete Yoghurtklumpen, sind uns aber doch ein bisschen zu salzig.
Auf die Frage was wir den hier alles ansehen müssen, können uns unsere Gastgeber keine Antwort geben. Es sei ja nicht gerade eine schöne Stadt.

Wir unterhalten uns übrigens mit Google Translate, da wir abgesehen von den drei wichtigsten Wörter (Hallo, Danke, Tschüss) weder Kasachisch noch Russisch sprechen. Google übersetzt direkt, was man gesagt hat und so sind doch einigermassen flüssige Gespräche möglich. Manchmal entwickeln sich allerdings ganz lustige Gespräche, weil Google Translate nicht immer so gut übersetzt.

Zu Besuch bei einer kasachischen Familie.

Am nächsten Tag erkunden wir die Gegend beim Aralsee. Der Aralsee war mal ein sehr grosser Salzsee, schon fast ein Binnenmeer, doch durch die intensive Nutzung ist er massiv geschrumpft. Früher hat der See das Klima in dieser Region reguliert. Heute kann er das nicht mehr und die Region wird immer trockener und verwüstet.
Wir sind etwas enttäuscht worden von der Stadt Aralsk. Das Museum am alten Hafen hat geschlossen. Die Schiffswracks, an die man denkt, wenn man Aralsee hört, haben sie als Alteisen den Chinesen verkauft. Und das, was früher See war, ist heute Steppe, wie wir sie jetzt schon seit 1000 km kennen. Schade, dass Kasachstan das Potential zum Tourismus nicht nutzt.

Der ehemalige Hafen von Aralsk.

Unser Fazit nach einer Woche Kasachstan ist allerdings durchaus positiv. Wir durften nicht nur freundliche Leute und Kamele kennen lernen, sondern konnten auch die Einsamkeit in der Steppe geniessen.

P.S.: Der Internet-Empfang beschränkt sich hier auf die Städte. Das erleichtert uns das Berichte-Veröffentlichen nicht gerade. Wir hoffen aber, dass ihr bald wieder von uns hört!