Abenteuer Kasachstan

Letzte Woche sind wir quer durch die Steppe von Kasachstan gefahren: vom Wolgadelta bis zum Aralsee. Und das haben wir dabei erlebt:

Wir übernachteten kurz vor der kasachischen Grenze an einem fast ausgetrockneten Fluss. Allerdings war er so belebt, wie noch kein anderer Fluss bis jetzt. Als wir das Tümpelchen, welches vom Fluss noch übrig war, besichtigten, schlich gleich mal eine kleine Schlange vor uns weg und die Schildkröten zogen alle die Köpfe ein. Eine Kuh entleerte sich auf der einen Seite des Tümpelchens, während auf der anderen Seite eine weitere Kuh neben einer toten Kuh aus dem Tümpel trank. Die letztere Kuh hatte wohl keine Untersetzung, weshalb sie beim Trinken versoffen ist.
Als Jonas die schöne Abendstimmung mit der Drohne festhalten will, wird ihm sehr schnell klar gemacht, dass er im Grenzgebiet ist. Die Drohne meldet nach 20 m Flughöhe eine Störung und dass sie jetzt selber wieder landet. 😄 Unbekannt ist, ob die Russen oder der Drohnenhersteller dies so wollte.

Am Morgen fuhren wir zur Grenze von Kasachstan, das Überqueren der Grenze ging diesmal etwas schneller. Nach 50 Minuten haben wir beide Grenzposten passiert. Das Ganze ging sehr freundlich. In Kasachstan können die Grenzbeamten sogar lachen und haben Freude, dass wiedermal Schwizaris kommen. Am meisten Zeit hat dann das Lösen der Versicherung gebraucht.

Kaum in Kasachstan, sehen wir auch schon die ersten Kamele. Und die Kühe sind hier mit Perwoll gewaschen, alle ganz flauschig. 
Während den ersten 100 km, die wir gefahren sind, betrug unser Durchschnittstempo 30 km/h! Die Strasse hat mehr Löcher als Asphalt! Entschädigt wird das Ganze durch den schönen, langen Strand am Kaspischen Meer, den wir als Übernachtungsplatz aussuchen.

Die ersten Kamele in der Steppe von Kasachstan

Am nächsten Tag gingen wir nach Atyrau. Das ist die erste Stadt nach der Grenze. In Atyrau wollten wir uns, wie auf der Homepage des Bundes vermerkt ist, in Kasachstan anmelden. Das Verwaltungsgebäude haben wir schnell gefunden, doch die Parkplätze sind nicht für uns gemacht, zu schmal. Wir haben kurzerhand die Wiese vor dem Gebäude beschlagnahmt, dort parkiert, und gehen zum Anmeldebüro. Glücklicherweise steht hinter uns eine Frau an, die English spricht und uns übersetzen kann. Man sagt uns, dass wir uns nicht anmelden müssen, wenn wir nicht mehr als 30 Tage bleiben. Super. Danke nach Bern. Gute Arbeit.

Nicht nur die ersten 100 Strassenkilometer nach der Grenze waren übel. Auch über die weitere Strecke bis zum Aralsee haben wir nicht viel Gutes gelesen. Und so war es dann auch. Die ersten 500 km dieses Abschnittes waren katastrophale Strassen! Entweder man zerstört sein Auto auf der Strasse oder man fährt neben der Strasse auf den Sand- und Dreckpisten, die teils 10-spurig bis zu 400 m neben der Strasse entlang führen. So vergehen die Tage…

Die Strassen in Kasachstan. Etwas weiter rechts die richtige Strasse, die aus Löcher besteht.

Einmal bocken wir unser Auto Nanuk im Schlamm auf und nach 3 Stunden schaufeln, winchen und Sandbleche verbiegen, haben wir die Hoffnung schon bald aufgegeben.
Im letzten Moment können wir dann dem Fahrer eines KAMAZ (russischer LKW) zuwinken und ihm klar machen, dass wir Hilfe brauchen. Zeitgleich fährt auch der vor zwei Stunden gerufene Rescue-Dienst zu. Diese kommen in einem UAZ-452 angefahren und neben dem Fahrer befinden sich auch noch ein Polizist und ein Mann im Anzug im altrussischen Wagen vor. Also sieht man von Weitem, dass uns der gerufenen Rescue-Dienst nichts nützt und wir sind froh, konnten wir den LKW anhalten. Aber logischerweise tut der Rescue-Dienst dann so, als ob sie jetzt den KAMAZ-Fahrer auch gerufen haben. Egal.
Jonas will ihnen erklären, dass es nur noch retour aus dem Schlamm geht. Sie wollen es besser wissen und wir versuchen nochmals (zum 3. Mal) vorwärts mit der Seilwinde aus dem Schlamm zu kommen. Geht nicht. Also fährt er dann mit dem KAMAZ vollgas durch den Schlamm und wir ziehen Nanuk mit dem Abschleppdrahtseil vom KAMAZ rückwärts aus seiner “Scheiss”-Lage (sorry, aber wortwörtlich “Scheiss”, denn der Schlamm bestand zu einem grossen Teil aus ebendiesem). Juppy.
Mit dem Wasser vom Bach konnten wir Nanuk noch ein bisschen waschen.

Die Schlammschlacht. Rechts der Polizist beim Löcher graben.

Mit den Ortschaftsnamen hier in Kasachstan ist es nicht immer so leicht. OpenStreetMaps, Google Maps und die Papier-Karte führen drei verschiedene Namen für einen Ort, den wir besuchen möchten. So fahren wir gemäss Google Maps zu den alten Markthallen der Seidenstrasse, die dann aber nicht aufzufinden sind, weil nun eben nicht Google Maps sondern unsere Karte Recht hatte.
Was solls, wir übernachten in der kasachischen Steppe auf einem Hügel und sind von Pferden, Adlern, Erdfrauchen und vielen Vögeln umgeben.

Die Weite der kasachischen Steppe ist sehr eindrücklich. Man befindet sich einfach im nirgendwo, rund herum nur vorbeiziehende Herden von Pferden, Kamelen oder Kühen, sanfte Hügel und der Horizont. Wenn man aus dem Auto steigt, nimmt man sofort den würzigen Geruch der Steppe wahr, da in der Steppe neben Gräser und Wildtulpen auch viele Kräuter wachsen. 

1’500 km Steppe haben wir schon hinter uns gelassen.

In jedem Dorf, wo wir anhalten, gibt es immer viele Leute, die sich für uns und vor allem für das Auto interessieren. Es ist auch keine Seltenheit, dass uns ein Auto langsam überholt, während wir aus diesem Auto mit mind. 3 Natels gefilmt werden.
Wenn wir etwas suchen, dann helfen uns die Kasachen immer sehr gerne und sie zeigen uns, wo wir durchfahren müssen, oder sie fahren gleich mit ihrem Auto voraus. Wir sind begeistert von der Freundlichkeit und Offenheit der Kasachen.

Nach einer Woche kommen wir in der Stadt Aralsk am Aralsee (oder eben nicht mehr am See) an. Wir fragen den Herrn, der beim Supermarkt herumsteht, wo es hier Wasser gibt, um unseren Wassertank zu füllen. Dieser nimmt uns gleich zu sich nach Hause mit und füllt unsere Wassersäcke in seinem Badezimmer. Danach werden wir von ihm auch noch zum Tee eingeladen und seine Frau tischt haufenweise selbstgemachte Leckereien auf. Kaschk, das sind salzige, getrocknete Yoghurtklumpen, sind uns aber doch ein bisschen zu salzig.
Auf die Frage was wir den hier alles ansehen müssen, können uns unsere Gastgeber keine Antwort geben. Es sei ja nicht gerade eine schöne Stadt.

Wir unterhalten uns übrigens mit Google Translate, da wir abgesehen von den drei wichtigsten Wörter (Hallo, Danke, Tschüss) weder Kasachisch noch Russisch sprechen. Google übersetzt direkt, was man gesagt hat und so sind doch einigermassen flüssige Gespräche möglich. Manchmal entwickeln sich allerdings ganz lustige Gespräche, weil Google Translate nicht immer so gut übersetzt.

Zu Besuch bei einer kasachischen Familie.

Am nächsten Tag erkunden wir die Gegend beim Aralsee. Der Aralsee war mal ein sehr grosser Salzsee, schon fast ein Binnenmeer, doch durch die intensive Nutzung ist er massiv geschrumpft. Früher hat der See das Klima in dieser Region reguliert. Heute kann er das nicht mehr und die Region wird immer trockener und verwüstet.
Wir sind etwas enttäuscht worden von der Stadt Aralsk. Das Museum am alten Hafen hat geschlossen. Die Schiffswracks, an die man denkt, wenn man Aralsee hört, haben sie als Alteisen den Chinesen verkauft. Und das, was früher See war, ist heute Steppe, wie wir sie jetzt schon seit 1000 km kennen. Schade, dass Kasachstan das Potential zum Tourismus nicht nutzt.

Der ehemalige Hafen von Aralsk.

Unser Fazit nach einer Woche Kasachstan ist allerdings durchaus positiv. Wir durften nicht nur freundliche Leute und Kamele kennen lernen, sondern konnten auch die Einsamkeit in der Steppe geniessen.

P.S.: Der Internet-Empfang beschränkt sich hier auf die Städte. Das erleichtert uns das Berichte-Veröffentlichen nicht gerade. Wir hoffen aber, dass ihr bald wieder von uns hört!

4 Gedanken zu „Abenteuer Kasachstan

  1. Super Bericht! Wieso seid ihr enttäuscht, wenn das Museum geschlossen hat. Ich hätte einen Freudentanz gemacht 😉

  2. Danke für die sumpfigen Grüsse !! Da habt ihr aber Glück gehabt, dass euer Nanuk
    das alles überstanden hat. Wahnsinnig , solche Erlebnisse machen stark – oder nicht ?
    Ich staune, wie ihr zwei voran kommt, so tausende Kilometer – das geht ja ans Ende der Welt!!
    Danke für die Eindrücke und händ Sorg zu euch und Nanuk. ( Lustiger Name )
    Mit lieben Grüssen
    Seppi und Margrit

    1. Hallo zusammen!
      Ja, wir erleben einiges und sind froh, dass wir so gut vorankommen.
      Liebe Grüsse
      Jonas & Melanie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert