Russland: Wladiwostok – wie man während zehn (10) Tagen ein (1) Auto putzt

Geil! Eine Stadt in die Hügel gebaut. Zwischen den Häusern und Hochhäuser sind überall Bäume. Oder sind eher die Häuser zwischen den Bäumen? Egal. Es ist auf jeden Fall die grünste Stadt, die wir jemals gesehen haben.
Nach der Ankunft gehen wir gleich auf die Suche nach einer Garage, in der wir das Auto für die Verschiffung nach Australien putzen können. Die Quarantänekontrolle in Melbourne ist ziemlich streng und lässt nur Autos rein, die sauber geputzt sind und “clean means clean as new”.
Im Internet haben wir zwei Garagen gefunden, bei denen schon andere Reisende geputzt haben. Bei der ersten ist der Manager leider nicht im Haus und wir müssen es am nächsten Tag nochmals versuchen. Da es schon spät ist, entscheiden wir, dass wir uns ein Platz zum Übernachten suchen und am nächsten Morgen mit dem Manager sprechen wollen. Wir finden mitten in Wladiwostok ein Hügel, auf den man nur auf ziemlich üblen Offroadpisten kommt. Schöner Platz mit super Aussicht bis zum Meer! Bis es dunkel wird fahren noch Jungs mit ihren Motocross-Töffs auf dem Hügel herum, der sich als Motocross-Spielplatz entpuppt.

10 kleine Jägermeister möchten das Auto putzen,
doch wir merken schnell, einer tut nichts nutzen.

Am nächsten Morgen fahren wir wieder zur Garage vom Vortag und finden diesmal den Manager vor. Er sagt uns dann, das es nicht möglich sei, weil sie genau nächste Woche das Wasser abschalten, um ein Leck zu reparieren und weil wir uns eine 10-tägige Miete der Garage eh nicht leisten können. Den Preis kann er uns allerdings auch nicht nennen. Den Zeitpunkt der Reparatur ebenfalls nicht. Und sowieso: Was wir denn während 10 Tagen an EINEM Auto putzen wollen?!
Die, die das letzte Mal hier waren, haben wohl nicht den besten Eindruck hinterlassen.
Bei der zweiten Garage, die wir empfohlen bekommen haben, wissen wir, dass es möglich ist, das Auto während 10 Tagen zu putzen. Wir wissen aber auch, dass wir unser Auto jeden Abend wieder aus der Garage fahren müssen und es auch nicht auf dem Gelände parkieren können. Daher entscheiden wir, noch ein bisschen im Auto-Viertel herum zu fahren und zu schauen, ob wir eventuell per Zufall noch eine andere Garage finden.

Der erste angesprochene Automech ist sehr freundlich und bringt uns hinter seine Garage, wo eine Waschanlage ist. Doch hier ist der Chef wieder nicht da, wir sollen nach dem Mittag wieder kommen. Das passt uns auch, denn so haben wir noch Zeit, in den Leroy Merlin (Hornbach) zu gehen und uns für die Putzerei auszustatten. Wir kaufen Putzmittel, Lumpen, Eimer, Bürsten, Schwämme, Handschuhe, Farbe, Kitt, … sodass wir ghörig putzen können.

Zurück bei der Waschanlage ist der Chef auch da und er ist so begeistert von unserer Tour und vom Auto, dass er uns selbstverständlich einen Autolift (er hat nur zwei) zur Verfügung stellt. Natürlich inklusive Hochdruckreiniger, Shampoo-Anlage und allem drumherum. Zudem können wir auch ein leeres Büro benutzen, um unser Material und die Einrichtung zwischen zu lagern.
Da haben wir nur noch eine Frage offen. Unser Airbnb können wir erst in 4 Tagen beziehen. Ob es wohl möglich wäre, dass wir bis dahin auf dem Platz vor der Garage im Auto übernachten?
Die Antwort: Nein, sicher nicht! Wir sollen kurz warten, er müsse etwas abklären. Das Resultat: Zwei Minuten später sind wir bei den Nachbarn Alina und Nazar einquartiert, die noch drei freie Zimmer haben. Das Ganze ist natürlich gratis. Mit Letzterem sind wir nicht ganz einverstanden aber das können wir am Schluss noch klären.
Phuu… Jetzt erstmal Pause und die ganze Freundlichkeit verdauen.

Nachdem wir allen das Auto gezeigt haben, wollen wir keine Zeit verlieren und fangen gleich an, das Auto auszuräumen. Um 19.00 Uhr ist Feierabend, die Garage wird geschlossen. Daher machen auch wir Feierabend und lassen das Auto in der Garagenbox zurück.
Als wir dann Znacht kochen wollen, merken wir, dass unsere Kühlbox im Auto und somit in der Waschanlage eingeschlossen ist. Gibt es halt Teigwaren mit Gewürz und Öl. Ein gebührende Krönung für den ansonsten erfolgreichen Tag.

Alle Teile werden beschriftet, damit wir das Auto auch wieder zusammensetzen können.
Unser Hab und Gut im Zwischenlager.

9 kleine Jägermeister malen gerne grau,
einer hätte lieber blau, darum sagen wir ihm tschau!

Heute wird von 09:00 bis 19:00 Uhr geputzt und vor allem aus- und abgebaut. Die komplette Einrichtung kommt raus. Bis auf den Fahrersitz und die Kühlbox ist das Auto jetzt komplett leer. Zudem machen wir noch einen Ölwechsel.
Den Nachmittag hat Jonas mit dem Hochdruckreiniger verbracht und Melanie malt unsere Einrichtung neu. Bei unserem Ausbau hatten wir bisher nur die sichtbaren Holzflächen gestrichen. Da wir nun sowieso alle Teile aus dem Auto nehmen müssen und die Australier nicht so gerne Holz im Auto sehen (Baumwanze!), nutzen wir die Chance und streichen nun komplett alle Holzflächen unseres Ausbaus (sorry Papi/Seppi).
Zum Zacht macht uns unsere Gastgeberin Alina frische Muscheln, die sie selber aus dem Meer getaucht hat. Mmmmmh… War super lecker!

Das Auto ist ausgeräumt, übrig bleibt ein Kabelsalat und Dreck.
Melanie beim Schwarzmalen.

8 kleine Jägermeister haben’s gerne nass,
aber Hochdruck ist für den einen doch etwas zu krass.

Der dritte Tag gehört ganz dem Hochdruckreiniger. Alles wird gespült und gewaschen und immer wieder montieren wir Teile ab, die dann wieder Dreck hervorzaubern. Unglaublich, was sich da alles ansammelt unter dem Auto.

Kurze Rückblende, um uns daran zu erinnern, woher der Dreck stammen könnte. Kurz bevor das Foto entstand, steckten wir noch tief im Schlamm.

Glücklicherweise haben sie auch ein Rohrreinigungsschlauch, mit dem wir in den Rahmen und an die von Hand unerreichbaren Stellen kommen. Melanie malt den ganzen Tag, bis sie keine Farbe mehr hat.
Immer wieder kommen Kollegen von den Mitarbeitern vorbei und wollen das Auto sehen. Ebenso zeigen sie dann auch Fotos von ihren Autos und Motorrädern. In den ersten paar Tagen begrüssen wir jeweils während mindestens 1 Stunde pro Tag Freunde und plaudern etwas. Effizientes Putzen haben wir uns anders vorgestellt.

Auch Jonas hat’s gerne nass.

7 kleine Jägermeister putzen den Motor mit Schaum,
am Abend ist einer verschollen im verwinkelten Motorenraum.

Heute ist perfektes Putzwetter. Der Nebel hängt tief und es regnet. Unser Dachgeschoss und der Motorraum sind an der Reihe. Alles wird von Hand geputzt und dann noch von den anderen zwei Händen nachgeputzt. Pinzette und Lumpen sind unsere besten Freunde.
Unter den Sitzen ist es dann ganz übel. Im Batteriekasten und dem Sicherungskasten steht der Dreck. Wie kommt das nur alles hier rein? Nach dem Putzen wird gleich mal die Kittpresse angesetzt und abgedichtet.
Am Abend sind wir fix und foxi und haben keine Lust, etwas zu kochen. Wir gehen in ein usbekisches Restaurant und lassen uns verköstigen.

Nie ohne Seife waschen!

6 kleine Jägermeister putzen fleissig Armaturen,
am Abend fällt einer zum Opfer dieser üblen Prozeduren.

Nach dem Einbau der Batterien machen wir uns an die Armaturen. Wir probieren, alles zu demontieren. Das geben wir dann aber irgendwann auf und putzen, so gut es geht, von aussen mithilfe von Schraubenzieher, Lumpen und der Pinzette. Das Armaturenbrett und alle sonstigen Winkel und Teile im Cockpit stellen sich als sehr mühsam heraus. Spätestens hier wissen wir, dass wir das bestimmt nie mehr machen!
Am Abend backen wir einen Zopf mit dem Mehl, das wir seit Zuhause mit uns umher fahren. Die Herausforderung bestand dann darin, den Zopf in einem Gasofen mit Oberhitze zu backen. Nach drei Stunden im Ofen war dann der Zopf endlich fertig und wir ebenfalls.

Symbolbild der staubigen Armatur.

5 kleine Jägermeister haben Räder abmontiert,
beim Montieren nicht aufgepasst, da waren sie noch zu viert.

Die Sitze sind geputzt und wieder eingebaut. Die Räder abmontiert, gewaschen und wieder montiert. Und die Radkästen von Hand gereinigt (hoppla, hab wohl nur die Hälfte des Drecks erwischt mit dem Hochdruckreiniger). Die Türen inklusive Verschalung und Dichtungen sind geputzt und auch der gesamten Laderaum glänzt nun (abgesehen von den abgenutzten Stellen). Heute können wir einiges unserer ToDo-Liste abstreichen.
Am Mittag haben wir zudem für alle Pizza bestellt. Von den 6 bestellten Pizzas sind 3 übrig geblieben. Weil die hier viel die dickeren Böden machen, isst jeder nur eine halbe Pizza. Logisch.

Kleine Reparaturarbeiten

4 kleine Jägermeister haben gerne Rum,
einer probiert noch Wodka, das ist ziemlich dumm.

Zuerst werden alle Löcher gekittet, in der Hoffnung dass das Auto nun etwas dichter ist, und dann wird endlich wieder eingebaut! Stück für Stück tragen wir ins Auto und setzen unseren Ausbau wieder zusammen.

Die Möbel werden wieder zusammengesetzt.

Am Nachmittag machen wir Feierabend, weil Geni (der Chef unserer Garage) ein Barbecue organisiert hat. Die Frauen und Kinder der Mitarbeiter sind auch gekommen und haben ein riesiges Buffet angerichtet mit Kaviar, Kartoffeln, Fleisch, Salaten, Fleisch, Früchten, … und Fleisch natürlich. Es war so viel, dass wir dachten, da kommen noch mehr Leute zum Essen. Schlussendlich haben wir etwa 1/4 des Buffets gegessen. Natürlich gab es auch alle 10 Minuten wieder Schnaps für Jonas.

Nach dem Essen haben wir spontan entschieden, noch eine Rundtour durch Wladiwostok zu machen. So sind wir zum ersten Mal richtig in die Stadt gefahren. Nachdem wir die riesige Brücke von allen Seiten gesehen haben, fahren wir noch nach Russky Island zum Universitäts-Campus. Dieser Campus ist so gross, dass es fast alleine eine Stadt ist.

Nächtliche Stadtbesichtigung mit Tankstopp.

3 kleine Jägermeister bauen wieder ein,
einer kann nicht helfen, denn er ist zu klein.

Pünktlich um 9:00 Uhr stehen wir wieder auf der Matte. Allem Anschein nach haben nicht alle den Schnaps so gut vertragen wie Jonas. Dimar ist heute viel ruhiger als sonst und der Chef kommt erst nach dem Mittag in die Garage. 😁 
Wir hingegen kommen heute gut voran. Am Abend ist tatsächlich der komplette Ausbau wieder im Auto. Einige Schrauben sind zwar übrig geblieben, aber der Ausbau macht trotzdem einen stabilen Eindruck. Zudem haben wir die Küche noch so abgeändert, dass wir auch im Auto kochen können.
Während dem ganzen Tag lief die Waschmaschine und die Vorhänge, Bezüge, Seile und Teppiche sind nun gewaschen und versuchen in der feuchten Wladiwostoker Luft zu trocknen.
Wir kommen sogar noch dazu, unsere Camping-Utensilien zu putzen. Dabei sind wir froh, können wir in unserem Büro sitzen und gemütlich die Teile von Hand putzen. Denn draussen zieht ein Ausläufer des Japan-Taifuns vorbei und beschert uns Regen.

Warum haben wir nur so viele verschiedene Schrauben verbaut?!

2 kleine Jägermeister haben’s gerne sauber,
doch einem verleidet langsam dieser ganze Zauber.

Wir räumen alles wieder ein, was wir im nächsten Monat (voraussichtlich) nicht brauchen und waschen noch den Schlafsack und die Schaffelle. Die Vorhänge sind auch wieder montiert und das Bett liegt wieder im Auto. Jetzt gehen wir mit Lumpen bewaffnet an die Karosserie. So langsam haben wir den Lumpen gesehen. Aber wir sehen jetzt das Ende. 
Am Abend kochen wir Bolognese für unsere Gastgeber Alina und Nazar.

Es ist wieder alles zusammengesetzt und bereits fast alles eingeräumt.

Unser kleiner Jägermeister ist nicht gern allein,
drum lädt er zum Weihnachtsfest neun neue Meister ein 😉

Nach dem Fensterputzen begeben wir uns unters Auto, um den Finish von Hand zu machen. Die Motivation ist nun bei etwa 5% angelangt und wir geben uns schneller zufrieden als auch schon. Aber schliesslich ist ja schon alles gut mit dem Hochdruckreiniger geputzt worden. Nach zwei Stunden geben wir uns zufrieden und decken das Auto mit Plastik ab.
Wir verschenken noch alles, was wir nicht mehr brauchen (oder nicht putzen wollen) und machen Feierabend.

Endreinigung
Das Auto steril verpackt.

Am Abend gehen wir mit Alina und Nazar zum Surfcamp. Jonas mietet sich einen Anzug und ein Surfbrett. Bevor bei Nebel ins Meer gestochen wird, gibt es von Alina noch einen Surf-Crashkurs an Land. Jonas surft, oder probieren es zumindest, bis es so dunkel ist, dass man nichts mehr sehen kann. Er behauptet, dass er mind. 3 Wellen gestanden ist. Melanie kann das leider nicht bestätigen, denn es war so neblig, dass sie die drei vom Ufer aus nicht sehen konnte.
Das war ein ganz cooler Abend, bei dem wir das ganze Putzen vergessen konnten und wir werden das Surfen sicherlich in Australien nochmals ausprobieren.

Wir müssen unser Haus abgeben

Am Morgen laden wir noch letzte Sachen ein und Jonas wechselt noch alle Lämpli auf Licht ausstrahlende Dioden. Die sind hier so spotbillig, dass er sich nicht zurückhalten konnte. 😁
Um 13:00 Uhr haben wir mit Yuri, unserem Agenten, abgemacht. Wir kenn inzwischen die russische Mentalität und rechnen nicht vor 13:30 Uhr mit ihm. Kurz nach halb zwei schreibt Yuri, dass er uns nicht findet, obwohl wir ihm Adresse, Koordinaten und Googlelinks geschickt haben.
Als wir uns dann endlich finden, steht er mit einem Nissan-schiessmichtot-Büssli da und meint, wir sollen ihm bis zur Waschanlage folgen. Eigentlich war abgemacht, dass wir nicht mehr fahren, weil wir ja alles geputzt haben. Daher hatten wir ihn gebeten, uns direkt mit dem Lastwagen abzuholen und das Auto bei unserer Garage auf den Lastwagen zu laden. Scheinbar liest er die E-Mails nicht so genau.
Nach 15 Minuten ist dann alles geklärt und der Lastwagen fährt zu. Er meint noch, dass wir die Ersten sind, die nicht mit dem Auto selber zur Waschanlage fahren und noch nie jemand so sauber geputzt hat wie wir. Na, dann hoffen wir, dass das die Australier auch so sehen.
Wir fahren dann zusammen mit Yuri hinter dem Lastwägeli, auf dem unser Auto aufgeladen ist, direkt zum Container auf einem Logistikareal. Jonas parkiert das Auto in Millimeter-Präzisionsarbeit im Container, in der Höhe hatten wir nur wenige Millimeter übrig.
Dann hängen wir die Batterien ab, öffnen zwei Fenster einen Spalt breit und machen das Auto im Container fest. Container zu, Plombe montiert und tschüss. Gute Reise Nanuk. 😢

  • Letzter Motorenstart in Russland.

Die restlichen Tage verbringen wir mit Stadtbesichtigungen, Papierkram erledigen und Blog schreiben.

Wir bezahlen allen, was sie annehmen und schenken ihnen noch Sackmesser, welche sie mit grosser Freude entgegen nehmen. Es ist schade, dass die Zeit hier schon vorbei ist. Wir haben in den zwei Wochen hier tolle, neue Freunde gefunden, die wir hoffentlich wieder einmal treffen.

Die Krown-Crew vor “unserer” Garagenbox: Geni der Chef, Dimar der Profi, Anastasia die Büroristin.

Zum Abschluss gibt es nochmals ein Barbecue. Diesmal leiden nicht nur die Mitarbeiter am nächsten Morgen, auch Jonas hat zu kämpfen. Der Chef kommt auch nicht genug früh aus den Federn und fährt uns etwas verspätet an den Flughafen, zum Glück haben wir genügend Zeit eingerechnet. Etwas wehmütig nehmen wir Abschied von Russland und fliegen nach Tokyo, wo uns eine neue Kultur erwartet.

Russland: Ab in den Süden

SUSDAL

Susdal ist ein Städtchen am goldenen Ring östlich von Moskau. Auf dem goldenen Ring befinden sich viele altrussische Städte, die durch historische Gebäude und ihren geschichtlichen Hintergrund bestechen.

In der Nähe von Susdal finden wir einen schönen Platz an einem gefrorenen See (viele Seen sind hier momentan noch gefroren). Als wir schon im Bett liegen, hören wir, wie sich ein Auto im Schlamm etwa 50 m neben uns festfährt und nicht mehr weiter kommt. Nach 5-minütigem Zuhören und Schmunzeln entschliesst sich Jonas, dass er mit den Sandblechen helfen will.
Also los, anziehen, Schlüssel raussuchen und Bleche abschrauben. Auf dem Weg zu den Jungs mit dem Lada Niva (was denn sonst) klappt die Weiterfahrt plötzlich und Jonas steht mit seinen Blechen alleine da. Super. Alles verräumen, gute Nacht.

In Susdal geht’s weiter mit der SIM-Geschichte. Plötzlich hat nur noch das Tablet Internet. Wie gut, dass es hier einen MTS-Shop gibt. Der junge Herr im Laden verrät uns, dass das “unlimitierte” Internet nur für das Tablet gilt. Das Internet, das wir mit unseren Handys über den Tablet-Hotspot anzapfen, ist (bzw. war) begrenzt. Da wir aber mit unseren Handys den Kontakt zur Heimat aufrechterhalten möchten, entschieden wir uns für den Kauf einer weiteren SIM-Karte. Diese hat begrenztes mobiles Internet, das aber vollständig über einen Hotspot genutzt werden kann. Toll! Der Verkäufer schaut uns nur ungläubig und mit grossen Augen an. Wir investieren diese 6 Franken aber gerne 😉
Wir verlassen den Laden und gehen zur Bank, da wir noch Bargeld abheben müssen. Am Bank-Schalter gibt es in Russland auch noch Gurken- und Karottensamen, es ist also auch eine “Samenbank” 😉

Anschliessend können wir endlich das Dorf anschauen. Das Dorf hat gefühlt mehr Kirchen, natürlich mit goldenen Dächern, als Einwohner. Zudem besuchen wir noch den “Ballenberg” von Russland: Das Museum of wooden Architecture in Susdal. Dort hat es z.B. eine Kirche komplett aus Holz, sogar das typisch runde Zwiebel-Dach ist komplett aus Holz. Wir sind beeindruckt und tauchen in die Welt des früheren Russlands ein.

Die holzige Kirche in Susdal.

FAHRT RICHTUNG SÜDEN

Ab Susdal fahren wir täglich ungefähr 300 km Richtung Süden, geniessen die Landschaft, den durchgehend blauen Himmel und das immer wärmer werdende Klima.

Die Nächte verbringen wir meistens an abgelegenen Plätzen an Seen und Flüssen. Jonas hat aber gelernt, dass wir in der Euphorie über einen soeben gefundenen schönen Schlafplatz nicht zu nah an nasse Strände fahren sollten. Wir mussten einmal über eine Stunde schaufeln und Sandbleche und Seilwinde einsetzten, bis wir endlich wieder festen Boden unter den Rädern hatten.

Jonas erledigt den Abwasch.

Auf der Fahrt in den Süden durften wir noch zweimal eine Garage aufsuchen, da jeweils eine Schraube am Hubdach gebrochen war. Die erste Schraube ist eigentlich schon letzten Herbst gebrochen. Doch sie ging in der ganzen Weltreise-Planung unter und machte sich dann auf den löchrigen, russischen Strassen wieder bemerkbar. Wir haben eine VW-Garage gefunden, die sich dem Problem annahm. Nachdem rund 5 Personen um unser Auto standen und die Schraube besichtigten, erklärte uns die Englisch sprechende Verkäuferin, dass unser Auto zuerst gewaschen werden muss, bevor es in die Werkstatt darf (zur Erinnerung, es geht nur um EINE gebrochene Schraube). Auf dem Weg zur Werkstatt um die Ecke hat sich das mit dem Waschen erledigt und wir werden mit dreckigem Auto in die Werkstatt gebeten. Während wir einen Kaffee geniessen dürfen, schweisst der Werkstatt-Profi Michael eine Schraube auf die gebrochene Schraube, schraubt diese raus und ersetzt sie gleich mit einer neuen Schraube. Was für ein Service! Die Crew (immer noch aus 5 Personen bestehend, obwohl nur einer arbeitete) war begeistert von unserem Vorhaben und wollte von uns kein Geld annehmen. Zum Glück hatten wir noch Schweizer Sackmesser und Schoggi dabei, die sie dann dankend angenommen haben.
Keine 48h später ist dann die zweite Schraube gebrochen. Auch diese Schraube wird in einer Werkstatt in einem kleinen Dorf von sehr hilfsbereiten Leuten mit der gleichen Vorgehensweise (aber etwas weniger professionell) ersetzt. Wieder wird nur eine Bezahlung mit Souvenirs aus der Schweiz akzeptiert.

Der Profi am Werk.

ENTLANG DER WOLGA

In Wolgograd (ehemals Stalingrad) besichtigten wir die grösste freistehende Statue von Europa. Unglaublich, wie die Russen Platz haben und ihre Denkmäler inszenieren. Rund um die Statue gibt es noch viele kleinere Statuen, Brunnen, eine Kirche, eine imposante Treppe und einen grossen Park. Zudem steht auch noch ein Gebäude da, in dem eine ewige Flamme brennt. Solche ewigen Flammen findet man bei vielen russischen Denkmäler. Sie erinnert an die gefallenen Soldaten. Das Denkmal in Wolgograd erinnert an den Sieg der Russen im Grossen Vaterländischen Krieg, welcher ein Teil des zweiten Weltkrieges war.

Das ewige Feuer in Wolgograd. Durch das Dach ist die Mutter-Heimat-Statue zu sehen.

Unterwegs haben wir immer mal wieder einen Abstecher an die Wolga gemacht. Gemächlich fliesst der längste Fluss Europas durchs Land und scheint teilweise wie ein See. An gewissen Stellen ist sie schliesslich auch breiter als der Baldeggersee.

An Ostern feierten wir den Geburtstag von Melanie in einer Anlage mit kleinen Ferienhhäusern direkt an der Wolga. Wir durften auf dem Areal campieren und die Dusche in einem der Ferienhäuser nutzen. Denn Melanies bescheidener Geburtstagswunsch war eine Dusche mit unbegrenztem Warmwasser 😉 Wir waren die einzigen Gäste und brachten etwas Aufruhr in diesen gemütlichen Sonntagnachmittag. Die Rezeptionistin, natürlich nicht Englisch sprechend, erklärte uns mittels Google Translate, den organisatorischen Teil. Währenddem schmiss die Köchin die Küche an und zauberte uns für das Nachtessen ein Menü mit frischem Fisch aus der Wolga und inklusive Geburtstagskuchen zum Nachtisch.

Melanie mit Kuchen.

Die Russen berechnen Ostern, bzw. den Frühlingsanfang, übrigens nach einem anderen Kalender und feiern Ostern daher erst am kommenden Sonntag.

In den nächsten Tagen geht es nun weiter Richtung Kasachstan.