Australien: Der Südwesten

Wir erreichen Perth schon 3.5 Wochen bevor wir das Auto in den Container laden müssen. Somit bleiben uns noch einige Tage für einen Abstecher in den Südwesten Australiens. Zeit, um das Tempo runterzufahren und die letzten Tage zu geniessen. Das klappt übrigens prima bei angenehmen Temperaturen und wenigen Fliegen!

Die Goldmine in Kalgoorlie

Natürlich darf man Australien erst verlassen, nachdem man eine Mine besichtigt hat. Wir buchen also in Kalgoorlie eine Goldminen-Tour.

Mit einem Bus voller Pensionierten und uns zwei Schnittsenkern besichtigen wir die Super-Pit-Goldmine. Auf der Tour bekommen wir einen schönen Einblick in die Mine. Und endlich sieht Jonas einmal richtige Baumaschinen! Die Caterpillar Hauk 793c sind schon ganz eindrücklich, wenn sie im Schneckentempo 230t Gestein aus der 700m tiefen Goldgrube fahren.
Wir fahren auch durch die ganze Goldwasch-Anlage und unser Fahrer erklärt genau, wie der Prozess  funktioniert. Er redet aber so viel und vor allem so australisch, dass wir irgendwann nicht mehr zuhören und einfach gespannt aus dem Fenster schauen und Aussicht nach Gold halten. Aber das haben sie natürlich gut versteckt und wir bekommen leider kein Gold zu sehen.

  • Die 700 m tiefe Mine.

Cape Le Grand Nationalpark

Nach dem Golden Outback fahren wir an die Südküste Australiens. Genauer gesagt nach Esperance. Nachdem alle Läden und vor allem alle Fish&Chips-Restaurants geschlossen hatten, suchen wir uns einen Platz am Meer und werden im Cape Le Grand Nationalpark fündig.
Zwischen den schneeweissen Dünen parkieren wir das Auto und machen einige Tage Pause. Dabei kommt richtiges Alphütten-Feeling auf: Es herrschen kühle Temperaturen, der Blick nach draussen führt zu den schneeweissen Hügel und drinnen ist es dank unserer Heizung kuschelig warm. Und zu all dem ist noch erster Advent!

Nach dieser Pause fahren wir zurück Richtung Esperance, wobei wir die 35 km lange Strecke entlang des Strandes wählen.
Unterwegs sichten wir in der Rossiter-Bucht Delfine. Melanie schlüpft sofort in den Wetsuit und schwimmt mit der Unterwasserkamera ausgerüstet ins Meer hinaus. Es dauert nicht lange und circa 10 Delfine haben sich um sie geschart!

Nach einigen weiteren Stops im Nationalpark sind wir zurück in Esperance und entscheiden uns, die ganze Runde noch einmal zu machen, wir haben ja Zeit! Wir fahren also wieder in die Dünen zum Übernachten und fahren dann am nächsten Tag wieder die Strecke am Strand entlang nach Esperance.

Die Delfine lassen uns auch beim zweiten Durchgang nicht im Stich, sie sind zur gleichen Zeit wieder am gleichen Ort. Diesmal schlüpfen wir beide in den Wetsuit und gehen mit den Delfinen schwimmen. Ein junger Delfin getraut sich sogar unter uns durch zu tauchen. Was für ein unvergessliches Erlebnis!
Bis jetzt haben wir alle Tierfütterungen ausgelassen, weil es uns einfach nicht passt, wie die Tiere für den Tourismus angelockt werden. Und doch haben wir jetzt mit etwas Geduld die Delfine zu Gesicht bekommen. An dieser Stelle Danke an die Delfine für das Erlebnis.

  • In den Dünen des Cape Le Grand NP

Albany und Umgebung

Nach Esperance fahren wir langsam Richtung Albany und suchen uns immer wieder Übernachtungs-Plätze am Meer. Das ist in dieser Region kein Problem.
Kurz vor Albany machen wir die Wanderung zum Granit-Skywalk. Zu oberst auf dem Berg gibt es eine Aussichtsplattform, welche an die Granitspitze gebaut ist. Natürlich besteht der Boden aus Gitter, damit man auch ein mulmiges Gefühl bekommt beim Laufen in 30 Metern Höhe.

  • Einer von vielen Beaches.

In der Nähe von Albany verabreden wir uns mit Jila und Walter, welche wir das erste Mal im November im Cape Range Nationalpark getroffen haben. Sie haben sich mit Gabi und Marco verabredet (travelers.ch). Das sind auch zwei Schweizer, die ihren Camper nach Australien mitgebracht haben. So treffen wir uns alle an der schönen Shelley Beach und bleiben gleich 4 Tage.

Marco ist ein begeisterter Fischer. Wir wittern die Chance, dass wir mit unserer Fischerrute, die wir in Russland gekauft haben, doch noch etwas fangen könnten. Bis jetzt sind wir nämlich erfolglos geblieben und haben uns kaum getraut, unsere Rute neben den australischen Profi-Fischern auszupacken.
Und so kommt es, dass Jonas einen Fischerkurs bekommt und dann auch gleich zum erfolgreichen Fischer mutiert. Am Abend zeigt uns der gelernte Koch Marco auch gleich noch, wie man die Fische fachgerecht ausnimmt und zubereitet. So werden die Tage mit Fischen, Fisch essen und Plaudern verbracht. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Jila, Walter, Gabi und Marco für die tollen Tage am Shelley Beach.

  • 1: Knoten-Theorie
  • Die Shelley Beach in Schweizer Hand.

Denmark und Umgebung

Für uns geht es weiter Richtung Westen. In Denmark besuchen wir Annis Schokoladen-Fabrik. Eine ausgewanderte Schweizerin, die im grünen Südwesten ihren Traumplatz gefunden hat.
Den Abstecher zum Greenpool und den Elefantrocks lassen wir uns auch nicht nehmen und sehen uns die gefühlt 1000. Felsgruppierungen an.

Danach fahren wir zu den Feuerbäumen. Diese Bäume brennen nicht, keine Angst. Die Bäume haben früher als Aussichtsplattform gedient, um Buschbrände frühzeitig zu sichten. Denn hier bestehen die Wälder aus extrem hohen Bäumen und man hat keine Chance in der flachen Landschaft über den Wald hinauszusehen.
Wir klettern die “nicht Suva” taugliche Leiter bis auf 65 m hoch. Die oberste Plattform ist gleich hoch wie die letzten Äste des Eukalyptusbaumes. Von dort oben haben wir eine unglaubliche Weitsicht über den Wald.

  • Diese Leiter führt in die Baumkrone hoch.

Margaret River und Umgebung

Dann folgt schon die letzte Nacht, welche wir auf dieser Reise direkt am Meer verbringen können. An der Jasper-Beach platzieren wir uns am Strand und probieren unsere Fischerkünste noch einmal aus, diesmal ohne Unterstützung eines erfahrenen Fischers. Melanie fängt gleich einen 25cm-Hering. Der macht sich sehr gut auf dem Teller! Jonas hat heute etwas weniger Glück. Er fängt nur einen Vogel, dem wir dann mühsam den Haken wieder aus dem Schnabel ziehen müssen.

In Hamelin Bay besuchen wir noch die Rochen, welche sich direkt am Strand den vielen Touristen präsentieren. Und am Boranup Beach versuchen wir unser Glück noch ein letztes Mal beim Surfen. Beim Versuchen bleibt es auch, wir brauchen noch viel Übung!

  • Am Jasper Beach

In Margaret River machen wir eine Wein-Tour. Das ist ein Muss in dieser bekannten Weinregion. Unser Tourguide Terry ist ein lustiger Typ, der uns alles über den Wein erklärt und uns zu den Winzereien und Brauereien bringt. Wir verstehen nicht immer alles. Aber das macht nichts, wir sind ja sowieso zum Wein trinken gekommen.
Auf dem Camping in Margaret River bekommen wir noch eine Papageien-Show. Unsere Sonnenblumenkerne, mit denen wir nicht mehr wissen was anzustellen, werden an die Papageien verfüttert. Melanie, die ein paar Kerne in die Hand nimmt, wird sofort belagert und dient als Papageien-Baum.

Von Perth aus geht es nach Hause

In Perth putzen wir wieder mal das Auto. Wir putzen aber nicht mehr so gründlich wie in Vladivostok, schliesslich gibt es in Europa keine Quarantäne-Kontrolle. Nach zwei Nachmittagen Putz- und Trocken-Arbeit sind wir zufrieden und geben Nanuk in Fremantle ab, wo er später in den Container geladen wird.

  • Kräftig einschäumen

Für das Wochenende haben wir in Fremantle ein Airbnb gemietet und besichtigen die sehr angenehme Vorstadt von Perth. Wir geniessen die letzten Fish&Chips und unser letzter Sonnenuntergang in Australien. So richtig können wir es noch nicht glauben, dass unser Abenteuer bereits vorbei ist.

  • Fremantle

Dankeschön!

Nun fliegen wir über Singapur nach Hause und hoffen, dass uns der Alltag nicht gleich überrollt. Wir freuen uns, die Familie und Freunde wieder zu sehen und hoffen, dass wir am Flughafen Zürich abgeholt werden und nicht nach Hause laufen müssen (#Livio) 😉

Wir möchten uns an dieser Stelle noch bei all unseren Bekanntschaften auf der Reise bedanken, dass ihr ein Teil unserer Reise wart. Wir nehmen viele tolle Momente nach Hause, die wir nie wieder vergessen werden. DANKE!

Nicht zuletzt möchten wir uns auch bei euch Lesern bedanken. So ein
Blog betreiben kann manchmal ganz schön aufwendig werden. Aber dank eurem Feedback sind wir immer dran geblieben und haben fleissig
getextet. Besonders gefreut haben wir uns über die unzähligen, sehr amüsanten Kommentare und Mails. Die älteren Generation haben da alles gegeben!

Das wird somit vorerst unser letzter Blogbeitrag. Wir müssen jetzt all die Erlebnisse verarbeiten und diese unglaubliche Zeit sacken lassen, ihr habt nun also Ruhe vor uns!

Wir wünschen an dieser Stelle euch allen schöne Weihnachtstage einen guten Start ins neue Jahr und viel Gefreutes!

Seeya
Melanie & Jonas

Australien: Melbourne und die Great Ocean Road

Um die Zeit ohne Mietauto und ohne Nanuk zu überbrücken, haben wir uns in einem Airbnb mitten in der Stadt eingemietet. Der Bioinspektionstermin wurde auf Dienstag angesetzt, genau eine Woche, nachdem Nanuk im Melbourner Hafen eingelaufen ist. Wir gehen mit voller Zuversicht auf volles Risiko und mieten die Wohnung bis Dienstags.

Die Tage in Melbourne vergehen schneller als gedacht: “Unser” Schiff besuchen, Sightseeing, Papierkram erledigen, unsere seit Brisbane hinterherreisende Bankkarte abholen, Fotos sortieren und Blog schreiben. Wir haben so einiges zu tun.

  • "Unser" Schiff verlässt den Hafen von Melbourne.

VicRoads

Wir müssen noch einen Besuch beim VicRoads abstatten, dem Strassenverkehrsamt des Bundesstaats Victoria. Einer der Hauptgründe warum wir nach Melbourne verschifft haben, ist nämlich, dass hier der Import vergleichsweise einfach abläuft. Während man in anderen Territorien das Auto nach der Bioinspektion noch dem Strassenverkehrsamt vorführen muss (wobei man möglicherweise natürlich nicht mit dem Auto vom Hafen zum Amt fahren darf, da es noch nicht registriert ist), muss man in Melbourne nur ein Papierli lösen, genannt TAC85. Anschliessend darf man dann gleich losfahren, ohne dass man das Auto vorführen muss.
Und dieses Papierli ist auch noch in allen Territorien von Australien gültig. Hier herrscht in Bezug auf das Strassenverkehrsamt ein extremerer Kantönligeist als in der Schweiz!

Die nette Dame beim VicRoads hat trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch nie etwas vom TAC85 gehört. Mit Hilfe von zwei anderen Angestellten und uns klappt es dann irgendwann und wir haben den Fötzel, der uns berechtigt in Australien zu fahren, in der Hand. Juhuii! Jetzt fehlt nur noch das Auto.

Das Warten

Am Dienstag Morgen checken wir dann aus unserer Unterkunft aus und hocken in einem Cafe. Ohne zu wissen, wo wir die nächste Nacht verbringen und voller Zuversicht, dass dieser wunderschöne Sonnen-Tag die Inspektoren gütig stimmt.
Wir können diese Sonnenstunden nicht wirklich geniessen. Wir sind nervös wie kurz vor einer wichtigen Prüfung. Man weiss, dass man jetzt nichts mehr ändern kann und man einfach etwas Glück haben muss. Rund 50% der Autos bestehen die Inspektion nicht, obwohl sie genauso gut geputzt wurden wie unseres. Die Folgen: Man muss auf einen Putztermin warten, man muss die Kosten der Reinigungsfirma tragen und dann auf einen neuen Inspektionstermin warten und in dieser Zeit ist man natürlich auf eine Unterkunft angewiesen. Kurz gefasst: Es kostet Zeit und Geld.

Bei der Inspektion dürfen wir leider nicht dabei sein. Wir müssen also einfach warten, bis wir Bescheid kriegen. Um uns auf andere Gedanken zu bringen, spazieren wir ziellos durch die Stadt. Wir treffen im Hafen auf das Holzschiff Alma Doeppel, welches momentan restauriert wird. Ein netter alter Herr bietet uns gleich eine Führung an. Diese willkommene Ablenkung nehmen wir dankend an und so erfahren wir die ganze Geschichte des 116 Jahre alten Schiffs und checken nicht mehr alle zwei Minuten die Mails.
Genau als wir die Halle verlassen, erreicht uns das erlösende Email. Unser Auto hat die Inspektion bestanden und ist abholbereit! Wir sind überglücklich und machen uns gleich auf den Weg zum mitgeteilten Übergabeort.

Das Schwesterschiff der Alma.

Die Wiedervereinigung

Da steht er, blitz blank geputzt auf dem Platz einer Werkstatt und wartet auf unsere Umarmung. Oder Anarmung? Auf jeden Fall sind alle happy.
Der Werkstattbesitzer sagt uns, dass die Inspektoren nur aussen schnell kontrolliert haben. Es war aussen so sauber, dass sie sich nicht die Mühe gemacht haben, im Innenraum alles auszuräumen und zu kontrollieren. Das finden wir natürlich super, so müssen wir nichts aufräumen. Es scheint wirklich, als hätten die Inspektoren kein einziges Fach geöffnet. Da hat schon mancher Grenzbeamte unser Auto genauer unter die Lupe genommen.

Wieder vereint!

Doch nach der Freude macht sich die erste Ernüchterung breit. Im Cockpit, wo wir für die Luftzirkulation die Fenster etwas geöffnet hatten, bildete sich Schimmel. Und an diversen Stellen sieht man deutlich, dass es korrodiert hat.

Wir putzen den Schimmel erst mal weg, schmeissen unsere Taschen in unser Wohnzimmer und wollen losfahren. Schliesslich gibt es noch einige Sachen zu erledigen, bevor wir uns in unser lange zurück ersehntes Bett legen können: Wasser füllen, Diesel füllen, Gas füllen, Kühlschrank füllen, …
Auf unserem Weg quer durch Melbourne, um all diese Sachen zu erledigen, macht sich weitere Ernüchterung breit. Die Elektronik spinnt: Der Blinker zeigt ADHS-Anzeichen; der Motor läuft munter weiter, wenn man den Schlüssel entfernt (#Selö #Kühltruhe); und die Batterie-Kontrollanzeige gibt komische Signale, sie ist sich wohl nicht sicher, welche der zwei Batterien nun leer sein soll.

Die erste Nacht

Es ist bereits Abend, als wir an unserem Übernachtungsplatz eintreffen. Hungrig schmeissen wir den Gaskocher an, um uns zu stärken, bevor wir uns unseren Problemen annehmen. Doch nicht mal der Kocher spielt heute mit, zu wenig Leistung um Wasser zum Kochen zu bringen! Heute beschattet uns anscheinend ein extremes Tiefdruckgebiet!
Jetzt kann es nur noch besser kommen. Wir sind so in die Problembehebung vertieft, dass wir nicht mal den wunderschönen Sonnenuntergang geniessen können.
Alle russischen LED’s müssen wieder raus und durch die konventionellen Lämpli ersetzt werden. Und tatsächlich, die Zündung und der Blinker funktionieren wieder wie gewünscht. Und auch den Gasbrenner bringen wir dank eines Ersatz-Druckminderers wieder zum Laufen.
Heizung, Licht und Kühlschrank laufen aber immer noch nicht. Das bedeutet, dass wir kein Licht zum Weiterarbeiten haben und die Nacht im australischen Winter ohne Heizung überstehen müssen. Wenigstens ist das Bett bequem wie immer.

Alles muss wieder eingeräumt werden.

Great Ocean Road

Eine Nacht schlafen und schon sieht die Welt wieder besser aus: Am nächsten Morgen funktioniert wieder alles. Auch beide Batterien sollen noch gesund sein laut Multimeter. Schön. Dann kann es also los gehen!

Die Great Ocean Road führt von Melbourne gen Westen, oftmals direkt dem Ozean entlang und soll eine der schönsten Strassen sein. Uns gefällt vor allem der erste Teil bis Apollo Bay, wo sich die Strasse direkt entlang der Küste schlängelt. Unzählige Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten laden immer wieder zu kurzen Abstechern und Küstenwanderungen ein.
Wir nehmen es gemütlich und halten an fast jedem Aussichtspunkt an und bewundern die schroffen Küsten und die Wellen, die hier mit voller Kraft auf Australien treffen.

Bei den weltberühmten 12 Aposteln, von denen übrigens nur noch 8 stehen, kommen wir erstmals mit der Flugbegeisterung der Australier in Kontakt. Vom Parkplatz aus werden Rundflüge angeboten. Alle 15 Minuten startet ein Heli, 4 Helis sind im Dauereinsatz und fliegen ihre Runden nonstop und das bei starkem Wind. Die Rundflüge werden von den Australiern immer wieder gerne angepriesen, doch wir bevorzugen definitiv, die Strecken zu Fuss zu bewältigen.

  • Wieder mit unserem Auto unterwegs. Da strahlt nicht nur der Himmel.

Da wir langsamer vorangekommen sind als geplant, fahren wir aufs Wochenende hin wieder zurück nach Melbourne. Via Schnellstrasse sind das ja nur gerade 3h Fahrzeit. Denn am Wochenende fährt die Fähre nach Tasmanien, welche wir noch kurzfristig gebucht haben, als wir gemerkt haben, wie schnell wir wieder zurück in Melbourne sein können.

Am Samstag Morgen gehen wir südlich von Melbourne in Torquay noch surfen. Jonas kam ja in Vladivostok schon in den Genuss einer Surflektion, als er zusammen mit unseren Gastgebern im Nebel surfen ging. Heute versucht auch Melanie ihr Glück. Wettertechnisch hatten wir definitiv kein Glück. Bei Regen- und Graupelschauer kämpfen wir uns durch die Wellen. Umso schöner ist die anschliessende warme Dusche.

Nach 6 Tagen sind wir also wieder zurück in Melbourne und freuen uns darauf, unseren Surf-Muskelkater auf der Fähre nach Tasmanien etwas abklingen zu lassen.

Russland: Wladiwostok – wie man während zehn (10) Tagen ein (1) Auto putzt

Geil! Eine Stadt in die Hügel gebaut. Zwischen den Häusern und Hochhäuser sind überall Bäume. Oder sind eher die Häuser zwischen den Bäumen? Egal. Es ist auf jeden Fall die grünste Stadt, die wir jemals gesehen haben.
Nach der Ankunft gehen wir gleich auf die Suche nach einer Garage, in der wir das Auto für die Verschiffung nach Australien putzen können. Die Quarantänekontrolle in Melbourne ist ziemlich streng und lässt nur Autos rein, die sauber geputzt sind und “clean means clean as new”.
Im Internet haben wir zwei Garagen gefunden, bei denen schon andere Reisende geputzt haben. Bei der ersten ist der Manager leider nicht im Haus und wir müssen es am nächsten Tag nochmals versuchen. Da es schon spät ist, entscheiden wir, dass wir uns ein Platz zum Übernachten suchen und am nächsten Morgen mit dem Manager sprechen wollen. Wir finden mitten in Wladiwostok ein Hügel, auf den man nur auf ziemlich üblen Offroadpisten kommt. Schöner Platz mit super Aussicht bis zum Meer! Bis es dunkel wird fahren noch Jungs mit ihren Motocross-Töffs auf dem Hügel herum, der sich als Motocross-Spielplatz entpuppt.

10 kleine Jägermeister möchten das Auto putzen,
doch wir merken schnell, einer tut nichts nutzen.

Am nächsten Morgen fahren wir wieder zur Garage vom Vortag und finden diesmal den Manager vor. Er sagt uns dann, das es nicht möglich sei, weil sie genau nächste Woche das Wasser abschalten, um ein Leck zu reparieren und weil wir uns eine 10-tägige Miete der Garage eh nicht leisten können. Den Preis kann er uns allerdings auch nicht nennen. Den Zeitpunkt der Reparatur ebenfalls nicht. Und sowieso: Was wir denn während 10 Tagen an EINEM Auto putzen wollen?!
Die, die das letzte Mal hier waren, haben wohl nicht den besten Eindruck hinterlassen.
Bei der zweiten Garage, die wir empfohlen bekommen haben, wissen wir, dass es möglich ist, das Auto während 10 Tagen zu putzen. Wir wissen aber auch, dass wir unser Auto jeden Abend wieder aus der Garage fahren müssen und es auch nicht auf dem Gelände parkieren können. Daher entscheiden wir, noch ein bisschen im Auto-Viertel herum zu fahren und zu schauen, ob wir eventuell per Zufall noch eine andere Garage finden.

Der erste angesprochene Automech ist sehr freundlich und bringt uns hinter seine Garage, wo eine Waschanlage ist. Doch hier ist der Chef wieder nicht da, wir sollen nach dem Mittag wieder kommen. Das passt uns auch, denn so haben wir noch Zeit, in den Leroy Merlin (Hornbach) zu gehen und uns für die Putzerei auszustatten. Wir kaufen Putzmittel, Lumpen, Eimer, Bürsten, Schwämme, Handschuhe, Farbe, Kitt, … sodass wir ghörig putzen können.

Zurück bei der Waschanlage ist der Chef auch da und er ist so begeistert von unserer Tour und vom Auto, dass er uns selbstverständlich einen Autolift (er hat nur zwei) zur Verfügung stellt. Natürlich inklusive Hochdruckreiniger, Shampoo-Anlage und allem drumherum. Zudem können wir auch ein leeres Büro benutzen, um unser Material und die Einrichtung zwischen zu lagern.
Da haben wir nur noch eine Frage offen. Unser Airbnb können wir erst in 4 Tagen beziehen. Ob es wohl möglich wäre, dass wir bis dahin auf dem Platz vor der Garage im Auto übernachten?
Die Antwort: Nein, sicher nicht! Wir sollen kurz warten, er müsse etwas abklären. Das Resultat: Zwei Minuten später sind wir bei den Nachbarn Alina und Nazar einquartiert, die noch drei freie Zimmer haben. Das Ganze ist natürlich gratis. Mit Letzterem sind wir nicht ganz einverstanden aber das können wir am Schluss noch klären.
Phuu… Jetzt erstmal Pause und die ganze Freundlichkeit verdauen.

Nachdem wir allen das Auto gezeigt haben, wollen wir keine Zeit verlieren und fangen gleich an, das Auto auszuräumen. Um 19.00 Uhr ist Feierabend, die Garage wird geschlossen. Daher machen auch wir Feierabend und lassen das Auto in der Garagenbox zurück.
Als wir dann Znacht kochen wollen, merken wir, dass unsere Kühlbox im Auto und somit in der Waschanlage eingeschlossen ist. Gibt es halt Teigwaren mit Gewürz und Öl. Ein gebührende Krönung für den ansonsten erfolgreichen Tag.

Alle Teile werden beschriftet, damit wir das Auto auch wieder zusammensetzen können.
Unser Hab und Gut im Zwischenlager.

9 kleine Jägermeister malen gerne grau,
einer hätte lieber blau, darum sagen wir ihm tschau!

Heute wird von 09:00 bis 19:00 Uhr geputzt und vor allem aus- und abgebaut. Die komplette Einrichtung kommt raus. Bis auf den Fahrersitz und die Kühlbox ist das Auto jetzt komplett leer. Zudem machen wir noch einen Ölwechsel.
Den Nachmittag hat Jonas mit dem Hochdruckreiniger verbracht und Melanie malt unsere Einrichtung neu. Bei unserem Ausbau hatten wir bisher nur die sichtbaren Holzflächen gestrichen. Da wir nun sowieso alle Teile aus dem Auto nehmen müssen und die Australier nicht so gerne Holz im Auto sehen (Baumwanze!), nutzen wir die Chance und streichen nun komplett alle Holzflächen unseres Ausbaus (sorry Papi/Seppi).
Zum Zacht macht uns unsere Gastgeberin Alina frische Muscheln, die sie selber aus dem Meer getaucht hat. Mmmmmh… War super lecker!

Das Auto ist ausgeräumt, übrig bleibt ein Kabelsalat und Dreck.
Melanie beim Schwarzmalen.

8 kleine Jägermeister haben’s gerne nass,
aber Hochdruck ist für den einen doch etwas zu krass.

Der dritte Tag gehört ganz dem Hochdruckreiniger. Alles wird gespült und gewaschen und immer wieder montieren wir Teile ab, die dann wieder Dreck hervorzaubern. Unglaublich, was sich da alles ansammelt unter dem Auto.

Kurze Rückblende, um uns daran zu erinnern, woher der Dreck stammen könnte. Kurz bevor das Foto entstand, steckten wir noch tief im Schlamm.

Glücklicherweise haben sie auch ein Rohrreinigungsschlauch, mit dem wir in den Rahmen und an die von Hand unerreichbaren Stellen kommen. Melanie malt den ganzen Tag, bis sie keine Farbe mehr hat.
Immer wieder kommen Kollegen von den Mitarbeitern vorbei und wollen das Auto sehen. Ebenso zeigen sie dann auch Fotos von ihren Autos und Motorrädern. In den ersten paar Tagen begrüssen wir jeweils während mindestens 1 Stunde pro Tag Freunde und plaudern etwas. Effizientes Putzen haben wir uns anders vorgestellt.

Auch Jonas hat’s gerne nass.

7 kleine Jägermeister putzen den Motor mit Schaum,
am Abend ist einer verschollen im verwinkelten Motorenraum.

Heute ist perfektes Putzwetter. Der Nebel hängt tief und es regnet. Unser Dachgeschoss und der Motorraum sind an der Reihe. Alles wird von Hand geputzt und dann noch von den anderen zwei Händen nachgeputzt. Pinzette und Lumpen sind unsere besten Freunde.
Unter den Sitzen ist es dann ganz übel. Im Batteriekasten und dem Sicherungskasten steht der Dreck. Wie kommt das nur alles hier rein? Nach dem Putzen wird gleich mal die Kittpresse angesetzt und abgedichtet.
Am Abend sind wir fix und foxi und haben keine Lust, etwas zu kochen. Wir gehen in ein usbekisches Restaurant und lassen uns verköstigen.

Nie ohne Seife waschen!

6 kleine Jägermeister putzen fleissig Armaturen,
am Abend fällt einer zum Opfer dieser üblen Prozeduren.

Nach dem Einbau der Batterien machen wir uns an die Armaturen. Wir probieren, alles zu demontieren. Das geben wir dann aber irgendwann auf und putzen, so gut es geht, von aussen mithilfe von Schraubenzieher, Lumpen und der Pinzette. Das Armaturenbrett und alle sonstigen Winkel und Teile im Cockpit stellen sich als sehr mühsam heraus. Spätestens hier wissen wir, dass wir das bestimmt nie mehr machen!
Am Abend backen wir einen Zopf mit dem Mehl, das wir seit Zuhause mit uns umher fahren. Die Herausforderung bestand dann darin, den Zopf in einem Gasofen mit Oberhitze zu backen. Nach drei Stunden im Ofen war dann der Zopf endlich fertig und wir ebenfalls.

Symbolbild der staubigen Armatur.

5 kleine Jägermeister haben Räder abmontiert,
beim Montieren nicht aufgepasst, da waren sie noch zu viert.

Die Sitze sind geputzt und wieder eingebaut. Die Räder abmontiert, gewaschen und wieder montiert. Und die Radkästen von Hand gereinigt (hoppla, hab wohl nur die Hälfte des Drecks erwischt mit dem Hochdruckreiniger). Die Türen inklusive Verschalung und Dichtungen sind geputzt und auch der gesamten Laderaum glänzt nun (abgesehen von den abgenutzten Stellen). Heute können wir einiges unserer ToDo-Liste abstreichen.
Am Mittag haben wir zudem für alle Pizza bestellt. Von den 6 bestellten Pizzas sind 3 übrig geblieben. Weil die hier viel die dickeren Böden machen, isst jeder nur eine halbe Pizza. Logisch.

Kleine Reparaturarbeiten

4 kleine Jägermeister haben gerne Rum,
einer probiert noch Wodka, das ist ziemlich dumm.

Zuerst werden alle Löcher gekittet, in der Hoffnung dass das Auto nun etwas dichter ist, und dann wird endlich wieder eingebaut! Stück für Stück tragen wir ins Auto und setzen unseren Ausbau wieder zusammen.

Die Möbel werden wieder zusammengesetzt.

Am Nachmittag machen wir Feierabend, weil Geni (der Chef unserer Garage) ein Barbecue organisiert hat. Die Frauen und Kinder der Mitarbeiter sind auch gekommen und haben ein riesiges Buffet angerichtet mit Kaviar, Kartoffeln, Fleisch, Salaten, Fleisch, Früchten, … und Fleisch natürlich. Es war so viel, dass wir dachten, da kommen noch mehr Leute zum Essen. Schlussendlich haben wir etwa 1/4 des Buffets gegessen. Natürlich gab es auch alle 10 Minuten wieder Schnaps für Jonas.

Nach dem Essen haben wir spontan entschieden, noch eine Rundtour durch Wladiwostok zu machen. So sind wir zum ersten Mal richtig in die Stadt gefahren. Nachdem wir die riesige Brücke von allen Seiten gesehen haben, fahren wir noch nach Russky Island zum Universitäts-Campus. Dieser Campus ist so gross, dass es fast alleine eine Stadt ist.

Nächtliche Stadtbesichtigung mit Tankstopp.

3 kleine Jägermeister bauen wieder ein,
einer kann nicht helfen, denn er ist zu klein.

Pünktlich um 9:00 Uhr stehen wir wieder auf der Matte. Allem Anschein nach haben nicht alle den Schnaps so gut vertragen wie Jonas. Dimar ist heute viel ruhiger als sonst und der Chef kommt erst nach dem Mittag in die Garage. 😁 
Wir hingegen kommen heute gut voran. Am Abend ist tatsächlich der komplette Ausbau wieder im Auto. Einige Schrauben sind zwar übrig geblieben, aber der Ausbau macht trotzdem einen stabilen Eindruck. Zudem haben wir die Küche noch so abgeändert, dass wir auch im Auto kochen können.
Während dem ganzen Tag lief die Waschmaschine und die Vorhänge, Bezüge, Seile und Teppiche sind nun gewaschen und versuchen in der feuchten Wladiwostoker Luft zu trocknen.
Wir kommen sogar noch dazu, unsere Camping-Utensilien zu putzen. Dabei sind wir froh, können wir in unserem Büro sitzen und gemütlich die Teile von Hand putzen. Denn draussen zieht ein Ausläufer des Japan-Taifuns vorbei und beschert uns Regen.

Warum haben wir nur so viele verschiedene Schrauben verbaut?!

2 kleine Jägermeister haben’s gerne sauber,
doch einem verleidet langsam dieser ganze Zauber.

Wir räumen alles wieder ein, was wir im nächsten Monat (voraussichtlich) nicht brauchen und waschen noch den Schlafsack und die Schaffelle. Die Vorhänge sind auch wieder montiert und das Bett liegt wieder im Auto. Jetzt gehen wir mit Lumpen bewaffnet an die Karosserie. So langsam haben wir den Lumpen gesehen. Aber wir sehen jetzt das Ende. 
Am Abend kochen wir Bolognese für unsere Gastgeber Alina und Nazar.

Es ist wieder alles zusammengesetzt und bereits fast alles eingeräumt.

Unser kleiner Jägermeister ist nicht gern allein,
drum lädt er zum Weihnachtsfest neun neue Meister ein 😉

Nach dem Fensterputzen begeben wir uns unters Auto, um den Finish von Hand zu machen. Die Motivation ist nun bei etwa 5% angelangt und wir geben uns schneller zufrieden als auch schon. Aber schliesslich ist ja schon alles gut mit dem Hochdruckreiniger geputzt worden. Nach zwei Stunden geben wir uns zufrieden und decken das Auto mit Plastik ab.
Wir verschenken noch alles, was wir nicht mehr brauchen (oder nicht putzen wollen) und machen Feierabend.

Endreinigung
Das Auto steril verpackt.

Am Abend gehen wir mit Alina und Nazar zum Surfcamp. Jonas mietet sich einen Anzug und ein Surfbrett. Bevor bei Nebel ins Meer gestochen wird, gibt es von Alina noch einen Surf-Crashkurs an Land. Jonas surft, oder probieren es zumindest, bis es so dunkel ist, dass man nichts mehr sehen kann. Er behauptet, dass er mind. 3 Wellen gestanden ist. Melanie kann das leider nicht bestätigen, denn es war so neblig, dass sie die drei vom Ufer aus nicht sehen konnte.
Das war ein ganz cooler Abend, bei dem wir das ganze Putzen vergessen konnten und wir werden das Surfen sicherlich in Australien nochmals ausprobieren.

Wir müssen unser Haus abgeben

Am Morgen laden wir noch letzte Sachen ein und Jonas wechselt noch alle Lämpli auf Licht ausstrahlende Dioden. Die sind hier so spotbillig, dass er sich nicht zurückhalten konnte. 😁
Um 13:00 Uhr haben wir mit Yuri, unserem Agenten, abgemacht. Wir kenn inzwischen die russische Mentalität und rechnen nicht vor 13:30 Uhr mit ihm. Kurz nach halb zwei schreibt Yuri, dass er uns nicht findet, obwohl wir ihm Adresse, Koordinaten und Googlelinks geschickt haben.
Als wir uns dann endlich finden, steht er mit einem Nissan-schiessmichtot-Büssli da und meint, wir sollen ihm bis zur Waschanlage folgen. Eigentlich war abgemacht, dass wir nicht mehr fahren, weil wir ja alles geputzt haben. Daher hatten wir ihn gebeten, uns direkt mit dem Lastwagen abzuholen und das Auto bei unserer Garage auf den Lastwagen zu laden. Scheinbar liest er die E-Mails nicht so genau.
Nach 15 Minuten ist dann alles geklärt und der Lastwagen fährt zu. Er meint noch, dass wir die Ersten sind, die nicht mit dem Auto selber zur Waschanlage fahren und noch nie jemand so sauber geputzt hat wie wir. Na, dann hoffen wir, dass das die Australier auch so sehen.
Wir fahren dann zusammen mit Yuri hinter dem Lastwägeli, auf dem unser Auto aufgeladen ist, direkt zum Container auf einem Logistikareal. Jonas parkiert das Auto in Millimeter-Präzisionsarbeit im Container, in der Höhe hatten wir nur wenige Millimeter übrig.
Dann hängen wir die Batterien ab, öffnen zwei Fenster einen Spalt breit und machen das Auto im Container fest. Container zu, Plombe montiert und tschüss. Gute Reise Nanuk. 😢

  • Letzter Motorenstart in Russland.

Die restlichen Tage verbringen wir mit Stadtbesichtigungen, Papierkram erledigen und Blog schreiben.

Wir bezahlen allen, was sie annehmen und schenken ihnen noch Sackmesser, welche sie mit grosser Freude entgegen nehmen. Es ist schade, dass die Zeit hier schon vorbei ist. Wir haben in den zwei Wochen hier tolle, neue Freunde gefunden, die wir hoffentlich wieder einmal treffen.

Die Krown-Crew vor “unserer” Garagenbox: Geni der Chef, Dimar der Profi, Anastasia die Büroristin.

Zum Abschluss gibt es nochmals ein Barbecue. Diesmal leiden nicht nur die Mitarbeiter am nächsten Morgen, auch Jonas hat zu kämpfen. Der Chef kommt auch nicht genug früh aus den Federn und fährt uns etwas verspätet an den Flughafen, zum Glück haben wir genügend Zeit eingerechnet. Etwas wehmütig nehmen wir Abschied von Russland und fliegen nach Tokyo, wo uns eine neue Kultur erwartet.