Australien: Von Alice Springs in den Nordwesten

Vor uns liegen 1000 km Asphalt-Strassen, die uns in den Norden katapultieren. Wir hatten in den letzten Wochen genug Gerüttel und Geschüttel auf den “Outback-Autobahnen”, sodass wir uns nun schon fast etwas auf diese asphaltierte Strecke freuen. Hörbuch an, Zielführung ein und los geht es!

Devils Marbles

Der Zwischenhalt bei den Devils Marbles, die uns wie eine andere Welt vorkommen, nachdem die letzten 500 km eigentlich ständig dasselbe Landschaftsbild an uns vorbei gerauscht ist, sind eine wunderbare Abwechslung. Die Sandsteinkugeln, welche aufeinander gestapelt sind, beeindruchen uns sehr. Wir s(tra)pazieren gemütlich durch die Hitze und bestaunen alle Gesteinshaufen. Irgendwann haben wir dann doch genug heiss und zelebrieren auf der Asphaltstrecke unsere tolle Klimaanlage.

  • Wie von Hand gestapelt.

Unser Nachtcamp wählen wir bei einer alten Goldmine, wo es heute noch Gold zu finden geben soll. Das weckt natürlich die Abenteuerlust bei Goldgräber Jonas. Mit Schaufel und Fotokamera gehts auf die Suche nach dem vergessenen Schatz. Der harte Boden und die Erkenntnis, dass es wohl doch einen Metalldetektor braucht, (viele Löcher, kein System) zwingen Jonas zum Aufgeben. Aber das ist egal, ich habe ja meinen Goldschatz (Melanie) eh schon dabei.

  • Ein Termitenhügel höher als das Auto.

Gregory Nationalpark

Endlich die Asphaltkilometer hinter uns, biegen wir in den Buchanan Highway ab. Dieser unbefestigte Highway bringt uns zum Humbert Track im Gregory Nationalpark, welcher später auf die Bullita Stock Route übergeht. Und diese Tracks sind nun endlich wieder schöne Offroad-Strecken ohne Wellblech! Der Weg, bestehend aus zwei Reifenspuren, führt durch felsige Flussbette mit ebenso felsigen Ein- und Ausfahrten. Steile Hänge hoch, über Stock, Stein und natürlich rote Erde. Und kein Mensch weit und breit. Ab und zu sehen wir wilde Pferde oder Brahman Bullen mit Kühen. Sogar auf wilde Esel treffen wir. Und ganz viele Boab Trees säumen den Weg. Das ist genau das, was wir suchen: Abenteuer und Ruhe.

In der Nacht regnet es endlich wieder mal. Dies kühlt einerseits ein bisschen ab, andererseits sind die Wege jetzt nicht mehr staubtrocken, sondern eher matschig. Die Folge: Nanuk ist wieder richtig dreckig! Optimal ist das nicht, weil am nächsten Tag die Überfahrt nach Western Australia ansteht. Bei diesem “Grenzübergang” darf man keine Früchte, keine Kartoffeln, kein Gemüse, kein Honig und eben auch keinen Dreck über die Grenze führen. Wir suchen in Timber Creek vergeblich nach einer Waschanlage und sagen uns dann, dass wir im ersten Dorf nach der Grenze das Auto waschen werden. Die werden uns ja schon rein lassen.

  • Unterwegs im Gregory Nationalpark.

Western Australia

An der Grenze vom Northern Territory nach Western Australia schaut uns der Grenzbeamte erst einmal ungläubig an und sagt: “Das ist aber nicht euer Ernst? Ihr könnt so nicht einreisen, da hängt sogar noch Gras am Auto! Wenn ihr rein wollt, müsst ihr in die Quarantänekontrolle. Kostet 500$ plus Aufwand fürs Autoputzen.”
Wir sagen ihm dann, dass wir das Auto in Timber Creek (inzwischen 200 km hinter uns) putzen wollten, aber keine Waschanlage gefunden haben. Die nächste Autowaschanlage nach Timber Creek ist in Kununurra (40 km nach der Grenze). Und dass wir dann in Kununurra das Auto waschen werden, Ehrenwort!
Davon ist er wenig beeindruckt. Er bittet uns aber auf die Seite und organisiert einen Wasserschlauch. Und dann wäscht er unser Auto höchstpersönlich. Er lässt sich dabei nicht helfen, denn er müsse ja am Ende des Tages aufschreiben, was er gemacht habe und welcher Fall wie viel Zeit kostete. Nach dieser Aktion ist das Auto nur noch halb so dreckig und wir dürfen nach Abgabe der Zwiebel und des Honigs die Grenze passieren.

In Kununurra gehen wir dann trotzdem noch in die Waschanlage, wirklich sauber wurde das Auto bei der Waschaktion an der Grenze nämlich nicht. Dann wird eingekauft und aufgefüllt und zum Schluss noch die Wäsche gewaschen.
Den Nationalparkpass, der 12 Monate gültig ist für ganz Western Australia, können wir online lösen. Praktischerweise kann man ihn für zwei Autos lösen. So schlau, wie wir sind, tragen wir die Autonummer vom Defender von Adi und Coce auch gleich ein, sie werden im 2020 auch durch Australien reisen. Danke für die Kiste Bier 😉 (wir sind uns jetzt an 30 Bier pro Kiste gewöhnt).

Bevor es auf die 600 km lange Gibb River Road geht, machen wir noch eine Extraschlaufe zum Ivanhoe Crossing. Eine etwa 30 m lange Flussdurchfahrt, die aber betoniert ist. Via Wyndham und King River Road (ebenfalls ein wunderbarer, empfehlenswerter Weg) fahren wir auf die Gibb River Road.

  • Ivanhoe-Flussdurchfahrt

Gibb River Road (GRR)

Die GRR ist eine unbefestigte Verbindungsstrasse zwischen Kununurra und Derby. Es ist eine der bekanntesten Outback-Strassen für Touristen. Die vielen Schluchten und Wasserlöcher, in denen man baden kann, und zahlreiche Flussdurchfahrten ziehen die Leute an. Die Australier brettern natürlich mit mind. 80 km/h über die Wellblechpiste, entsprechend schlecht ist der Zustand der Strecke jeweils während der Hochsaison.
Wir sind nun ganz zum Ende der Trockensaison unterwegs. Die Strasse ist phasenweise in einem ganz schlechten Zustand und phasenweise frisch in Stand gestellt.
Leider haben viele Abstecher zu den Schluchten geschlossen, weil vor kurzem Buschbrände wüteten und weil die Abstecher während der Regensaison gegschlossen sind. Zudem führen die Flüsse zum Ende der Trockenzeit kein Wasser. Der gefürchtete Pentecost River, bei dem man die Durchfahrt nicht ablaufen kann, da sich im Fluss Salzwasserkrokodile tümmeln, ist bei unserer Durchfahrt gerade mal ein kleiner Tümpel. So kommen wir schnell voran.

  • Diese Pfütze war die Pentecost-River-Flussdurchquerung.

Beim Imintji Roadhouse halten wir an, um etwas Reserve-Diesel zu tanken und eine Glace zu schnabulieren. Der Tankwart meint zu uns, wir hätten grosses Glück, dass wir einen Landrover haben. Da er auch ein Landrover hat, gibt er uns Diesel. Das letzte Auto, das tanken wollte, war ein Toyota und dem habe er gesagt, dass er keinen Diesel mehr habe.

Weiter geht es zum Tunnel Creek. In der 500 m langen Höhle, die wir bewandern können, leben Freshies. Das sind die 1.5 m langen Süsswasser-Krokodile, die man in Australien antrifft, und die relativ harmlos sind, solange man sie nicht provoziert. Etwas zurückhaltend und sehr aufmerksam betreten wir die Höhle. Wir wollen ja keinem Freshie auf den Schwanz treten. Im Dunkeln der Höhle entdecken wir mit Hilfe der Taschenlampe ein Freshie, das sich auf dem Stein ausruht. Es interessiert sich nicht gross für uns, was uns recht sein soll. Wir laufen weiter in die Höhle, einmal müssen wir etwas mulmig das Wasser auf herausragenden Steinen queren. Doch ausser zwei weiteren Augen, die aus dem Wasser schauen, und vielen Fledermäusen finden wir keine Tiere mehr und kehren zurück zum Eingang.

Freshie im Tunnel

Den nächsten Stop machen wir beim Windjana Gorge (Schlucht). Hier zwischen den Felswänden, wo der Fluss fliessen würde, wenn er denn Wasser hätte, sehen wir ganz viele Augen, die aus den verbleibenden Wassertümpel schauen. Mit der Hoffnung, dass die Freshies am Abend aus dem Wasser kommen, machen wir am Nachmittag Pause und warten auf den Sonnenuntergang. Aber auch am Abend wollen sie sich nicht so richtig unserem Fotoapparat stellen. Mit etwas Geduld und  leisem Verhalten kriegen wir dann aber doch noch zwei, drei gute Fotos.
Nach fünf Tagen haben wir die GRR schon hinter uns und kommen in Derby an, wo wir die übliche Auffülltour machen und uns auf den langen Great Northern Highway Richtung Südwesten begeben.

  • Wie viele Krokodile sind zu sehen?

Australien: Ab ins Outback

Wieder zurück in Melbourne ist es schon dunkel und wir drängen uns durch den Feierabend-Verkehr Richtung Westen aus der Stadt raus. Melbourne und die Great Ocean Road haben wir ja schon gesehen, weshalb wir zügig Richtung Outback fahren.
Etwa 10 km vor dem Übernachtungsplatz, den wir uns ausgesucht haben, treffen wir auf dichten Nebel und sehen keine 20 m weit. Das haben wir nebelverwöhnten Seetaler seit Vladivostok nicht mehr gesehen (an dieser Stelle liebe Grüsse ins herbstliche Seetal). Das Plätzli mitten im Wald finden wir dank GPS trotzdem (an dieser Stelle liebe Grüsse an unsere GPS-Freunde).

Grampians Nationalpark

Wir planen einen zweitägigen Stopp im Grampians Nationalpark. Es ist das letzte Ferien-Wochenende der Australier. Und das kriegen wir zu spüren. Gefühlt halb Melbourne befindet sich im Grampians Nationalpark. Die Wanderung zum Pinnacle Lookout ist trotzdem sehr schön und wir werden mit einer tollen Aussicht belohnt.

  • Der Ausblick vom Pinnacle Lookout.

Die Wanderung am zweiten Tag, Jonas Geburtstags-Wanderung, fällt leider ins Wasser, es regnet den ganzen Tag. Nicht mal sein Geburtstagsmenu über dem Feuer können wir kochen und müssen es auf den nächsten Tag verschieben.

Jonas beim Zubereiten seines Geburi-Menues.

Oodnadatta Track und Old Andado Track

Nach einem kurzen Halt in Adelaide, wo sich Jonas seinen Geburtstagswunsch erfüllt (ein kleines Chochchessi) und wir uns für das Outback rüsten, geht es weiter in den Norden zum Oodnadatta Track. Die saftigen Feldern und vielen Rebberge ziehen an uns vorbei und die Landschaft wird immer trockener, bis wir schlussendlich im Outback landen.
Der Oodnadatta Track führt entlang der Old Ghan Railway. Die Zugstrecke von Adelaide nach Darwin hat heute eine andere Streckenführung entlang des asphaltierten Stuart Highways und die alte Strecke wurde zurückgebaut. Übrig geblieben sind nur noch die Holzbalken, welche die Schienen getragen haben, viele Brücken und hie und da ein verlassener Bahnhof.

  • Viele Roadtrains sind unterwegs.

In der Mitte des Tracks biegen wir ab Richtung “unterirdische Stadt” Coober Pedy. Wir besuchen das Old Timers Museum, welches sich in einer alten Opalmine befindet. Es ist sehr interessant, wie sie früher mit Hammer und Meissel das Opal im Gestein gesucht haben. Sogar eine alte unterirdische Wohnung kann man besichtigen. Wunderbar kühl ist es im Innern der Mine, während es draussen 38 Grad ist. Trotz der Hitze lassen wir es uns nicht nehmen, in den “Abfallbergen” der Minen nach Opal zu suchen, das sogenannte Noodling. Und tatsächlich finden wir den einen oder anderen Opal!
Wenn wir ehrlich sind, hat uns Coober Pedy aber ein bisschen enttäuscht. Es ist ein sehr touristisches Dorf, wo man nicht so viel von der Unterwelt zu sehen bekommt, wie wir erwartet haben.

  • Der Sprengmeister im Element.

Auf dem Weg weiter Richtung Red Center machen wir eine Zusatzschlaufe und fahren entlang des Old Andado Tracks. Mitten durchs Outback, mit einem Abstecher zum Mittelpunkt Australiens, führt uns dieser landschaftlich sehr schöne Track nach Alice Springs. Neben den härtesten Bäumen der Welt bekommen wir auch Ausläufer der Simpsons-Wüste und sogar Kamele zu sehen. Die Kamele wurden einst von den Kolonialisten nach Australien gebracht um das Outback zu erkunden. Die Tiere wurden dann in der Wildnis ausgesetzt und vermehrten sich rasant, in den letzten Jahren ist aber die Anzahl Kamele stark zurück gegangen.

  • Der Mittelpunkt von Australien.

Red Center

In Alice Springs füllen wir wieder alles auf, so dass wir Richtung Red Center starten können. Wir fahren durch den West MacDonnell Range Nationalpark und besuchen alle Wasserlöcher, die die Region zu bieten hat. Diese sind erstaunlich kalt bei den herrschenden Aussentemperaturen von  38° und bieten eine herrliche Erfrischung.

Trotz der Hitze machen wir immer wieder kleine Wanderungen. Die Wanderung auf den Mount Sonder starten wir um 03:50 Uhr bei 28° (man kann sich vorstellen wie gut wir bis dahin geschlafen haben). Pünktlich zum Sonnenaufgang haben wir die 8 km Aufstieg geschafft und machen uns nach einer Pause und dem Gipfelbucheintrag auch gleich wieder auf den Weg zurück, bevor die Sonne wieder mit voller Kraft vom Himmel scheint.

Früh aufstehen hat sich gelohnt!

Den nächsten Stopp machen wir beim Kings Canyon, wo wir eine tolle Wanderung um den Canyon herum machen. Die Landschaft mit ihren 1000 Hügeln ist für uns die eigentliche Attraktion und nicht der Canyon. Wir haben jetzt doch schon einige und vor allem grössere Canyons gesehen.

  • Der Kings Canyon

Beim Uluru haben wir die 10 km lange Wanderung einmal rundherum gewählt. Wir starten am späten Nachmittag. Heiss ist es trotzdem noch und unsere drei Wasserflaschen reichen gerade knapp, um die Strecke zu bewältigen. An diversen Stellen sind Tafeln aufgestellt mit der Bitte, dass man keine Fotos machen soll, weil dieser Abschnitt des Berges eine heilige Stelle für die Aborigines enthält.
Auch der Berg selbst ist heilig für sie, weshalb sie die Touristen bitten, nicht nach oben zu steigen. Bis jetzt war es aber nicht offiziell verboten hochzusteigen. Das wird sich rund eine Woche nach unserem Besuch ändern, dann wird der Weg offiziell gesperrt. In den Medien las man viel davon, dass es einen regelrechten Ansturm auf den Uluru gibt, da viele noch die letzte Chance nutzen wollen. Wir stellten uns auf das Schlimmste ein. Doch es ist kein Problem: Auf dem Camping hat es noch viele freie Plätze, den Basewalk haben wir sowieso für uns alleine und lediglich zur Stosszeit am späten Nachmittag sind viele Wanderer auf dem Weg nach oben zu sehen.
Am Abend postieren wir uns mit 1000 anderen Touristen auf dem Sunset-Parkplatz und bestaunen den Uluru beim Sonnenuntergang.

  • Stosszeit beim Aufstieg.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zu den Olgas. Die Olgas waren früher ebenfalls ein riesiger Sandsteinmonolith, wie es heute der Uluru ist. Die Olgas sind aber schon etwas älter und durch Wind und Wetter hat sich der riesige Monolith abgetragen und es sind kleinere rundliche Hügel entstanden. Die Wanderung durch diese Hügel und vor allem die Steilwände sind sehr faszinierend und wir haben für die Wanderung tatsächlich mal die Zeit gebraucht, welche die Australier auf der Tafel jeweils angeben.

Auf dem Weg zurück nach Alice Springs wählen wir den Boggy Hole Track, welcher nicht so sehr befahren ist. Wasser führt der Fluss, dem wir folgen, leider keines. Pech für Jonas, der schon lange auf die nächste Wasserdurchfahrt wartet. Nur das Boggy Hole mittendrin hat ein bisschen Wasser. Wir geniessen die schöne Natur mit den wilden Pferden sehr nach den doch eher touristischen Tagen zuvor.
Einen weiteren Abstecher machen wir ins Palm Valley. Ein total grünes Tal mit vielen Palmen mitten im Outback! Da fehlt nur noch das erfrischende Meer!
Durch den Owen Springs Nationalpark fahren wir zum Abschluss noch ins Rainbow Valley, wo wir einen schönen Sonnenuntergang geniessen.

  • "Flussdurchfahrt" auf dem Boggy Hole Track.

Nach einer Woche sind wir zurück in Alice Springs. Eigentlich hätten wir viel mehr Zeit für diese Rundtour ins Red Center geplant. Doch es gab zwei Faktoren, die uns immer weiter getrieben haben: die Hitze und die Fliegen. Die kleinen Viecher wollen immer in Nase, Augen und Ohren kriechen. So sind wir nicht mehr ohne Kopfnetz aus dem Auto gestiegen. Diese Viecher zusammen mit den meistens 38° (tiefste Nachttemperatur 28°) führten dazu, dass wir die Zeit am liebsten im fahrenden Auto verbracht haben. Und dass wir nun etwas mehr Zeit für die Westküste haben (nicht dass ihr noch auf die Idee kommt, dass wir früher nach Hause kommen 😉).

Solange sie auf dem Rücken sitzen, sind sie noch harmlos…

Russland: Von der Mongolei bis nach Wladiwostok

Vor uns steht eine happige Etappe. Wir fahren in etwas mehr als zwei Wochen von Ulan Bator via Baikalsee, wo wir einige Tage Pause machen, bis nach Wladiwostok. Nach dem Baikalsee gibt es nicht mehr viel zu sehen abgesehen von unendlichen Wäldern und Sümpfen, weshalb wir für diesen Teil unserer Reise etwas weniger Zeit eingeplant haben.

Naadam-Vorfest im Norden der Mongolei

Von UB aus fahren wir in den Norden, um den internationalen Grenzposten von der Mongolei nach Russland zu überqueren. Auf den Weg dahin sehen wir bei einem Stop in einem Dorf einen etwa 10-jährigen Jungen auf einem Pferd, der eine Nummer auf dem Rücken trägt. Das muss bedeuten, dass hier ein Fest stattfindet!
Wir machen uns auf die Suche und finden etwas ausserhalb des Dorfs das Festgelände. Wir treffen auf Amerikaner, die bei einem Hilfswerk arbeiten. Sie erklären uns, dass es ein Vorfest des Naadam-Festes ist. Cool! Das Naadam-Fest findet in zwei Wochen an den Nationalfeiertagen der Mongolen statt. Dann werden die Nomaden-Wettkämpfe ausgetragen: Ringen, Bogenschiessen und Reiten.
Bei diesem Vorfest sei gerade die letzte Reit-Disziplin am laufen, erzählen uns die Amerikaner. Die Kinder sind vor 20 Minuten mit den Pferden in Richtung Berge gestartet und in 10 Minuten sollten sie zurück kommen. Der Erste, der zurück ist, gewinnt.
Wir schlendern durch das Chilbi-Gelände und machen Fotos von den Leuten, die fast alle auf Pferden unterwegs sind. Dann ist es soweit, alle stehen an den Zaun und schauen Richtung Berge. Weit entfernt sieht man eine Staubwolke, die immer näher kommt. Schliesslich kommen die ersten drei Reiter nebeneinander daher geritten und treiben die Pferde an, so fest sie können. Es gibt einen Fotofinish, was wir erstaunlich finden, da die Kids jetzt eine halbe Stunde unterwegs waren. Schlussendlich sind die 30 Jungs alle im Ziel und die Zuschauer rennen zu ihnen um zu feiern.

Die jungen Reiter beim Crosscountry-Wettkampf in der Mongolei.

Darüber könnten wir Bücher schreiben: Grenzübertritte

20 km vor der Grenze Mongolei-Russland übernachten wir, um am Morgen bei Zeiten beim Zoll zu stehen. Am Morgen schauen wir auf der Webcam, die wir im Netz gefunden haben, wie die Lage vor dem Zoll aussieht. Es scheint niemand anzustehen. Also machen wir uns auf den Weg. An der Tankstelle drücken wir dem Tankwart unsere restlichen Turglik in die Hand und lassen uns den Tank füllen. 
Niemand fährt vorbei, also müssten wir immer noch die Ersten sein. Am Zoll angekommen, stehen da aber schon drei Reisebusse und fünf Autos. Hmm… Nach kurzem Herumschauen merken wir, dass die Webcam wohl auf der russischen Seite steht. Tja, dann müssen wir halt anstehen. 
Dabei kommen wir in den Genuss des mongolischen Anstehverhaltens. Reissverschluss kennen die Mongolen nicht. Es wird gedrängelt und gedrückt, was nur möglich ist. Es können acht Fahrzeuge miteinander ins Gelände einfahren. Drinnen angekommen, rennen alle aus den Autos zur Passkontrolle, um dann eventuell jemanden zu überholen. So kommt es, dass wir als viertes Auto rein fahren und als wir die Passkontrolle hinter uns hatten, unser Auto ganz alleine da steht, weil alle schon weiter sind und uns auf dem Zollgelände überholt haben. 😂
Beim russischen Zoll können drei Autos pro Spur ins Gelände fahren. Auch hier gilt dann “de Schneller esch de Gschwender”. Wir fahren zwar als erstes in das russische Zollgelände, sind dann aber die Letzten, die ins Kontrollhäuschen zur Passkontrolle kommen, da die Mongolen parkieren und sofort ins Häuschen rennen.
Drinnen merkt man aber gleich, dass die Mongolen den Russen so richtig auf den Sack gehen. Auf dem Pult der Grenzbeamtin haben alle schon ihre Papiere deponiert, so dass es voll mit Pässen und Autoausfuhr-Zetteln ist. Zum Glück sehen unsere Pässe anders aus, so kann Jonas sie im Auge behalten. Sehr amüsiert verfolgt er das Geschehen. Und unsere Pässe, die als letztes auf dem Pult gelandet sind, werden als erstes kontrolliert und abgestempelt. 
Nachdem unsere Papiere kontrolliert sind, ist das Auto an der Reihe. Die Autokontrolle wird mit einer Bodykamera festgehalten. Eigentlich wollen sie einfach wissen, was für Medikamente wir dabei haben. Wir zeigen unsere Liste (auf Deutsch), zeigen auf Kopf und Bauch und dann ist die Kontrolle bereits beendet und wir sind wieder in Russland. Später erfahren wir, dass der Medikamentenschmuggel sehr floriert und sie darum die Mongolen sehr streng kontrollieren. 

So läuft das an der Grenze (Symbolbild, Schwarzl).

Pause am Baikalsee

In Ulan Ude auf dem Taiga Pitch, ein kleiner Camping, treffen wir wieder auf Kerstin und Torben, welche wir im russischen Altai kennengelernt haben. Gerade als wir Kaffee trinken wollen, kommt ein Gewitter und wir verschieben die Kaffeerunde in den schützenden LKW der beiden. Es regnet wie aus Kübeln! Als dann noch die Sonnenstore einknickt, müssen wir doch nochmals nach draussen ins inzwischen knöcheltiefe Wasser.

Am nächsten Tag wollen wir uns mit Lukas treffen, der gerade mit Gästen am Baikalsee unterwegs ist. Lukas ist ursprünglich aus Malters und ist nach Ulan Ude ausgewandert. Nun bietet er Touren in Sibirien und um den Baikalsee an. Dabei ist er mit einem LKW unterwegs, der vier Personen Platz bietet. Falls ihr damit liebäugelt, mal nach Sibirien in die Ferien zu gehen, auf www.pajechali-reisen.ch findet ihr mehr Infos zu den Touren von Lukas.
Pajechali – auf geht’s – Richtung Baikalsee nachdem uns Lukas seine Koordinaten für die nächste Übernachtung durchgegeben hat. Die Strassen hier am Baikalsee sind gut und dank den dichten Wäldern links und rechts der Strassen kommt Sibirien-Stimmung auf. Ein schöner Kontrast zu den kargen Landschaften in der Mongolei, die wir im letzten Monat durchquert haben.
Am vereinbarten Ort angekommen, können wir es fast nicht glauben: Schönster Sandstrand mit dem Blick auf den Baikalsee, der so gross ist, dass man sich am Meer wähnen kann. Wir springen natürlich direkt in das kühle Nass, das sibirische Wetter ist nämlich richtig heiss. 
Etwas später kommen auch Kerstin und Torben an. Es gibt dann einen wunderschönen Abend mit tollen Leuten und guten, lustigen Gesprächen.

Unser “Campingplatz” direkt am Strand des Baikalsees.
Eine wunderbare Abendstimmung am Baikalsee.

Am nächsten Morgen können wir eine Baikalrobbe beobachten, wie sie in der Morgensonne versucht, etwas Wärme zu tanken. Es ist sehr selten, dass man die Süsswasserrobbe so nahe am Ufer beobachten kann.
Währenddem wir mit Kerstin und Torben ausgiebig brunchen, inklusive leckerem Omelett und Rösti, verabschieden wir uns noch von Lukas und seinen Gästen, die weiter Richtung Süden fahren. Gegen Mittag verabschieden wir uns dann auch von Kerstin und Torben, weil sich unsere Wege jetzt trennen. Sie werden nach dem Aufenthalt am Baikalsee zurück Richtung Westen fahren, während es uns ja Richtung Osten weiter treibt.
Wir verbringen noch zwei weitere Nächte am Baikalsee, um noch ein bisschen Energie zu tanken für die Fahrt nach Wladiwostok.

Die Baikalrobbe machts uns vor: Sie entspannt am Baikalsee.
Und hier entspannen wir am Baikalsee.

Ab durch Sibirien

Von Ulan Ude nach Wladiwostok sind es etwa 3500 km auf dem Sibirischen Highway. Die Strasse ist in erstaunlich gutem Zustand, nicht wenig fahren wir auf neu asphaltierter Strasse. Eine richtige Wohltat nach Kasachstan und dem zweiten Teil der Mongolei.
Die Landschaft ist immer etwa gleich: Hügelig, Birken- und Fichtenwälder, durchzogen von Flüssen und Seen. Also Grau, Grün und Blau. Sehr schöne Landschaften, aber uns zieht es Richtung Wladiwostok, weshalb wir während 10 Tagen täglich viele Kilometer abspulen.

Ein Wahrzeichen an der Strasse zwischen Moskau und Wladiwostok.

Wir haben beide lieber etwas kühlere Temperaturen, weshalb unsere bisherige Route immer eher nördlich verlief. Wir haben nicht viele Reisende getroffen, die ebenfalls über das Baltikum nach Russland bzw. in die Mongolei gereist sind, viele sind via Türkei gereist.
So freuten wir uns nach den heissen Tagen in der Mongolei und am Baikalsee auf kühle Temperaturen in Sibirien. Denn das weiss doch jedermann: Sibirien = kalt! Aber nein, das ist falsch! Was haben wir geschwitzt bei den durchgehend mindestens 33° im Schatten! Nachdem wir das Auto mit Klimaanlage an unserem jeweiligen Übernachtungsplatz abgestellt haben, liegen wir wie tote Fliegen im Schatten.
Apropos Fliegen: Was das Ganze auch nicht besser macht, sind all die fliegenden Viecher, die bei jedem Halt um uns fliegen und uns zwingen, die Abende im Auto zu verbringen: Fliegen, Eintagsfliegen, Bremsen, Bienen, Bienen-Fliegen, Schmetterlinge, und Mücken, Mücken, Mücken, … Den Jonas haben sie besonders gerne. Er hat innert vier Tagen bestimmt 50 Stiche am ganzen Körper verteilt.

So sehen wir die Mücken am liebsten…
… und so die Schmetterlinge.

Abgesehen davon haben wir die Zeit in Sibirien sehr genossen. Schaut euch nur diese Landschaften an!

  • Ein schöner Übernachtungsplatz in Sibirien.

Doch nicht nur die Natur wird uns in guter Erinnerung bleiben, sondern auch die Freundlichkeit der Russen.
Als wir mal an einem kleinen See einen schönen Übernachtungsplatz gefunden haben, war da auch noch eine Familie, die am See fischte und picknickte. Wir haben etwas mit ihnen gesprochen und zwei Sackmesser verschenkt. Sie hatten sehr Freude und bedankten sich und fuhren dann nach Hause.
Eine Stunde nachdem sie gegangen sind, kommen sie allerdings wieder zurück, diesmal haben sie den Opa noch dabei. Der Herr ist Fotograf und schenkte uns zwei gerahmte Bilder, die er selbst geschossen hat.

Unsere neue Wohnzimmer-Dekoration.