Australien: Westküste, Teil 1

An der Westküste erreichen wir angenehmere Temperaturen, nachdem wir die letzten Wochen vor der Hitze und den Fliegen geflüchtet sind. Perfekt, um unser Reisetempo gegen Schluss der Reise etwas zu drosseln und unsere letzten Wochen zu geniessen!

Port Hedland

Der mengenmässig grösste Bulk-Exporthafen von Australien ist ganz schön eindrücklich. Riesige Salzberge, die man schon von Weitem sieht, und mit Eisenerz gefüllte Züge prägen das Bild. Auf der Strasse kommen uns die grössten Roadtrains entgegen, die wir bisher gesehen haben. Als wir einen sehen, der auf dem Parkplatz gerade Pause macht, lassen wir es uns nicht nehmen, ein Foto zu schiessen mit unserem Nanuk nebenan. Die vier Anhänger werden von 600 PS gezogen und das Gesamtgewicht dieses Roadtrains beträgt 200t. Da kommen dir unsere LKWs in der Schweiz wie Spielzeuge vor. 😁

Der 200t-Roadtrain.

Karijini Nationalpark

Der Karijini Nationalpark liegt etwas im Landesinnern und besticht mit engen Schluchten und vielen natürlichen Pools. Nach der trockenen Gibb River Road haben wir unsere Erwartungen etwas zurückgeschraubt und rechneten damit, dass diese Pools im Karijini Nationalpark alle trocken liegen.

Den ersten Stopp machen wir bei der Dales Gorge. Wir nehmen den steilen Abstieg zum Circular Pool, welches tatsächlich mit Wasser gefüllt ist und gönnen uns gleich eine Abkühlung. Danach wandern wir durch die Dales Schlucht zu den Fortescue Wasserfällen und zum Fern Pool. Bei diesen Pools hat es aber viele Leute, teils sogar mit aufblasbaren Ringen, dass wir nicht mehr baden gehen. Diese Oase in der trockenen Umgebung ist aber auch zu Recht sehr beliebt.

Es gäbe noch einige grosse Wasserfälle anzuschauen. Doch diese sind in dieser Jahreszeit definitiv trocken und wir lassen sie grosszügig aus. Stattdessen fahren wir zur nächsten Schlucht. Und hier machen wir die wohl coolste Wanderung (eher Spaziergang bei 1.5 km?) in Australien: Durch die Hancook Schlucht zum Kermits Pool.
Durch die Hancook Schlucht muss man ab und zu die Schuhe ausziehen und durchs Wasser waten. Eine Stelle ist sogar so tief, dass man bis zu den Schultern im Wasser steht. Melanie lässt es sich natürlich nicht nehmen und schwimmt durch die Schlucht. Jonas klettert mit dem Rucksack an der Wand entlang auf die andere Seite, weil wir nur ungern die Kamera zurück lassen. Dann kommt der Spiderwalk. Diese Stelle heisst so, weil die Schlucht so eng wird, dass man mit Händen und Füssen an den Wänden entlang klettert, während unter einem das Wasser fliesst. Zum Abschluss erreichen wir den Kermits Pool, wo wir natürlich wieder baden gehen.

Am nächsten Tag machen wir die Wanderung auf den Mount Bruce. Wir erhoffen uns, dass wir einen Blick in die Eisenerz-Mine erhaschen können. Der Wind und die Sonne machen die Luft sehr trocken und der Aufstieg ist mit der höchsten Stufe “Class 5” ausgeschrieben. Diese höchste Stufe hat dieser Weg auch verdient. Wir müssen an einigen Stellen nämlich die Hände benutzen, um weiter zu kommen. So kommt es, dass wir den Gipfel erreichen und bereits alles Wasser, das wir mitgeschleppt haben, getrunken haben. Auf dem Gipfel geniessen wir die Aussicht über die spezielle Landschaft. Von der Mine sieht man leider nicht so viel, darum machen wir uns nach einer kurzen Pause auch gleich wieder auf den Rückweg.

  • Der übertreibt etwas...

Im nahegelegenen Tom Price haben wir nach dem Platten in der Mongolei unsere zweite Panne: Diesmal steigt die 8-jährige Starterbatterie aus. In einem Land wie Australien ist das aber kein Problem und innerhalb weniger Minuten ist die passende Ersatzbatterie organisiert und auf dem Ladentisch. Inzwischen sind wir auch geübt, den Batteriekasten auseinanderzunehmen und ruck zuck ist die Batterie gewechselt und wir wieder startklar für die Weiterreise.

Exmouth

In Exmouth machen wir wiedermal eine Fahrpause und bleiben vier Nächte. Aber nicht, dass uns jetzt langweilig werden würde. Wir haben nämlich den Advanced Open Water Tauchkurs gebucht. So verbringen wir zwei Tage bei herrlichem Wetter auf dem Boot und machen fünf Tauchgänge am Ningaloo Reef. Wir sind jetzt in Fischidentifikation, Strömungstauchen, Bootstauchen, Unterwassernavigation und Tiefentauchen fast Profis. Die Unterwasserwelt am Ningaloo Reef ist sehr vielfältig. Wir haben nebst den farbigen Korallen und Fische auch Haie, Schildkröten, Wasserschlangen, Rochen und Oktopusse gesehen. Die für Exmouth bekannten Walhaie sind leider schon in den Süden weitergezogen.

  • Das Tauchboot, das wir fast für uns alleine hatten.

Cape Range Nationalpark

Nun geht es weiter in den Cape Range Nationalpark am Ningaloo Reef. Mit Taucherbrille und Schnorchel bewaffnet steigen wir ins Meer. Beim Tauchen haben wir ja schon einiges der Unterwasserwelt gesehen, aber das Schnorcheln war trotzdem nochmal ein einzigartiges Erlebnis. Stundenlang schwimmen wir mit Meeresschildkröten, machen hunderte Fotos und  sehen sogar einen kleinen Hai und einen Rochen.
So und jetzt genug Unterwassertiere. Wenn ihr ans Ningaloo Reef reist, kauft euch Brille und Schnorchel und geht selber schauen 😉

  • Eine Schildkröte, ...

Beim Verlassen des Camps sehen wir ein Wohnmobil mit einem grossen Schweizerkreuz. Das gehen wir natürlich besichtigen. Es ist das erste Schweizer Auto, das wir in Australien treffen. Walter und Jila sind erst vor einigen Wochen in Australien angekommen und werden voraussichtlich zwei Jahre bleiben. Bei Kaffee und Guetzli plaudern wir über Erlebtes und Gesehenes. Die beiden sind schon viel gereist. Jila hat sogar die Strasse nach Vladivostok befahren, als da noch kein Asphalt war. 2000 km Piste durch Sibirien. Zum Glück ist diese Strasse inzwischen asphaltiert, sonst wären wir wohl noch nicht in Australien angekommen 😉 Wir danken euch für Kaffee, Guetzli und den guten Austausch!

Via Yardie Creek nach Coral Bay

So machen wir uns schliesslich mit etwas Verspätung auf den direkten Weg nach Coral Bay. Dieser 4WD Track startet mit der Yardie-River-Flussdurchfahrt. Überall haben wir gelesen, dass die Flussquerung sehr gefährlich sein soll und man sich vorher im Informationszentrum Infos zum Strassenzustand einholen soll. Im Informationszentrum geben sie uns aber keine Infos. Sie sagen nur: Befahren auf eigene Gefahr. Typisch australisch.
Als wir am Fluss ankommen, hat der natürlich kein Wasser. Aber das trockene Flussbett besteht aus Sand. Das heisst Luft ablassen und probieren. Mit 1.2 Bar haben wir kein Problem durchzukommen. Etwas später treffen wir aber auf der sandigen Piste auf zwei Australier, die im Sand stecken geblieben sind. Mit unseren Sandboards kommen sie wieder raus und können weiterfahren.
Die Strecke führt durch schöne Landschaft und wir geniessen die Fahrt auf dem “Feldweg” entlang der Küste. Wir nehmen alle Abstecher ans Meer, um dort nochmals zu schnorcheln. Leider ist die Sicht nicht so gut und die Wellen sind auch gegen uns. Aber die Sandpisten ans Meer sind trotzdem sehr spassig.

  • Ein sandiger Track entlang der Küste.

Am folgenden Tag kommen wir in Coral Bay an, wo wir nochmals den Schnorchel und die Brille aufsetzen. Coral Bay hat den Namen mehr als verdient. Es gibt viel schöne Korallen, über die wir beim Schnorcheln schwimmen können.

  • Ein Drückerfisch

Australien: Tasmanien

Eigentlich haben wir nicht mehr damit geplant, nach Tasmanien zu gehen (Schande über uns, da hätten wir echt was verpasst). Die Verschiffung im Container, die genug lang dauerte, und die Tatsache, dass unter der Woche keine Plätze auf der Fähre verfügbar waren, liessen uns diese Pläne über den Haufen werfen.
Die Great Ocean Road war aber so schön, dass wir bis am Wochenende noch nicht weit weg von Melbourne waren. Also buchten wir kurzfristig die Tickets und fuhren zurück nach Melbourne, um mit der Fähre nach Tassie, wie die Insel von den Australiern genannt wird, zu tuckern.

Fähre nach Devonport

Die Fahrt nach Tasmanien dauert einen ganzen Tag. Und abgesehen vom Ärger mit der Fährgesellschaft ist die Überfahrt schön und Jonas kann sogar einige Delfine sichten. Den Tag nutzen wir gleich, um unsere Zeit in Tasmanien zu planen, denn praktischerweise gibt es auf der Fähre ein Informationszentrum, welches bei der Planung behilflich ist. Zwei Wochen werden wir auf der Insel, die rund 1.5 Mal so gross wie die Schweiz ist, verbringen. Das genügt natürlich nicht, um alle Perlen Tasmaniens zu besuchen. Wir wollen aber die Regensaison im Norden (ab November) möglichst meiden und wollen daher Anfangs Oktober Richtung Norden aufbrechen, deshalb geben wir uns für Tassie “nur” 2 Wochen Zeit.

Gestrandet am Boat Harbour Beach

Nanuk mag einfach keine Schiffsfahrten! Als wir die Fähre wieder verlassen wollen, spinnt das Batteriesystem wieder. Der Motor startet ohne Probleme, aber all unsere elektrischen Einrichtungen streiken. Wie schon in der ersten Nacht in Melbourne müssen wir die erste Nacht in Tasmanien wieder ohne Licht und Heizung verbringen, wobei es in Tasmanien natürlich einiges kälter ist als in Melbourne.
Immerhin funktioniert die Alarmanlage noch, damit wecken wir nämlich am nächsten Morgen gleich all unsere Camp-Nachbarn. 😉

Wir fahren bis zur malerischen Bucht von Boat Harbour Beach, wo wir zwei Nächte verbringen und uns unseren Problemen widmen. In Boat Harbour Beach trifft türkisfarbenes Wasser auf weissen Strand, welchen wir für uns alleine haben. Einfach traumhaft!
Wir zwei Hobby-Elektriker (haha) widmen uns aber nicht der schönen Umgebung, sondern unserem Lieblingsteil im Auto: dem Batteriekasten.
So, fertig Ironie. Jonas findet nämlich ein Kabel an der Doppelbatterie-Steuerung, das aus dem Kabelschuh gerissen ist. Neu anschliessen, alles wieder einbauen und tatsächlich funktioniert wieder alles wie gewohnt (auch noch 5 Wochen danach, Anm. der Redaktion).

  • Jonas am Werk

Nun bleibt doch noch Zeit, uns bei einem Spaziergang der schönen Umgebung zu widmen. Zurück beim Auto treffen wir auf Sam. Völlig aus dem Häuschen spricht sie uns auf das Auto und unsere Reise an. Sie und ihr Freund Jake werden im Januar nämlich mit einem Land Rover Richtung Europa aufbrechen. Kurzerhand lädt sie uns für den nächsten Abend ein, da sie so viele Fragen an uns hat.
Den Abend bei Sam und Jake geniessen wir sehr. Nach gegenseitigen “Hausbesichtigungen” tauschen wir uns über unsere Pläne aus und kriegen noch einige Insider-Tipps für Tasmanien. Dann kann es ja losgehen!

Wild wild West

Wir fahren in den wilden Westen Tasmaniens, zum Western Explorer Track. Der Western Explorer Track ist eine Schotterstrasse, die durch das abgelegene Gebiet führt. Landschaftlich das schönste Gebiet in Tasmanien, weil es kaum bewohnt ist und die Natur sich von der schönsten Seite zeigen kann. Die Nächte verbringen wir gerne direkt am rauen Meer und halten stets Ausschau nach Walen, welche wir auch sichten.

Endlich gibt es auch wieder 4×4-Tracks, leider können wir aber nicht alle befahren. Es gibt Strecken, die man nur mit mindestens drei Fahrzeuge im Konvoi fahren kann und daher für uns wegfallen. Und es gibt solche Strecken, die man nur bei trockenem Wetter befahren kann. An diese wagen wir uns trotz Regen und müssen aber einsehen, dass sie bei Regen wirklich nicht befahrbar sind.

  • Der Frühling kommt auf dem Table Cape

Aurora Australis

Da sich der Westen eher regnerisch zeigt und sich Aktivität am Nachthimmel in Form von Aurora Australis (Südlichter) ankündet, queren wir die Insel und wechseln an die Ostküste, wo schöneres Wetter herrscht.
Wir finden ein Plätzli am Strand, wo wir auch übernachten können. Sobald es dunkel wird, nehmen wir den besten Platz ein und warten, bis die Sterne sichtbar werden. Der Parkplatz füllt sich langsam und immer mehr Asiaten stehen um uns herum. Es sind praktisch keine Australier anwesend, da an diesem Abend auch der Football-Final stattfindet und alle Australier vor einem Bildschirm sitzen. Nach Einbruch der Dunkelheit erscheint langsam die Aurora Australis am Horizont hinter den Wolken und Melanie kann kaum noch auf die Kamera sehen, weil die Asiaten auch gerne die tolle Kamera und die tollen Fotos sehen wollen. 😉

Aurora Australis

Ost- und Nordküste

An der Ostküste sind deutlich mehr Touristen unterwegs. Auf dem Weg zu den Ruinen von Port Arthur kommt so auch unsere Seilwinde wieder mal zu einem Einsatz. Wir dürfen einen Inder, der sein Mietauto im Strassengraben versenkt hat, mit der Seilwinde herausziehen.

In Port Arthur schauen wir uns dann die Ruinen einer Sträflings-Mine an, die anfangs 19. JH von den Briten geführt wurde. Die ganz schlimmen britischen Sträflinge wurden damals nach Tasmanien verbannt, wo sie härteste Arbeit verrichten mussten. Die Szenerie scheint heute surreal, liegt doch die Mine direkt an einer wunderschönen, türkisfarbenen Bucht.

Die Ostküste Tasmaniens lädt auch zum Wandern ein. Wir wandern unter anderem ans Cape Hauy, der Küste entlang geht es hinaus an die Spitze, wo 30 Meter hohe Steinsäulen aus dem Wasser ragen. Am nächsten Tag erklimmen wir im Freycinet Nationalpark den Mount Amos. Hier ist die Aussicht so schön, dass wir zwei Stunden auf dem Gipfel sitzen, die Umgebung geniessen, auf den Wineglassbay schauen und über die Touristen fluchen, welche zum Glück nicht den harten Kletter-Aufstieg auf den Mount Amos gewählt haben, sondern den gemütlichen Spaziergang zum Aussichtspunkt bevorzugen.

An der Nordküste finden wir einen Strand, den wir mit dem Auto befahren dürfen. Am Waterhouse Beach entlang düsen wir durch den Sand und haben mächtig Spass dabei. Natürlich nutzen wir die Chance und übernachten direkt am Sandstrand.

  • Cape Hauy

Zu Besuch bei Baldocks

Am letzten Tag, bevor wir wieder auf die Fähre müssen, dürfen wir die Familie Baldock besuchen. Die Baldocks sind Verwandte von Janine und Adi vom Team rotekiste.ch. Von Janine und Adi durften wir im Januar noch viele Tipps für unsere Reise erhalten, vielen Dank an dieser Stelle!
Die Familie hat uns wundervoll aufgenommen. Wir fühlen uns gleich wie zu Hause. Am Abend gibt es leckere Älplermakronen in der vollen Stube. Danach spielen wir unser erstes Brändi Dog mit internationaler Besetzung. Uncle Phil, der unter der Obhut von Melanie spielt, ist begeistert, dass er eine Runde Brändi Dog mit Jonas spielen darf. Denn Jonas hat mal beim Brändi quasi als Supervisor gearbeitet und ist somit der Brändi-Dog-Gott am Tisch. Es war eine sehr lustige Runde, die wir sicher nie mehr vergessen werden.
An dieser Stelle nochmals ein riesiges Dankeschön an die Baldocks für diesen tollen Abend!
See ya in Switzerland.

Eine Runde Brändi-Dog am anderen Ende der Welt

Australien: Melbourne und die Great Ocean Road

Um die Zeit ohne Mietauto und ohne Nanuk zu überbrücken, haben wir uns in einem Airbnb mitten in der Stadt eingemietet. Der Bioinspektionstermin wurde auf Dienstag angesetzt, genau eine Woche, nachdem Nanuk im Melbourner Hafen eingelaufen ist. Wir gehen mit voller Zuversicht auf volles Risiko und mieten die Wohnung bis Dienstags.

Die Tage in Melbourne vergehen schneller als gedacht: “Unser” Schiff besuchen, Sightseeing, Papierkram erledigen, unsere seit Brisbane hinterherreisende Bankkarte abholen, Fotos sortieren und Blog schreiben. Wir haben so einiges zu tun.

  • "Unser" Schiff verlässt den Hafen von Melbourne.

VicRoads

Wir müssen noch einen Besuch beim VicRoads abstatten, dem Strassenverkehrsamt des Bundesstaats Victoria. Einer der Hauptgründe warum wir nach Melbourne verschifft haben, ist nämlich, dass hier der Import vergleichsweise einfach abläuft. Während man in anderen Territorien das Auto nach der Bioinspektion noch dem Strassenverkehrsamt vorführen muss (wobei man möglicherweise natürlich nicht mit dem Auto vom Hafen zum Amt fahren darf, da es noch nicht registriert ist), muss man in Melbourne nur ein Papierli lösen, genannt TAC85. Anschliessend darf man dann gleich losfahren, ohne dass man das Auto vorführen muss.
Und dieses Papierli ist auch noch in allen Territorien von Australien gültig. Hier herrscht in Bezug auf das Strassenverkehrsamt ein extremerer Kantönligeist als in der Schweiz!

Die nette Dame beim VicRoads hat trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch nie etwas vom TAC85 gehört. Mit Hilfe von zwei anderen Angestellten und uns klappt es dann irgendwann und wir haben den Fötzel, der uns berechtigt in Australien zu fahren, in der Hand. Juhuii! Jetzt fehlt nur noch das Auto.

Das Warten

Am Dienstag Morgen checken wir dann aus unserer Unterkunft aus und hocken in einem Cafe. Ohne zu wissen, wo wir die nächste Nacht verbringen und voller Zuversicht, dass dieser wunderschöne Sonnen-Tag die Inspektoren gütig stimmt.
Wir können diese Sonnenstunden nicht wirklich geniessen. Wir sind nervös wie kurz vor einer wichtigen Prüfung. Man weiss, dass man jetzt nichts mehr ändern kann und man einfach etwas Glück haben muss. Rund 50% der Autos bestehen die Inspektion nicht, obwohl sie genauso gut geputzt wurden wie unseres. Die Folgen: Man muss auf einen Putztermin warten, man muss die Kosten der Reinigungsfirma tragen und dann auf einen neuen Inspektionstermin warten und in dieser Zeit ist man natürlich auf eine Unterkunft angewiesen. Kurz gefasst: Es kostet Zeit und Geld.

Bei der Inspektion dürfen wir leider nicht dabei sein. Wir müssen also einfach warten, bis wir Bescheid kriegen. Um uns auf andere Gedanken zu bringen, spazieren wir ziellos durch die Stadt. Wir treffen im Hafen auf das Holzschiff Alma Doeppel, welches momentan restauriert wird. Ein netter alter Herr bietet uns gleich eine Führung an. Diese willkommene Ablenkung nehmen wir dankend an und so erfahren wir die ganze Geschichte des 116 Jahre alten Schiffs und checken nicht mehr alle zwei Minuten die Mails.
Genau als wir die Halle verlassen, erreicht uns das erlösende Email. Unser Auto hat die Inspektion bestanden und ist abholbereit! Wir sind überglücklich und machen uns gleich auf den Weg zum mitgeteilten Übergabeort.

Das Schwesterschiff der Alma.

Die Wiedervereinigung

Da steht er, blitz blank geputzt auf dem Platz einer Werkstatt und wartet auf unsere Umarmung. Oder Anarmung? Auf jeden Fall sind alle happy.
Der Werkstattbesitzer sagt uns, dass die Inspektoren nur aussen schnell kontrolliert haben. Es war aussen so sauber, dass sie sich nicht die Mühe gemacht haben, im Innenraum alles auszuräumen und zu kontrollieren. Das finden wir natürlich super, so müssen wir nichts aufräumen. Es scheint wirklich, als hätten die Inspektoren kein einziges Fach geöffnet. Da hat schon mancher Grenzbeamte unser Auto genauer unter die Lupe genommen.

Wieder vereint!

Doch nach der Freude macht sich die erste Ernüchterung breit. Im Cockpit, wo wir für die Luftzirkulation die Fenster etwas geöffnet hatten, bildete sich Schimmel. Und an diversen Stellen sieht man deutlich, dass es korrodiert hat.

Wir putzen den Schimmel erst mal weg, schmeissen unsere Taschen in unser Wohnzimmer und wollen losfahren. Schliesslich gibt es noch einige Sachen zu erledigen, bevor wir uns in unser lange zurück ersehntes Bett legen können: Wasser füllen, Diesel füllen, Gas füllen, Kühlschrank füllen, …
Auf unserem Weg quer durch Melbourne, um all diese Sachen zu erledigen, macht sich weitere Ernüchterung breit. Die Elektronik spinnt: Der Blinker zeigt ADHS-Anzeichen; der Motor läuft munter weiter, wenn man den Schlüssel entfernt (#Selö #Kühltruhe); und die Batterie-Kontrollanzeige gibt komische Signale, sie ist sich wohl nicht sicher, welche der zwei Batterien nun leer sein soll.

Die erste Nacht

Es ist bereits Abend, als wir an unserem Übernachtungsplatz eintreffen. Hungrig schmeissen wir den Gaskocher an, um uns zu stärken, bevor wir uns unseren Problemen annehmen. Doch nicht mal der Kocher spielt heute mit, zu wenig Leistung um Wasser zum Kochen zu bringen! Heute beschattet uns anscheinend ein extremes Tiefdruckgebiet!
Jetzt kann es nur noch besser kommen. Wir sind so in die Problembehebung vertieft, dass wir nicht mal den wunderschönen Sonnenuntergang geniessen können.
Alle russischen LED’s müssen wieder raus und durch die konventionellen Lämpli ersetzt werden. Und tatsächlich, die Zündung und der Blinker funktionieren wieder wie gewünscht. Und auch den Gasbrenner bringen wir dank eines Ersatz-Druckminderers wieder zum Laufen.
Heizung, Licht und Kühlschrank laufen aber immer noch nicht. Das bedeutet, dass wir kein Licht zum Weiterarbeiten haben und die Nacht im australischen Winter ohne Heizung überstehen müssen. Wenigstens ist das Bett bequem wie immer.

Alles muss wieder eingeräumt werden.

Great Ocean Road

Eine Nacht schlafen und schon sieht die Welt wieder besser aus: Am nächsten Morgen funktioniert wieder alles. Auch beide Batterien sollen noch gesund sein laut Multimeter. Schön. Dann kann es also los gehen!

Die Great Ocean Road führt von Melbourne gen Westen, oftmals direkt dem Ozean entlang und soll eine der schönsten Strassen sein. Uns gefällt vor allem der erste Teil bis Apollo Bay, wo sich die Strasse direkt entlang der Küste schlängelt. Unzählige Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten laden immer wieder zu kurzen Abstechern und Küstenwanderungen ein.
Wir nehmen es gemütlich und halten an fast jedem Aussichtspunkt an und bewundern die schroffen Küsten und die Wellen, die hier mit voller Kraft auf Australien treffen.

Bei den weltberühmten 12 Aposteln, von denen übrigens nur noch 8 stehen, kommen wir erstmals mit der Flugbegeisterung der Australier in Kontakt. Vom Parkplatz aus werden Rundflüge angeboten. Alle 15 Minuten startet ein Heli, 4 Helis sind im Dauereinsatz und fliegen ihre Runden nonstop und das bei starkem Wind. Die Rundflüge werden von den Australiern immer wieder gerne angepriesen, doch wir bevorzugen definitiv, die Strecken zu Fuss zu bewältigen.

  • Wieder mit unserem Auto unterwegs. Da strahlt nicht nur der Himmel.

Da wir langsamer vorangekommen sind als geplant, fahren wir aufs Wochenende hin wieder zurück nach Melbourne. Via Schnellstrasse sind das ja nur gerade 3h Fahrzeit. Denn am Wochenende fährt die Fähre nach Tasmanien, welche wir noch kurzfristig gebucht haben, als wir gemerkt haben, wie schnell wir wieder zurück in Melbourne sein können.

Am Samstag Morgen gehen wir südlich von Melbourne in Torquay noch surfen. Jonas kam ja in Vladivostok schon in den Genuss einer Surflektion, als er zusammen mit unseren Gastgebern im Nebel surfen ging. Heute versucht auch Melanie ihr Glück. Wettertechnisch hatten wir definitiv kein Glück. Bei Regen- und Graupelschauer kämpfen wir uns durch die Wellen. Umso schöner ist die anschliessende warme Dusche.

Nach 6 Tagen sind wir also wieder zurück in Melbourne und freuen uns darauf, unseren Surf-Muskelkater auf der Fähre nach Tasmanien etwas abklingen zu lassen.