Australien: Westküste, Teil 2

Nach Coral Bay verbleiben uns noch 6 Wochen bis nach Perth, von wo aus uns das Flugzeug nach Hause bringt. Also haben wir genug Zeit, um zu geniessen und uns langsam wieder auf zu Hause einzustellen.

Francois Peron Nationalpark

Wir wagen uns auf die berühmt berüchtigte Strecke zum Skipjack-Point im Francois Peron Nationalpark. Dies ist eine Softsand-Piste, die 50 km durch den Francois Peron Nationalpark führt. Am Anfang der Strecke gibt es einen Kompressor, der allen zur Verfügung steht, um Luft in und aus den Rädern zu lassen. Was soviel bedeutet, dass es gemäss „hören sagen“ jeder versucht, mit dem Mietauto die Strecke zu bewältigen. Wir lassen die Luft bis auf 1.2 bar ab und fahren auf die Piste. Ohne Probleme erreichen wir den Skipjack Point und unterwegs treffen wir kein einziges steckengebliebenes Auto an.
Beim Skipjack-Point geniessen wir die Aussicht. Und jetzt muss ich wieder mit den Tieren anfangen, denn davon sieht man vom Aussichtspunkt aus einige! Wir sehen zum Beispiel Delfine beim Fressen. Ein Dugong zeigt sich einen Atemzug lang. Stachelrochen gleiten langsam durch das glasklare Wasser und Haie kurven auf Futtersuche durch die Bucht. Einfach beeindruckend!
Nur ungern verlassen wir das Treiben in der Bucht und fahren zum Cape Peron. Hier ist besonders eindrücklich zu sehen, wie der australische, rote Sand auf den weissen Küstenstrand und das türkisfarbene Wasser trifft.
Übernachtet wird ab jetzt nur noch an den schönsten Stränden. Dazu muss ich aber nichts Schreiben. Dafür gibt es Kameras.

  • Eine endlose Sandpiste

Edel Land Nationalpark

Uns hat der Francois Peron NP so gut gefallen, dass wir entschieden haben, noch in den Edel Land NP zu fahren. Am Eingang, wo wir wieder Luft ablassen, treffen wir auf drei Glarner, die gerade aus dem Nationalpark kommen. Beim Plaudern sagen sie uns, dass der Ranger ihnen gesagt hat, die Küstenroute sei sehr schlecht (very rough) zu befahren. Doch wir lassen uns nicht davon abhalten, genau diese Strecke zu fahren. Denn wenn wir etwas gelernt haben in Australien, dann dass die Strecken für die Australier schlecht sind, sobald sie sie nicht mit mindestens 70 km/h befahren können. Was für uns heisst, dass die Küstenroute eine wunderbare Piste ohne Wellblech ist. Und so ist es auch. Kein Auto, kein Mensch. Nur die wunderbar wilde Küste, die vom Wasser geformt wurde.

Wir halten unterwegs bei Blow-Holes an. Solche haben wir schon in Quobba gesehen und die waren echt eindrücklich.

Ein Blowhole bei Quobba.


Beim Aussteigen bei den Edel-Land-Blow-Holes fragen wir uns, ob wir am richtigen Ort sind. Wir sehen kein Wasser hochspritzen. Also inspizieren wir die Gegend und finden die riesigen Löcher. Beim Näherkommen erschrecken wir beide, weil die Luft mächtig aus den Löchern dröhnt. Wasser spritzt allerdings keines hoch.

Beim Pausieren auf den Klippen entdecken wir auf einmal reges Treiben im Meer. Es sind mindestens 10 Haie, die abwechslungsweise durch eine Korallenstaubwolke schwimmen und sich dort Futter herausholen. Was für ein Spektakel! Als wäre das nicht schon genug, sehen wir dann auch noch einen Walhai im Meer schwimmen. Die Walhaie sind eigentlich schon in den Süden weitergezogen, umso mehr sind wir erstaunt, dass wir noch ein Exemplar antreffen.
Beim Steep Point erreichen wir den westlichsten Punkt vom Festland Australiens. Somit haben wir den östlichsten Punkt, den Mittelpunkt und den westlichsten Punkt besucht, ohne dass wir das vorhatten.

  • Eindrückliche Klippen

Beim Zurückfahren zum Highway besichtigen wir noch Stromatolithen. Das sind die ältesten Lebewesen der Welt. Und nicht, wie Jonas meint, ein Windpark. Wieder auf dem Highway Richtung Süden wird es richtig heiss. Beim Tanken mitten im Nirgendwo steigt das Thermometer auf 44° und die Fliegen haben wieder mächtig Spass beim Erkunden unserer Gesichter.

Kalbarri und Stockyard Gully Caves Nationalpark

Generell sind an der Westküste Australiens äusserst viele Schweizer unterwegs. In Kalbarri erreichen wir aber einen vorübergehenden Höchststand von 10 Schweizer an einem Tag, mit denen wir ins Gespräch kommen. Die einen erkennt man am Schweizerdeutsch und die anderen erkennt man schon von weit her an den Wandersocken und – Schuhen. Auf die Rundwanderung beim Nature Window getrauen sich sowieso nur Schweizer 😉

  • Sandsteine

Bei einem der wenigen Freecamps an der Küste treffen wir wieder auf Jila und Walter. Wir beschliessen, mit ihnen ein paar Tage hier zu bleiben. Die Zwei haben so viel erlebt im Leben, dass wir ihnen stundenlang zuhören könnten und so vergehen die Tage viel zu schnell. Wir verabschieden uns und wissen, dass wir uns spätestens in der Schweiz wieder treffen werden.
Es vergehen aber nur einige Stunden und schon kreuzen wir sie im Stockyard Gully Caves NP wieder 😉.

Im Stockyard Gully Caves NP laufen wir durch ein eindrückliches, grosses Tunnel, das von einem Bach ausgewaschen wurde. Stockdunkel führt es 200 m durch einen Hügelzug. Wir sehen sogar noch eine Fledermaus, die vor unseren Lampen in ein Loch flieht.

In der Stockyard-Gully-Höhle

Cervantes: Hummer und die Pinnacles

In Cervantes erwartet uns wieder einmal eine kulinarische Aufgabe von Marina und Nils. Wir dürfen Hummer probieren. Frisch aus dem Meer wird der Hummer in Cervantes verarbeitet und zubereitet. Den halben Hummer mit Pommes und Salat verdrücken wir im Nu und müssen sagen, dass es uns ein bisschen zu fest „fischelet“.

  • Hummer in Cervantes

Natürlich nicht zu verpassen sind die Pinnacles. Das sind versteinerte Palmen, die mal von Dünen überrollt wurden. Nun sind sie vom Wind wieder freigelegt worden und stehen zu Tausende wie Grabsteine in der gelben Wüste. Mit dem Auto kann man auf einem Strässchen, das sich zwischen den Pinnacles durchschlängelt, durch den Nationalpark fahren. Bei der ersten Runde kommen wir wieder einmal in den Genuss von asiatischen Tourbussen. Wir flüchten ohne gross anzuhalten und machen die Runde gleich nocheinmal, diesmal mit einigen Stopps.

  • Pinnacle Nationalpark

Old Indian Ocean Drive und die Dünen von Lancelin

Für die Weiterfahrt in den Süden wählen wir den Old Indian Ocean Drive. Die alte Küstenstrasse führt entlang der Küste und über einige Sanddünen. Von einer Strasse kann man aber eigentlich nicht reden. Es ist ein Offroad-Track, der heute kaum mehr gebraucht wird. Einmal stehen wir plötzlich vor einer Wanderdüne und müssen umkehren. Ein anderes Mal kommen wir nur weiter, indem Melanie den Sand von der einen Wegseite auf die andere schaufelt. Wir kommen aber heil in Wedge an, wo wir wieder auf die neuere Asphaltstrasse wechseln.

Der Old Indian Ocean Drive

In Lancelin versuchen wir uns beim Sandboarden. Wir mieten zwei Sandboards und fahren zur Düne. Die ersten Versuche gelingen uns nicht so gut. Wir fallen immer wieder in den Sand und lernen schnell, dass das Sandboarden überhaupt nichts mit Snowboarden zu tun hat. Beim Sandboarden kann man keine Kurven fahren. Es geht nur darum, sich auf dem Board nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Nach einigen Versuchen gelingt es ganz gut und wir wagen uns auch an die steile Seite der Düne. Nach zwei Stunden Hochlaufen und Runterflitzen haben wir aber langsam genug und der Muskelkater für den folgenden Tag ist vorprogrammiert. Dazu kommt noch, dass ein Reisebus voll Inder auf dem Parkplatz anhält. Das ist das Zeichen, sich aus dem Staub zu machen und in Richtung Yanchep NP weiterfahren, wo uns viele Koalas und Kängurus erwarten.

  • Erste Versuche
  • Ein hungriger Koala

Dann sind wir bereits ins Perth, 3.5 Wochen zu früh 😉. Daher streifen wir Perth nur, machen einige Besorgungen in den Vororten dieser grossen Stadt und biegen dann ab Richtung „Golden Outback“ und Kalgoorlie und werden eine Extraschlaufe in den Südwesten Australiens machen.

Australien: Die Ostküste

Eigentlich hatten wir die australische Ostküste nicht auf dem Plan. Doch da der Container mit unserem Auto etwas lange in Vladivostok stand und auf ein Schiff wartete, haben wir nun plötzlich 3 Wochen „übrig“. Leider 3 Wochen ohne Nanuk. Also buchen wir kurzentschlossen ein Büssli und fahren von Brisbane nach Melbourne, wo wir dann Nanuk wieder entgegennehmen können.

Wir sind im australischen Winter unterwegs und somit in der Nebensaison. Das ist perfekt für uns, denn das bedeutet Temperaturen von 15 bis 25° Grad und wenig Leute, obwohl wir die Hotspots besuchen.

An dieser Stelle auch noch ein herzliches Dankeschön an unsere Australien-Freunde aka „Stones Reisen“, „MaNi-Touren“ und „Wilihöfler Down Under“, die uns mit Reiserouten und Tipps versorgt haben.

Unser Zuhause für die nächsten 3 Wochen

Wir landen in Brisbane und machen uns mit dem Taxi gleich auf den Weg zu Apollocampers, wo wir einen Bus für die nächsten 3 Wochen gemietet haben.
Nachdem wir die Instruktions-Videos geschaut haben und die nette Frau uns noch eine Versicherung aufgeschnorrt hat, dürfen wir den Toyotabus entgegen nehmen.

Unser Zuhause für die nächsten 3 Wochen.

Der Bus, mit 365’000 km auf dem Tacho, hat die guten Zeiten auch schon hinter sich. Die Einbauten haben quasi keine Ecken und Kanten mehr und die Platzeinteilung haben wir im Defender, mit weniger Platz, definitiv besser hinbekommen. Hauptsache wir haben eine Mikrowelle im Bus!
Für 3 Wochen muss das aber nun reichen und auseinander fallen wird es ja hoffentlich nicht.

Nun ja, beim ersten Abwasch läuft das ganze Wasser vom gefüllten Abwaschbecken direkt unten ins Kästli, wo unsere Kameras lagern. Zum Glück liegen sie in der Tasche und wir können den SuperGAU gerade noch verhindern (nachdem die GoPro die vorige Woche schon in Japan einem Wasserschaden zum Opfer gefallen ist). Unser Camping-Nachbar leiht uns einen Schraubenzieher, damit wir den Anschluss wieder richtig montieren können. Fängt ja gut an!

Fraser Island

Da wir mit dem 2WD Bus nur 12 km pro Tag auf unbefestigten Strassen fahren dürfen, buchen wir eine Tagestour mit einem Offroad-Fahrzeug auf Fraser Island.
Die Tour startet um 5:55 Uhr in Noosa. Wir starten um 5:10 Uhr mit einem 4km-Spaziergang zum Treffpunkt in den Tag, da um diese Uhrzeiten noch keine Busse fahren.
Pünktlich erscheint der Isuzu 4×4 LKW und wir fahren erstmal 1.5 Stunden in den Norden und setzen da mit der Fähre auf Fraser Island über. Unser Chauffeur Andrew ist die Strecke wohl schon tausend Mal gefahren. Er kennt nur vollgas. Allerdings haben wir ein straffes Tagesprogramm, da muss man schon vorwärts machen.
Auf Fraser Island fahren wir endlich wieder offroad. Wir besuchen ein Schiffswrack, fahren durch den Urwald und können im Süsswassersee baden. Wir können Wale und Delfine beobachten und sehen sogar noch einen Dingo, von welchen es auf Fraser Island nicht mehr viele gibt.

Mit dem starken australischen Akzent von Andrew sind wir noch etwas überfordert. Die Natur lädt aber sowieso dazu ein, weniger zuzuhören und mehr zu geniessen.

  • Unser Offroadfahrzeug in Fraser Island.

Küste und Regenwald

Weiter geht es nach Brisbane und Byron Bay, wo wir diverse Leckereien (Bier, Glace, Cocktail) probieren müssen, damit wir zu Hause ein Abendessen spendiert bekommen.

Glace geniessen in Byron Bay.

Wir machen unterwegs immer wieder Abstecher in Nationalparks und gehen dort wandern. Die gut ausgebauten und beschilderten Wanderwege hier sind ein Genuss! Das haben wir in den bisherigen Ländern etwas vermisst.

Beim Wandern in Australien haben wir immer die Schlangen im Hinterkopf. Wir sind ganz aufmerksam und Jonas darf immer voraus laufen. Bis jetzt haben wir aber erste eine Schlange gesehen, welche gerade die Strasse querte.

Im Glasshouse NP wandern wir um den Hügel Tibrogargan. Nach oben können wir leider nicht, weil man klettern muss und es anfängt zu regnen.
Im Lamington NP wandern wir durch den Regenwald auf dem ersten Baumwipfelpfad der Welt. Faszinierend wie hoch diese Bäume sind und wie grün der Wald ist. Weil es so schön ist, machen wir noch eine zweite Wanderung zum Moran Wasserfall.
Im Dorringo NP hat es wieder Regenwald mit Wasserfällen. Wir machen die Rundwanderung und achten heute ganz besonders auf die schwarzen Schlangen mit dem roten Bauch. Die soll es hier geben und sie sind ziemlich giftig. Wir sehen natürlich keine Schlange, aber sie wahrscheinlich uns.

  • Hoch auf die Aussichtsplattform im Lamington Nationalpark.

Auf unserer Route der Küste entlang stoppen wir immer wieder und bewundern zauberhafte Beaches, beobachten die Wellen, besuchen ein Koala-Spital und wandern entlang bizarren Felsformationen.
Wir sind fast schon etwas überfordert ab diesem touristischen Angebot!

  • Der östlichste Punkt von Australien in Byron Bay.

Sydney

In Sydney haben wir super Wetter. Wir bleiben einige Tage auf einem Camping und fahren mit dem Zug für Sightseeing in die Stadt. Uns gelingen am Abend tolle Fotos von der Stadt, dem Opernhaus und der Harbour-Bridge.

Das Opernhaus bei Nacht…
… und bei Tag.

In Sydney wollen wir noch unsere Bank-Karte, die wir in Brisbane bestellt haben, abholen. Sie ist leider nicht in Sydney angekommen, sondern wartet in Brisbane. Sie versichern uns aber, dass wir sie zwei Tage später abholen können. Nach unserem Abstecher in die Blue Mountains kehren wir also nochmals zurück nach Sydney. Natürlich ist die Karte wieder nicht da. Also lassen wir sie nach Melbourne weiterschicken. Die Karte verfolgt uns somit während der ganzen Ostküsten-Reise.

Weiter südlich von Sydney finden wir endlich das seit drei Monaten gesuchte Ladekabel für den Laptop von Melanie. Wir sind gefühlt in 1000 Elektro-Läden gewesen. Und eine Online-Bestellung an eine Pick-Up-Station in Ländern wie der Mongolei oder Russland wollten wir nicht wagen bzw. haben wir keine entsprechende Stationen gefunden. Doch jetzt ist alles gut. Wir können jetzt den Laptop im Auto laden und müssen auch nicht mehr drei Adapter nutzen, um den Laptop zu laden.

Kein Witz, aber anders konnten wir den Laptop nicht laden!

Sydney bis Melbourne

Von Sydney aus machen wir noch einen 2-tägigen Abstecher in den Blue Mountains Nationalpark. Bei blauem Himmel geniessen wir die blauen Berge und die absolut atemberaubende Aussicht, die sich uns nach schönen Wanderungen eröffnet.

  • Blue Mountains: Auf dem "Ruined Castle".

Weiter geht es über gewundene Strassen ins Kangaroo Valley. Die Wombats (keine Bären gäll Luki) und Kängurus watscheln unbeirrt über den Campingplatz.

Ein Känguru hatten wir übrigens schon am ersten Abend neben unserem Camper gesichtet. Auch sonst sind wir schon einigen Vertretern der australischen Tierwelt über den Weg gelaufen: Neben den Wombats und Kängurus haben wir Delfine, Wale, Papageie, Possums, Ameisenigel, Wallabys, einen Dingo, einen Koala, eine Schlange, Leguane, Pelikane, Kakadu und jede Menge Bush Turkeys gesehen. Und der Kuckuck, der uns auf der ganzen Reise von der Schweiz bis nach Vladivostok begleitet hat, wurde vom Kookaburra abgelöst.

  • Känguru

Am nächsten Morgen geht es zu den Fitz Roy Wasserfällen. Mit Daunenjacken und Mützen wagen wir uns auf die Aussichtsplattformen. Leider fliesst nicht so viel Wasser. Das Schauspiel mit dem Wind, der das Wasser im Wald verteilt, anstatt dass es nach unten fällt, ist dann aber auch sehr interessant.
Am Nachmittag tauschen wir Daunenjacke und Mütze gegen Bikini und Badehose und hüpfen in das erfrischende, türkisblaue Wasser am Jervis Beach. Den Strand haben wir für uns alleine. Es scheint noch nicht Badesaison zu sein.

Am Morgen besuchen wir mit Daunenjacke die Fitz Roy Falls…
… und am Nachmittag baden wir im Meer!

Uns zieht es jetzt nach Melbourne. Wir haben nicht mehr viel Zeit für Zwischenstopps und fahren nun etwas mehr Kilometer am Tag als bisher.
Die San Francisco II, die unser Nanuk geladen hat, überholt uns sogar noch und kommt am Dienstag (10.09.19) und somit vor uns in Melbourne an.

Unsere Hoffnung ist (50% Wahrscheinlichkeit laut unserem Agenten), dass wir Nanuk am Freitag (13.09.19) zurück bekommen. Das Büssli müssen wir am Samstag abgeben und das wäre somit perfekt. Nur macht leider die Quarantänekontrolle nicht mit und setzt den Kontrolle-Termin auf den nachfolgenden Dienstag (17.09.19).
Also quartieren wir uns in Melbourne im 32. Stock eines Hochhauses ein und haben wieder mal Zeit für Sightseeing und Blogschreiben.

Japan: Fuji, Hiroshima und Kyoto

Die letzte Woche unserer 3-wöchigen Reise in Japan verbringen wir im Süden der Hauptinsel, wo wir die Städte Hiroshima und Kyoto besuchen.

Zwischenhalt beim Fuji

Wir fahren mit dem Shinkansen vom wunderschönen Norden wieder in die Mitte Japans und machen einen Kurzstop beim Fuji.
Die Zugfahrt nutzt Melanie dafür, das ganze Finanzmanagemet auf den neusten Stand zu bringen. (Jonas: Unglaublich was die alles kann! Melanie: Endlich wieder mal eine anständige Exceltabelle!)
In Tokio müssen wir umsteigen. Dabei kommen wir in den Genuss einer Zugputzaktion. Die Putzcrew steht schon bereit, als der Zug einfährt. Bei jeder Tür eine Person. Kaum sind alle Passagiere ausgestiegen, steigt die Putzcrew ein und dann gehts los. Innert 5 Minuten werden alle Sitze um 180° gedreht, die Kopfschütze gewechselt und alles einmal durchgeputzt. Dann können wir einsteigen und der Zug fährt wieder in die entgegengesetzte Richtung los.

In Fuji-Shin angekommen, laufen wir zu unserem Hotel, welches wir möglichst nahe am Bahnhof gewählt haben. Gebucht haben wir das günstigste Zimmer. Doch anscheinend sind sie nicht ausgebucht, denn wir bekommen ein Zimmer im 8. Stock und das noch auf der Fuji-Seite. Das heisst, wir haben Sicht auf den Fuji! Nur spielt das Wetter leider nicht mit und eine Nebeldecke verdeckt den berühmten Berg. Daher sehen wir den Fuji nur auf der Wasserflasche.

Unsere Sicht aus dem Zimmer auf den Fuji.

Spuren des 2. Weltkriegs in Hiroshima

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Hiroshima. Zusammen mit tausenden anderen Reisenden quetschen wir uns in den Zug.
Am nächsten Morgen stehen wir extra früh auf, um das Atombombenmuseum zu besuchen. Das Museum war echt eindrücklich. Es gibt viele Relikte vom Bombenabwurf vom 6. August 1945 und noch mehr Geschichten von Überlebenden. Man könnte Stunden in diesem Museum verbringen und sich in die Zeit zurückversetzen lassen. Es strömen jedoch mehr und mehr Leute in das Museum, bis man schlussendlich anstehen muss, um eine Tafel lesen zu können. Unser Kopf schwirrt sowieso schon vor all diesen vielen Eindrücken und so sind wir dann kurz vor Mittag wieder draussen und laufen noch durch den Friedenspark. Der Friedenspark liegt auf einer Flussinsel, auf der früher das Bankenviertel war. Das Viertel wurde von der Bombe komplett zerstört und seither ist diese Insel ein Mahnmal für die zerstörerische Kraft von Atombomben.

  • Atombomben-Mahnmal

Am nächsten Tag haben wir wieder mal die Wanderschuhe umgeschnallt und sind auf der Insel Miyajima wandern gegangen. Mit einer uralten Bahn ging es hoch auf den Berg, von dort aus auf den Gipfel und dann stetig runter bis an die Küste. Wir geniessen die Ruhe und die wunderbaren Ausblicke. Die Ruhe ist aber vorbei, sobald wir zurück im Dorf sind, wo die Fähren aus Hiroshima ankommen. Der Ort ist regelrecht vollgestopft mit Menschen. Wir erhaschen noch kurz einen Blick auf das berühmte Torii, das momentan leider eingerüstet ist, und suchen dann schnell den Weg zurück zu den Fähren, um die Insel schnellstmöglich zu verlassen.Mitten in den Menschenmassen stehen noch Rehe, die von allen Seiten betätschelt werden. Melanie hat natürlich kein Interesse an diesen Tieren. Das Tier aber an ihr. Denn sie hält noch einen angebissenen Apfel in der Hand und das Reh hat anscheinend Hunger. Da es nicht zum Apfel kommt, fängt es halt an, an Melanies T-Shirt zu knabbern. Irgendwann gibt sie dann nach und das Reh kommt doch noch in den Genuss des Apfels.
Wenigstens erübrigt sich so die Frage, wo man den Apfel mitten im Dorf hätte entsorgen können. In Japan ist es nämlich äusserst mühsam, einen Abfalleimer zu finden!

Touristengedränge in Kyoto

Von Hiroshima geht es weiter nach Kyoto, die ehemalige Hauptstadt bietet vorallem Geschichte und Kultur. Und ist anscheinend sehr beliebt bei Touristen. Auch wir besuchen die obligatorischen Sehenswürdigkeiten.
Bei grosser Hitze laufen wir durch über 5000 rote Tore auf den Mt. Inari. Unten bei den ersten Toren bleiben natürlich alle stehen und müssen Fotos schiessen. Die Menschenmassen auf diesem Weg sind unvorstellbar!

Leute, Leute, Leute

Zum Glück haben wir den Tipp erhalten, unbedingt bis zum Gipfel zu laufen. Denn je höher man kommt und desto anstrengender es wird, desto weniger Leute sind unterwegs. So kommen sogar wir noch zu einem Foto mit den roten Toren, ohne dass andere Leute ins Bild stolpern.

Ok, da ist doch jemand im Hintergrund…

Wir besuchen auch noch den Bambuswald und den Affenberg.
Der Bambuswald ist sehr eindrücklich mit den bis zu 15-20 cm dicken Bambusrohren. Es windet ziemlich fest, als wir durch den Wald spazieren, die Rohre biegen sich stark, knacken und der Wind rauscht geräuschvoll durch die Blätter.

Taifun Krosa in Kobe

Die Fahrt nach Kobe haben wir zum Glück mit dem Regionalzug geplant. Da sich ein Taifun langsam aber sicher nähert, fährt der Shinkansen und diverse andere Züge nicht mehr.Als wir in Kobe die Gegend etwas erkunden, haben wir das Gefühl, dass Kobe eine Geisterstadt ist. Weil der 10. Taifun dieser Sainson angekündigt ist, hat es keine Leute auf der Strasse und alle Läden und Restaurants sind geschlossen. Wir haben Glück, dass wir noch eine U-Bahn finden, die uns zurück zum Hotel bringt, bevor der Sturm aufzieht und so verbringen wir den Abend im Hotel, während es draussen regnet und stürmt.

Am nächsten Tag gehts weiter zum Flughafen. Während dem Sturm wurden alle Flüge gestrichen, weshalb wir mit grossem Chaos rechneten. Am Flughafen ist aber glücklicherweise nicht viel los und wir haben nach 5 Minuten eingecheckt, das Gepäck abgegeben und die Sicherheitskontrolle passiert. Nun geht es los Richtung Okinawa!

Russland: Von der Mongolei bis nach Wladiwostok

Vor uns steht eine happige Etappe. Wir fahren in etwas mehr als zwei Wochen von Ulan Bator via Baikalsee, wo wir einige Tage Pause machen, bis nach Wladiwostok. Nach dem Baikalsee gibt es nicht mehr viel zu sehen abgesehen von unendlichen Wäldern und Sümpfen, weshalb wir für diesen Teil unserer Reise etwas weniger Zeit eingeplant haben.

Naadam-Vorfest im Norden der Mongolei

Von UB aus fahren wir in den Norden, um den internationalen Grenzposten von der Mongolei nach Russland zu überqueren. Auf den Weg dahin sehen wir bei einem Stop in einem Dorf einen etwa 10-jährigen Jungen auf einem Pferd, der eine Nummer auf dem Rücken trägt. Das muss bedeuten, dass hier ein Fest stattfindet!
Wir machen uns auf die Suche und finden etwas ausserhalb des Dorfs das Festgelände. Wir treffen auf Amerikaner, die bei einem Hilfswerk arbeiten. Sie erklären uns, dass es ein Vorfest des Naadam-Festes ist. Cool! Das Naadam-Fest findet in zwei Wochen an den Nationalfeiertagen der Mongolen statt. Dann werden die Nomaden-Wettkämpfe ausgetragen: Ringen, Bogenschiessen und Reiten.
Bei diesem Vorfest sei gerade die letzte Reit-Disziplin am laufen, erzählen uns die Amerikaner. Die Kinder sind vor 20 Minuten mit den Pferden in Richtung Berge gestartet und in 10 Minuten sollten sie zurück kommen. Der Erste, der zurück ist, gewinnt.
Wir schlendern durch das Chilbi-Gelände und machen Fotos von den Leuten, die fast alle auf Pferden unterwegs sind. Dann ist es soweit, alle stehen an den Zaun und schauen Richtung Berge. Weit entfernt sieht man eine Staubwolke, die immer näher kommt. Schliesslich kommen die ersten drei Reiter nebeneinander daher geritten und treiben die Pferde an, so fest sie können. Es gibt einen Fotofinish, was wir erstaunlich finden, da die Kids jetzt eine halbe Stunde unterwegs waren. Schlussendlich sind die 30 Jungs alle im Ziel und die Zuschauer rennen zu ihnen um zu feiern.

Die jungen Reiter beim Crosscountry-Wettkampf in der Mongolei.

Darüber könnten wir Bücher schreiben: Grenzübertritte

20 km vor der Grenze Mongolei-Russland übernachten wir, um am Morgen bei Zeiten beim Zoll zu stehen. Am Morgen schauen wir auf der Webcam, die wir im Netz gefunden haben, wie die Lage vor dem Zoll aussieht. Es scheint niemand anzustehen. Also machen wir uns auf den Weg. An der Tankstelle drücken wir dem Tankwart unsere restlichen Turglik in die Hand und lassen uns den Tank füllen. 
Niemand fährt vorbei, also müssten wir immer noch die Ersten sein. Am Zoll angekommen, stehen da aber schon drei Reisebusse und fünf Autos. Hmm… Nach kurzem Herumschauen merken wir, dass die Webcam wohl auf der russischen Seite steht. Tja, dann müssen wir halt anstehen. 
Dabei kommen wir in den Genuss des mongolischen Anstehverhaltens. Reissverschluss kennen die Mongolen nicht. Es wird gedrängelt und gedrückt, was nur möglich ist. Es können acht Fahrzeuge miteinander ins Gelände einfahren. Drinnen angekommen, rennen alle aus den Autos zur Passkontrolle, um dann eventuell jemanden zu überholen. So kommt es, dass wir als viertes Auto rein fahren und als wir die Passkontrolle hinter uns hatten, unser Auto ganz alleine da steht, weil alle schon weiter sind und uns auf dem Zollgelände überholt haben. 😂
Beim russischen Zoll können drei Autos pro Spur ins Gelände fahren. Auch hier gilt dann „de Schneller esch de Gschwender“. Wir fahren zwar als erstes in das russische Zollgelände, sind dann aber die Letzten, die ins Kontrollhäuschen zur Passkontrolle kommen, da die Mongolen parkieren und sofort ins Häuschen rennen.
Drinnen merkt man aber gleich, dass die Mongolen den Russen so richtig auf den Sack gehen. Auf dem Pult der Grenzbeamtin haben alle schon ihre Papiere deponiert, so dass es voll mit Pässen und Autoausfuhr-Zetteln ist. Zum Glück sehen unsere Pässe anders aus, so kann Jonas sie im Auge behalten. Sehr amüsiert verfolgt er das Geschehen. Und unsere Pässe, die als letztes auf dem Pult gelandet sind, werden als erstes kontrolliert und abgestempelt. 
Nachdem unsere Papiere kontrolliert sind, ist das Auto an der Reihe. Die Autokontrolle wird mit einer Bodykamera festgehalten. Eigentlich wollen sie einfach wissen, was für Medikamente wir dabei haben. Wir zeigen unsere Liste (auf Deutsch), zeigen auf Kopf und Bauch und dann ist die Kontrolle bereits beendet und wir sind wieder in Russland. Später erfahren wir, dass der Medikamentenschmuggel sehr floriert und sie darum die Mongolen sehr streng kontrollieren. 

So läuft das an der Grenze (Symbolbild, Schwarzl).

Pause am Baikalsee

In Ulan Ude auf dem Taiga Pitch, ein kleiner Camping, treffen wir wieder auf Kerstin und Torben, welche wir im russischen Altai kennengelernt haben. Gerade als wir Kaffee trinken wollen, kommt ein Gewitter und wir verschieben die Kaffeerunde in den schützenden LKW der beiden. Es regnet wie aus Kübeln! Als dann noch die Sonnenstore einknickt, müssen wir doch nochmals nach draussen ins inzwischen knöcheltiefe Wasser.

Am nächsten Tag wollen wir uns mit Lukas treffen, der gerade mit Gästen am Baikalsee unterwegs ist. Lukas ist ursprünglich aus Malters und ist nach Ulan Ude ausgewandert. Nun bietet er Touren in Sibirien und um den Baikalsee an. Dabei ist er mit einem LKW unterwegs, der vier Personen Platz bietet. Falls ihr damit liebäugelt, mal nach Sibirien in die Ferien zu gehen, auf www.pajechali-reisen.ch findet ihr mehr Infos zu den Touren von Lukas.
Pajechali – auf geht’s – Richtung Baikalsee nachdem uns Lukas seine Koordinaten für die nächste Übernachtung durchgegeben hat. Die Strassen hier am Baikalsee sind gut und dank den dichten Wäldern links und rechts der Strassen kommt Sibirien-Stimmung auf. Ein schöner Kontrast zu den kargen Landschaften in der Mongolei, die wir im letzten Monat durchquert haben.
Am vereinbarten Ort angekommen, können wir es fast nicht glauben: Schönster Sandstrand mit dem Blick auf den Baikalsee, der so gross ist, dass man sich am Meer wähnen kann. Wir springen natürlich direkt in das kühle Nass, das sibirische Wetter ist nämlich richtig heiss. 
Etwas später kommen auch Kerstin und Torben an. Es gibt dann einen wunderschönen Abend mit tollen Leuten und guten, lustigen Gesprächen.

Unser „Campingplatz“ direkt am Strand des Baikalsees.
Eine wunderbare Abendstimmung am Baikalsee.

Am nächsten Morgen können wir eine Baikalrobbe beobachten, wie sie in der Morgensonne versucht, etwas Wärme zu tanken. Es ist sehr selten, dass man die Süsswasserrobbe so nahe am Ufer beobachten kann.
Währenddem wir mit Kerstin und Torben ausgiebig brunchen, inklusive leckerem Omelett und Rösti, verabschieden wir uns noch von Lukas und seinen Gästen, die weiter Richtung Süden fahren. Gegen Mittag verabschieden wir uns dann auch von Kerstin und Torben, weil sich unsere Wege jetzt trennen. Sie werden nach dem Aufenthalt am Baikalsee zurück Richtung Westen fahren, während es uns ja Richtung Osten weiter treibt.
Wir verbringen noch zwei weitere Nächte am Baikalsee, um noch ein bisschen Energie zu tanken für die Fahrt nach Wladiwostok.

Die Baikalrobbe machts uns vor: Sie entspannt am Baikalsee.
Und hier entspannen wir am Baikalsee.

Ab durch Sibirien

Von Ulan Ude nach Wladiwostok sind es etwa 3500 km auf dem Sibirischen Highway. Die Strasse ist in erstaunlich gutem Zustand, nicht wenig fahren wir auf neu asphaltierter Strasse. Eine richtige Wohltat nach Kasachstan und dem zweiten Teil der Mongolei.
Die Landschaft ist immer etwa gleich: Hügelig, Birken- und Fichtenwälder, durchzogen von Flüssen und Seen. Also Grau, Grün und Blau. Sehr schöne Landschaften, aber uns zieht es Richtung Wladiwostok, weshalb wir während 10 Tagen täglich viele Kilometer abspulen.

Ein Wahrzeichen an der Strasse zwischen Moskau und Wladiwostok.

Wir haben beide lieber etwas kühlere Temperaturen, weshalb unsere bisherige Route immer eher nördlich verlief. Wir haben nicht viele Reisende getroffen, die ebenfalls über das Baltikum nach Russland bzw. in die Mongolei gereist sind, viele sind via Türkei gereist.
So freuten wir uns nach den heissen Tagen in der Mongolei und am Baikalsee auf kühle Temperaturen in Sibirien. Denn das weiss doch jedermann: Sibirien = kalt! Aber nein, das ist falsch! Was haben wir geschwitzt bei den durchgehend mindestens 33° im Schatten! Nachdem wir das Auto mit Klimaanlage an unserem jeweiligen Übernachtungsplatz abgestellt haben, liegen wir wie tote Fliegen im Schatten.
Apropos Fliegen: Was das Ganze auch nicht besser macht, sind all die fliegenden Viecher, die bei jedem Halt um uns fliegen und uns zwingen, die Abende im Auto zu verbringen: Fliegen, Eintagsfliegen, Bremsen, Bienen, Bienen-Fliegen, Schmetterlinge, und Mücken, Mücken, Mücken, … Den Jonas haben sie besonders gerne. Er hat innert vier Tagen bestimmt 50 Stiche am ganzen Körper verteilt.

So sehen wir die Mücken am liebsten…
… und so die Schmetterlinge.

Abgesehen davon haben wir die Zeit in Sibirien sehr genossen. Schaut euch nur diese Landschaften an!

  • Ein schöner Übernachtungsplatz in Sibirien.

Doch nicht nur die Natur wird uns in guter Erinnerung bleiben, sondern auch die Freundlichkeit der Russen.
Als wir mal an einem kleinen See einen schönen Übernachtungsplatz gefunden haben, war da auch noch eine Familie, die am See fischte und picknickte. Wir haben etwas mit ihnen gesprochen und zwei Sackmesser verschenkt. Sie hatten sehr Freude und bedankten sich und fuhren dann nach Hause.
Eine Stunde nachdem sie gegangen sind, kommen sie allerdings wieder zurück, diesmal haben sie den Opa noch dabei. Der Herr ist Fotograf und schenkte uns zwei gerahmte Bilder, die er selbst geschossen hat.

Unsere neue Wohnzimmer-Dekoration.

Mongolei: Der Westen

Unsere erste Etappe in der Mongolei führt uns durch den Westen: vom russischen Grenzübergang bis ins Kloster-Dorf Karakorum. Im folgenden Artikel schildern wir unsere ersten Eindrücke und Erlebnisse in diesem äusserst faszinierenden Land.

Grenzübergang

Tagwache 04.45 Uhr, wir wollen die Ersten sein, wenn der Zoll um 09.00 Uhr die Tore öffnet. 45 Minuten Fahrt bis zum Zoll warten auf uns. Die 50 km vor dem Zoll sind Grenzgebiet, in dem wir die Strasse nicht verlassen dürfen und daher in dieser Zone auch nicht übernachten durften. Ein 50-km-Puffer um die Grenze wäre ja in der Schweiz unvorstellbar!
Bei Sonnenaufgang fahren wir also die Asphaltstrasse Richtung Zoll. Niemand ist unterwegs, wir freuen uns, dass wir sicherlich die Ersten sind. Bei der Einfahrt ins Grenz-Dorf, in dem sich einer der drei internationalen mongolischen Grenzübergänge befindet, sehen wir von weitem, dass wir nicht die Ersten sind. Die LKW-Linie ist bereits 150 Meter lang und in der Auto-Linie warten vier Autos und ein Reisecar. Ein Car! Das kann ja heiter werden. Jäno: Dach hochklappen, Kaffee machen und warten ist angesagt. Wir sind natürlich die interessantesten Teilnehmer dieser Warterunde. Nanuk wird von allen Seiten genau begutachtet. Und die Warteschlange vor dem Zoll verlängert sich von Minute zu Minute.

Da hat jemand Kaffee nötig.

Um 08.59 Uhr öffnet sich das Tor zum russischen Zoll. Zuerst wird der Car herein gelassen. Das zieht sich in die Länge, weil sie an diesem Zoll sogar ein Gepäckröntgengerät haben. Jedes einzelne Gepäckstück muss ins Gebäude gebracht werden und vom Gerät gescannt werden. Das dauert natürlich seine Zeit bei einem 50-Personen-Bus.
Um 10.30 Uhr können wir ins russische Zollgelände fahren. Der freundliche Zöllner erklärt uns, wie der Ablauf ist und wir erklären ihm, dass wir kein Gepäck haben. 😁 Er wirft einen Blick ins Auto und sagt, das sei in Ordnung, wir müssen nicht das ganze Auto entladen und unsere Unterhosen einzeln zum Scanner tragen. Also können wir ohne Gepäck zur Kontrolle, wobei wir noch zwei Mal von anderen Zollbeamten kritisch gefragt werden, ob wir wirklich kein Gepäck dabei hätten.
Das Ganze geht rasch voran. Die Kontrolle vom Auto ist auch schnell erledigt und so fahren wir schon bald die 25 km weiter durchs russische Niemandsland bis zum mongolischen Zollbereich.
Noch vor dem mongolischen Zoll müssen wir zur Desinfektion. Das läuft folgendermassen ab: Wir fahren mit dem Auto durch eine Grube, in der ein bisschen Dreckwasser liegt und bezahlen dann 50 Rubel. Desinfektion beendet. Später beobachten wir, wie der Desinfektions-Beamte mit dem Kanister zum nahe gelegenen Bach läuft und Wasser holt, mit welchem er die Grube wieder etwas auffüllt.
Als wir dann an der Reihe wären, um in den mongolischen Zoll zu fahren, haben sie leider gerade Mittagspause. Die Tore werden vor unserer Nase geschlossen. Nach einer Stunde Mittagspause dürfen wir dann endlich ins mongolische Zollgelände fahren.
Wir wissen, dass wir einfach drei Stempel brauchen. Wir schauen mal, was die anderen so machen und laufen ihnen nach. In einem Gebäude ist die Passkontrolle. Wir stehen an, bis eine Frau kommt, uns aus der Reihe nimmt und Jonas mit ihr wieder nach draussen muss für die Autokontrolle. Das Einzige, was sie genauer anschaut, ist das Glas mit der Barilla-Pesto. Weil es grün ist, meint sie, es sei Marihuana. Zum Glück müssen wir das Glas nicht abgeben, denn diese Pesto war ein absoluter Glückskauf, Pesto kriegt man in dieser Gegend kaum. 
Inzwischen sind unsere Pässe vom Migrationsamt kopiert und wir stehen wieder an der Personenkontrolle an. Die Leute hinter uns wechseln alle die Reihe, als sie merken, dass es bei uns etwas länger dauert, da die Zollbeamtin all unsere Daten eintippen muss und mit den englischen Bezeichnungen auf dem mongolischen Visum überfordert ist.
Anschliessend muss Jonas bei der Quarantäne-Kontrolle und bei der Grenzkontrolle einen Stempel holen und das Auto wird nochmals kontrolliert. Wieder muss Jonas die Pesto erklären und die Visitenkarten sind ihm auch nicht geheuer. Warum auch immer. Er gibt uns dann trotzdem grünes Licht und wir dürfen einreisen.
Welcome to Mongolia!

Nordroute

In der Mongolei gibt es drei West-Ost-Hauptverkehrsachsen: Die Nordroute, die Mittelroute und die Südroute. Wir entscheiden uns aufgrund von Empfehlungen, zuerst auf die Nordroute einzubiegen, dann auf die Mittelroute und dann irgendwann auf die Südroute zu wechseln. Von der Südroute aus würden wir dann via Ulaan Baator Richtung Norden zurück nach Russland an den Baikalsee fahren.
Die Nordroute führt uns auf Schotterpisten durch ein enges Tal hinab, bis wir auf eine Ebene kommen. Uns verschlägt es die Stimme. Das ist jetzt die Weite, von der man immer hört. Es geht über 50 km flach hinüber über eine riesige Schotterfläche bis der nächste Hügelzug kommt. Damit ihr euch das vorstellen könnt: man sieht von Hochdorf aus flach bis auf den Brünig! 
Auf unserer Karte geht die Strasse mehr oder weniger gerade durch die Ebene. Wir merken aber schnell, dass die Pisten sich von Jahr zu Jahr verändern. Einmal gibt es die Einfahrt für die Flussdurchfahrt nicht mehr und ein paar Mal verpassen wir die Abzweigung, die es nicht mehr gibt. Schlussendlich fahren wir im Zickzack etwa 80 km bis wir auf der anderen Seite ankommen. Immerhin hat jetzt der Beifahrer beim Navigieren ordentlich zu tun und muss sich neue Techniken aneignen, nachdem wir nun schon über 10’000 km auf meist gut kartierten Strassen gefahren sind.

  • Ein seltener Wegweiser auf der Nordroute.

Nomaden

In der Mongolei leben etwa 3.2 Mio Menschen. Davon rund 1.5 Mio Menschen in der Hauptstadt Ulaanbaator. Daher sieht man in der restlichen Mongolei nicht so viele Menschen und erst recht nicht viele Dörfer.
Die Nordroute führt uns über einige Hochebenen. Immer wieder kommt uns ein Lieferwagen entgegen, der vollgepackt ist. Die Nomaden ziehen mit diesen Lieferwagen weiter und zügeln damit ihre Jurte auf die Hochebene. In den Dörfern können wir immer wieder eingezäunte Grundstücke ausmachen, die momentan leer stehen. Das sind wohl die Winterquartiere der Nomaden, die jetzt unterwegs sind.

Hier wird gezügelt!

Strassenzustand

Die ersten ca. 100 km in der Mongolei sind wir also auf der Nordroute auf Schotterpisten gefahren, so wie man sich die Strassen der Mongolei vorstellt: holprig, mehrspurig, verzweigt, unendlich, … Sobald wir aber die Nordroute verlassen und auf die Mittelroute wechseln, ändert sich unser Eindruck: Wir fahren auf Asphaltstrassen in sehr gutem Zustand. Die Strassen sind in einem deutlich besseren Zustand als die Strassen von Kasachstan. Entsprechend kommen wir auch schnell vorwärts!

Wir fahren über neue Asphaltstrassen. Neben dieser Strasse sind noch die alten Wege zu sehen.

Der Strassenbau in der Mongolei wird von den Chinesen gemacht. Ca. 100 km der Mittelroute sind noch nicht asphaltiert. Doch die Chinesen arbeiten mit Hochdruck daran und es macht einen ziemlich professionellen Eindruck. Wir erinnern uns an den Strassenbau in in Kasachstan zurück (welcher übrigens von den Italiener gemacht wird), wo immer in 1km-Abschnitten gearbeitet wird: Ein Kilometer ist fertig, beim nächsten Kilometer werden erst die Bachunterführungen verlegt, beim nächsten Kilometer wird der Deckbelag eingebaut, beim nächsten Kilometer wird geschottert, usw. Und das über 100 km. Und als Autofahrer muss man natürlich die ganze Strecke auf Holperpisten umfahren.
Im Gegensatz zu den Kasachen geben sich die Mongolen also richtig Mühe mit dem Strassenbau, wie man auch am folgenden Foto erkennen kann:

Von Hand werden die Mittelstriche nachgemalt.

Sehenswürdigkeiten entlang der Mittelroute

Vorneweg: Die Mongolei muss man einfach durchfahren und erleben, es gibt hier nicht die Touristen-Hotspots wie in anderen Ländern. Die Landschaft und die Tiere entlang unserer Route sind die Sehenswürdigkeiten. Neben unzähligen Geier, Pferde, Kamele und Yaks sehen wir auch einen Adler, zwei Wüstenfüchse, Hasen und Mongoleigazellen. In den trockenen Gebieten dominieren die Rennmäuse und Ziesel (welche wir in einem vorhergehenden Bericht fälschlicherweise Erdmännchen genannt haben).

  • Yak

Trotzdem bietet die Geschichte und die Natur einige Highlights, die wir uns nicht entgehen lassen wollten:

VULKAN KHORGO UND WEISSER SEE
Der Khorgo Vulkan und der Weisse See liegen in einem Naturschutzgebiet. Beim Eingang hat es tatsächlich sogar einen Drehbaum (das ist ein Schlagbaum, der weggedreht wird 😉) und wir dürfen Eintritt bezahlen. Über Offroadpisten geht es am Vulkan vorbei bis zum See, denn da gibt es sicherlich die schönsten Plätze zum Übernachten. Am See bemerken wir aber noch vor dem Aussteigen, dass es von Fliegen nur so wimmelt und alles von den Kühen vollgeschissen ist. Wir steigen also nur schnell für ein Foto aus dem Auto und beschliessen dann, dass wir wieder zurück fahren und in der Nähe vom Vulkan unser Nachtlager aufschlagen.
Am nächsten Morgen wandern wir zuerst etwas auf den Lavafeldern. Hier gibt es viele Höhlen zu erkunden. Anschliessend fahren wir zum Vulkankegel und wandern nach oben, um den Krater einmal zu umwandern. Die Aussicht ist wunderschön und man sieht bis zum See, wo die Lavaströme auf das Wasser treffen.

Es führt sogar eine Treppe auf den Vulkan hoch.
Der Vulkankegel in seiner vollen Pracht.

HIRSCHSTEINE UND MINEN
Um wieder mal etwas Abwechslung in die eintönige Route entlang der Asphaltstrasse zu bringen, machen wir eine Offroad-Tagesrundtour. Auf dieser Strecke fahren wir etwas in die Steppe raus. Dort besichtigen wir zuerst eine stillgelegte Mine. Die Wagen, mit denen das Material heraustransportiert worden ist, stehen immer noch in der Wiese und die Zugänge zur Mine sind noch sichtbar. Sogar ein unendlich tiefes, senkrechtes Loch mit ca. einem Meter Durchmesser ist noch zu sehen. Abgesperrt ist natürlich nichts, wer weiss wie viele Schafe inzwischen dort unten liegen.

Eine verlassene Mine.

Auf unserer Rundtour treffen wir immer wieder auf sogenannte Hirschsteine, welche in der ganzen Mongolei vorkommen. Das sind mannshohe Steine mit eingravierten Mustern und markieren Grabstätten von Stammesoberhäuptern oder anderen wichtigen Personen.

Ein Hirschstein.

KLOSTER ERDENE ZUU
In Karakorum besuchen wir tatsächlich ein buddhistisches Kloster, es war das erste seiner Art in der Mongolei. Innerhalb der Mauer des Klosters befinden sich mehrere Klostergebäude, eines eindrücklicher als das andere. Ein solches Detailreichtum an einem Gebäude haben wir noch selten gesehen! Jedes einzelne Gebäudeteil ist bis auf den letzten Quadratzentimeter verziert und farbig angemalt, kein Wunder dauerte der Bau über 300 Jahre. Die Gebäude sind zudem aus Holz und es wurden keine Nägel oder Schrauben verwendet, die Holzteile sind alle ineinander verkeilt.

  • Ein Gebäude des Erdene Zuu Klosters.