Japan: Fuji, Hiroshima und Kyoto

Die letzte Woche unserer 3-wöchigen Reise in Japan verbringen wir im Süden der Hauptinsel, wo wir die Städte Hiroshima und Kyoto besuchen.

Zwischenhalt beim Fuji

Wir fahren mit dem Shinkansen vom wunderschönen Norden wieder in die Mitte Japans und machen einen Kurzstop beim Fuji.
Die Zugfahrt nutzt Melanie dafür, das ganze Finanzmanagemet auf den neusten Stand zu bringen. (Jonas: Unglaublich was die alles kann! Melanie: Endlich wieder mal eine anständige Exceltabelle!)
In Tokio müssen wir umsteigen. Dabei kommen wir in den Genuss einer Zugputzaktion. Die Putzcrew steht schon bereit, als der Zug einfährt. Bei jeder Tür eine Person. Kaum sind alle Passagiere ausgestiegen, steigt die Putzcrew ein und dann gehts los. Innert 5 Minuten werden alle Sitze um 180° gedreht, die Kopfschütze gewechselt und alles einmal durchgeputzt. Dann können wir einsteigen und der Zug fährt wieder in die entgegengesetzte Richtung los.

In Fuji-Shin angekommen, laufen wir zu unserem Hotel, welches wir möglichst nahe am Bahnhof gewählt haben. Gebucht haben wir das günstigste Zimmer. Doch anscheinend sind sie nicht ausgebucht, denn wir bekommen ein Zimmer im 8. Stock und das noch auf der Fuji-Seite. Das heisst, wir haben Sicht auf den Fuji! Nur spielt das Wetter leider nicht mit und eine Nebeldecke verdeckt den berühmten Berg. Daher sehen wir den Fuji nur auf der Wasserflasche.

Unsere Sicht aus dem Zimmer auf den Fuji.

Spuren des 2. Weltkriegs in Hiroshima

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Hiroshima. Zusammen mit tausenden anderen Reisenden quetschen wir uns in den Zug.
Am nächsten Morgen stehen wir extra früh auf, um das Atombombenmuseum zu besuchen. Das Museum war echt eindrücklich. Es gibt viele Relikte vom Bombenabwurf vom 6. August 1945 und noch mehr Geschichten von Überlebenden. Man könnte Stunden in diesem Museum verbringen und sich in die Zeit zurückversetzen lassen. Es strömen jedoch mehr und mehr Leute in das Museum, bis man schlussendlich anstehen muss, um eine Tafel lesen zu können. Unser Kopf schwirrt sowieso schon vor all diesen vielen Eindrücken und so sind wir dann kurz vor Mittag wieder draussen und laufen noch durch den Friedenspark. Der Friedenspark liegt auf einer Flussinsel, auf der früher das Bankenviertel war. Das Viertel wurde von der Bombe komplett zerstört und seither ist diese Insel ein Mahnmal für die zerstörerische Kraft von Atombomben.

  • Atombomben-Mahnmal

Am nächsten Tag haben wir wieder mal die Wanderschuhe umgeschnallt und sind auf der Insel Miyajima wandern gegangen. Mit einer uralten Bahn ging es hoch auf den Berg, von dort aus auf den Gipfel und dann stetig runter bis an die Küste. Wir geniessen die Ruhe und die wunderbaren Ausblicke. Die Ruhe ist aber vorbei, sobald wir zurück im Dorf sind, wo die Fähren aus Hiroshima ankommen. Der Ort ist regelrecht vollgestopft mit Menschen. Wir erhaschen noch kurz einen Blick auf das berühmte Torii, das momentan leider eingerüstet ist, und suchen dann schnell den Weg zurück zu den Fähren, um die Insel schnellstmöglich zu verlassen.Mitten in den Menschenmassen stehen noch Rehe, die von allen Seiten betätschelt werden. Melanie hat natürlich kein Interesse an diesen Tieren. Das Tier aber an ihr. Denn sie hält noch einen angebissenen Apfel in der Hand und das Reh hat anscheinend Hunger. Da es nicht zum Apfel kommt, fängt es halt an, an Melanies T-Shirt zu knabbern. Irgendwann gibt sie dann nach und das Reh kommt doch noch in den Genuss des Apfels.
Wenigstens erübrigt sich so die Frage, wo man den Apfel mitten im Dorf hätte entsorgen können. In Japan ist es nämlich äusserst mühsam, einen Abfalleimer zu finden!

Touristengedränge in Kyoto

Von Hiroshima geht es weiter nach Kyoto, die ehemalige Hauptstadt bietet vorallem Geschichte und Kultur. Und ist anscheinend sehr beliebt bei Touristen. Auch wir besuchen die obligatorischen Sehenswürdigkeiten.
Bei grosser Hitze laufen wir durch über 5000 rote Tore auf den Mt. Inari. Unten bei den ersten Toren bleiben natürlich alle stehen und müssen Fotos schiessen. Die Menschenmassen auf diesem Weg sind unvorstellbar!

Leute, Leute, Leute

Zum Glück haben wir den Tipp erhalten, unbedingt bis zum Gipfel zu laufen. Denn je höher man kommt und desto anstrengender es wird, desto weniger Leute sind unterwegs. So kommen sogar wir noch zu einem Foto mit den roten Toren, ohne dass andere Leute ins Bild stolpern.

Ok, da ist doch jemand im Hintergrund…

Wir besuchen auch noch den Bambuswald und den Affenberg.
Der Bambuswald ist sehr eindrücklich mit den bis zu 15-20 cm dicken Bambusrohren. Es windet ziemlich fest, als wir durch den Wald spazieren, die Rohre biegen sich stark, knacken und der Wind rauscht geräuschvoll durch die Blätter.

Taifun Krosa in Kobe

Die Fahrt nach Kobe haben wir zum Glück mit dem Regionalzug geplant. Da sich ein Taifun langsam aber sicher nähert, fährt der Shinkansen und diverse andere Züge nicht mehr.Als wir in Kobe die Gegend etwas erkunden, haben wir das Gefühl, dass Kobe eine Geisterstadt ist. Weil der 10. Taifun dieser Sainson angekündigt ist, hat es keine Leute auf der Strasse und alle Läden und Restaurants sind geschlossen. Wir haben Glück, dass wir noch eine U-Bahn finden, die uns zurück zum Hotel bringt, bevor der Sturm aufzieht und so verbringen wir den Abend im Hotel, während es draussen regnet und stürmt.

Am nächsten Tag gehts weiter zum Flughafen. Während dem Sturm wurden alle Flüge gestrichen, weshalb wir mit grossem Chaos rechneten. Am Flughafen ist aber glücklicherweise nicht viel los und wir haben nach 5 Minuten eingecheckt, das Gepäck abgegeben und die Sicherheitskontrolle passiert. Nun geht es los Richtung Okinawa!

Japan: Tokio und Hokkaido

Mit dem Flieger lassen wir das Nebelmeer von Wladiwostok hinter uns. In der Woche vor unserer Abreise haben wir noch diverse andere Optionen geprüft, gerne wären wir mit einem Containerschiff weitergereist. Aber leider kommt man in Russland als Mitreisender nicht auf ein Containerschiff.
Also landen wir nach einem kurzen Flug in Tokio. Die erste Woche unserer Backpacker-Reise werden wir in dieser Millionenmetropole verbringen. Dann reisen wir für 5 Tage nach Hokkaido, auf die Nordinsel.

Städtetrip Tokio

Mit Müh und Not und der Hilfe eines netten Japaners lösen wir die Tickets, finden die richtigen Züge und schleppen uns vom Flughafen Tokio zum Hostel. Notiz an uns: Wichtiges Kriterium für die Wahl der Unterkunft ist die Distanz zum Bahnhof!

Wenigstens haben wir die U-Bahn in der Nähe. Täglich fahren wir ins Stadtzentrum und besichtigen bei durchwegs schönem und vor allem heissem Wetter immer wieder andere Stadtteile. Das heisst, wir laufen vom einen klimatisierten Cafe zum nächsten klimatisierten Cafe. Unser Konsum von kaltem Kaffee war in den letzten Wochen wirklich besorgniserregend! Dabei ist der meistens nicht mal so gut…
Die Zeit verbringen wir mit Besichtigen von Sehenswürdigkeiten, Planen unserer Weiterreise und Shoppen 😉
Unsere Begeisterung fürs Shoppen hält sich ja sonst schon sehr in Grenzen. Wenn man sich aber in Japan auf die Suche nach Flipflops und Bikini in unseren Grössen macht, ist die Restbegeisterung relativ schnell aufgebraucht, die Japaner sind ja bekanntlich etwas kleiner und schmaler als wir. Entsprechend schwierig war es, etwas passendes zu finden.

Zurück zu den Sehenswürdigkeiten. Eindrücklich war die Aussichtsplattform auf dem Shinjuku-Hochhaus . Im 45. Stock in 202 Meter Höhe kann man hier eine 360°-Rundumsicht geniessen. Anscheinend soll man sogar den Fuji sehen können, dafür war aber bei uns die Luftfeuchtigkeit definitiv zu hoch.
Wir konnten aber prima das Geschehen in der Stadt beobachten. Pünktlich zum Feierabend stehen wir oben und sehen die Japaner zu Tausenden aus den umliegenden Bürogebäuden strömen: Schwarze Haare, weisses Hemd/Bluse, schwarze Hose/Rock.

Im 45. Stock des Shinjuku-Hochhauses.
Es scheint in Tokio eine Einheitskleidung zu geben.

Unser Highlight in Tokio war aber ein traditionelles japanisches Fest (und das am 1. August).
Als wir am Morgen auf dem Weg zum Fischmarkt an einem Tempel vorbeilaufen, stoppt uns ein Japaner und meint, wir sollten unbedingt am Abend nochmals vorbeischauen, da dann ein Fest stattfindet. Also machen wir das und kehren am Abend zurück zum Tempel. Und sind überwältigt!
Der Innenhof ist geschmückt mit japanischen Lampions, in der Mitte steht ein hohes Podest und rund herum gibt es einige Essens- und Getränkestände mit leckeren Spezialitäten. Auf und um das Podest stehen Paukenspieler und geben ihr Können zum Besten.
Unter rhythmischen Klängen decken wir uns also mit Leckereien ein und sitzen auf den Rasenplatz, um das Geschehen zu beobachten. Der Innenhof füllt sich immer mehr mit Leuten, bis schliesslich kaum mehr ein Plätzchen frei ist.
Nachdem die Paukenspieler ihre Darbietung beendet haben, gibt es das nächste Spektakel: einen Volkstanz. Alle Japaner in ihren Kimonos strömen zum Podest und machen einen Tanz rund um das Podest.
Zum Glück haben wir von diesem Fest erfahren!

Unsere weiteren Highlights von Tokio könnt ihr euch in der Bildstrecke anschauen:

Fahrt nach Sapporo

Nach nicht ganz einer Woche verlassen wir die Hauptstadt. Wir haben nun genug Leute und Stadt gesehen, haben uns wieder an die Zivilisation gewöhnt und sehnen uns etwas Natur zurück. Deshalb fahren wir nach Hokkaido, die nördliche und ländliche Insel von Japan.
Mit dem Shinkansen und teilweise über 300 km/h rasen wir in 8 Stunden nach Sapporo. Dabei durchqueren wir auch den zweitlängsten Eisenbahntunnel der Welt, welcher unter dem Meer hindurch führt, und legen über 1’200 km zurück. Da haben wir ja sogar mit dem Flieger von Wladiwostok nach Tokio weniger Kilometer an einem Tag zurückgelegt.

Der Shinkansen fährt nur bis nach dem Tunnel. Das heisst, man muss für die übrigen Kilometer auf der Insel Hokkaido auf einen anderen Zug umsteigen.
Der Shinkansen hat sozusagen Flugzeugbestuhlung, aber mit sehr viel Beinfreiheit, und rauscht wahnsinnig ruhig über die Gleise. Mit was wir also im modernen Japan gar nicht gerechnet haben, ist der lokale Zug auf Hokkaido: Ein lauter, wackliger, langsamer Zug mit Diesellok! Der Lokführer muss sogar noch die Gänge selber reinhauen, was wir mit dem Aufheulen des Motors und einem gewaltigen Ruck beim Gangwechsel regelmässig zu spüren bekommen. Um diese Fahrt bis Sapporo zu überstehen, gönnen wir uns schliesslich es Apporo 😉

Die Olympia-Stadt Sapporo

Sapporo ist im Vergleich zu den anderen besuchten Japan-Städten klein, nicht so überlaufen und härzig. Es gibt eine typisch japanische Einkaufsstrasse, ein Biermuseum und einen Hausberg.
Mit Erläuterungen zu den Menschenmassen auf dem Hausberg und ähnlichen Phänomenen verschonen wir euch, hier könnt ihr stattdessen einige Fotos anschauen:

Nach drei Tagen Sapporo zieht es uns noch weiter in die Natur raus. Wir fahren mit dem Dieselzug ein Stück zurück Richtung Süden nach Noboribetsu.

Zu Besuch beim Teufel in Noboribetsu

In Noboribetsu übernachten wir in einem Hostel. Das zählt schon fast als Kapselhotel:

Unsere “Zellen” im Hostel.

Nach der Ankunft am Morgen gehen wir direkt mit dem Bus ins Hell-Valley. Das ist eine Vulkanlandschaft, wo es überall aus dem Boden dampft, also fast wie in gewissen Regionen in Island. Der Unterschied besteht einfach darin, dass wir hier in Japan Aussentemperaturen von über 35° haben. Solche Aussentemperaturen sind nicht unbedingt notwendig, wenn man nach einer Wanderung die Füsse badet im über 60° warmen Bachwasser, das vom Hell-Valley kommt.

Nach der Besichtigung des Hell-Valley gönnen wir uns den obligaten Onsenbesuch. Onsen sind Badehäuser mit Thermalwasser (also heisses Wasser, wir erinnern an dieser Stelle gerne an die Aussentemperaturen).
Es gibt sie überall im Land, ganz kleine Onsen in Dörfern und auch grössere Onsen in den Touristenregionen. Die Bäder sind geschlechtergetrennt und man darf nur nackt hinein. Das einzige, was mit ins Bad darf, ist ein kleines Tuch, mit dem man sich ein bisschen bedecken kann und das man beim Sitzen im Wasser auf den Kopf legt.
Zuerst geht man sich waschen. Dazu gibt es Waschstellen mit kleinen Hockern, einer Duschbrause und jedes erdenkliche Shampoozeugs. Nachdem man sich gründlich gewaschen hat, geht es los mit „in die verschiedenen Bäder sitzen“. Wer lesen kann, ist besser dran: Jonas hüpft ins erst beste Bad und landet direkt im heissesten Bad. Nach einer Stunde wechselnden heissen und noch heisseren Bädern hats Jonas gesehen und geniesst während der nächste Stunde das kühle Bier bis Melanie auch genug hat.

Symbolbild: Jonas demonstriert, wie man das Tüechli auf dem Kopf trägt.

Mit dem Tandem um den Donut-See

Am nächsten Tag fahren wir mit der Bahn und dem Bus zum Donut-See. Ein runder See mit einer Insel in der Mitte.
Wir leihen direkt bei der Bushaltestelle ein japanisches Tandem aus und machen uns auf die 36 km lange Strecke rund um den See. Nach 10 km verpassen wir eine Abzweigung und geniessen nichtsahnend die Abfahrt ins nächste Dorf. Unten angekommen bemerken wir den Fauxpas. Doch alles wieder hinaufradeln kommt nicht in Frage, weil unser Tandem ein Eingänger ist. Also nehmen wir die Verlängerung durchs Dorf.
Ganz ohne Hinauffahren geht es dann doch nicht und wir trampeln mit Müh und Not den Hügel hinauf und treffen halb oben auf einen Tunnel.
Okey. Es ist kein Verbotsschild zu sehen, also treten wir mächtig in die Pedalen und machen mit der Handylampe ein bisschen Licht im lichtlosen Tunnel. Zum Glück geht es ein bisschen bergab, so sind wir schnell am anderen Ende und somit auch wieder am See.
Das glasklare Wasser lädt zum Baden ein, deshalb halten wir einfach mal an und gehen an einem kleinen Strand baden. Eine wunderbare Abkühlung an diesem heissen Tag.
Diese Idylle geniessen wir richtig und finden es schade, dass wir hier nicht mit unserem Auto unterwegs sein dürfen. Es gibt hier so viele tolle Übernachtungsplätze!
Doch das Tandemfahren macht auch mächtig Spass und wir drehen unsere Runde weiter. Dass wir um den ganzen See gefahren sind, lässt dann auch den uralten Vermieter erstaunen. Die meisten Touristen würden einfach ein bisschen im Dorf herum fahren. Das mit unserem Umweg durchs Dorf und durchs Tunnel haben wir dann nicht erwähnt…

Russland: Wladiwostok – wie man während zehn (10) Tagen ein (1) Auto putzt

Geil! Eine Stadt in die Hügel gebaut. Zwischen den Häusern und Hochhäuser sind überall Bäume. Oder sind eher die Häuser zwischen den Bäumen? Egal. Es ist auf jeden Fall die grünste Stadt, die wir jemals gesehen haben.
Nach der Ankunft gehen wir gleich auf die Suche nach einer Garage, in der wir das Auto für die Verschiffung nach Australien putzen können. Die Quarantänekontrolle in Melbourne ist ziemlich streng und lässt nur Autos rein, die sauber geputzt sind und “clean means clean as new”.
Im Internet haben wir zwei Garagen gefunden, bei denen schon andere Reisende geputzt haben. Bei der ersten ist der Manager leider nicht im Haus und wir müssen es am nächsten Tag nochmals versuchen. Da es schon spät ist, entscheiden wir, dass wir uns ein Platz zum Übernachten suchen und am nächsten Morgen mit dem Manager sprechen wollen. Wir finden mitten in Wladiwostok ein Hügel, auf den man nur auf ziemlich üblen Offroadpisten kommt. Schöner Platz mit super Aussicht bis zum Meer! Bis es dunkel wird fahren noch Jungs mit ihren Motocross-Töffs auf dem Hügel herum, der sich als Motocross-Spielplatz entpuppt.

10 kleine Jägermeister möchten das Auto putzen,
doch wir merken schnell, einer tut nichts nutzen.

Am nächsten Morgen fahren wir wieder zur Garage vom Vortag und finden diesmal den Manager vor. Er sagt uns dann, das es nicht möglich sei, weil sie genau nächste Woche das Wasser abschalten, um ein Leck zu reparieren und weil wir uns eine 10-tägige Miete der Garage eh nicht leisten können. Den Preis kann er uns allerdings auch nicht nennen. Den Zeitpunkt der Reparatur ebenfalls nicht. Und sowieso: Was wir denn während 10 Tagen an EINEM Auto putzen wollen?!
Die, die das letzte Mal hier waren, haben wohl nicht den besten Eindruck hinterlassen.
Bei der zweiten Garage, die wir empfohlen bekommen haben, wissen wir, dass es möglich ist, das Auto während 10 Tagen zu putzen. Wir wissen aber auch, dass wir unser Auto jeden Abend wieder aus der Garage fahren müssen und es auch nicht auf dem Gelände parkieren können. Daher entscheiden wir, noch ein bisschen im Auto-Viertel herum zu fahren und zu schauen, ob wir eventuell per Zufall noch eine andere Garage finden.

Der erste angesprochene Automech ist sehr freundlich und bringt uns hinter seine Garage, wo eine Waschanlage ist. Doch hier ist der Chef wieder nicht da, wir sollen nach dem Mittag wieder kommen. Das passt uns auch, denn so haben wir noch Zeit, in den Leroy Merlin (Hornbach) zu gehen und uns für die Putzerei auszustatten. Wir kaufen Putzmittel, Lumpen, Eimer, Bürsten, Schwämme, Handschuhe, Farbe, Kitt, … sodass wir ghörig putzen können.

Zurück bei der Waschanlage ist der Chef auch da und er ist so begeistert von unserer Tour und vom Auto, dass er uns selbstverständlich einen Autolift (er hat nur zwei) zur Verfügung stellt. Natürlich inklusive Hochdruckreiniger, Shampoo-Anlage und allem drumherum. Zudem können wir auch ein leeres Büro benutzen, um unser Material und die Einrichtung zwischen zu lagern.
Da haben wir nur noch eine Frage offen. Unser Airbnb können wir erst in 4 Tagen beziehen. Ob es wohl möglich wäre, dass wir bis dahin auf dem Platz vor der Garage im Auto übernachten?
Die Antwort: Nein, sicher nicht! Wir sollen kurz warten, er müsse etwas abklären. Das Resultat: Zwei Minuten später sind wir bei den Nachbarn Alina und Nazar einquartiert, die noch drei freie Zimmer haben. Das Ganze ist natürlich gratis. Mit Letzterem sind wir nicht ganz einverstanden aber das können wir am Schluss noch klären.
Phuu… Jetzt erstmal Pause und die ganze Freundlichkeit verdauen.

Nachdem wir allen das Auto gezeigt haben, wollen wir keine Zeit verlieren und fangen gleich an, das Auto auszuräumen. Um 19.00 Uhr ist Feierabend, die Garage wird geschlossen. Daher machen auch wir Feierabend und lassen das Auto in der Garagenbox zurück.
Als wir dann Znacht kochen wollen, merken wir, dass unsere Kühlbox im Auto und somit in der Waschanlage eingeschlossen ist. Gibt es halt Teigwaren mit Gewürz und Öl. Ein gebührende Krönung für den ansonsten erfolgreichen Tag.

Alle Teile werden beschriftet, damit wir das Auto auch wieder zusammensetzen können.
Unser Hab und Gut im Zwischenlager.

9 kleine Jägermeister malen gerne grau,
einer hätte lieber blau, darum sagen wir ihm tschau!

Heute wird von 09:00 bis 19:00 Uhr geputzt und vor allem aus- und abgebaut. Die komplette Einrichtung kommt raus. Bis auf den Fahrersitz und die Kühlbox ist das Auto jetzt komplett leer. Zudem machen wir noch einen Ölwechsel.
Den Nachmittag hat Jonas mit dem Hochdruckreiniger verbracht und Melanie malt unsere Einrichtung neu. Bei unserem Ausbau hatten wir bisher nur die sichtbaren Holzflächen gestrichen. Da wir nun sowieso alle Teile aus dem Auto nehmen müssen und die Australier nicht so gerne Holz im Auto sehen (Baumwanze!), nutzen wir die Chance und streichen nun komplett alle Holzflächen unseres Ausbaus (sorry Papi/Seppi).
Zum Zacht macht uns unsere Gastgeberin Alina frische Muscheln, die sie selber aus dem Meer getaucht hat. Mmmmmh… War super lecker!

Das Auto ist ausgeräumt, übrig bleibt ein Kabelsalat und Dreck.
Melanie beim Schwarzmalen.

8 kleine Jägermeister haben’s gerne nass,
aber Hochdruck ist für den einen doch etwas zu krass.

Der dritte Tag gehört ganz dem Hochdruckreiniger. Alles wird gespült und gewaschen und immer wieder montieren wir Teile ab, die dann wieder Dreck hervorzaubern. Unglaublich, was sich da alles ansammelt unter dem Auto.

Kurze Rückblende, um uns daran zu erinnern, woher der Dreck stammen könnte. Kurz bevor das Foto entstand, steckten wir noch tief im Schlamm.

Glücklicherweise haben sie auch ein Rohrreinigungsschlauch, mit dem wir in den Rahmen und an die von Hand unerreichbaren Stellen kommen. Melanie malt den ganzen Tag, bis sie keine Farbe mehr hat.
Immer wieder kommen Kollegen von den Mitarbeitern vorbei und wollen das Auto sehen. Ebenso zeigen sie dann auch Fotos von ihren Autos und Motorrädern. In den ersten paar Tagen begrüssen wir jeweils während mindestens 1 Stunde pro Tag Freunde und plaudern etwas. Effizientes Putzen haben wir uns anders vorgestellt.

Auch Jonas hat’s gerne nass.

7 kleine Jägermeister putzen den Motor mit Schaum,
am Abend ist einer verschollen im verwinkelten Motorenraum.

Heute ist perfektes Putzwetter. Der Nebel hängt tief und es regnet. Unser Dachgeschoss und der Motorraum sind an der Reihe. Alles wird von Hand geputzt und dann noch von den anderen zwei Händen nachgeputzt. Pinzette und Lumpen sind unsere besten Freunde.
Unter den Sitzen ist es dann ganz übel. Im Batteriekasten und dem Sicherungskasten steht der Dreck. Wie kommt das nur alles hier rein? Nach dem Putzen wird gleich mal die Kittpresse angesetzt und abgedichtet.
Am Abend sind wir fix und foxi und haben keine Lust, etwas zu kochen. Wir gehen in ein usbekisches Restaurant und lassen uns verköstigen.

Nie ohne Seife waschen!

6 kleine Jägermeister putzen fleissig Armaturen,
am Abend fällt einer zum Opfer dieser üblen Prozeduren.

Nach dem Einbau der Batterien machen wir uns an die Armaturen. Wir probieren, alles zu demontieren. Das geben wir dann aber irgendwann auf und putzen, so gut es geht, von aussen mithilfe von Schraubenzieher, Lumpen und der Pinzette. Das Armaturenbrett und alle sonstigen Winkel und Teile im Cockpit stellen sich als sehr mühsam heraus. Spätestens hier wissen wir, dass wir das bestimmt nie mehr machen!
Am Abend backen wir einen Zopf mit dem Mehl, das wir seit Zuhause mit uns umher fahren. Die Herausforderung bestand dann darin, den Zopf in einem Gasofen mit Oberhitze zu backen. Nach drei Stunden im Ofen war dann der Zopf endlich fertig und wir ebenfalls.

Symbolbild der staubigen Armatur.

5 kleine Jägermeister haben Räder abmontiert,
beim Montieren nicht aufgepasst, da waren sie noch zu viert.

Die Sitze sind geputzt und wieder eingebaut. Die Räder abmontiert, gewaschen und wieder montiert. Und die Radkästen von Hand gereinigt (hoppla, hab wohl nur die Hälfte des Drecks erwischt mit dem Hochdruckreiniger). Die Türen inklusive Verschalung und Dichtungen sind geputzt und auch der gesamten Laderaum glänzt nun (abgesehen von den abgenutzten Stellen). Heute können wir einiges unserer ToDo-Liste abstreichen.
Am Mittag haben wir zudem für alle Pizza bestellt. Von den 6 bestellten Pizzas sind 3 übrig geblieben. Weil die hier viel die dickeren Böden machen, isst jeder nur eine halbe Pizza. Logisch.

Kleine Reparaturarbeiten

4 kleine Jägermeister haben gerne Rum,
einer probiert noch Wodka, das ist ziemlich dumm.

Zuerst werden alle Löcher gekittet, in der Hoffnung dass das Auto nun etwas dichter ist, und dann wird endlich wieder eingebaut! Stück für Stück tragen wir ins Auto und setzen unseren Ausbau wieder zusammen.

Die Möbel werden wieder zusammengesetzt.

Am Nachmittag machen wir Feierabend, weil Geni (der Chef unserer Garage) ein Barbecue organisiert hat. Die Frauen und Kinder der Mitarbeiter sind auch gekommen und haben ein riesiges Buffet angerichtet mit Kaviar, Kartoffeln, Fleisch, Salaten, Fleisch, Früchten, … und Fleisch natürlich. Es war so viel, dass wir dachten, da kommen noch mehr Leute zum Essen. Schlussendlich haben wir etwa 1/4 des Buffets gegessen. Natürlich gab es auch alle 10 Minuten wieder Schnaps für Jonas.

Nach dem Essen haben wir spontan entschieden, noch eine Rundtour durch Wladiwostok zu machen. So sind wir zum ersten Mal richtig in die Stadt gefahren. Nachdem wir die riesige Brücke von allen Seiten gesehen haben, fahren wir noch nach Russky Island zum Universitäts-Campus. Dieser Campus ist so gross, dass es fast alleine eine Stadt ist.

Nächtliche Stadtbesichtigung mit Tankstopp.

3 kleine Jägermeister bauen wieder ein,
einer kann nicht helfen, denn er ist zu klein.

Pünktlich um 9:00 Uhr stehen wir wieder auf der Matte. Allem Anschein nach haben nicht alle den Schnaps so gut vertragen wie Jonas. Dimar ist heute viel ruhiger als sonst und der Chef kommt erst nach dem Mittag in die Garage. 😁 
Wir hingegen kommen heute gut voran. Am Abend ist tatsächlich der komplette Ausbau wieder im Auto. Einige Schrauben sind zwar übrig geblieben, aber der Ausbau macht trotzdem einen stabilen Eindruck. Zudem haben wir die Küche noch so abgeändert, dass wir auch im Auto kochen können.
Während dem ganzen Tag lief die Waschmaschine und die Vorhänge, Bezüge, Seile und Teppiche sind nun gewaschen und versuchen in der feuchten Wladiwostoker Luft zu trocknen.
Wir kommen sogar noch dazu, unsere Camping-Utensilien zu putzen. Dabei sind wir froh, können wir in unserem Büro sitzen und gemütlich die Teile von Hand putzen. Denn draussen zieht ein Ausläufer des Japan-Taifuns vorbei und beschert uns Regen.

Warum haben wir nur so viele verschiedene Schrauben verbaut?!

2 kleine Jägermeister haben’s gerne sauber,
doch einem verleidet langsam dieser ganze Zauber.

Wir räumen alles wieder ein, was wir im nächsten Monat (voraussichtlich) nicht brauchen und waschen noch den Schlafsack und die Schaffelle. Die Vorhänge sind auch wieder montiert und das Bett liegt wieder im Auto. Jetzt gehen wir mit Lumpen bewaffnet an die Karosserie. So langsam haben wir den Lumpen gesehen. Aber wir sehen jetzt das Ende. 
Am Abend kochen wir Bolognese für unsere Gastgeber Alina und Nazar.

Es ist wieder alles zusammengesetzt und bereits fast alles eingeräumt.

Unser kleiner Jägermeister ist nicht gern allein,
drum lädt er zum Weihnachtsfest neun neue Meister ein 😉

Nach dem Fensterputzen begeben wir uns unters Auto, um den Finish von Hand zu machen. Die Motivation ist nun bei etwa 5% angelangt und wir geben uns schneller zufrieden als auch schon. Aber schliesslich ist ja schon alles gut mit dem Hochdruckreiniger geputzt worden. Nach zwei Stunden geben wir uns zufrieden und decken das Auto mit Plastik ab.
Wir verschenken noch alles, was wir nicht mehr brauchen (oder nicht putzen wollen) und machen Feierabend.

Endreinigung
Das Auto steril verpackt.

Am Abend gehen wir mit Alina und Nazar zum Surfcamp. Jonas mietet sich einen Anzug und ein Surfbrett. Bevor bei Nebel ins Meer gestochen wird, gibt es von Alina noch einen Surf-Crashkurs an Land. Jonas surft, oder probieren es zumindest, bis es so dunkel ist, dass man nichts mehr sehen kann. Er behauptet, dass er mind. 3 Wellen gestanden ist. Melanie kann das leider nicht bestätigen, denn es war so neblig, dass sie die drei vom Ufer aus nicht sehen konnte.
Das war ein ganz cooler Abend, bei dem wir das ganze Putzen vergessen konnten und wir werden das Surfen sicherlich in Australien nochmals ausprobieren.

Wir müssen unser Haus abgeben

Am Morgen laden wir noch letzte Sachen ein und Jonas wechselt noch alle Lämpli auf Licht ausstrahlende Dioden. Die sind hier so spotbillig, dass er sich nicht zurückhalten konnte. 😁
Um 13:00 Uhr haben wir mit Yuri, unserem Agenten, abgemacht. Wir kenn inzwischen die russische Mentalität und rechnen nicht vor 13:30 Uhr mit ihm. Kurz nach halb zwei schreibt Yuri, dass er uns nicht findet, obwohl wir ihm Adresse, Koordinaten und Googlelinks geschickt haben.
Als wir uns dann endlich finden, steht er mit einem Nissan-schiessmichtot-Büssli da und meint, wir sollen ihm bis zur Waschanlage folgen. Eigentlich war abgemacht, dass wir nicht mehr fahren, weil wir ja alles geputzt haben. Daher hatten wir ihn gebeten, uns direkt mit dem Lastwagen abzuholen und das Auto bei unserer Garage auf den Lastwagen zu laden. Scheinbar liest er die E-Mails nicht so genau.
Nach 15 Minuten ist dann alles geklärt und der Lastwagen fährt zu. Er meint noch, dass wir die Ersten sind, die nicht mit dem Auto selber zur Waschanlage fahren und noch nie jemand so sauber geputzt hat wie wir. Na, dann hoffen wir, dass das die Australier auch so sehen.
Wir fahren dann zusammen mit Yuri hinter dem Lastwägeli, auf dem unser Auto aufgeladen ist, direkt zum Container auf einem Logistikareal. Jonas parkiert das Auto in Millimeter-Präzisionsarbeit im Container, in der Höhe hatten wir nur wenige Millimeter übrig.
Dann hängen wir die Batterien ab, öffnen zwei Fenster einen Spalt breit und machen das Auto im Container fest. Container zu, Plombe montiert und tschüss. Gute Reise Nanuk. 😢

  • Letzter Motorenstart in Russland.

Die restlichen Tage verbringen wir mit Stadtbesichtigungen, Papierkram erledigen und Blog schreiben.

Wir bezahlen allen, was sie annehmen und schenken ihnen noch Sackmesser, welche sie mit grosser Freude entgegen nehmen. Es ist schade, dass die Zeit hier schon vorbei ist. Wir haben in den zwei Wochen hier tolle, neue Freunde gefunden, die wir hoffentlich wieder einmal treffen.

Die Krown-Crew vor “unserer” Garagenbox: Geni der Chef, Dimar der Profi, Anastasia die Büroristin.

Zum Abschluss gibt es nochmals ein Barbecue. Diesmal leiden nicht nur die Mitarbeiter am nächsten Morgen, auch Jonas hat zu kämpfen. Der Chef kommt auch nicht genug früh aus den Federn und fährt uns etwas verspätet an den Flughafen, zum Glück haben wir genügend Zeit eingerechnet. Etwas wehmütig nehmen wir Abschied von Russland und fliegen nach Tokyo, wo uns eine neue Kultur erwartet.

Russland: Von der Mongolei bis nach Wladiwostok

Vor uns steht eine happige Etappe. Wir fahren in etwas mehr als zwei Wochen von Ulan Bator via Baikalsee, wo wir einige Tage Pause machen, bis nach Wladiwostok. Nach dem Baikalsee gibt es nicht mehr viel zu sehen abgesehen von unendlichen Wäldern und Sümpfen, weshalb wir für diesen Teil unserer Reise etwas weniger Zeit eingeplant haben.

Naadam-Vorfest im Norden der Mongolei

Von UB aus fahren wir in den Norden, um den internationalen Grenzposten von der Mongolei nach Russland zu überqueren. Auf den Weg dahin sehen wir bei einem Stop in einem Dorf einen etwa 10-jährigen Jungen auf einem Pferd, der eine Nummer auf dem Rücken trägt. Das muss bedeuten, dass hier ein Fest stattfindet!
Wir machen uns auf die Suche und finden etwas ausserhalb des Dorfs das Festgelände. Wir treffen auf Amerikaner, die bei einem Hilfswerk arbeiten. Sie erklären uns, dass es ein Vorfest des Naadam-Festes ist. Cool! Das Naadam-Fest findet in zwei Wochen an den Nationalfeiertagen der Mongolen statt. Dann werden die Nomaden-Wettkämpfe ausgetragen: Ringen, Bogenschiessen und Reiten.
Bei diesem Vorfest sei gerade die letzte Reit-Disziplin am laufen, erzählen uns die Amerikaner. Die Kinder sind vor 20 Minuten mit den Pferden in Richtung Berge gestartet und in 10 Minuten sollten sie zurück kommen. Der Erste, der zurück ist, gewinnt.
Wir schlendern durch das Chilbi-Gelände und machen Fotos von den Leuten, die fast alle auf Pferden unterwegs sind. Dann ist es soweit, alle stehen an den Zaun und schauen Richtung Berge. Weit entfernt sieht man eine Staubwolke, die immer näher kommt. Schliesslich kommen die ersten drei Reiter nebeneinander daher geritten und treiben die Pferde an, so fest sie können. Es gibt einen Fotofinish, was wir erstaunlich finden, da die Kids jetzt eine halbe Stunde unterwegs waren. Schlussendlich sind die 30 Jungs alle im Ziel und die Zuschauer rennen zu ihnen um zu feiern.

Die jungen Reiter beim Crosscountry-Wettkampf in der Mongolei.

Darüber könnten wir Bücher schreiben: Grenzübertritte

20 km vor der Grenze Mongolei-Russland übernachten wir, um am Morgen bei Zeiten beim Zoll zu stehen. Am Morgen schauen wir auf der Webcam, die wir im Netz gefunden haben, wie die Lage vor dem Zoll aussieht. Es scheint niemand anzustehen. Also machen wir uns auf den Weg. An der Tankstelle drücken wir dem Tankwart unsere restlichen Turglik in die Hand und lassen uns den Tank füllen. 
Niemand fährt vorbei, also müssten wir immer noch die Ersten sein. Am Zoll angekommen, stehen da aber schon drei Reisebusse und fünf Autos. Hmm… Nach kurzem Herumschauen merken wir, dass die Webcam wohl auf der russischen Seite steht. Tja, dann müssen wir halt anstehen. 
Dabei kommen wir in den Genuss des mongolischen Anstehverhaltens. Reissverschluss kennen die Mongolen nicht. Es wird gedrängelt und gedrückt, was nur möglich ist. Es können acht Fahrzeuge miteinander ins Gelände einfahren. Drinnen angekommen, rennen alle aus den Autos zur Passkontrolle, um dann eventuell jemanden zu überholen. So kommt es, dass wir als viertes Auto rein fahren und als wir die Passkontrolle hinter uns hatten, unser Auto ganz alleine da steht, weil alle schon weiter sind und uns auf dem Zollgelände überholt haben. 😂
Beim russischen Zoll können drei Autos pro Spur ins Gelände fahren. Auch hier gilt dann “de Schneller esch de Gschwender”. Wir fahren zwar als erstes in das russische Zollgelände, sind dann aber die Letzten, die ins Kontrollhäuschen zur Passkontrolle kommen, da die Mongolen parkieren und sofort ins Häuschen rennen.
Drinnen merkt man aber gleich, dass die Mongolen den Russen so richtig auf den Sack gehen. Auf dem Pult der Grenzbeamtin haben alle schon ihre Papiere deponiert, so dass es voll mit Pässen und Autoausfuhr-Zetteln ist. Zum Glück sehen unsere Pässe anders aus, so kann Jonas sie im Auge behalten. Sehr amüsiert verfolgt er das Geschehen. Und unsere Pässe, die als letztes auf dem Pult gelandet sind, werden als erstes kontrolliert und abgestempelt. 
Nachdem unsere Papiere kontrolliert sind, ist das Auto an der Reihe. Die Autokontrolle wird mit einer Bodykamera festgehalten. Eigentlich wollen sie einfach wissen, was für Medikamente wir dabei haben. Wir zeigen unsere Liste (auf Deutsch), zeigen auf Kopf und Bauch und dann ist die Kontrolle bereits beendet und wir sind wieder in Russland. Später erfahren wir, dass der Medikamentenschmuggel sehr floriert und sie darum die Mongolen sehr streng kontrollieren. 

So läuft das an der Grenze (Symbolbild, Schwarzl).

Pause am Baikalsee

In Ulan Ude auf dem Taiga Pitch, ein kleiner Camping, treffen wir wieder auf Kerstin und Torben, welche wir im russischen Altai kennengelernt haben. Gerade als wir Kaffee trinken wollen, kommt ein Gewitter und wir verschieben die Kaffeerunde in den schützenden LKW der beiden. Es regnet wie aus Kübeln! Als dann noch die Sonnenstore einknickt, müssen wir doch nochmals nach draussen ins inzwischen knöcheltiefe Wasser.

Am nächsten Tag wollen wir uns mit Lukas treffen, der gerade mit Gästen am Baikalsee unterwegs ist. Lukas ist ursprünglich aus Malters und ist nach Ulan Ude ausgewandert. Nun bietet er Touren in Sibirien und um den Baikalsee an. Dabei ist er mit einem LKW unterwegs, der vier Personen Platz bietet. Falls ihr damit liebäugelt, mal nach Sibirien in die Ferien zu gehen, auf www.pajechali-reisen.ch findet ihr mehr Infos zu den Touren von Lukas.
Pajechali – auf geht’s – Richtung Baikalsee nachdem uns Lukas seine Koordinaten für die nächste Übernachtung durchgegeben hat. Die Strassen hier am Baikalsee sind gut und dank den dichten Wäldern links und rechts der Strassen kommt Sibirien-Stimmung auf. Ein schöner Kontrast zu den kargen Landschaften in der Mongolei, die wir im letzten Monat durchquert haben.
Am vereinbarten Ort angekommen, können wir es fast nicht glauben: Schönster Sandstrand mit dem Blick auf den Baikalsee, der so gross ist, dass man sich am Meer wähnen kann. Wir springen natürlich direkt in das kühle Nass, das sibirische Wetter ist nämlich richtig heiss. 
Etwas später kommen auch Kerstin und Torben an. Es gibt dann einen wunderschönen Abend mit tollen Leuten und guten, lustigen Gesprächen.

Unser “Campingplatz” direkt am Strand des Baikalsees.
Eine wunderbare Abendstimmung am Baikalsee.

Am nächsten Morgen können wir eine Baikalrobbe beobachten, wie sie in der Morgensonne versucht, etwas Wärme zu tanken. Es ist sehr selten, dass man die Süsswasserrobbe so nahe am Ufer beobachten kann.
Währenddem wir mit Kerstin und Torben ausgiebig brunchen, inklusive leckerem Omelett und Rösti, verabschieden wir uns noch von Lukas und seinen Gästen, die weiter Richtung Süden fahren. Gegen Mittag verabschieden wir uns dann auch von Kerstin und Torben, weil sich unsere Wege jetzt trennen. Sie werden nach dem Aufenthalt am Baikalsee zurück Richtung Westen fahren, während es uns ja Richtung Osten weiter treibt.
Wir verbringen noch zwei weitere Nächte am Baikalsee, um noch ein bisschen Energie zu tanken für die Fahrt nach Wladiwostok.

Die Baikalrobbe machts uns vor: Sie entspannt am Baikalsee.
Und hier entspannen wir am Baikalsee.

Ab durch Sibirien

Von Ulan Ude nach Wladiwostok sind es etwa 3500 km auf dem Sibirischen Highway. Die Strasse ist in erstaunlich gutem Zustand, nicht wenig fahren wir auf neu asphaltierter Strasse. Eine richtige Wohltat nach Kasachstan und dem zweiten Teil der Mongolei.
Die Landschaft ist immer etwa gleich: Hügelig, Birken- und Fichtenwälder, durchzogen von Flüssen und Seen. Also Grau, Grün und Blau. Sehr schöne Landschaften, aber uns zieht es Richtung Wladiwostok, weshalb wir während 10 Tagen täglich viele Kilometer abspulen.

Ein Wahrzeichen an der Strasse zwischen Moskau und Wladiwostok.

Wir haben beide lieber etwas kühlere Temperaturen, weshalb unsere bisherige Route immer eher nördlich verlief. Wir haben nicht viele Reisende getroffen, die ebenfalls über das Baltikum nach Russland bzw. in die Mongolei gereist sind, viele sind via Türkei gereist.
So freuten wir uns nach den heissen Tagen in der Mongolei und am Baikalsee auf kühle Temperaturen in Sibirien. Denn das weiss doch jedermann: Sibirien = kalt! Aber nein, das ist falsch! Was haben wir geschwitzt bei den durchgehend mindestens 33° im Schatten! Nachdem wir das Auto mit Klimaanlage an unserem jeweiligen Übernachtungsplatz abgestellt haben, liegen wir wie tote Fliegen im Schatten.
Apropos Fliegen: Was das Ganze auch nicht besser macht, sind all die fliegenden Viecher, die bei jedem Halt um uns fliegen und uns zwingen, die Abende im Auto zu verbringen: Fliegen, Eintagsfliegen, Bremsen, Bienen, Bienen-Fliegen, Schmetterlinge, und Mücken, Mücken, Mücken, … Den Jonas haben sie besonders gerne. Er hat innert vier Tagen bestimmt 50 Stiche am ganzen Körper verteilt.

So sehen wir die Mücken am liebsten…
… und so die Schmetterlinge.

Abgesehen davon haben wir die Zeit in Sibirien sehr genossen. Schaut euch nur diese Landschaften an!

  • Ein schöner Übernachtungsplatz in Sibirien.

Doch nicht nur die Natur wird uns in guter Erinnerung bleiben, sondern auch die Freundlichkeit der Russen.
Als wir mal an einem kleinen See einen schönen Übernachtungsplatz gefunden haben, war da auch noch eine Familie, die am See fischte und picknickte. Wir haben etwas mit ihnen gesprochen und zwei Sackmesser verschenkt. Sie hatten sehr Freude und bedankten sich und fuhren dann nach Hause.
Eine Stunde nachdem sie gegangen sind, kommen sie allerdings wieder zurück, diesmal haben sie den Opa noch dabei. Der Herr ist Fotograf und schenkte uns zwei gerahmte Bilder, die er selbst geschossen hat.

Unsere neue Wohnzimmer-Dekoration.

Mongolei: Die Wüste Gobi

Nachdem wir im Westen hauptsächlich auf den asphaltierten Hauptverkehrsachsen unterwegs waren, stechen wir in der Mitte der Mongolei in den Süden runter Richtung Gobi, ab in ein Abenteuer abseits von guten Strassen und Zivilisation.

UNESCO-Weltnaturerbe: Wasserfall Orkhon

Nach dem Kloster in Karakorum fahren wir ins Orkhon-Tal, dieses Tal gilt als Weltnaturerbe. Die Pisten führen erst durch Sand, dann wird es grüner und irgendwann schlängeln wir uns durch eine Lavalandschaft. Es ist sehr interessant, wie der Orkhon-River durch die Landschaft fliesst. Wir übernachten am Fluss, windgeschützt durch riesige Lavawände.
Weiter geht es zum Wasserfall. Wir fahren wie üblich bis zu unserem Ziel. Das wir einen kleinen Umweg machen müssen, da die Strasse plötzlich von einem Zaun unterbrochen ist, stört uns nicht. In der Mongolei gibt es immer einen Weg! Beim Wasserfall angekommen, treffen wir aber gleich auf einen Mann, der nicht so Freude hat, dass wir hier mit dem Auto ankommen. Er meint, wir sollen zurück zum Parkplatz und den Rest laufen. Wir fahren natürlich zurück zum Zaun, welcher anscheinend den Parkplatz markiert, und laufen zum Wasserfall.
Der Wasserfall fällt eigentlich fast in ein Loch. Wir stehen oben am Wasserfall und können 2/3 rund herum laufen. Wir wandern auch runter, um den Wasserfall von unten zu sehen. Dort unten ist wie eine andere Welt, es ist grün und hat viele Bäume und Blumen, eine richtige kleine Oase in der ansonsten sehr steinigen Umgebung.

Der Orkhkon-Wasserfall.

Danach geht es weiter durch das Orkhon-Tal. Bald merken wir, dass sich wohl nicht so viele Touristen weiter ins Tal verirren. Die Piste ist immer weniger befahren und nach der 20. Flussdurchfahrt hören wir auf, die Durchfahren zu zählen. Doch Melanies Navigationskünste führen uns durchs ganze Tal, wiedermal richtige Offroad- und Serpentinenpisten bis auf 2600 müM. Dort oben durchqueren wir das lange Hochtal, um am Schluss über den Pass auf 2800 müM steil in das nächste Flusstal runter zu fahren. Als wir unten ankommen, empfangen uns etwa 20 Schneegeier (fachmännisch überprüft), die alle darauf warten, dass ein Schaf oder Pferd ins Gras beisst. 😉

Mongolen bei der Arbeit im Orkhon-Tal.
Eine der unzähligen Wasserdurchfahrten.

Pneu wechseln

Schon vor dem Wasserfall im Orkhon-Tal  haben wir mit einem Hinterrad an einem Lavastein angehängt, was zur Folge hatte, dass wir einen platten Reifen haben. Glücklicherweise ist es der Reifen, der bereits bei unserer Abfahrt in Hochdorf einen Schlitz hatte. Eigentlich haben wir nicht damit gerechnet, dass wir mit diesem Rad noch bis in die Mongolei kommen.
Wir haben das Loch versucht zu reparieren, aber es war zu gross. Also gehen wir im nächsten Dorf auf die Suche nach einem Automechaniker, der uns den neuen Reifen (welchen wir in weiser Voraussicht seit der Schweiz dabei haben) auf die Felge aufziehen kann.
Die Herren, die neue Reifen verkaufen, sagen uns, wo wir einen Mechaniker mit dieser Maschine finden. Also versuchen wir unser Glück bei einem jungen Herrn. Er meint, dies sei kein Problem und nimmt das Rad mit ins Haus. Alter Reifen runter und neuer drauf, soweit kein Problem, er versteht die Maschine. Dann wird es spannend, da er den Reifen nicht richtig an seinen Platz bringt, kann er ihn nicht aufpumpen. Mittlerweile sind bereits vier Leute am helfen oder zuschauen. Die Kommunikation mit ihnen ist schwierig, wir lassen sie mal machen.
Dann kommt ihnen die Idee, dass sie den Reifen auf die Felge sprengen könnten. Gute Idee. Nur haben sie scheinbar keine Ahnung davon. Mit einem uns nicht bekannten Brennstoff versuchen sie mehrmals, den Reifen auf die Felge zu sprengen. Abgesehen davon, dass alles in Flamme steht, passiert aber nichts. Nach mehreren Versuchen und dem ungeduldig werdenden Jonas gehen wir zu einem anderen jungen Mann, welcher anscheinend nur Reifen wechselt. Dieser hat sein Handwerk im Griff. Allerdings kann auch dieser den Reifen nicht so anbringen, dass er ihn mit Luft füllen kann. Schlussendlich holen wir unseren Bremsreiniger und machen es selber. Fazit: Auch wenn die Mongolen sagen, sie können es, mach es lieber selber. Dann sparst du Nerven und Zeit. 

Jonas versucht nochmals, den platten Reifen zu flicken und zu pumpen. Bringt leider nichts.

Die Highlights in der Gobi

Jetzt geht es endlich los in die Gobi-Wüste! An unserem ersten Tag führt uns die Strasse durch kleine Dünen und karge Landschaften. Und es regnet! Wir hatten den ganzen Tag Regen in der Wüste, das haben wir uns definitiv anders vorgestellt.
Am zweiten Tag fahren wir durch Gesteinslandschaften und finden 5000 Jahre alte Petroglyphen. An diesem Ort haben sich viele Steinzeitmenschen verwirklicht. Es gibt unendlich viele Petroglyphen: Steinböcke, Pfeilbogenmenschen, Hirsche, Kamele und auch ein sehr böser Wolf muss sich da herumgetrieben haben. Beim Zurückfahren vom Hotspot entdecken wir, dass es im ganzen Tal an jedem einigermassen flachen Stein solche Zeichnungen hat. Die Rückfahrt ist also quasi eine Safari. Anstatt lebende Tiere spüren wir aber gezeichnete Tiere auf!

ORIENTIERUNG
Es wird immer trockener und die Wege sind auf der Karte auch nicht mehr eingezeichnet. Wir fahren kreuz und quer durch die Wüste. Jedesmal, wenn sich die Wege kreuzen, überlegen wir, welcher jetzt besser an unser Ziel führen könnte. Manchmal verschwindet der gewählte Weg auch plötzlich wieder, verläuft einfach ins Nichts und keine Spuren sind mehr sichtbar. Dann müssen wir querfeldein fahren, bis wir wieder auf einen Weg treffen.
Schon in den hügeligeren Gegenden hatten wir manchmal das Problem, dass wir auf der Karte keine Strassen eingezeichnet hatten. Aber da konnten wir uns wenigstens an den Hügeln und Tälern orientieren. Ist man sichs sonst gewohnt zu sagen “nimm die dritte Strasse rechts”, sagen wir nun Sätze wie “fahre weiter dem Flussbett entlang und nimm das dritte Tal rechts”.
In der Gobi ist es aber etwas schwieriger, da wir nur von Zeit zu Zeit ein kleines Gebirge durchqueren, ansonsten ist es flach und es gibt nur wenige Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren kann.

Eine Seltenheit: Die Wüsten-Autobahn.
Hier sind die Spuren noch deutlich zu sehen.

KHERMEN TSAV UND GURVANTES
Irgendwann finden wir aber wieder einen richtig guten Weg und fahren an einer Mine vorbei auf die nächsten Hügel. Bei Vollmond übernachten wir in den Hügeln. Weit abseits vom letzten Dorf und den letzten Jurten.

Beim Spazieren ist plötzlich der Mond im Weg.

Beim Khermen Tsav Canyon erleben wir dann den bisher wärmsten und auch trockensten Tag. Es ist 35° im Schatten bei der wunderschönen, grünen Oase im Canyon (wir wissen, dass bei euch Zuhause auch warm ist).

  • Die Oase im Khermen Tsav.

Dem Canyon entlang geht es weiter durch die Wüstenlandschaft bis ins Dorf Gurvantes, hier füllen wir wiedermal Wasser und Kühlbox und suchen den Gesteinsbogen, den wir im Reiseführer einer französischen Familie gesehen haben (die Familie haben wir noch im russischen Altai getroffen). Wir konnten den Bogen einfach nicht finden und haben uns schon damit abgefunden, dass er wohl inzwischen eingestürzt ist. Hinter dem letzten Steinhaufen, zeigt er sich dann doch noch. Etwas kleiner, als wir ihn erwartet haben, deshalb haben wir ihn wohl nicht gerade gesehen.

Der kleine Bogen, der doch noch steht.

KHONGORYN ELS
Durch ein farbiges kleines Faltengebirge fahren wir zum nächsten Highlight: die Khongoryn-Dünen. Die Dünen durchqueren wir auf einer offiziellen Strasse auf Sand in einem ausgetrockneten Flussbett. Das macht Spass! Wir fahren noch einige Dünen hoch, dann klettern wir die steilen Dünen zu Fuss hoch und rutschen runter und laufen soweit, bis wir Blasen an den Füssen haben.

Impression aus der Dünenlandschaft Khongoryn Els.

Nach den Dünen merken wir schnell, dass hier der Tourismus beginnt. Die letzten Tage haben wir kaum Menschen gesehen und sind auf erstaunlich guten Strassen unterwegs gewesen. Aber ab den Dünen sind die Pisten sehr schlecht!
Unterwegs ergibt sich eine willkommene Pause. Bei einer Jurte werden gerade Pferde, die in den letzten Wochen wild in der Steppen- und Wüstenlandschaft unterwegs waren, eingefangen. Das war ein Schauspiel, die Pferde wurden mit dem Lasso eingefangen!

Mit dem Lasso werden die Pferde wieder eingefangen.

Nach 120 km Wellblechpiste und unzähligen rasenden Touristenbussen kommen wir in Bayandalai an und haben keine Lust mehr auf Weiterfahren. Wir füllen noch den Wassertank und suchen einen Schlafplatz.

YOLYN AM
Am nächsten Morgen fahren wir zur Geierschlucht. Wir fahren durch den Südeingang, der nur 2.5 Meter breit ist, hinein und dann das Flussbett hinauf, bis wir das Tal über einen sehr schiefen Weg wechseln und im Yolyn Am Nationalpark landen. Die einen kommen bei dieser Strecke an ihre Grenzen, doch Nanuk und Jonas vertrauen einander. 😉

Knapp sind wir bei der Einfahrt durchgekommen.

Im Yolyn Am Nationalpark laufen wir ab dem Parkplatz die 3 km bis zur eigentlichen Geierschlucht. Geier hat es keine, dafür viele Meerschweinchen.
Dort, wo die Schlucht langsam enger wird, hat es noch viel Eis. Zur Info, wir befinden uns immer noch in der Wüste! Man sagt, die Russen hatten hier früher Fleisch bis weit in den Sommer hinein gelagert.
Beim Zurückfahren bemerken wir, dass unsere Tour via Südeingang zur Folge hatte, dass wir den Eingang in die Schlucht und somit auch das Ticket umfahren haben. Die Schranke öffnet sich trotzdem, als wir heranfahren und wir fahren hinaus, ohne dass dies jemanden stört. 

FLAMING CLIFFS
In Dalandzadgad treffen wir nach dem Einkaufen und Tanken auf Margit und Daniel aus Zürich, sie sind mit einem VW T5 unterwegs. Nachdem wir ein bisschen geplaudert hatten, merken wir, dass unser nächstes Ziel dasselbe ist und beschliessen uns, zusammen einen Übernachtungsplatz zu suchen. Etwas ausserhalb der Stadt stellen wir uns mitten in die Steppe, weil sowieso weit und breit kein schützender Fels oder Baum in Sicht ist. Und dann passierts. Melanie springt hinten aus dem Auto und verknackst sich den Fuss in der topfebenen Landschaft. Von jetzt an schlafen wir mit dem Konfiglas im Schlafsack, welches den Fuss während der Nacht kühlt. Eis haben wir natürlich nicht dabei und zurück zum Yolyn Am Nationalpark zu fahren kommt nicht in Frage, da muss das Konfiglas reichen 😉 Am nächsten Morgen ist der Fuss etwa doppelt so breit und so farbig wie die Sandsteine der letzten Tage und wir tauschen beim Fahren immer wieder die nassgekühlten Putzlappen auf dem Fuss.
Bei den Flaming Cliffs angekommen geht Jonas alleine die Gegend erkunden und Melanie lagert den Fuss im Auto hoch. Jonas bemerkt aber schnell, dass man auch von unten zufahren kann. So machen wir uns auf die Suche nach dem Weg, der nach unten führt, sodass Melanie das Wunder auch besichtigen kann.
In der Region soll es auch noch Dinosaurierknochen geben. Leider finden wir keine. Es ist aber kaum zu glauben, dass es hier vor einigen Millionen Jahren eine üppige Vegetation gab und Dinosaurier gewohnt haben.
Später treffen wir Margit und Daniel wieder und suchen uns einen Platz, von dem aus wir die Cliffs bei Sonnenaufgang sehen können.
Am nächsten Tag verabschieden wir uns von den beiden. Merci, es war toll mit euch unterwegs zu sein und sich wiedermal ein bisschen auszutauschen. Gute Weiterreise!

Unser Camp bei den Flaming Cliffs (und nein, dieser Steinhaufen sind nicht die Cliffs).

Unser Ziel ist jetzt Ulaan Baatar (UB). Da Melanie nicht mehr so gut zu Fuss ist, beschliessen wir, nach UB zu fahren und den Fuss einem Arzt zu zeigen.
Unterwegs halten wir noch beim Tsagaan Suvarga. Tönt schön und ist auch sehr schön!

Die wunderschöne Landschaft im Tsagaan Suvraga.

River Point bei Ulaan Baatar

Das River Point hat letztes Jahr eröffnet und ist DER Traveller-Treffpunkt in UB. Es ist von René, einem Österreicher, aufgebaut worden. Er ist seit 1995 in der Mongolei, zuerst war er in Hilfswerken aktiv und hat sich dann anschliessend selbstständig gemacht und das Oasis aufgebaut, ebenfalls ein Traveller-Teffpunkt. Dies musste er dann leider verkaufen und hat dann letztes Jahr das River Point etwas ausserhalb der Stadt eröffnet. Das ist ein wunderbarer Platz mit Jurten, sanitären Anlagen in europäischem Standard und einem tollen Restaurant. Hier bleiben wir zwei Nächte und machen endlich die Mongolei-Berichte fertig.

Zudem haben wir Glück im Unglück, René hatte bei einem Motorradunfall sein Bein verletzt und muss am nächsten Tag sowieso zum Arzt. Das braucht also nur ein Taxi und René weiss, wie hier beim Arzt der Hase läuft. Ein Röntgenbild später ist klar, dass der Knochen nicht beschädigt ist und die Bänder mit einer Schiene geschont werden müssen. Dem Tauchbrevet im August und den Australien-Wanderungen sollten also nichts im Weg stehen!

Der Anblick einer Stadt waren wir nicht mehr gewohnt! Übrigens fährt vor uns ein Toyota Prius, das Standard-Auto hier.

Mongolei: Der Westen

Unsere erste Etappe in der Mongolei führt uns durch den Westen: vom russischen Grenzübergang bis ins Kloster-Dorf Karakorum. Im folgenden Artikel schildern wir unsere ersten Eindrücke und Erlebnisse in diesem äusserst faszinierenden Land.

Grenzübergang

Tagwache 04.45 Uhr, wir wollen die Ersten sein, wenn der Zoll um 09.00 Uhr die Tore öffnet. 45 Minuten Fahrt bis zum Zoll warten auf uns. Die 50 km vor dem Zoll sind Grenzgebiet, in dem wir die Strasse nicht verlassen dürfen und daher in dieser Zone auch nicht übernachten durften. Ein 50-km-Puffer um die Grenze wäre ja in der Schweiz unvorstellbar!
Bei Sonnenaufgang fahren wir also die Asphaltstrasse Richtung Zoll. Niemand ist unterwegs, wir freuen uns, dass wir sicherlich die Ersten sind. Bei der Einfahrt ins Grenz-Dorf, in dem sich einer der drei internationalen mongolischen Grenzübergänge befindet, sehen wir von weitem, dass wir nicht die Ersten sind. Die LKW-Linie ist bereits 150 Meter lang und in der Auto-Linie warten vier Autos und ein Reisecar. Ein Car! Das kann ja heiter werden. Jäno: Dach hochklappen, Kaffee machen und warten ist angesagt. Wir sind natürlich die interessantesten Teilnehmer dieser Warterunde. Nanuk wird von allen Seiten genau begutachtet. Und die Warteschlange vor dem Zoll verlängert sich von Minute zu Minute.

Da hat jemand Kaffee nötig.

Um 08.59 Uhr öffnet sich das Tor zum russischen Zoll. Zuerst wird der Car herein gelassen. Das zieht sich in die Länge, weil sie an diesem Zoll sogar ein Gepäckröntgengerät haben. Jedes einzelne Gepäckstück muss ins Gebäude gebracht werden und vom Gerät gescannt werden. Das dauert natürlich seine Zeit bei einem 50-Personen-Bus.
Um 10.30 Uhr können wir ins russische Zollgelände fahren. Der freundliche Zöllner erklärt uns, wie der Ablauf ist und wir erklären ihm, dass wir kein Gepäck haben. 😁 Er wirft einen Blick ins Auto und sagt, das sei in Ordnung, wir müssen nicht das ganze Auto entladen und unsere Unterhosen einzeln zum Scanner tragen. Also können wir ohne Gepäck zur Kontrolle, wobei wir noch zwei Mal von anderen Zollbeamten kritisch gefragt werden, ob wir wirklich kein Gepäck dabei hätten.
Das Ganze geht rasch voran. Die Kontrolle vom Auto ist auch schnell erledigt und so fahren wir schon bald die 25 km weiter durchs russische Niemandsland bis zum mongolischen Zollbereich.
Noch vor dem mongolischen Zoll müssen wir zur Desinfektion. Das läuft folgendermassen ab: Wir fahren mit dem Auto durch eine Grube, in der ein bisschen Dreckwasser liegt und bezahlen dann 50 Rubel. Desinfektion beendet. Später beobachten wir, wie der Desinfektions-Beamte mit dem Kanister zum nahe gelegenen Bach läuft und Wasser holt, mit welchem er die Grube wieder etwas auffüllt.
Als wir dann an der Reihe wären, um in den mongolischen Zoll zu fahren, haben sie leider gerade Mittagspause. Die Tore werden vor unserer Nase geschlossen. Nach einer Stunde Mittagspause dürfen wir dann endlich ins mongolische Zollgelände fahren.
Wir wissen, dass wir einfach drei Stempel brauchen. Wir schauen mal, was die anderen so machen und laufen ihnen nach. In einem Gebäude ist die Passkontrolle. Wir stehen an, bis eine Frau kommt, uns aus der Reihe nimmt und Jonas mit ihr wieder nach draussen muss für die Autokontrolle. Das Einzige, was sie genauer anschaut, ist das Glas mit der Barilla-Pesto. Weil es grün ist, meint sie, es sei Marihuana. Zum Glück müssen wir das Glas nicht abgeben, denn diese Pesto war ein absoluter Glückskauf, Pesto kriegt man in dieser Gegend kaum. 
Inzwischen sind unsere Pässe vom Migrationsamt kopiert und wir stehen wieder an der Personenkontrolle an. Die Leute hinter uns wechseln alle die Reihe, als sie merken, dass es bei uns etwas länger dauert, da die Zollbeamtin all unsere Daten eintippen muss und mit den englischen Bezeichnungen auf dem mongolischen Visum überfordert ist.
Anschliessend muss Jonas bei der Quarantäne-Kontrolle und bei der Grenzkontrolle einen Stempel holen und das Auto wird nochmals kontrolliert. Wieder muss Jonas die Pesto erklären und die Visitenkarten sind ihm auch nicht geheuer. Warum auch immer. Er gibt uns dann trotzdem grünes Licht und wir dürfen einreisen.
Welcome to Mongolia!

Nordroute

In der Mongolei gibt es drei West-Ost-Hauptverkehrsachsen: Die Nordroute, die Mittelroute und die Südroute. Wir entscheiden uns aufgrund von Empfehlungen, zuerst auf die Nordroute einzubiegen, dann auf die Mittelroute und dann irgendwann auf die Südroute zu wechseln. Von der Südroute aus würden wir dann via Ulaan Baator Richtung Norden zurück nach Russland an den Baikalsee fahren.
Die Nordroute führt uns auf Schotterpisten durch ein enges Tal hinab, bis wir auf eine Ebene kommen. Uns verschlägt es die Stimme. Das ist jetzt die Weite, von der man immer hört. Es geht über 50 km flach hinüber über eine riesige Schotterfläche bis der nächste Hügelzug kommt. Damit ihr euch das vorstellen könnt: man sieht von Hochdorf aus flach bis auf den Brünig! 
Auf unserer Karte geht die Strasse mehr oder weniger gerade durch die Ebene. Wir merken aber schnell, dass die Pisten sich von Jahr zu Jahr verändern. Einmal gibt es die Einfahrt für die Flussdurchfahrt nicht mehr und ein paar Mal verpassen wir die Abzweigung, die es nicht mehr gibt. Schlussendlich fahren wir im Zickzack etwa 80 km bis wir auf der anderen Seite ankommen. Immerhin hat jetzt der Beifahrer beim Navigieren ordentlich zu tun und muss sich neue Techniken aneignen, nachdem wir nun schon über 10’000 km auf meist gut kartierten Strassen gefahren sind.

  • Ein seltener Wegweiser auf der Nordroute.

Nomaden

In der Mongolei leben etwa 3.2 Mio Menschen. Davon rund 1.5 Mio Menschen in der Hauptstadt Ulaanbaator. Daher sieht man in der restlichen Mongolei nicht so viele Menschen und erst recht nicht viele Dörfer.
Die Nordroute führt uns über einige Hochebenen. Immer wieder kommt uns ein Lieferwagen entgegen, der vollgepackt ist. Die Nomaden ziehen mit diesen Lieferwagen weiter und zügeln damit ihre Jurte auf die Hochebene. In den Dörfern können wir immer wieder eingezäunte Grundstücke ausmachen, die momentan leer stehen. Das sind wohl die Winterquartiere der Nomaden, die jetzt unterwegs sind.

Hier wird gezügelt!

Strassenzustand

Die ersten ca. 100 km in der Mongolei sind wir also auf der Nordroute auf Schotterpisten gefahren, so wie man sich die Strassen der Mongolei vorstellt: holprig, mehrspurig, verzweigt, unendlich, … Sobald wir aber die Nordroute verlassen und auf die Mittelroute wechseln, ändert sich unser Eindruck: Wir fahren auf Asphaltstrassen in sehr gutem Zustand. Die Strassen sind in einem deutlich besseren Zustand als die Strassen von Kasachstan. Entsprechend kommen wir auch schnell vorwärts!

Wir fahren über neue Asphaltstrassen. Neben dieser Strasse sind noch die alten Wege zu sehen.

Der Strassenbau in der Mongolei wird von den Chinesen gemacht. Ca. 100 km der Mittelroute sind noch nicht asphaltiert. Doch die Chinesen arbeiten mit Hochdruck daran und es macht einen ziemlich professionellen Eindruck. Wir erinnern uns an den Strassenbau in in Kasachstan zurück (welcher übrigens von den Italiener gemacht wird), wo immer in 1km-Abschnitten gearbeitet wird: Ein Kilometer ist fertig, beim nächsten Kilometer werden erst die Bachunterführungen verlegt, beim nächsten Kilometer wird der Deckbelag eingebaut, beim nächsten Kilometer wird geschottert, usw. Und das über 100 km. Und als Autofahrer muss man natürlich die ganze Strecke auf Holperpisten umfahren.
Im Gegensatz zu den Kasachen geben sich die Mongolen also richtig Mühe mit dem Strassenbau, wie man auch am folgenden Foto erkennen kann:

Von Hand werden die Mittelstriche nachgemalt.

Sehenswürdigkeiten entlang der Mittelroute

Vorneweg: Die Mongolei muss man einfach durchfahren und erleben, es gibt hier nicht die Touristen-Hotspots wie in anderen Ländern. Die Landschaft und die Tiere entlang unserer Route sind die Sehenswürdigkeiten. Neben unzähligen Geier, Pferde, Kamele und Yaks sehen wir auch einen Adler, zwei Wüstenfüchse, Hasen und Mongoleigazellen. In den trockenen Gebieten dominieren die Rennmäuse und Ziesel (welche wir in einem vorhergehenden Bericht fälschlicherweise Erdmännchen genannt haben).

  • Yak

Trotzdem bietet die Geschichte und die Natur einige Highlights, die wir uns nicht entgehen lassen wollten:

VULKAN KHORGO UND WEISSER SEE
Der Khorgo Vulkan und der Weisse See liegen in einem Naturschutzgebiet. Beim Eingang hat es tatsächlich sogar einen Drehbaum (das ist ein Schlagbaum, der weggedreht wird 😉) und wir dürfen Eintritt bezahlen. Über Offroadpisten geht es am Vulkan vorbei bis zum See, denn da gibt es sicherlich die schönsten Plätze zum Übernachten. Am See bemerken wir aber noch vor dem Aussteigen, dass es von Fliegen nur so wimmelt und alles von den Kühen vollgeschissen ist. Wir steigen also nur schnell für ein Foto aus dem Auto und beschliessen dann, dass wir wieder zurück fahren und in der Nähe vom Vulkan unser Nachtlager aufschlagen.
Am nächsten Morgen wandern wir zuerst etwas auf den Lavafeldern. Hier gibt es viele Höhlen zu erkunden. Anschliessend fahren wir zum Vulkankegel und wandern nach oben, um den Krater einmal zu umwandern. Die Aussicht ist wunderschön und man sieht bis zum See, wo die Lavaströme auf das Wasser treffen.

Es führt sogar eine Treppe auf den Vulkan hoch.
Der Vulkankegel in seiner vollen Pracht.

HIRSCHSTEINE UND MINEN
Um wieder mal etwas Abwechslung in die eintönige Route entlang der Asphaltstrasse zu bringen, machen wir eine Offroad-Tagesrundtour. Auf dieser Strecke fahren wir etwas in die Steppe raus. Dort besichtigen wir zuerst eine stillgelegte Mine. Die Wagen, mit denen das Material heraustransportiert worden ist, stehen immer noch in der Wiese und die Zugänge zur Mine sind noch sichtbar. Sogar ein unendlich tiefes, senkrechtes Loch mit ca. einem Meter Durchmesser ist noch zu sehen. Abgesperrt ist natürlich nichts, wer weiss wie viele Schafe inzwischen dort unten liegen.

Eine verlassene Mine.

Auf unserer Rundtour treffen wir immer wieder auf sogenannte Hirschsteine, welche in der ganzen Mongolei vorkommen. Das sind mannshohe Steine mit eingravierten Mustern und markieren Grabstätten von Stammesoberhäuptern oder anderen wichtigen Personen.

Ein Hirschstein.

KLOSTER ERDENE ZUU
In Karakorum besuchen wir tatsächlich ein buddhistisches Kloster, es war das erste seiner Art in der Mongolei. Innerhalb der Mauer des Klosters befinden sich mehrere Klostergebäude, eines eindrücklicher als das andere. Ein solches Detailreichtum an einem Gebäude haben wir noch selten gesehen! Jedes einzelne Gebäudeteil ist bis auf den letzten Quadratzentimeter verziert und farbig angemalt, kein Wunder dauerte der Bau über 300 Jahre. Die Gebäude sind zudem aus Holz und es wurden keine Nägel oder Schrauben verwendet, die Holzteile sind alle ineinander verkeilt.

  • Ein Gebäude des Erdene Zuu Klosters.

Zurück in Russland: Altai

Kasachstan und unser nächstes Reiseziel Mongolei teilen keine Grenze. Dazwischen liegt noch ein kurzes Stück Russland. Beziehungsweise China, aber da wir in China mit unserem Führerausweis nicht Auto fahren dürfen, war China nie ein Thema für uns.
Dieses kurze Stück Russland war für uns anfänglich also eine Durchfahrt, der wir nicht viel Beachtung schenkten. Bei unseren Vorbereitungen realisierten wir dann aber, dass uns hier mehr erwartet: Das Gebirge Altai! 

Unser neuer Indoor-Tisch

In der ersten grossen Stadt, die wir angefahren haben, finden wir sozusagen den Hornbach der Russen. Hier nennt er sich Leroy Merlin. Das Regenwetter der letzten Tage zeigte uns auf, dass ein Tisch im Auto noch praktisch wäre. Bisher haben wir das hohe Regal im Auto als Tisch genutzt, wenn es das Wetter erforderte.
In diesem Hornbach finden wir alles, was wir brauchen: Schubladenschienen, Holz (auf unsere gewünschten Masse zugeschnitten), Schrauben, Schnallen. 
Am Abend müssen wir dann aber feststellen, dass unser Plan mit den gekauften Schubladenschienen nicht funktioniert. Also suchen wir am nächsten Tag einen weiteren Baumarkt auf, der das Material für unseren geänderten Plan bieten kann: Akkuschrauber und Winkel. Wobei der Akkuschrauber für dieses Projekt nicht notwendig gewesen wäre. Aber in weiser Voraussicht (vor der Verschiffung in Vladivostok müssen wir das Auto ganz sauber putzen und dazu unsere gesamte Einrichtung aus- und wieder einbauen) haben wir den Akkuschrauber jetzt schon besorgt.
Der neue Tisch lässt sich sehen! Die Platte ist normalerweise rüttelfest verstaut und kann bei Bedarf an das Regal gehängt werden und als Tisch genutzt werden.

Melanie mit Tisch und Akkuschrauber.

Registrierung

In Gorno-Altaisk wollen wir uns registrieren. In Russland ist es üblich, dass man sich registrieren muss, wenn man länger als 7 Tage an einem Ort ist. Doch “Ort” ist nicht so genau definiert. Die einen reden da von Städten und die anderen von Bezirken.
Die Beamtin weiss nicht so recht, was wir wollen und wir wissen nicht so recht, was sie will. Sie erklärt uns, wir müssten uns nur registrieren, wenn wir länger als eine Woche in dieser Stadt (Gorno-Altaisk) bleiben, was bei uns nicht der Fall ist.
Doch sie wurde gwundrig, weshalb wir ein Business-Visum haben, wenn wir doch offensichtlich umherreisen. Wir erklären, dass das Umherreisen zu unserem Business gehört und entscheiden uns, doch besser zu gehen und das mit der Registrierung zu lassen. Das hat auf jeden Fall beim Ausreisen keine Schwierigkeiten bereitet.

Chutsky Trakt

Der Chutsky Trakt ist eine 1’000 km lange Strasse von Novosibirsk bis an die Grenze zur Mongolei, die früher als Poststrasse diente. Heute ist die Strasse sehr gut ausgebaut, was eine schöne Abwechslung zu den Strassen des letzten Monats in Kasachstan ist.
Wir fahren ab Gorno-Altaisk dem Chutsky Trakt entlang durch abwechslungsreiche und sehr schöne Berg-, Wald- und Flusslandschaften. 
Entlang der Strecke hat es diverse Haltepunkte und Highlights: die Tremola des Altai, Passstrassen, Petroglyphen, Seen, Marslandschaften, …

Der Chutsky Trakt.

Diese Region, besonders im nördlichen Teil des Chutsky Traktes, ist sehr touristisch. Die Sehenswürdigkeiten sind wieder mit braunen Hinweistafeln markiert, die Strasse ist in einem tadellosen Zustand und entlang der Strecke findet man etwa all 200 Meter ein kleines Feriendorf vor. Diese Feriendörfer sind eher Campings mit kleinen Lodges, die ihre typische Bauweise haben. Viele dieser Lodges befinden sich im Aufbau oder werden gerade renoviert. Obwohl es also eine sehr touristische Region ist, sind wir fast die einzigen Touris, die Saison hat hier noch nicht begonnen.

Ein typisches Feriendorf in der Region Altai.

Entlang dieser Strecke gibt es auch wieder vermehrt Polizeikontrollen. Einmal werden auch wir an den Strassenrand gewunken und erstmal auf Russisch vollgequatscht. Wir haben keine Ahnung, was der Polizist von uns will. Die Papiere, die wir ihm hinhalten, will er jedoch nicht sehen. Als der Polizist realisiert, dass wir absolut kein Russisch verstehen, verwirft er nur die Hände und winkt uns wieder zurück auf die Strasse.
Da waren uns die Papp-Polizisten in der Wolga-Region schon sympathischer. 😉 

Melanie mit einem russischen Polizisten.

Erlebnisse russischer Art

Auf einem Pass schlendern wir durch die Marktstände auf der Suche nach Honig. Die Marktfrauen verkaufen alle die gleichen mongolischen Filzerzeugnisse: Socken, Handschuhe, Strümpfe,… Ein Mann bietet allerdings eine braune Masse in Gläsern an. Schon freuen wir uns, dass wir den Honig gefunden haben. Bei näherem Betrachten stellte sich aber heraus, dass es etwas Flüssiges ist. Wir verständigen uns wieder mal mit Handzeichen und kommen zum Schluss, dass es Schnaps sein muss. Schliesslich ist das Gebräu auch in einer Schnapsflasche abgefüllt. Auch gut, wir nehmen die grösste Flasche. Der Bär auf dem Etikett hat es Jonas angetan.
Am Abend stellt sich dann heraus, dass der Bär auf dem Etikett ein Biber ist und dass der Schnaps schrecklich nach Gülle stinkt. Als wir dann zwei Tage später wieder mal Internet haben, gehen wir dem Schnaps auf den Grund. Wir stellen fest, dass es sich gemäss Wikipedia nicht um Schnaps, sondern um Bibergeil handelt.

Am Wochenende pausieren wir an einem kleinen, abgelegenen See, da wir unser Glück beim Fischen versuchen wollen. Scheinbar flüchten alle russischen Männer am Wochenende vor ihren Frauen und gehen gemeinsam fischen und campen. Wir sind also nicht die einzigen Camper am See. Am See haben sich rund 6 Gruppen Männer eingerichtet, die den ganzen Tag auf dem See fischen und am Abend natürlich festen.
Wir probieren natürlich unsere neu gekaufte Fischerrute aus. Zu festen gibt es dann aber nichts, da wir keinen Fisch gefangen haben. 

Jonas beim Fischen.

Big Five von Russland

Nach dem Vorbild der Afrikaner haben wir uns die Big Five von Russland zusammengestellt. Das sind 5 wilde Tiere, die typisch für Sibirien sind: Bär, Elch, Schneeleopard, Wolf, Adler.
An einem Abend beobachten wir völlig überrascht, wie zwei Elche den Fluss, an dem wir übernachten, durchqueren.
Greifvögel sieht man viele in dieser Gegend. Wir können sehen, wie sie im steilen Gelände einen Fuchs jagen. Später staunen wir nicht schlecht, als ein Adler mit mindestens 2 Meter Spannweite vor uns auf dem Weg bei einem toten Fohlen steht und zum Abflug ansetzt. Wir beobachten ihn, wie er durch die Lüfte fliegt. Unglaublich schön!
Zwei von fünf, an den anderen bleiben wir dran. Und sorry, es gibt keine scharfen Fotos, da wir beide Tiere überraschenderweise angetroffen haben.

Katu-Yarik und Teleskopsee

Vom Chutsky-Trakt machen wir einen Abstecher zum 150 km entfernten Teleskopsee. Die Offroad-Strecke führt durch wunderschöne Landschaften und wieder vorbei an gefrorenen Seen.
Von den Katu-Yarik-Serpentinen haben wir gelesen, dass es eine sehr schlechte und gefährliche Strasse ist. Doch von all unseren Offroad-Serpentinenstrassen, die wir bisher gefahren sind, waren die Katu-Yarik-Serpentinen die ungefährlichsten. 
Allerdings kommt man ohne Allrad nicht weit. Vom Hörensagen wissen wir, dass die 2WD’s mit dem Traktor hochgezogen werden.

Der Katu-Yarik-Pass, welcher zum Südufer des Teleskopsees führt.

Im Tal führt die Offroadpiste 60 km immer dem Fluss entlang Richtung Teleskopsee. Wir geniessen die Fahrt durch das fast unbewohnte Tal bei schönstem Wetter. Die Strasse endet am See in einer Sackgasse. Weiter geht es nur mit der Fähre, welche man vorbestellen müsste. 
Weil es keine Leute hat, wählen wir als Übernachtungsplatz den Strand direkt am Teleskopsee.
Am Abend kommt noch eine russische Reisegruppe, die unser Auto bestaunen und es nicht verstehen, dass wir keinen Wodka haben. Doch es ging nicht lange und einer der Reisegruppe holte seinen selbstgebrannten Samogon (wahrscheinlich ein Grappa), den wir dann im grossen Becher probieren durften. 
Wir nehmen denselben Weg wieder zurück, den wir gekommen sind. Auf dem Rückweg treffen wir auf Kerstin und Torben aus Deutschland, die mit dem LKW unterwegs sind. Bei Kaffee tauschen wir uns aus und dürfen noch ihren LKW besichtigen. Das lässt Jonas gleich träumen. 

Weitere Highlights am Chutsky-Trakt

Zurück auf dem Chutsky-Trakt geht es weiter Richtung mongolische Grenze. Auf dieser Strecke halten wir bei einem Geysir-See an. Man sieht im See Gas aufsteigen, das dann aber unter dem Wasserdeckel hängen bleibt. Der Geysir ist also nicht vergleichbar mit den isländischen Geysiren, aber trotzdem sehr schön anzusehen. Die Umgebung ist sehr märchenhaft. Wohl darum haben die Betreiber auch Schnitzereien einer Hexe und von Rotkäppchen aufgestellt.

Der Geysir-See.
Ein Bächlein beim Teleskopsee.

Weiter östlich wandern wir noch in einer marsähnlichen Landschaft. Die Farben Rot, Orange und Gelb dominieren das Gestein.

Der sogenannte Mars 1.
Und der sogenannte Mars 2.

Ein weiteres Highlight sind auch die Treffen mit vielen anderen Reisenden, die ähnlich unterwegs sind wie wir. Im Altai müssen alle der gleichen Strasse entlangfahren. Und je näher wir an die Grenze zur Mongolei kommen, desto häufiger kommen uns Gleichgesinnte entgegen. Neben deutschen Pärchen haben wir auch Schweizer und eine französische Familie in einem Landrover angetroffen. Man hält kurz an der Strasse und tauscht Erfahrungen, Geheimtipps und Kontaktdaten, bevor es wieder weiter geht.

Grenzübergang Mongolei

Da am Sonntag die Grenze geschlossen hat, wollen wir am Samstag Morgen noch in die Mongolei einreisen. Am Freitag machen wir daher einen gemütlichen Tag im letzten Dorf vor der Grenzzone, in der man nicht campieren darf, um am Samstag fit zu sein. Man weiss ja nie, wie die Überfahrt ins nächste Land abläuft, vielleicht werden unsere Nerven wieder während unmenschlichen Wartezeiten strapaziert. 
Am Samstag Morgen treffen wir wiedermal auf Schweizer. Steffi und Christoph kommen gerade aus der Mongolei und wir tauschen uns noch aus. Sie sagen uns, dass an der Grenze nichts los ist. Wir freuen uns, dass wir nicht lange warten müssen. 
45 Minuten später stehen wir am russischen Grenzposten und niemand steht an. Doch warum ist das Tor zu? 🤔
Wir finden heraus, dass ein lokaler Feiertag (Kinder- und Muttertag) ist. Jetzt wissen wir auch, warum nichts los ist. 😁
Weil man hier nicht campieren darf, müssen wir wieder 50 km zurückfahren und bis Montag warten, bis wir endlich in die Mongolei einreisen können.

Der verschlossene Grenzübergang zur Mongolei.

Unsere treuen Wegbegleiter in Kasachstan

Sie begleiten uns jetzt schon durch ganz Kasachstan. Und ich muss sagen, treu sind sie. Sie sind bei uns, wenn wir auf schmalen Wegen durch die Landschaft cruisen oder von Dorf zu Dorf auf den Hauptstrassen fahren. Aber auch auf der Autobahn begleiten sie uns. Manchmal spüren wir sie fast nicht. Doch manchmal wecken sie uns aus den Tagträumen und lassen unsere Gesichter verzerren. Nanuk mag sie nicht so. Sie sind ihm meistens zu kantig. Er hat es gerne etwas liebevoller. Sie können bis zu 6 Meter breit werden. Dann sind sie richtige Stau-Verurasacher! Dann gibt es noch die ganz Fiesen. Sie reissen die Räder von den Autos, zerstechen Pneus und machen Federungen kaputt. Rytvina werden sie hier genannt. Ich glaube, dass ich sie ein wenig vermissen werde. Wobei ich denke, dass ihre Verwanten auch in Russland und der Mongolei angesiedelt sind. Zum Schluss möchte ich mich bei ihnen für die gute Zusammenarbeit bedanken und wünsche ihnen viel Spass mit den nächsten Touris. Tschüss Schlaglöcher, bis zum nächsten Mal!

Kasachstan: Die Nationalpärke im Südosten und ab nach Norden

Habt ihr gewusst, dass sich der zweitgrösste Canyon der Welt in Kasachstan befindet? Der Sharyn Canyon ist nach dem Grand Canyon in Amerika der zweitgrösste Canyon. Für Jonas ist er ganz schön eindrücklich gross. Melanie war schon beim Grand Canyon und ist daher nicht ganz so überwältigt. Wir fahren dem Canyon entlang und nehmen immer wieder die Bauernwege, die zum Rand des Canyons führen. Wir sind meistens ganz alleine und können die Ausblicke in den Canyon ungestört geniessen. Es gibt einen Parkplatz auf der anderen Canyonseite, dieser hingegen ist rappelvoll mit Autos. Die Leute wandern oder fahren sogar mit den Autos zu Hunderten in den Canyon hinein.

Beim Sharyn Canyon.

Uns führt es noch zum Kaindysee. Dieser See entstand vor über 100 Jahren durch einen Erdrutsch, der nun einen Damm bildet und das Wasser des Bächleins zurückstaut. Im See hat es heute noch stehende Baumstämme. Unter Wasser kann man sogar noch die Äste der Bäume sehen. Dies ist natürlich ein Foto wert! Darum sind wir auch nicht die Einzigen am See. Doch da die Kasachen nicht gerne wandern, können wir nach einer kurzen Wanderung den See von der anderen Seite fast alleine geniessen.

Der Kaindysee mit den Bäumen, die immer noch im Wasser stehen.

Nun geht es seit langer Zeit wiedermal Richtung Norden. Wir besuchen den Altyn-Emel Nationalpark etwas nordöstlich von Almaty. Die singende Düne ist da die Hauptattraktion. Als wir sie besuchen, hat sie wohl gerade Mittagspause. Gesungen hat da gar nichts, aber wir trampelten bis ganz nach oben, um dann nach unten zu rutschen. Beim Runterrutschen hat die Düne dann doch noch Töne von sich gegeben. Durch das Verdichten des Sandes hat es lustige Quietschtöne gegeben.
Die Wege, die durch den Park führen, sind sehr mühsam für Nanuk. Es sind vom Wind gemachte Wellen auf dem Weg, was uns und vorallem Nanuk mächtig durchrüttelt. Wir haben das Gefühl, dass nächstens alles auseinanderfliegt und es zerrt an unseren Nerven. Wir probieren es mit 80 km/h (Kasachentempo) und mit 20 km/h. Mit 80 km/h wird es einem aber unwohl auf diesen Wegen, also halten wir uns wieder an Tempo 20 km/h.
Weiter östlich im Park gibt es eine 700-jährige Weide. Nicht nur das Alter des Baumes ist beeindruckend, sondern auch seine Grösse. Ein Baum, der so gross war, dass er seine Äste auf den Boden hängen lässt, um sich abzustützen.
Eine rote Lawalandschaft und die farbenfrohe Gesteinslandschaft im Osten des Nationalparks können wir auch noch besichtigen. Diese Landschaften bestehen aus farbigen Stein- und Sandhügel: rot, gelb, weiss, grün, blau, orange, … Man hat das Gefühl, man stehe auf einem fremden Planeten.
Dies ist der erste Nationalpark, welcher ein bisschen geregelt war. Es gibt Checkpoints, wo man sein Ticket vorweisen muss, und Verbotstafeln an Strassen, die man nicht befahren darf. In den bisherigen Nationalparks durfte man machen, was man wollte, und überall lag entsprechend Abfall.
In diesem Nationalpark darf man laut Anweisung des Ticketverkäufers auch nicht wild campieren, sondern muss die Zelte bei einer Rangerstation/Ticketkontrolle aufschlagen. Wir mussten sogar angeben, bei welcher Rangerstation wir übernachten werden. Nach dem Motto “Sagt Mami ‘nein’, dann frag noch Papi” haben wir dann den Ranger an der von uns angegebenen Rangerstation gefragt, ob wir nicht im Park campieren dürfen, statt hier bei seiner Rangerstation. Der Ranger meint, das sei kein Problem und gab uns noch Tipps für die schönsten Plätze.

Weiter auf dem Weg Richtung Norden meinen wir, von Weitem einen Unfall mit LKW’s zu sehen. Als wir näher kommen, stellt sich heraus, dass sie die Strasse gerade für einen Filmdreh brauchen. Wir müssen auf die Wiese ausweichen und fahren zwischen Filmdreh, dem Equipment und einem dreckigen Ford Mustang, wohl das Filmauto, durch. Die Landschaft hier taugt wirklich gut als Filmkulisse.

In Taldykorghan finden wir wieder einmal alles, was uns so fehlt. Unsere beiden Schrauben oberhalb der Frontscheibe sind inzwischen wieder gebrochen (man erinnere sich an das Prozedere der ersten zwei Schraubenbrüche). In einer Werkstatt können uns die Jungs die gebrochenen Schrauben ersetzen. Diesmal müssen sie nicht mal schweissen. Die Schrauben bekommen sie durch das Anheben des Daches mit einer Zange herausgeschraubt. Wir bedanken uns wieder mit Sackmesser.
Zurück im Stadtzentrum suchen wir ein Kabel für Melanies Laptop und das Spiel “Rummykub”, welches wir leider Zuhause vergessen haben. Beim Durchforsten der Kinderläden nach einem Rummykub verliert Melanie noch die Speicherkarte von Jonas Kamera, da die Karte aus ihrem Hosensack fällt. Keine Angst, die Fotos sind gesichert und eine neue Karte konnten wir noch gleichentags besorgen.

Diese Woche dürfen wir wieder die Gastfreundschaft der Kasachen geniessen. Eigentlich wollten wir nur unseren Wassertank auffüllen. Als wir am Strassenrand den Wasserhahnen entdecken, parkieren wir wie gewohnt rückwärts am Hahnen, um mit dem Schlauch den Tank zu füllen. Leider funktioniert dieser Wasseranschluss aber nicht mehr. Zeitgleich kommt der Herr aus dem Haus direkt nebenan, stellt sich bei Jonas als Ulan vor und gibt uns zu erklären, dass die Wasserhahnen nicht mehr in Betrieb seien, weil sie jetzt Wasseranschlüsse im Haus haben. Wir sollen doch bei ihm parkieren und er füllt uns den Tank.
Während dem Befüllen des Tanks stösst Ulans Frau, eine Englisch-Lehrerin, zu uns. Endlich können wir uns wieder mal ohne Google-Translate unterhalten! Nach dem Befüllen des Tanks laden sie uns ein, ins Haus zu kommen und mit ihnen und den zwei anderen Familien, die im Haus wohnen, Zmittag zu essen. Wir waren nicht die einzigen Gäste, später kamen auch noch Kollegen von Ulan zum Essen vorbei. Es sei normal, dass die Küche am Mittag voll sei und man nicht wisse, wer alles zum Essen kommt, meint Ulans Frau.
Dank ihr können wir uns gut verständigen und Konversationen führen. Die Kasachen sind sehr offen und sprechen die Themen, die sie interessieren, direkt an: Lohn, Beruf, Ersparnisse, Alter, Zivilstand, Kinder, …?
Die hohen Löhne überraschen sie, wir können ihnen aber anhand des Brotpreises (ein Pfünderli kostet in Kasachstan umgerechnet nicht mal 30 Rappen) gut aufzeigen, dass bei uns das Leben dafür etwas mehr kostet.
Da zeigen sie bei anderen Themen etwas weniger Verständnis. Nachdem sie erfahren haben, dass Jonas jünger ist als Melanie wird in seiner Abwesenheit nochmals nachgehakt, ob wir wirklich ein Paar seien. Und dass wir noch nicht verheiratet sind und keine Kinder haben, können sie sowieso nicht verstehen. Nun ja, zum Abschied gab es von der Mama des Hauses einen Schal geschenkt, der für viele Kinder sorgen soll 😉
Wir bedanken uns mit Schnaps, Plüschtieren und Sackmessern und verabschieden uns in den Regen.  Es regnet zum ersten Mal seit Litauen!

Zu Besuch bei einer kasachischen Familie.

Am Alakölsee machen wir einen Tag Pause und planen unsere Weiterreise durch das Altai-Gebirge in die Mongolei. Im Planungsfieber planen wir dann auch gleich unsere Weiterreise während das Auto im Container nach Australien schippert und dann auch noch gleich, wo wir in etwa in Australien durchfahren. Vielen Dank an dieser Stelle für all die persönlichen Reisetipps, die wir einholen durften 😉

Pause am Alakölsee.

Vor der russischen Grenze besuchen wir noch einen Ort mit Petroglyphen, Wandmalereien aus der Steinzeit. Einen Teil wurde leider gerade von russischen Archäologen untersucht, darum können wir nicht alles besichtigen. Trotzdem bekommen wir von unserem eher mässig motivierten Begleiter einige Zeichnungen von Rösser, Rentieren und Menschen zu sehen.
Leider ist unsere Zeit in Kasachstan schon abgelaufen und wir fahren deshalb weiter zur russischen Grenze. Da ja die letzte Einreise nach Russland etwas länger dauerte, haben wir diesmal genug Zeit eingerechnet. Nicht dass noch unsere visumsfreie Zeit in Kasachstan abläuft, während wir an der Grenze auf Einlass nach Russland warten. Der Grenzübergang geht aber sehr rasch. Ein bisschen Kontrolle, die Formalitäten und dann heisst es auch bereits: Welcome to Russia!

Petroglyphen: Pferde und Rentiere von Steinzeitmenschen gemalt.

Kasachstan: Entlang der Seidenstrasse

Unser nächstes Ziel war Almaty. Die Stadt im Südosten ist mit 1.7 Millionen Einwohnern die grösste Stadt in Kasachstan. Astana, welche jetzt übrigens seit März Nur-Sultan heisst, ist zwar die Hauptstadt, hat aber weniger Einwohner. Die Kasachen wechseln offensichtlich gerne die Namen der Städte und Dörfer, wohl nicht zur Freude von Touristen und Reiseführer-Autoren.

Wir fahren der Seidenstrasse entlang und treffen als erstes schon wieder auf ein Stück Russland. Die Raumfahrtstation Baikonur in Kasachstan ist nämlich noch bis 2025 an Russland verpachtet. Wir sahen aber nicht viel. Wenn man Baikonur besichtigen will, braucht man eine Sonderbewilligung, die ca. 6 Wochen im Voraus bestellt werden muss. Für uns ging es also weiter Richtung Osten.

Die Raketenstartbasis Baikonur.

Von der Seidenstrasse ist, abgesehen von den Kamelen, nicht mehr viel zu sehen. Die Ausgrabungen, die wir besichtigt haben, waren interessant, aber leider gibt es keine Informationstafeln oder Broschüren, die einem die Hintergründe erläutern. Die Ausgrabungen werden in 10 Jahren auch wieder überwachsen sein, da nicht gross dazu geschaut wird, obwohl man Eintritt bezahlt.

Die alte Stadtmauer inmitten von Mohnfelder.

Die Landschaft verändert sich. Aus Steppe und Hügel werden langsam Berge, die sogar noch schneebedeckt sind. Wir fühlen uns fast wieder wie im Seetal.

Da wir nun endlich die Berge erreicht haben, machen wir im Nationalpark Aksu-Zhabagly eine Wanderung auf 2’800 m.ü.M. zu einem See und zu Höhlenmalereien. Die letzten paar Höhenmeter waten wir durch den Schnee und natürlich ist das Seeli auch noch gefroren. Die Höhlenmalereien haben wir nicht gefunden, der Wegbeschrieb und die verbleichten Karten waren zu ungenau. Es war trotzdem schön. Wir können diese Gegend den Bergfreunden empfehlen 😉

Auf 2’800 m.ü.M. im Nationalpark Aksu-Zhabagly.

Auch der nächste Nationalpark, in der Nähe von Almaty, konnte mit einem gefrorenen See überzeugen. Wenigstens zeigte er an wenigen aufgetauten Stellen etwas von seinem türkisblauen Wasser. Das Wetter war übrigens die ganze Zeit sehr schön und auch warm, wir haben uns nun einfach für die Jahreszeit mehrmals in etwas zu hohen Gegenden aufgehalten.

Am gefrorenen Almaty-See.

Wir waren übrigens nicht die Einzigen im Nationalpark. Die Kasachen zieht es an Wochenenden gerne in die Nationalpärke, wo sie direkt mit den Autos zufahren, darin laut Musik laufen lassen und grillieren. Zurück bleibt jeweils ein grosser Berg Abfall.

Nach ein paar weiteren schönen Täler merken wir, dass vor jedem Tal (ob Nationalpark oder nicht) ein Schlagbaum steht. Der Eintritt von bis zu 1’000 Tenge scheint im ersten Moment viel zu sein (wir haben uns immer noch nicht an diese Währung gewöhnt), diese 2.70 Fr. sind dann aber doch gut investiert.

Bis kurz vor Almaty haben wir gedacht, dass die Kasachen nur Steigungen von 12% kennen, da schon die kleinste Steigung mit einer 12%-Tafel gekennzeichnet war. Es ist jedoch anders. In der Region Almaty haben wir sogar eine 4.1%-Tafel gesichtet! Die Almatiner nehmen es genau!

In Almaty haben wir auf der mongolischen Botschaft das Visum für unsere Einreise in die Mongolei besorgt. Das Lösen des Express-Visum (wir wollen schliesslich noch am gleichen Tag weiterreisen und nicht erst in einer Woche) ging erstaunlich einfach und schnell. Von den Kontoauszügen und den Tickets für die Weiterreise, die man für das Visum vorweisen muss, wollte der Beamte nichts wissen.

Am nächsten Morgen erfahren wir durch Daheimgebliebene und durch Medien, dass es in der Mongolei einen Pest-Ausbruch gegeben hat und es schon zwei Todesfälle gab. Zudem stehen ein Dutzend Schweizer Touristen unter Quarantäne. Das wollen wir uns natürlich nicht antun und fragen uns, ob es überhaupt möglich ist, in die Mongolei einzureisen.
Ein Mail an die Helpline des EDA bringt uns nicht weiter. Als Antwort bekommen wir ein 0815-Standardmail von wegen „Sie sind für Ihre Reisen selber verantwortlich“ und „fragen sie bezüglich Fragen zur Gesundheit bei Ihrem Hausarzt nach“. Ein weiteres Dankeschön an Bern!
Wir fahren also nochmals ein Stück zurück auf die mongolische Botschaft in Almaty, um uns detailliertere Infos zu holen als das, was wir in der Presse gelesen haben. Der Herr wusste gar nichts direkt von unserem geschilderten Fall und meinte nur, das sei normal in der Mongolei, das komme alle paar Jahre beim Verzehr von rohem Murmeli-Fleisch vor. Wir könnten unbeschwert einreisen und sollten eine gewisse Region meiden, wenn wir auf Nummer sicher gehen wollen.

In Almaty probierten wir ein weiteres Mal von der kasachischen Küche. Neben Teigtaschen, Beschbarmak (Pferdefleisch) und leckeren Brötchen gibt es noch Kamelmilch. Der Magen dankt uns.

Es geht weiter in den nächsten Nationalpark, östlich von Almaty, wo es viele Wasserfälle gibt. Von dort fahren wir hoch auf einen Pass, wo ein riesiges, verlassenes Observatorium steht. Leider war das Areal abgesperrt und bewacht und wir konnten das Gebäude nur von Aussen bestaunen.

Ein verlassenes Observatorium.

Vom Observatorium aus fahren wir langsam über ein Hochplateau wieder Richtung Meereshöhe. Die Strecke führt entlang eines Flusses, den wir immer wieder durchqueren müssen, durch wunderschöne Landschaften. Da gibt es moosgrüne Hügel, farbige Steinfelder, rote Sandsteinsäulen und immer wieder rennt uns ein Murmeli über den Weg.
Zudem sieht man auch die Plätze der Halbnomaden, die hier oben den Sommer verbringen. Die Jurten stehen aber leider noch nicht.
Die Strasse passt sich der Landschaft an und führt uns durch fremde Welten. Da lassen wir besser die Bilder sprechen: